Julia Seeliger
  • Wohngruppentheorien

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    10. January 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Da ich gerade mit Putzen dran bin, mich aber davor drücke, wandere ich noch mal schnell durch die Welt des Zusammenwohnens. Da mokiert sich einer auf der SPIEGEL-Mitmach-Plattform “einestages” über Menschen wie mich.

    Aber am meisten hasse ich, dass Studenten die Preise verderben. Studenten sind die einzigen, die sich große, stuckverzierte Altbauten mit Doppelbalkon in schöner Stadtlage leisten können, weil sie eben zu sechst dort wohnen und dreihundert Euro pro Person doch nun wirklich nicht viel ist. Das Problem: Wenn eben jene Studenten-WG auszieht, will der Vermieter, von welchem Nachmieter auch immer, sechs mal dreihundert Euro.

    In dem Text geht es ums Zusammenleben in Wohngemeinschaften an sich, darum, welche Wirrungen das undifferenzierte Einziehen einer schönen Frau wegen verursachen kann und natürlich um die Kommune 1. Kurz vor deren Gründung hatte ein Arbeitskreis des SDS Thesen zum Zusammenleben vorgelegt.

    Eine davon lautete, dass die klassische Kleinfamilie eine der Keimzellen des Faschismus sei. Frau und Mann würden in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander leben, eine freie Entwicklung sei so nicht möglich. Eine Möglichkeit die “Zelle des Faschismus”, wie die späteren Kommunarden die Familien nannten, zu zerschlagen, sei die Kommune.

    Das würden wir alternativen Menschen von heute mehrheitlich nicht mehr so unterschreiben. Bedenkenswert auch das Historische

    Die Kommune als solche ist natürlich keine neue Erfindung. Schon immer in der Geschichte wohnten Menschen zusammen, allerdings fußte ihr Zusammenleben auf wirtschaftlichem oder religiösem Untergrund und war anfangs ein reines Landphänomen, bei dem man sich zwar den zu bewirtschafteten Boden, nicht aber die Häuser teilte.

    Genau wie ja auch die Familie und die Ehe ursprünglich den Charakter einer Wirtschaftsgemeinschaft hatten. Mehr nicht – das sollte man in der Debatte nicht vergessen.


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16 Responses to “Wohngruppentheorien”

  1. Als seit 17 Jahren vollkommen überzeugter WG-Bewohner kann ich zu dem Spiegel-Autor nur sagen: ich bin froh, nicht mit ihm zusammengewohnt zu haben. Ich würde behaupten, dass eigentlich fast jedeR WG-tauglich ist. Ausnahmen sind Menschen, denen es ausschließlich um sich selbst geht, auf EgoistInnen genannt. So einer scheint mir der Autor dieses unterirdischen Beitrags zu sein.
    Und dass WGs die Preise von Altbauwohnungen verderben, das mag ja evtl. sogar stimmen. Nur wer ist denn daran schuld, die WGs oder gierige VermieterInnen?

  2. Ist schon n bissl klischeehaft, der Artikel, so von wegen: Wir gehen heute mal in den Zoo und kucken uns WG-BewohnerInnen an. Aber allzu schrecklich fand ich ihn dann nicht. Das mit der “Keimzelle des Faschismus” wusste ich – Bildungslücke jetzt zum Glück geschlossen – auch noch nicht. Ganz schön harter Tobak …

    Die Bemerkungen zu den Altbauwohnungen habe ich dann allerdings mit einer gewissen Häme gelesen.

    “Ätsch, ich kann mir Altbau mit schönem Boden in Kreuzberg 61 leisten. Könntest Du auch. Zieh einfach in ne Erwachsenen-WG.”

    Man muss ja nicht mit dem Ende des Studiums auch die guten Lebensgewohnheiten ablegen …

  3. schwierig wirds mit der erwachsenen wg dann mit den 3 eigenen kindern und nicht viel mehr als einem gehalt, weil eine/r auf die kinder aufpaßt…

  4. Ja – wenn’s dann mal einer ist 😉

  5. ch würde behaupten, dass eigentlich fast jedeR WG-tauglich ist. Ausnahmen sind Menschen, denen es ausschließlich um sich selbst geht, auf EgoistInnen genannt.

    Auch das günstige Wohnen in einer WG liegt im Eigeninteresse vieler, die das praktizieren.
    Wohnen in WGs ist nicht weniger egoistisch als irgendein anderes Wohnen, es hängt davon ab, was man will.

