zeitrafferin
Julia Seeliger-
19. June 2007 | 18 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Eine der mir spontan sympatischsten und “coolsten” Personen im Berliner Promi-Karussel ist die Köchin Sarah Wiener. Wiener war gerade unterwegs in lukullischen Frankreich und setzt sich in einem lesenswerten FR-Interview gegen die Entfremdung der Menschen vom Essen ein. Das ist genau der richtige Ansatz: Herumhacken auf der Ernährungsindustrie anstatt Hetze gegen “Dicke Kinder”. Denn wer immer nur “Verpacktes” isst, verliert den Draht zu seinem Bauch.
Erdbeeraroma zum Beispiel wird aus Sägespänen gemacht und schmeckt immer gleich – egal, welche Marke Sie kaufen. Da ist höchstens mehr oder weniger Zucker drin. Aber es schmeckt immer künstlich und immer zu stark. Es sind übrigens die gleichen Aromastoffe wie in der Schweinemast.
Die Ernährungsmittelindustrie verkleinere (Einwurf von mir: Man kann genauso sagen:
normiert
) das Geschmacksempfinden der Menschen schon im Kindesalter. Erwachsene bräuchten dann Glutamat in Paprikachips, um überhaupt noch etwas zu schmecken.Da Wiener keine Vegetarierin (Einwurf von mir: Keine Veganerin!) ist, schlachte sie auch ab und zu ein Tier. Wir alle setzten uns eh viel zu wenig mit den Herstellungsbedingungen unseres Essens auseinander.
… wenn wir mehr darüber wüssten, was zum Beispiel die Aufzucht von einem Huhn wirklich bedeutet, dann wäre viel gewonnen. Wenn mehr Leute wüssten, wie artgerechte Haltung aussehen muss; dass Hühner Fluchttiere sind und wie sie darunter leiden, in der Enge des Käfigs mit diesem bestialischen Ammoniakgestank zu leben; dass sie Platz zum Scharren brauchen; dass sie mit Medikamenten vollgepumpt werden. Wenn wir all das im Hinterkopf hätten, hätten wir mehr Respekt vor den Tieren und würden uns als Verbraucher auch um Qualität und eine ethisch korrekte Tierhaltung bemühen.
Wiener hatte auch selbst mal ziemlich wenig Geld, meint aber, dass viele VerbraucherInnen einfach die falschen Prioritäten setzten.
… viele durchaus gut Verdienende geben locker 3,50 Euro aus, weil sie beim Einkaufsbummel unbedingt in der Stadtmitte parken müssen, aber sind zu knausrig, die 15 Cent mehr für ein Bio-Ei auszugeben. Oder sie leihen sich ganz selbstverständlich fürs Wochenende einen Stapel DVDs aus – und regen sich auf, wenn ihr Geld nicht reicht, um Mehl, Salz und Hefe für einen Pizzateig zu kaufen. Dann schon lieber zehn Packerln Fertigpizza kaufen, was dreimal so viel kostet.
Das passt gut zu einem Fakt, den ich erst kürzlich wieder gehört habe: In der Bundesrepublik wird so wenig Geld für Essen ausgegeben, wie in kaum einem anderen vergleichbaren Land. Frankreich könnte ein Vorbild sein, dort legt man viel mehr Wert auf Essen guter Qualität – die Menschen dort geben auch einen größeren Anteil ihres Einkommens dafür aus. Arme genauso wie reiche Menschen.
Als Ausweg gegen die deutsche Essens-Krise fordert Wiener mehr Engagement des Staats: Da ist sie ganz bei Künast und Berninger. Jedoch stehen bei Wiener eben nicht die Rufe nach einem Verbot von Süßigkeitenautomaten oder die “Dicken Kinder” im Mittelpunkt, sondern das gesunde Schulfrühstück in der großen Pause oder gemeinsames Kochen.
Kleine Ergänzung von mir als Judo-Trainerin mit B-Lizenz und ehemals angehender Sportlehrerin: Schlimmer als das angeblich so grassierende Übergewicht ist es, dass Kinder heutzutage gewisse Bewegungserfahrungen nicht mehr machen. Bewegung ist notwendig, aber nicht, um Übergewicht zu vermeiden oder abzubauen, sondern damit Kinder lernen, sich motorisch – und damit auch sozial – “in ihrer Umwelt zurechtzufinden”.
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2. June 2007 | 12 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Gleich startet der Bus zur Großdemo nach Rostock. Danach gibt’s eine Woche kreativen Protest und inhaltliche Debatten. Da gibt’s sicherlich ne ganze Menge spannender Menschen – nur Netz, das gibt’s da nicht.
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1. June 2007 | 2 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Wer am Wochenende nicht nach Rostock zur Großdemo fährt, kann sich abend gemütlich vor den Fernseher setzen – denn es gibt was tolles zu sehen! Eine arte-Sendung über das neue Urheberrecht und die Möglichkeiten der Creative Commons Lizenzen:
Verhindert das Urheberrecht Kreativität und Kultur?
Das neue Urheberrecht sollte die „Verfassung des digitalen Zeitalters“ werden, doch Kritiker meinen, dass es weder Künstlern noch der Allgemeinheit nutzt – im Gegenteil gefährdet es vielmehr den kreativen Umgang mit dem kulturellen Erbe.
Neben Lawrence Lessig kommt auch der Open-Music-Contest in dem Filmstück vor.
Wer Samstag abend schon wieder zurück kommt, kann wenigstens Sonntag morgen noch den zweiten Teil anschauen. Vielleicht ist es auch die Wiederholung, das konnte ich auf arte.de nicht erkennen. Und ne Fernsehzeitung hab ich leider auch nicht.
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29. May 2007 | 43 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Alles läuft, Vegan ist ne jute Sache und auf junggrünen Veranstaltungen ist es auch kein Problem, sich so richtig vollzuessen. Mit Tierrechten kann ich mich allerdings immer noch nicht anfreunden, obwohl mir ein befreundeter BUND-Jugend-Funktionär versichtert hatte, dass man sich im Laufe der Zeit “auch mit der Tötungsmaschinerie befassen” würde.
Was mir immer noch fehlt, sind meine geliebte Lindt-Schokolade – ich meine all die leckeren Sorten, die Milch enthalten – und Hering.
Bild von ☃ via flickr (Lizenz)Ich glaube, Hering wird wirklich eine Ausnahme bleiben, den werde ich schon einmal im Monat essen. Wie der Greenpeace-Fischratgeber sagt, ist das mit dem Hering auch nicht das allergrößte Problem, andere Fischarten sind wesentlich bedrohter. Einfach mal reinlesen (PDF), dann fällt der durchdachte Essens-Konsum auch wesentlich leichter!
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