zeitrafferin
Julia Seeliger-
23. August 2008 | 8 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Erst schrieb er genau während meiner BKA-Gesetz-und-Datenschutz-Reise einen großen Artikel, der genau meine Thesen enthielt – ich las ihn im Regionalexpress zwischen Schweinfurt und Eichstätt – und heute ist in der Süddeutschen eine ganze Seite “Thema des Tages”. Thema: Das Thema meiner Diplomarbeit, die ich vorgestern abgegeben habe. Mit dabei ist ein Artikel von Heribert Prantl: “Zerbröselt im Internet”.
Und das Urheberrecht bildet sozusagen eine Mauer aus Paragrafen, welche die geistige Leistung des Urhebers umgibt – wer hinein will, muss zahlen. Das ist die Grundidee, sie hat 200 Jahre leidlich funktioniert. Aber dann kam das Internet. Jetzt funktioniert sie nicht mehr, weil die Mauer durch die neuen Techniken leicht durchbrochen werden kann – und zwar milliardenfach.
Es gibt wahrhaft schlimmere, von denen man sich verfolgt fühlen kann. Und wahrscheinlich ist das eh Zufall – Sommerloch.
Der Prantl-Artikel ist nicht im Netz, wohl aber ein anderer: “Klauen macht glücklich”, ebenfalls heute auf Seite 2 beim “Thema des Tages”.
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19. August 2008 | 17 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Aktuell sitze ich ja noch an meiner Diplomarbeit. Nun stellte sich mir folgende Frage: Gibt es Konzeptionen, die Stärke der Freiheit in einer Art Index zu messen? Oder auch: Einzelne Eigenschaften – Freiheit, Copyleft – auf irgendeine Art und Weise zu “messen”?
Ich kam auf den Gedanken, als ich mit einem Freund telefonierte, und wir über die Unterschiede zwischen Freier Software und Creative Commons diskutierten. Ein wesentlicher Unterschied – und zwar der, warum man Freie Software besser unter die Lizenzen Freier Software und nicht unter Creative Commons stellt – ist ja, dass bei Freier Software immer der Quellcode mitgeliefert werden muss. Dies ist dem unterschiedlichen Zweck der unterschiedlichen Freien Lizenzen geschuldet – Für Software ist der offene Quellcode fundamental, bei Creative Commons lizensierten Inhalten geht es auch um den offenen Zugang – aber eben auch um Remix.
Deswegen die Idee: Wäre es nicht “freier”, wenn Freie Musik in einzelnen Tonspuren verfügbar wäre? Wäre eine Freie Grafik nicht “noch freier”, wenn sie nicht zusammengefügt, sondern in einzelnen Ebenen daherkäme?
Daran wird deutlich: Es könnte “frei” und “noch freier” geben. Dann wäre es im Endeffekt denkbar, Freie Lizenzen abstrahiert abzubilden.
Es geht hier nicht um rechtliche Fragen, sondern eher um Vergleichbarkeit von Konzepten, in meinem Fall die Lizenzen Freier Software mit Creative Commons. Da es ja auch noch viele andere Freie Lizenzen gibt, wäre es doch schön, ein Mittel zu haben, diese zu systematisieren.
Sehr ihr das auch so, und wenn ja, kennt jemand, der hier vorbeisurft, derartige Konzeptionen? Hat da schon mal jemand einen Artikel drüber geschrieben? Oder mache ich einen dicken Denkfehler?
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18. August 2008 | 16 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
- TOP: Der GHB/GBL-Safer-Use-Guide der grossstadtsurvivor
- NEU: GHB/GBL-Flyer bei eclipse
Einen im Grunde sehr netten und lesenswerten Flyer (Autor/in unbekannt, Flyer stammt von einer Party) zu GHB/GBL und dessen Gefahren, als K.O-Tropfen missbraucht zu werden, habe ich auf der Hanfplantage dokumentiert gefunden: “Take back the night – Sexismus bekämpfen, Vergewaltigungen verhindern!” Es gibt nämlich das Problem, dass Leute – meist Männer – GHB/GBL als Waffe benutzen, um andere für Sex gefügig zu machen, und dieses Problem geht alle etwas an. Nur, wenn die Partycommunity Verantwortung zeigt, gelingt es, dieses Problem zu lösen.
Ihr habt euch die neuen Schuhe angezogen, den coolen Glitzergürtel umgelegt und freut euch die ganze Woche schon auf die anstehende Party. Zusammen mit anderen tollen Menschen wollt ihr das Leben genießen, euch austoben und einfach eine schöne Zeit haben. Davon wollen wir euch auch gar nicht lange abhalten, sondern wünschen euch viel Spaß.
Immer wieder gibt es Berichte vom und Diskussionen um den gezielten Einsatz der Droge GHB als Waffe zur geplanten Vergewaltigung bei Parties und Afterhours. Dabei wurde Menschen (in der Regel Frauen) die Droge versteckt verabreicht, um sie in ihrer Wahrnehmung und ihren motorischen Fähigkeiten so weit einzuschränken, dass sie sich vor Angriffen auf ihre psychische und physische Integrität, meist in Form von Vergewaltigung, nicht mehr schützen konnten.
So etwas darf nicht passieren und wir alle können und müssen etwas dafür tun, Vergewaltigungen zu verhindern. Deshalb: Wenn Situationen komisch wirken, sprecht das an!
Dies halte ich für den einzig sinnvollen Ansatz im Umgang mit GHB/GBL – ob es jetzt um den Stoff als Vergewaltigungswaffe oder als Droge geht. Eine Verteufelung dieses Stoffs wird weder das Problem lösen, dass Leute solch verachtenswürdige Straftaten wie eine Vergewaltigung mithilfe von GHB/GBL (K.O.-Tropfen) begehen, noch wird die Verteufelung dazu führen, dass es weniger Schäden gibt, nachdem die Leute den Stoff – warum auch immer – konsumiert haben. Aufklärung über mögliche Gefahren von GHB/GBL – ob als Vergewaltigungswaffe oder als Liebesdroge – ist der einzige Weg, Probleme wirklich anzugehen.
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6. August 2008 | 17 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Abermals gibt es ein nicht ganz meinungsfreies Stück von Claudia Fromme (Süddeutsche Zeitung) zum Thema Drogenpolitik. Diesmal hat sie ein Interview zum Thema “Crystal” geführt. In einem Interview können sich – schlechte – Journalist/innen ja auf die Äußerungen des Interviewpartners zurückziehen, jedoch sollte man genau hinschauen, zum Beispiel an dieser Stelle
Fromme: Aber kann ein Stoff eingedämmt werden, wenn härtere Strafen drohen?
Härtel-Petri: Ja, höhere Strafen werden den Stoff teurer machen, Preis und Verfügbarkeit sind ein sehr wichtiger Faktor für die Verbreitung. Dealer werden mehr dafür verlangen, dass sie die Droge besorgen, weil es risikoreicher ist. Das hat zur Folge, dass der Markt schrumpft.
Was hat Roland Härtel-Petri, Leiter der Suchtstation im Bezirkskrankenhaus Bayreuth, eigentlich für eine Expertise, derartige Fragen kompetent zu beantworten? Die Frage ist ja berechtigt, jedoch vergisst Fromme, noch mal nachzufragen – ist das wirklich so, dass das Strafrecht Konsum eindämmen kann? Kann man mit dem Strafrecht die schwarzen Märkte zähmen? Das wird ja von den meisten Forscher/innen in diesem Bereich bezweifelt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Fromme weniger wirklich interviewen möchte, sondern lieber die Stichworte des Arztes aufschreibt, der in erster Linie mit denjenigen zu tun hat, die eben nicht mehr mit der Droge klarkommen.
Das wird auch in der reißerischen Einleitung
Keine Droge wütet in den USA schlimmer als Methamphetamin.
und der Suggestivfrage zum Eingang
Fromme: Wird die Droge Methamphetamin unterschätzt, Herr Härtel-Petri?
deutlich.
Claudia Fromme war mir schon andermal als ideologisch agierende Schreiberin aufgefallen. Beim Googlen fand ich eben noch “Stoffe für Albträume”, einen Artikel mit ebenfalls drogenfeindlichem Tenor, den ich noch nicht kannte. Anlässlich der Salvia-Debatte schrieb sie “Drogen aus dem Kräutergarten” – ich schrieb einen Leserbrief, der leider nie beantwortet wurde. In dem Salvia-Artikel wurde deutlich, dass Claudia Fromme nicht informiert war, sondern lediglich die – völlig von Unkenntnis geprägten – Antworten der Bundesregierung (PDF) auf die “Kleine Anfrage” (PDF) der Grünen wiederkäute. So vermengte Fromme genau wie die Bundesregierung Salvia Divinorum mit Pilzen, was pharmazeutisch haltlos ist.
In dem Salvia-Artikel wird Dr. Rainer Thomasius zitiert, in dem Crystal-Interview ist abermals ein Arzt Gesprächspartner, der nur mit den schlimmsten Auswirkungen des Stoffs zu tun hat. Die Süddeutsche wäre gut beraten, Claudia Fromme nicht mehr mit Artikeln, die sich mit dem Thema Drogen befassen, zu betrauen. Sie befindet sich offenbar in einem ganz persönlichen “War on Drugs” und das sollte eine ernstzunehmende liberale Zeitung wie die Süddeutsche nicht weiter unterstützen.
Drogen-Artikel von Claudia Fromme
- Neue Drogen: “Stoff für Albträume”
- Salvia Divinorum: “Fauler Zauber”
- Crystal-Interview: “Stoff für die Leistungsgesellschaft”
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