zeitrafferin
Julia Seeliger-
28. July 2009 | 12 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Da mach ich nicht mit: Kein Picknick am 8.8. in Braunschweig.
Spiegel Online: “Party-Angst in Braunschweig: Furcht vor dem Flashmob”
nerdcore: “Braunschweig verbietet Flashmob”
Die Begründung für das Verbot lautet wie folgt:
a) Öffentliches Eigentum ist durch das Picknick gefährdet. Auf meine Frage, was denn gefährdet sei, antwortete mir Herr Heidelberg vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit, dass das Sandsteinpflaster vorm Schloss teuer sei. Die Frage, inwiefern dieses Pflaster, über das tagtäglich Tausende von Frauen in High-Heels stolzieren, durch samtene Decke von Picknickern gefährdet sei, wurde mir leider nicht beantwortet.
b) Das Picknick könnte ähnlich wie eine Flashmob-Party auf Sylt ausarten und statt der erwarteten max. 100 Picknicker kommen mehr als 5 000 Personen, die kein friedliches nachmittägliches Flashmob-Picknick veranstalten, sondern eine wüste Orgie wie im Film „Das Parfüm“. Mit dieser Begründung lässt sich natürlich jeder Flashmob und jede Demo verbieten. Zehn leere Flaschen Wein könnten schnell zehn Mollis sein. Man beachte hier auch, dass ca. 100 Bürgerinnen- und Bürger-Picknicker der Stadt gefährlicher erscheinen als 10 000 Bürgerbruncher …
c) Auch die Anmeldung einer Demonstration ähnlich wie bei der Love Parade wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am 8.8. keine Aussicht auf Erfolg haben, weil eine Demonstration mit Picknick (schriftliches Zitat Paschen) “eine nicht genehmigungsfähige Sondernutzung” darstellt.Aus diesem Grund ist mir wichtig, alle Braunschweiger Bürgerinnen und Bürger darauf hinzuweisen, dass am 8.8. von 16 bis 18 Uhr KEIN Picknick auf dem Braunschweiger Schlossplatz stattfinden wird. Jeder Braunschweiger, der am 8.8. auf dem Schlossplatz eine Decke ausbreitet, Speis und Trank zu sich nimmt, mit Freunden plaudert, lacht, singt oder Tango tanzt, wird voraussichtlich mit Polizeigewalt daran gehindert.
Es würde mich freuen, wenn diese Botschaft in Braunschweig durch Flugblätter, in Online-Foren, Email-Verteilern, in Zeitungen und auf Luftballons verbreitet wird, da ich vom Ordnungsamt aufgefordert wurde, die Veranstaltung umgehend und umfassend zu widerrufen. Vielen Dank für Eure liebe Unterstützung!
Zuckerl
3) Der öffentliche Raum in Braunschweig dient ausschließlich dem Verkehr, also dem Transfer von Wohnung a zu Wohnung b, von Wohnung a zu Geschäft b oder von Geschäft a zu Geschäft b.
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27. July 2009 | 137 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Herr Güldner, Grüner in der bremischen Bürgerschaft, hat den unsäglichen Kommentar “Die unerträgliche Leichtigkeit des Internet” (Thema: Netzsperren) auf WELT Debatte veröffentlicht. Gutes Benehmen wäre es, wenn sich Herr Güldner für dieses parteischädigende und ignorante Verhalten entschuldigen würde.
Herr Güldners Telefonnummer in der grünen Fraktion: 0421/30 11-236
Auch schön: Mal ein Fax schicken: 0421/30 11-250Seinem Lebenslauf ist zu entnehmen, dass Herr Güldner zu Beginn der neunziger Jahren für “Save the Children” arbeitete.
