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Mal wieder Schauermärchen: SPIEGEL ONLINE übers Kiffen
7Auf SPIEGEL ONLINE findet sich mal wieder ein Kiff-Artikel. Langsam bin ich es leid, dieses tendenziöse Medium hier in meinem Blog zu nennen – das letzte Mal störte mich ja die Hetze zum Thema Prostitution.
Dieses Mal geht’s um Lungenschäden durch jahrelanges Kiffen. Das verwundert mich gar nicht – wer am Tag sechs Joints raucht, riskiert Lungenschäden – Ach was! Wirklich eine Überraschung, SPIEGEL ONLINE hat mal wieder aufgedeckt. Schäden verursacht hierbei vor allem das gerade hochaktuell debattierte “gestreckte Gras”. Verdampfter Klebstoff oder – ganz aktuell – Blei machen sich nicht so gut in der Lunge.
Was mich in dem Artikel aber jetzt wirklich ärgerte, war der letzte Satz: “Kiffen löst Schizophrenie aus”. Nun ja – so einfach sollte man Zusammenhänge und Kausalität wirklich nicht zusammenbiegen.
Ich hab deswegen eben mal schnell einen kleinen Leserbrief verfasst, würde mich auch über eine Antwort freuen, hab da aber nicht viel Hoffnung. Meine bisherigen Erlebnisse mit den meisten JournalistInnen ist, dass die auch ihre festgefasste Meinung haben und auf Anmerkungen eher reserviert reagieren.
Leserbriefe werden nicht als Möglichkeit der Kommunikation mit den LeserInnen begriffen, sondern wandern – wenn es gut organisiert ist – in die Leserbrief-Redaktion, wenn es schlecht läuft, in den Papierkorb. Das finde ich sehr schade, musste so etwas aber schon häufig erleben – Antworten auf Leserbriefe bleiben im Normalfall aus.
Guten Tag,
Sie schreiben in ihrem Artikel:Bereits seit längerem ist bekannt, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum zu langfristigen Veränderungen im Gehirn führen und psychische Störungen wie etwa Schizophrenie zumindest mit auslösen kann.
Können Sie mir das bitte mal belegen?
Bisher ist mir nur Professor Thomasius bekannt, der derartige Behauptungen aufstellt.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir ihre Quelle nennen könnten. Damit würden Sie mich und meine drogenpolitische Arbeit sehr viel weiterbringen.
Vielen Dank im Voraus, insbesondere für eine Antwort,
Julia Seeliger
Einsortiert: drogen, medien
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7 Responses to “Mal wieder Schauermärchen: SPIEGEL ONLINE übers Kiffen”
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Jana
> Damit würden Sie mich und meine
> drogenpolitische Arbeit sehr viel weiterbringen.Schreibst Du sowas immer in Deine Leserbriefe rein? Vielleicht liegt es daran, dass Du keine Antwort bekommst. Als normaler Leser würdest Du vielleicht eine Antwort auf die Frage bekommen, aber wenn Du explizit darum bittest, dass die Journalisten Dich bei Deiner drogenpolitischen Arbeit unterstützen, dann denken die sich vielleicht: Ist doch nicht meine Aufgabe. Nicht, dass ich der antworte und hinterher schreibt sie in ihr Blog, dass der Spiegel sie in ihrer drogenpolitischen Arbeit unterstützen würde.
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Kann sein, das ist meine Resignation mit Leserbriefen.
Zeitungen sollten mal 2.0iger werden. Dann haben sie auch ne Zukunft.
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Was mich in dem Artikel aber jetzt wirklich ärgerte, war der letzte Satz: “Kiffen löst Schizophrenie aus”.
Wo steht denn dieser Satz? Ich hoffe, du meinst damit nicht den Satz, der mit “…und psychische Störungen wie etwa Schizophrenie zumindest mit auslösen kann.” endet. Schließlich unterscheiden sich die beiden Aussagen doch erheblich und du zitierst in Anführungsstrichen, also wörtlich.
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Christoph
Zeitungen sollten mal 2.0iger werden. Dann haben sie auch ne Zukunft.
Das halte ich für einen inhaltsleeren Modebegriff.
Die Medien sollten stattdessen wieder ordentlicher und ausgewogener recherchieren. -
Christoph, ich meine damit vernetzte Kommunikation anstatt Top-Down.
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Web 2.0 ist ein Begriff, den sich so Marketingtypen mit zu hohem Kaffekonsum ausgedacht haben. An der Technik ist nichts neues dran, selbst die “Idee” gibt es schon seit WWW und http (was Vernetzung bzw. Verknüpfung der Infos angeht). Kommunikation gab es schon lange vor dem WWW.
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gregoa
differenziert zu cannabis und psychosen vgl. z.b. http://www.vorarlberg.biz/cms/files/userdocs/Cannabis_Consensuspapier_OEGPP_1.pdf
(State of Art-Paper der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie)