zeitrafferin
Julia Seeliger-
9. July 2007 | 8 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Ein kleiner Hack war das schon: Auf der gestrigen CSD-Parade in Köln sollte eine nicht angemeldete Fußtruppe der Parade verwiesen werden. Die Situation: Wir waren noch nicht weit gekommen, gerade mal auf dem Anstieg zur “Deutzer Brücke”, da reihte sich eine Gruppe hinter uns ein. Es waren gute alte Bekannte aus meinen Zeiten im Schwulen- und Lesbenzentrum Bonn. Sofort kamen wir ins Gespräch, Begrüßungsküsschen wurden ausgetauscht, und wir begannen über alte Zeiten und neue Projekte (beispielsweise eine Reise zum CSD Rostock) zu plaudern. Nebenbei wummerten die Bässe des grünen Paradewagens, Begrüßungsgetränke wurden kredenzt.
Doch die Freunde währte nicht lange, das Unheil nahte in Gestalt eines netten, aber in jener Situation gemein aussehenden CSD-Verwaltungstyps. Die Gruppe sei nicht angemeldet und müsse die Parade verlassen. Er wollte den KKK (Kessenicher Kegel Klub, eine Fußtruppe aus Bonn, die in freundlich lächelnden rosa Polohemden demonstrierte) doch tatsächlich von der Straße werfen. Die Gruppe hatte sich nichts zuschulden kommen lassen – sie gehörte nur nicht zum “offiziellen CSD”.
Nach meiner Auffassung ist der CSD eine Demonstration gegen sexuelle Diskriminierung, für die Rechte von Schwulen und Lesben, Bisexuellen und Transgendern (and friends), eine Demonstration für Vielfalt und Toleranz. Der CSD ist eine Veranstaltung der Offenheit, für eine Gesellschaft, in der niemand ausgeschlossen ist. Ich kann verstehen, dass man im Vorfeld der Veranstaltung plant und verhindert, dass allzu viele Wagen mitfahren – und mit “allzu viele” meine ich “so viele Wagen, dass der Zug viel zu lange Zeit brauchen würde, um einmal durch Köln zu fahren”. Jedoch meine ich, dass auf einer Demonstration erst einmal alle teilnehmen dürfen und ihren politischen Auffassungen Ausdruck verleihen dürfen. Eine Einschränkung: Menschenverachtendes Gedankengut, das hat nicht nur auf dem CSD keinen Platz!
Der Kessenicher Kegel Klub wollte aber nur bei jener gestrigen Demonstration gegen sexuelle Diskriminierung (CSD) mitlaufen und allerhöchstens nebenbei noch ein bisschen tanzen und Lebensfreude versprühen. Das jedoch schien den CSD-OrganisatorInnen jedoch nicht zu gefallen, die Truppe sollte raus. Das wollten wir nicht auf uns sitzen lassen! Die Nachricht vom möglichen Rausschmiss einer engagierten Laufgruppe wurde von uns an die Leute auf dem grünen Paradewagen kommuniziert. Mein Misstrauen gegen eventuelle spießige Tendenzen in unserer Partei war groß: Lautstark forderte ich ein, dass mensch “etwas tun” müsse!
Etwas, und zwar etwas sehr gutes – das tat die Crew auf dem grünen Paradewagen dann auch: Kurzerhand wurden die “Überall wirds wärmer”-Shirts von oben heruntergereicht. “Überall wirds wärmer” war das offizielle CSD-Shirt der Kölner Grünen. Damit wurde der Kessenicher Kegel Klub zu einem Teil der grünen Fußtruppe und wurde nicht mehr von der CSD-Verwaltung behelligt.
Eine nette, Aktion, die ein kleines bisschen zur Offenheit des “großen” Kölner CSD beigetragen hat. Auch die Kölner Parade ist eine Demo!
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7. July 2007 | 3 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Und sicher ist, nachdem die Bundesregierung so genannte “Hacking-Tools” verboten hat, jetzt wieder das ganze Internet. Der Chaos Computer Club – bei dumpfen Konservativen als terroristische Organisation bekannt – hat das mit dieser schönen Blümchenparadies-Grafik verbildlicht.
Deswegen sind auch Berufe wie “Firewallerfinderin” oder “IT-Sicherheits-Forscher” jetzt obsolet. Weil jetzt niemand mehr Tools benutzen darf, mit denen Sicherheitslücken gefunden werden können, gibt es auch keine Sicherheitslücken mehr. Ist ja klar.
Gefunden hab ich die schöne Karte auf netzpolitik.org, wo wie immer auch Hintergrundinfos zum Thema zusammengestellt sind.
Das Tolle auch: Jetzt sind alle Menschen wieder sicher, dass ihnen nichts mehr in den Browser – was war das noch mal – springt.
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(Bestellen: Politik-Kompetenz-Shirt)
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6. July 2007 | Comments Off on Auf zum Kölner CSD! | Trackback | Internet ausdrucken
In ein paar Stunden – eben so lange, wie ich mit dem Zug von Berlin nach Köln brauche – beginnt für mich der höchste Feiertag des Jahres! Traditionell zelebriere ich dieses Fest am Infostand der Kölner Grünen. Und Sonntag ist die große Parade!
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Bild von Howie_Berlin via flickr (Lizenz)
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26. June 2007 | 28 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Bündnis 90/Die Grünen haben kürzlich im Bundestag eine “Kleine Anfrage” zu gestrecktem Gras gemacht. Ich hatte schon mal über die Gefahren desselben berichtet: Die Bundesrepublik wird derzeit von gestrecktem Gras überschwemmt. Kriminelle mischen Sand, Glas, Zucker und Plastik in die Hanfblütchen und gefährden damit die Gesundheit von vier Millionen CannabiskonsumentInnen.
Selbst wenn die Bundesregierung ignorant und menschenverachtend handelt – so stellt es sich mir gerade dar – so sollte sie doch die Kosten im Auge behalten, die entstehen, wenn Millionen Menschen nach Konsum von Gift-Gras krank werden.
Die Bundesregierung jedoch hat in der Beantwortung der kleinen Anfrage (PDF) offiziell klar gestellt, dass sie sich nicht mit gefährlichen Streckmitteln in Marihuana befassen will. Stattdessen empfielt sie den Cannabiskonsumenten Abstinenz. Ganz ähnlich ignorant wurde übrigens auch eine Anfrage der Linkspartei zur Legalisierung beantwortet.
Wer es noch nicht getan hat – hier ist der Protestmailer, mit dem Ihr mit einer vorgefertigten oder selbst verfassten Mail gegen die Ignoranz der Bundesregierung protestieren könnt. Unter anderem wird dort die Forderung gestellt, den Eigenanbau zu legalisieren.
In eine ganz ähnliche Richtung agieren wir auch im Rahmen der Hanfparade 2007. Unter dem Motto “Gib mir fünf!” fordern wir – ziemlich realpolitisch – die Legalisierung des Eigenanbaus von fünf Hanfpflanzen für jede und jeden. Denn wer sein Gras selbst anbaut, wird sicherlich nicht literweise Pestizide draufschütten oder die Blütchen mit Klebstoff oder anderem Streckmittel “fetter” machen. Wer sein Gras selbst anbaut, macht das sehr wahrscheinlich “Bio” – und das ist auch gut so!
- Gut für die KifferInnen
- Gut für’s Gesundheitssystem
- Gut für die Beamten von Repressionsapparat
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