  6. @Christoph: Da hast Du recht. Ich wollte damit auch sagen, dass ich meine, dass Egoismus eine schlechte Voraussetzung ist, um glücklich in einer WG zu leben. Das scheint mir bei dem Autor des einestages-Artikels gegeben zu sein.

  7. Dabei hattest Du doch gerade erst im Interview mit dem Stadt-Anzeiger noch behauptet, dass mit dem Putzen alles gut klappt in Eurer WG?!?

  8. Ja. Sonst würde ich mich jetzt ja auch nicht schuldig fühlen.

    😉

  9. Hier übrigens werden Leute gesucht, die Erfahrung im Aufschieben haben:
    http://wirres.net/article/articleview/4708/1/6/

  10. ..der Autor hat zweifellos recht: Putzen ist schlimm, aber Putzen auf Kommando ist noch viel schlimmer, gluecklicherweise funktionierten meine einzigen Berliner WG’s, die jeweils immerhin aus mir und einer Mitbewohnerin bestanden, die meist mittellos war, keine Kaution zahlte und deshalb fuer den Haushalt zustaendig war, waehrend ich die Verantwortung trug, bisher immer solange erstaunlich gut, solange das Gespraech nicht auf die sog. Kerndissenzen kam, diese Kerndissenzen waren bei meiner ersten Mitbewohnerin die Frage, ob ihr Medizin-Studium ODER ABER mein Mathematik-Studium geistig hoeher stuenden, es endete in lautem Geschrei ueber die Frage gleichmaessig stetiger Funktionen und die Subtilitaet von Zellteilungen und ihrem Auszug, bei meiner zweiten Mitbwohnerin waren es die Fragen nach den proprietaeren Eigenschaften der notorischen Zwiebeln, die nicht lange nach Diskussion dieser Frage durch die Kueche flogen (->ihr Auszug), bei meiner dritten Mitbewohnerin waren es Fragen nach den Folgerscheinungen deutscher Sozialgesetzgebung, die in ihren Augen irgendwie ungut mit meinem Lebenswandel zu korrelieren schienen (ihr Auszug), meine letzte Mitbewohnerin, die Soziologin war, promovierte ueber Rechtradikalismus und wetterte gleichzeitig ueber die ‘Araber’ in Neukoelln was in diesem Falle immens meinen Auszug bzw. Umzug eben dorthin, nach Neukoelln, beschleunigte. Allein, seitdem ich hier in Neukoelln wohne, in einer Einzimmerwohung, sehne ich mich seltsam verklaert nach dieser WG-Zeit zurueck, nur wegen einer schoenen Frau wuerde ich niemals eine Wohnung beziehen, das ist die Wahrheit.

  11. @Chantal Nee, so schlimm ist nicht, bin schon fertig. Trotz geputzem Bad kann natürlich weiter über WG-Erlebnisse diskutiert werden.

  12. die meist mittellos war, keine Kaution zahlte und deshalb fuer den Haushalt zustaendig war, waehrend ich die Verantwortung trug,

    Frauen machen den Haushalt und Männer tragen die Verantwortung. So läuft das also bei dir.

  13. Peter Pan: Du siehst das halt zu kapitalistisch. Warum können nicht beide das Klo putzen, unabhängig vom Einkommen? Warum musst du so aufrechnen?

  14. Ist das jetzt hier n Fake oder ist das ernst gemeint?

  15. Nein, das sind technische Probleme. Hör auf mit diesen Ausdrücken, ich habe schon viel Geduld mit Accounts wie “PeterPan” “EmmaK” und “Andreas” gehabt. Selbst schuld, wenn man hier Leute belästigt und beleidigt. Du bist der einzige, der ab und zu in den Spamfilter kommt. Deswegen kommt es zu technischen Problemen.

    Und jetzt hab ich da keine Lust mehr drauf. ich muss jetzt raus.

  16. ..ich bin mir ziemlich sicher, an der Volkshochschule muesste es einen Kurs mit dem ungefaehren Titel: ‘Satire – Ursprung und Funktion’ oder ‘Wie lerne ich, Satire zu verstehen’ geben, da sind glaube ich auch Aermelschoner- und Feinrippunterhosentraeger zugelassen, muss man evtl. nochmal nachfragen.