zeitrafferin
Julia Seeliger-
15. April 2008 | 2 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Große Freude – ein Bild aus meiner Fuckparade-Fotogalerie
wurde genommen, ein wenig geremixt und als Flyer gedruckt, um für eine Fuckparade-Soliparty zu werben.
Das alles ist möglich durch das Internet, Bilddatenbanken wie Flickr und Creative Commons.
Allerdings wurde offenbar “vergessen”, mich als Urheberin des Fotos anzugeben. Und das, obwohl ich auf deren Nachfrage, ob sie das Foto nehmen dürfen, entgegnet hatte “Ja, steht doch unter Creative Commons. Lest einfach die Lizenzbedingungen und benutzt es. Denkt doch mal ‘nen Tacken nach, ihr setzt euch doch auch für Freies Wissen ein – Wie soll das denn mit Creative Commons klappen, wenn nicht mal ihr es versteht und in euer Leben integriert?”
So ist das nicht im Sinne des Erfinders (von Creative Commons).
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14. April 2008 | 86 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Ich muss ja schon sagen, wie sich die Medien an Angela Merkels Aussehen ablechzen, das geht auf keine Kuhhaut mehr. Vordergründig wird so getan, als würde es um Mode gehen
Die sonst hochgeschlossen auftretende Politikerin hatte diesmal eine Abendrobe mit tiefem Dekolleté gewählt – und war bei den Fotografen ein noch beliebteres Motiv als sonst. Merkels Galaauftritt – und dessen Effekt – erinnerte an einen früheren, ebenfalls wohldokumentierten Ausflug der CDU-Chefin in die Welt der klassischen Oper:
Es geht den Journalisten doch nur um eine schmierige Inszenierung: Beide Artikel zum Thema, die ich las, arbeiteten sich an Merkels Brüsten ab, um gleich darauf einen Schlenker zum “Bayreuther Schweißfleck” zu machen.
Als sie bei den Bayreuther Festspielen 2005 im flamingofarbenen Blazer winkte, zeigte alle Welt auf den dunklen Schweißfleck unter ihrem Arm.
Die Journalisten sollten sich was schämen! Wäre Merkel ein Mann, würde niemand derart über ihr Aussehen schreiben. Wäre ein Schweißfleck an Frank-Walter Steinmeier oder an Erwin Huber auch nur eine Zeile wert? Wann wurde über Brusthaare oder sich abzeichnende Schwänze männlicher Politiker berichtet?
Übel stieß mir auch dies auf
Angela Merkel – hat sie jetzt nicht nur die Polit-Männer im Griff, sondern endlich auch die Mode? (…) Mit ihrer Macht wächst ihr Mut zur Weiblichkeit.
Angela Merkel finde ich politisch unmöglich, als Frau solidarisiere ich mich an dieser Stelle aber mit ihr. Offenbar hält es ja auch niemand für notwendig, über den Grad der Männlichkeit von Ronald Pofalla, und wie er diese noch weiterentwickeln kann, zu berichten – dann sollte man es bitteschön auch bei Merkel unterlassen.
Auch wenn sich einige jetzt auf die These zurückziehen mögen, die Medien seien nur ein Spiegel der Gesellschaft – es gibt eine Ethik in den Medien, und wenn man nicht gerade bei der BILD oder vergleichbaren Blättern arbeitet, sollte es doch möglich sein, mal sein Gehirn anzuschalten.
Für die Debatte: Pressekodex
Ziffer 8 – Persönlichkeitsrechte
Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen. Berührt jedoch das private Verhalten öffentliche Interessen, so kann es im Einzelfall in der Presse erörtert werden.
Ziffer 12 – Diskriminierungen
86 KommentareNiemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
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8. April 2008 | 5 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Im Tagesspiegel findet sich ein guter Text über die Plakatkampagnen zur Tempelhof-Schließung. “Argumente im Tiefflug” heißt der Kommentar von Katrin Zeug – kritisch wird mit den Plakaten der ICAT umgegangen
Inhaltlich dagegen sind sie völlig nichtssagend. „Alle Macht geht vom Volke aus!“ Das hat nichts mit dem Flughafen zu tun. Soll das ein Grund dafür sein, ihn zu erhalten? Oder soll mich überzeugen, dass 74 Prozent der Berliner dafür sind? Wer wird denn hier als Berliner gezählt, mich haben sie bisher noch nicht gefragt. Ich glaube, die haben einfach etwas geschrieben, was keiner anfechten kann – mit dem Ergebnis, dass jetzt keiner weiß, was gemeint ist.
