zeitrafferin
Julia Seeliger-
15. May 2008 | 55 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Jetzt muss ich mich outen: Mit anderen emanzipierten Frauen schaue ich regelmäßig “Germanys next Topmodel”, jene verwerfliche, radikal lookistische und kapitalistische Sendung mit der platinharten Heidi Klum.
Eine meiner Lieblingskandidatinnen – da sind wir in der Gruppe allerdings uneinig – nämlich die nervige, aber immer wieder überraschende Gisele, soll mit Drogen zu tun haben
Jetzt scheinen ihre Probleme ernstzunehmender als das gestrenge Urteil von Jurorin Heidi Klum. Die 20-Jährige soll vor drei Jahren von der Realschule “Hoher Weg” in Goslar geflogen sein, weil sie Haschisch konsumiert und an jüngere Schüler verkauft haben soll. (…) Zudem verdächtigt eine Topmodel-Kandidatin ihre Konkurrentin Gisele, während der Dreharbeiten Joints geraucht zu haben.
Inzwischen hat Gisele zu den Anschuldigungen, sie hätte Drogen an Siebtklässler verkauft, geäußert: “Ich habe nie gedealt. Gegen diese Vorwürfe werde ich juristisch vorgehen.”
Drogenkonsum, das nur mal zur Klarstellung, ist nicht strafbar.
So oder so: Für heute abend ist eine knallige Schelte von Sauber-Heidi zu erwarten. Drogen und Modelbusiness? Aber nein, die Mädels sind doch sauber wie der Radsport!
Heidi räumt auf Spiegel Online allerdings ein, auch selbst Drogen konsumiert zu haben – sogar so harten Stoff wie Alkohol:
SPIEGEL: Haben Sie jemals Drogen genommen?
Klum: Ja!
SPIEGEL: Was denn?
Klum: Bier, Wein, Zigaretten. Die härteren Sachen sind nicht meine Welt.Das passt gut zu der Glitzer-Show: Was staatlich erlaubt bzw. gesellschaftlich anerkannt ist, kann nicht “hart” oder gar “gefährlich” sein. Kriminell und krank sind nur die, die “Alternativ-Drogen” konsumieren, die abseits des Mainstreams sind. Das Salvia-Verbot ist nur ein weiterer Beleg für die Irrationalität der heutigen Drogenpolitik.
Die Nachricht um Gisele macht ein weiteres Dilemma der aktuellen Drogenpolitik deutlich: Jugendschutz wird verhindert, denn in Zeiten der Prohibition ist eine Kontrolle nur schwer möglich. Auch Prävention bei Jugendlichen, sprich: Gespräche über eventuelle Drogenprobleme und eine Erziehung zu Drogenmündigkeit, wird durch die Illegalisierung von Cannabis stark erschwert. Wir haben, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, für die diesjährige Hanfparade das Motto: “Jugendschutz – Verbraucherschutz – Legalisierung” gewählt:
Wie soll eigentlich in der Schule über Cannabis aufgeklärt werden? Schwierige Sache für die Lehrer – ist ja illegal. Der beste Weg, um keine Probleme mit dem Kiffen zu bekommen, ist der, sich umfassend über die Droge Cannabis zu informieren. Über verbotene Probleme jedoch lässt es sich schwer sprechen. Wer hat schon das Glück, dass er mit seinen Eltern ruhig und vernünftig übers Kiffen sprechen konnte? Viele wissen nicht einmal, wo sie sich anonym Hilfe holen könnten. Die Prohibition verhindert einen problemorientierten und rationalen Cannabis-Diskurs – damit muss endlich Schluss sein!
Und noch was ganz anderes aus der Drogenprohibitions-Nebenwirkungs-Ecke: In Mexiko starben allein im Jahr 2008 schon 1400 Menschen durch Drogenkriminalitätsdelikte.
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5. May 2008 | 5 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Zusammen mit Michi Kömm habe ich kurzfristig für den aktuellen Spunk (Thema: “Eigentum”) einen Artikel zu Landreformen geschrieben. Dem Spunk, der Zeitung der Grünen Jugend war ein Autor abhanden gekommen – Michi und ich mussten kurzfristig einspingen.