- Petition zur Kritik an Herrn Güldner – Danke an Eike Schurr, Sprecher Grüne Jugend Bremen
- Katja Husen: “Stein des Anstoßes”
- Malte Spitz: “Das Internet ist kein rechtsfreier, aber auch kein bürgerrechtsfreier Raum”
- Alex Schestag: “Güldner muss ich entschuldigen”
- Wolfgang Wettach: “Matthias Güldner schreibt minderbemittelt gegen das Internet – und gegen die Grünen”
- Jörg Rupp: “Meine E-Mail an Matthias Güldner”
- Thomas Grasmück: “Zum unerträglichen Leichtsinn des Matthias Güldners”
- Grüne Jugend Bundesverband: “Die Ignoranz des Matthias Güldner”
- Grüne Jugend Bayern: “Auch Realität produziert Müll”
Einsortiert: die grünen, netz, überwachung, wissen
Verschlagwortet: zensursula -
22. July 2009 | 7 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Nachdem ich die vergangenen Tage mit der Recherche nach dem Sinn des Lebens – in unterschiedlichen Chats und Clubs – zugebracht hatte und meine eigentlich anstehenden Jobs aufgeschoben hatte, bekam ich einen Anruf von Michael Schäfer, klimapolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Michael wollte den Referentenentwurf zum Berliner Klimaschutzgesetz auch im Internet diskutieren, und ich sollte ihm dafür ein Blog machen.
Dafür nahm ich das WordPress-System, welches ich für die Bundespartei für die Debatte des Europawahl-Programms konzipiert hatte und passte es etwas an.
Link: Berliner Klimaschutzgesetz
Danke an Steffen für gute Ideen und CSS-Beratung!
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15. July 2009 | 20 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Die letzten beiden Tage war ich beim Polycamp auf dem Rankenhof in Groß Köris (Google Satellit).
Das war ein netter, kleiner Kurzurlaub. Es war aber auch mein Anliegen, mal ein paar Menschen, die das Beziehungskonzept “Poly” leben, näher und “in Echt” kennenzulernen. Mir war es auch wichtig, herauszufinden, ob es aus den Reihen der polyamoren Menschen politische Forderungen gibt. Vor einiger Zeit hatte ich in Poly-Foren mal anrecherchiert, ob es politische Forderungen gibt, allerdings keinerlei verwertbares Ergebnis erhalten.
Nach einigen Gesprächen bin ich nun ein kleines bisschen schlauer: Im Grunde erheben die meisten polyamoren Menschen (im Kontext Familienpolitik) vergleichbare Forderungen, wie sie auch beim Familienvertrag genannt werden. Einige nannten auch noch “mehr Toleranz für Poly-Beziehungen” bzw. “für Beziehungen jenseits der monogamen Zweierbeziehung”.
Die Stimmung auf dem Camp ist recht angenehm und weniger esoterisch als erwartet. Die Teilnehmenden sind zwischen 15 und ca. 70 Jahre alt, nicht mitgerechnet einige Kinder, die ihre Eltern zum Polycamp begleiten.
Nach Barcamp-Manier werden von den Teilnehmenden selbst Workshops angeboten – Themen waren bisher “Singen”, “Tango”, “Basteln”, “Massage”, “Body-Painting”. Genauso selbstorganisiert die Küche – jeden Tag kocht jemand anderes, immer ist auch veganes Essen mit dabei. Gestern abend lief “Themroc“, ein krasser, französisch-styliger Film aus den 70er Jahren. Übernachtet wird in Zelten oder (teurer) in den Räumlichkeiten des Rankenhofs – dem “Chalet” oder dem “Bootshaus”. Apropos Bootshaus: Am Ufer warten drei Kanus, ein Ruderboot und ein Tretboot auf See-und-Kanal-Erkundungsreisende.
Die Meinungen der Anwesenden zu Polyamorie sind vielfältig – die einen sehen Poly als politisch linken Ansatz, sie sehen darin eine grundsätzliche Auflösung des Eigentumsbegriffs. Manche sind pragmatisch – sie wollen sich eine Beziehung zu einem geliebten Menschen nicht durch’s Fremdgehen kaputtmachen lassen, wiederum andere finden diese Lebens-Organisationsform in Netzwerken hochmodern und avantgardistisch.
Das Poly-Camp (Wiki mit vielen Infos) läuft noch bis zum 19. Juli, es findet auf dem Rankenhof in Groß Köris (Google Map) statt. Der Teilnahmebeitrag für die Übernachtung auf dem Zeltplatz (für eine halbe Woche, also die verbleibende Zeit) beträgt 50 Euro.
Zum Weiterlesen
- taz: “Du und ich und ich und er”
- Wikipedia: Polyamory
- Polyamor.de
- Polyamorie.de
- Forum: Polyamore.de
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Verschlagwortet: monogamie ist keine lösung, polyamory