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Post an ver.di
19Nach acht Jahren bin ich zum ersten Juli nicht mehr ver.di-Mitglied. Vielleicht war das doch nicht so das Richtige für mich. Schade!
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich werde jetzt meinen noch offenen Beitrag zur Mitgliedschaft überweisen. Zum 1.7. bin ich nach acht Jahren kein ver.di Mitglied mehr. Gerne trete ich wieder bei, wenn Sie mehr für Menschen in modernen Beschäftigungs-Verhältnissen tun. Ich warte!
Ein erster Schritt könnte sein, diese auf ihren Formularen angemessen zu berücksichtigen. Das war für mich nämlich der Tropfen, der das Fass entgültig zum Überlaufen brachte: Man kann bei Ihnen nicht mal ankreuzen, Freiberuflerin zu sein.
Sie mögen meinen, dass die Vertretung von Freiberufler/innen nicht zu den genuien Aufgaben von Gewerkschaften gehört und ihrem Auftrag evtl. sogar im Grundsatz widerspricht.
Ich würde ihnen nur raten, dies noch einmal grundsätzlich zu überdenken. Freiberufler/innen – gerade die vielen, die sich in prekären Beschäftigungssituationen befinden – können gute Bündnispartner/innen für das Engagement für die “gute Arbeit von morgen” sein.
Herzlichen Dank fürs Lesen und ein erfolgreiches weiteres Engagement wünscht
Julia Seeliger
Einsortiert: sozialstaat, zukunft
Verschlagwortet: arbeit, freiberufler, verdi
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19 Responses to “Post an ver.di”
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Hm,
das mit dem Formular ist blöde, aber in form von z.B. Mediafion macht ver.di da ein paar ganz gute Sachen.
Mein Selbstverständnis von Gewerkschaft ist schon die, dass man da dann selbst was tut, um was zu ändern.
Gut, Du bist anderweitig ‘busy’ das ist auch verständlich.
Aber von außen oder durch austreten geht das wahrscheinlich nicht.
Grüße
OG -
Die Sache ist: Wie können Freiberufler/innen (bin ich ja gar nicht, aber ich habe ähnliche Arbeitsstrukturen) vernünftig in die demokratische Meinungsfindung integriert werden?
Mich hat schon als studentisches Mitglied genervt, dass ich nie nie nie zu “Unterbezirks-Versammlungen” eingeladen wurde. Ich hab da auch wieder und wieder nachgehakt. Dass es so Journalist/innen-Stammtische gibt, weiß ich auch. Das ver.di Magazin ist auch interessant und gut gemacht, das stell ich ja gar nicht in Abrede.
Aber so im Grundsatz kommen Gewerkschaften immer noch bei so Massenstreiks rüber und ich hab nicht den Eindruck, dass die wirklich Gedanken für nicht-abhängig Beschäftigte – in dem Maß, wie es eigentlich notwendig ist – verschwenden.
Vielleicht ein strukturelles Problem – wer nicht fest an einem festen Arbeitsplatz sitzt, bekommt schlecht Anschluss.
Somit “bringt” ver.di für mich nichts. Da dies seit Jahren so ist, (und einige Beiträge habe ich doch bezahlt) bin ich jetzt, als ich dieses Formular sah, ausgetreten.
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“Mein Selbstverständnis von Gewerkschaft ist schon die, dass man da dann selbst was tut, um was zu ändern.”
Die Gewerkschaften werden doch schon dafür bezahlt, dass sie die Interessen ihrer Mitglieder vertreten, oder nicht? Und gerade FreiberuflerInnen sind halt sehr häufig “anderweitig ‘busy’”.
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Also mir als studentisch Beschäftigter an einer Berliner Uni “bringt” ver.di irgendwie auch nich viel. Zumindest habe ich davon noch nicht viel gemerkt. Von möglichen Arbeitsrechtsberatungen mal abgesehn.
Andererseits finde ich es richtig, mit meinen – zugegeben geringen – Beiträgen die Arbeit der Gewerkschaft gerade auch für lohnabhängig Beschäftigte zu unterstützen. Quasi rein solidarisch. -
Andererseits finde ich es richtig, mit meinen – zugegeben geringen – Beiträgen die Arbeit der Gewerkschaft gerade auch für lohnabhängig Beschäftigte zu unterstützen. Quasi rein solidarisch.
Ja, das habe ich ja auch jahrelang gedacht – aber ich finde mittlerweile, mehr als eine Greenpeace-Fördermitgliedschaft sollte eine Mitgliedschaft bei ver.di schon sein.
Das sind doch auch neue Zielgruppen, die sich ver.di da (wieder) erschließen kann. Sollte der Anteil der abhängig Beschäftigten wirklich so sehr sinken, wie es manche erwarten, ist es auch überlebenswichtig für die Gewerkschaften, in diese Richtung umzudenken.
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Wobei gerade umdenken für die Gewerkschaften ein Problem zu sein scheint. Aber man kann eben nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Da hast du wohl recht.