Zu diesem Artikel hatte ich einen Rechercheaufruf in diesem Blog gestartet. Danke vor allem auch an Micha Schmitt, den Sprecher der BAG Nord-Süd, fürs kurzfristige inhaltliche Gegenlesen sowie Maximilian Pichl für selbiges und für den Geistesblitz “Brot und Freiheit”.
Brot und Freiheit
„Das Eigentum an Grund und Boden, diese ursprüngliche Quelle allen Reichtums, ist das große Problem geworden, von dessen Lösung die Zukunft der Arbeiterklasse abhängt.” In seiner Schrift „Über die Nationalisierung des Bodens” sprach Marx vor fast 150 Jahren ein Problem an, das heute so aktuell ist wie damals. Julia Seeliger und Michael Kömm haben sich mit dem Eigentum an Boden, der Landlosenbewegung und Lösungsansätzen beschäftigt.
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29. April 2008 | 15 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Zu den aktuell diskutierten Netzsperrungen: Das war vorauszusehen, dass die Content-Industrie bei der Bundesregierung so lange Lobbying macht, bis diese weich wird und anfängt, ein Gesetz zu planen, das zwar nicht grundrechtskonform ist, aber zur Verfolgung böser Schwerstkrimineller – Filesharer und andere Wissens-Diebe – taugt.
Internetsperrungen für Tauschbörsennutzer – Absurd, aber in der derzeitigen, verfassungsblinden Zeit voraussehbar!
Tauschbörsennutzer vom Netz abklemmen? – Urheber/in (Lizenz)A propos: Internetsperrungen greifen in Grundrechte ein – ein Gutachten der Kommission für Jugendmedienschutz belegt genau dies.
Sperrverfügungen für Inhalte im Internet “greifen in erheblichem Umfang in die Meinungsfreiheit der Inhaltsanbieter, die Informationsfreiheit der Nutzer sowie die Berufsfreiheit der Internetprovider ein.
Auf EU-Ebene sieht das Parlament das übrigens ähnlich.
Calls on the Commission and the Member States to recognise that the Internet is a vast platform for cultural expression, access to knowledge, and democratic participation in European creativity, bringing generations together through the information society; calls on the Commission and the Member States, therefore, to avoid adopting measures conflicting with civil liberties and human rights and with the principles of proportionality, effectiveness and dissuasiveness, such as the interruption of Internet access.
Mein Bekannter Markus Beckedahl hat genau zu diesem Thema einen Kommentar für Zeit-Zünder verfasst. Weiterlesen zum Thema ist auch im entsprechenden Heise-Artikel möglich. Für Netzsperren gibt es aktuell keine gesetzliche Grundlage:
Technische Sperrmaßnahmen, die ins Fernmeldegeheimnis eingreifen, seien rechtlich nicht gedeckt. Sperrungen von IP-Adressen oder URLs würden daher eine Änderung des geltenden Rechts erfordern.
Mal sehen, wie die ein eventuelles Gesetz grundrechtskonform hinkriegen. Die Bundesregierung denkt sich wahrscheinlich: “Wie machen wir Filesharing zu einem besonders schweren Verbrechen? Vielleicht einfach das Strafmaß anheben?” und “Man kann ja mal versuchen, das Verfassungsgericht sagt dann schon bescheid, was man besser machen muss.”
Ich seh da ja noch kein Land, aber denen wird schon was einfallen. Vielleicht Terrorismus? Musikterrorismus? Datenterrorismus? Wissensterrorismus?
Wir werden sehen.
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28. April 2008 | 19 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Frühling lässt sein blaues Band – wieder flattern durch die Lüfte …
… und wie immer in der schönen Vorpfingstzeit gibt es auch 2008 eine neue Version von Ubuntu. Gestern habe ich mir den Reiher auf den Rechner geupdated (die neue Ubuntu-Version trägt den Namen “Hardy Heron”, das bedeutet “Kühner Reiher”) und hoffe das beste.
Viele Leckereien, viel zum Spielen, viel Spaß – Ubuntu Urheber/in (Lizenz)Bei ubuntuusers gibt es eine Anleitung, wie man “Hardy Heron”, die neue Ubuntu-Version, auf den Rechner bekommt.
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