Auch die große Gegenkampagne, die mit Sprüchen wie “Ick flieg uff Berlin, aba nich von Tempelhof” wirbt, kriegt ihr Fett weg
Aufgeschriebener Akzent geht nicht. Das ist anbiedernd. Was besonders authentisch rüberkommen soll, wirkt aufgesetzt und gemacht. Hier soll eine Volksnähe suggeriert werden, die absolut peinlich ist. Die Leute erscheinen dumm. Das zieht die ganze Initiative auf das niedrigste Niveau. Irgendwie bekommt man das Gefühl: Wenn ich gegen den Flughafen bin, bin ich leichenblass und blöd.
Noch positiv bewertet wird das CDU-Plakat
Der Spruch des CDU-Plakates „Ich bin ein Berliner“ dagegen ist nicht schlecht. Kurz und knackig. Prägnant – vielleicht ein bisschen zu bekannt – aber in diesem Zusammenhang neu. Der Satz schafft womöglich alles, was die Kampagne will: ein bisschen Rosinenbomber-Erinnerungen und Emotionen wecken. Besser als diese emotionale Schiene anzuspielen wäre es aber, sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Und am beliebtesten bei der Kommentatorin? Unser Plakat
Da stürmen Kinder das Flugfeld, wir sehen einen Park mit Menschen, so wie es im neuen Tempelhof einmal werden könnte. Dem Betrachter wird nicht nur geraten „Nein“ zu sagen, sondern ein fröhliches „Ja“ angeboten: „Für Berlin!“. Hier zeigen die Grünen, wie heute Kommunikation gemacht wird: Unaufgeregt, sachlich kompetent, positiv und optisch ansprechend. Das ist eine Wohltat.
Finde ich auch – ist wohl doch nicht nur eine Frage der “Gewöhnung an typisch grüne Bildsprache”. Als wir als Landesvorstand der Gesamt-Kampagne – jene mit den blassen Menschen – zustimmen mussten, haben wir das zähneknirschend gemacht, weil wir Teil eines großen Bündnisses sind. Jetzt wird deutlich, dass auch andere die populistische Kampagne mit den “einfachen Berlinern” nicht ansprechend finden.
Peinlich ist das für die SPD – und für die Agentur, die dafür verantwortlich ist. Ein neuer Tiefpunkt aus dem Hause “Zum Goldenen Hirschen”.
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7. April 2008 | 22 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Mein Bekannter Markus Beckedahl hat auf der re:publica netzpolitische Leitprojekte vorgestellt. Man sollte das mal so als Denkanstoß sehen, mehr ist es nämlich nicht, da Markus das zusammen mit Matthias Mehldau schnell “mit der heißen Nadel” gestrickt hat.
Im Grunde geht es um eine Neudefinition der öffentlichen Daseinsvorsorge für das digitale Zeitalter. Welche Punkte gehören zur Grundversorgung, wie kann der offene Zugang zu Wissen und Information sichergestellt werden? Dafür enthalten die elf Punkte ganz nette, wenn auch recht abstrakte, Vorschläge.
Meine Rede beim Länderrat zu Medienpolitik ging in eine ähnliche Richtung. Dort lag ein Antrag zu Rundfunkpolitik im digitalen Zeitalter vor, ich nutzte die Gelegenheit, mal den etwas größeren Bogen zu schlagen. Keine Ahnung, ob es mir gelungen ist, den Delegierten die Creative-Commons- Lizenzen verständlich zu machen. Ich befürchte, dass dies nicht gelang – macht aber nichts, nächstes Mal wieder und irgendwann haben es alle verstanden. Das hat ja auch praktischen Nutzen: Häufig benötigen Grüne schöne Bilder für die Zeitung ihres Kreis- oder Landesverbandes, können aber Bilddatenbanken wie Flickr nicht bedienen.
Dennoch kann man auch bei den Grünen – und extern – mal eine netzpolitische Debatte starten, die das Thema allgemeinpolitisch aufgreift – nämlich unter dem schon genannten Aspekt der öffentlichen Daseinsvorsorge im digitalen Zeitalter. Da geht es nicht nur, aber auch um die eigentlich selbstverständliche Bereitstellung von öffentlich-rechtlichen Inhalten – Creative-Commons, keine restriktiven Player – aber eben vor allem um einen offenen Zugang für alle zu Wissen und Information. Für eine neue Kultur des Öffentlichen – auch im digitalen Raum!
Die netzpolitischen Leuchttürme
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Verschlagwortet: netzpolitik