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Das wundert mich alles sehr. Hab gerade mal in mein Verdi-Büchlein geschaut:
Unter “Unsere 13 Fachbereiche” steht an Stelle 8: “Telekommunikation, Informationstechnologie, Datenverarbeitung”.
Unter der Rubrik “Gruppen und Arbeitskreise”, die von Ver.Di vertreten werden, steht recht weit oben “Freie und Selbtständige”.
Damit sei nicht bewertet, ob sich Ver.Di gut um dich “gekümmert” hat. Im Selbstverständnis von Ver.Di bist du allerdings eine Person, die absolut in die Zielgruppe passt. Ich kenne außerdem viele FreiberuflerInnen, die bei Ver.Di organisiert sind! -
Im Selbstverständnis von Ver.Di bist du allerdings eine Person, die absolut in die Zielgruppe passt.
Darauf kann ich mir n Ei backen. Mir nützt ver.di nix und soll mir und den ganzen anderen Nicht-Abhängig-Beschäftigten mal was bieten! Ich war da lange genug Mitglied und hab gezahlt, ohne mich repräsentiert zu sehen.
Unter der Rubrik “Gruppen und Arbeitskreise”, die von Ver.Di vertreten werden, steht recht weit oben “Freie und Selbtständige”.
Wie funktioniert das in der Praxis? Wie kann man da mitbestimmen, bei ver.di “mitmachen” ? Ein Arbeitskreis ist ja noch keine Institution.
Wie gesagt, ich hab schon die Infos von der “dju-berlin-brandenburg” erhalten. Und ich glaube auch, dass sich Leute da vernetzen.
Aber kommt das auch in der ver.di Politik/Praxis rüber?
Ach ja, Pedantismus: Fachbereich 8 (Medien, Kunst und Industrie) ist “meiner”. bzw. “war”. “Telekommunikation, Informationstechnologie, Datenverarbeitung” ist Fachbereich 9.
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Nachtrag: Es wird spannend zu beobachten, wie sich die Gewerkschaften angesichts der Krise und der steigenden Arbeitslosenzahlen verhalten werden.
Ich meine nicht, dass sie sich für ein Grundeinkommen einsetzen sollen, gar nicht.
Aber ich bin mal gespannt, ob sie sich zB für die unsäglichen Vorschläge von Olaf Scholz stark machen werden oder ob sie es schaffen werden, die Gesamtsituation zukunftsorientiert zu kommentieren.
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Zumindest für freie Journalisten gibt es inzwischen eine Alternative explizit für die Interessen von Freiberuflern – den Verband Freischreiber. http://www.freischreiber.de
Kann nur jedem/jeder freien Journalisten/in raten, dort Mitglied zu werden und sich möglichst auch zu engagieren.
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Ich mus meine ver.di-Mitgliedschaft auch mal wieder überdenken, aus ähnlichen Gründen wie Julia: Es bringt mir nichts, es wurde in den jetzt fast drei Jahren die ich dabei bin nichtmal versucht, irgendeinen Kontakt herzustellen, geschweige denn zu irgend etwas einzuladen.
Momentan bin ich zu etwa gleichen Teilen aus Solidarität und Faulheit dabei. Wobei ich mich manchmal auch frage, ob die Solidarität so angebracht ist, grade was die verknöcherten Ansichten zu Arbeit und Erwerb in den Gewerkschaften angeht.
PS: Ich meine schon, dass sich die Gerwerkschaften für ein Grundeinkommen einsetzen sollen! Alle sollen das!
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ramirezz
Die Gewerkschaften allgemein haben sich die letzten Jahre viel zu sehr breit schlagen lassen und man hatte nicht den Eindruck, dass sie ein selbstständiger Gegenpol zur Regierung und Arbeitgebern waren.Erst haben sie sich erpressen lassen von Arbeitgebern mit Billigung der Regierung, dass man auf Lohnzuwächse verzichten müsse, da sonst Jobs ins Ausland ausgelagert werden. Erst als die Poltik dann sagte, man bräuchte doch mehr Binnennachfrage und höhere Löhne, wurde hart verhandelt. Die Ausweitung der Leiharbeit wurde schulterzuckend hingenommen. Wie kann eine Gewerkschaft es zulassen, dass ein Leiharbeiter in der Produktion z.B. nur 60% von dem verdient, was ein Festangestellter verdient, der das Selbe arbeitet? Interessen von Arbeitslosen werden nicht vertreten, dem Problem der Massenarbeitslosigkeit und der sich ändernden Beschäftigungsverhältnisse wird keine Antwort gegeben. Nachdem mehr durch Zufall die Bestechungs- und Schmierskandale der Betriebsräte bei Siemens und VW offenkundig wurden, frage ich mich manchmal: Wer hat eigentlich die führenden Gewerschafter gekauft?
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[…] zeitrafferin
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medicus
Das trifft sich ja hervorragend – vor kurzem aus der IGBCE ausgetreten.
Mir ging es nicht darum das sie an mich rantreten -man muss schon aktiv sein- aber das Selbstverständnis ist das aus den Dreissigern.
Mehr und mehr wird es Leiharbeiter, Menschen die von Job zu Job hüpfen und solche Angestellte geben, die glauben die Gewerkschaft ist nur was für Arbeiter (blue) die nicht in der Lage sind sich selbst zu vertreten.
Die letzteren beklagen auch die eingeschränkten Modelle (nur Gehaltserhöhung oder auch politische Veränderung??) die vertreten wird. -
johannes
ich war auch 3 jahre freiberufler und hab mich daran abgearbeitet, dass sich verdi für die festangestellten eingesetzt hat, die die gleich arbeit gemacht haben wie ich, mehr geld bekommen haben und auch einiges mehr an sozialer absicherung hatten. das war recht bitter. das werden sich die ganzen entlassenen leiharbeiter jetzt wohl auch denken. dabei habe ich gar keine lust auf gewerkschaftsbashing. aber halt schon den eindruck, dass sie hauptsächlich die beitragszahler vertreten. und das ist zwar irgendwie ok und verständlich, aber darf doch nicht der anspruch sein.
warum sollen gewerkschaften nicht das grundeinkommen fordern, julia?
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dabei habe ich gar keine lust auf gewerkschaftsbashing.
Gleichfalls
warum sollen gewerkschaften nicht das grundeinkommen fordern, julia?
Halte es im Grundsatz nicht für sozial gerecht. Kommt allerdings auf das Modell an – es gibt eher nicht “das” Grundeinkommen – oder wie definierst du es?. Will Arbeitsvermittlung und andere Infrastrukturen des Sozialstaats stärken, nicht schwächen. Glaube auch nicht so sehr an das ständig postulierte “Ende der Arbeit”. Zudem sind entscheidende Fragen wie die des Umgangs mit Nicht-Deutschen sowie die Frage eines eventuell notwendigen “weltweiten Grundeinkommens” nicht geklärt bzw. schwer lösbar.
Das ist aber eine Grundsatzdebatte.
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Stefan DT
Ich gehöre zu denen, die (auch) aus Prinzip und Solidarität in der Gewerkschaft sind; und auch in ver.di. Eine Gewerkschaft ist ja mehr als eine Versicherung, bei der ich für mein Geld eine konkrete Leistung bekommen will.
Doch ich sehe auch einigen persönlichen Nutzen für mich, auch während meiner Zeit als Selbstständiger. Da ist zum Beispiel der Rechtsschutz, der mir als Selbstständigen viel Sicherheit gegeben hab. Als (jetzt) Angestellter droht mir ja viel weniger Ärger von Zahlungsausfall bis Haftung von meinem Arbeitgeber.
ver.di setzt sich schon auch erheblich für die Belange von Selbstständigen ein, z.B. beim Thema Urheberrechtsschutz, bei Fragen der sozialen Absicherung (z.B. Künstlersozialkasse, Arbeitslosenversicherung) und Besteuerung, auch gegenüber Auftraggebern, besonders da natürlich Verlagen.
Ein großartiges ver.di-Angebot, in dem ich immer wieder stöbere, ist http://www.mediafon.net – das ist für alle kostenlos und von meinen (relativ bescheidenen) Beiträgen mitfinanziert. ver.di hat immer wieder angekündigt, das Angebot dort auf Mitglieder zu beschränken. Wenn ich bedenke, wie viel ein Anwalt kassiert hätte für Fragen zu Umsatzsteuer etc., die ich dort beantwortet bekommen habe…
Insgesamt ist eine große Organisation wie ver.di zwar oft behäbig und langsam, ein Apparat, und ich habe mich über die Gewerkschaft auch schon oft geärgert – zum Beispiel über die miserablen Informationen zu den erheblichen Nachteilen des Tarifvertrags für den Öffentlichen Dienst im Gegensatz zum alten BAT -, bin aber dennoch dabei geblieben.
Mehr zu den speziellen Angeboten für Selbstständige bei http://freie.verdi.de/
Dort steht wahrscheinlich auch irgendwo, wie sich Selbstständige einbringen können; ver.di hat da eine so genannte Matrix-Struktur einerseits aus Fachbereichen wie Medien, andererseits aus Gruppen wie Freien, die ich nie verstanden habe. Und: Wer ein Gewerkschaftsamt hat, bekommt für seine Arbeit eine Aufwandsentschädigung – auch als Freier.
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Ich kann auch zum DJV gehen. Konkurrenz belebt das Geschäft. ^^
Wobei ich halt lieber in einer “linken” Gewerkschaft wäre. Aber das Magazin des DJV ist qualitativ auch hochwertiger als “Menschen machen Medien”.
Mal sehen.
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StefanDT
Allerdings – der “journalist” vom DJV ist viel besser als das, was ver.di da produziert. Manchmal eine Zumutung für Journalisten.