Julia Seeliger



14 Responses to “Vormerken: Einige Demos”

  1. Thomas Heinemann

    “Gegen den Strom – Euratom abschalten!” ist natürlich ein super Motto!

    Wer braucht schon Strom? Man kann ja Energiesparen. Und außerdem weiß ich nicht, wieso die andauernd diese Atomkraftwerke bauen, Strom kommt doch aus der Steckdose!

    Kann mir Frau Seeliger mal verraten, wie man Strom produzieren soll, wenn:
    Atomkraftwerke komplett abgeschaltet werden und fossile Energieträger auch nicht in Frage kommen und die Stromproduktion in diesem Bereich reduziert wird, da fossile Brennstoffe knapp werden und man zusätzlich die CO2-Emissionen senken will.

    Wie kann man dann also Strom produzieren? Mit regenerativen Energienträgern?

    Wie kann man es dann schaffen den Anteil von regenerativen Energieträgern mit einem Anteil von bisher 11% auf 100% Anteil hochzuschrauben?

  2. es soll zur großen demo in berlin einen anti-euratom block geben. an der planung der gesamten gegenveranstaltung zur merkelschen jubelfeier möchten sich teile der grünen jugend bzw. des vorstands der grünen jugend nicht beteiligen da u.A. so wörtlich kritisiert wird dass “neben der linkspartei auch einige stalinistische gruppen” sowie europa-kritische gruppierungen teilnehmen. ich verstehe die vorbehalte möchte aber auch betonen dass ich eine unkritische und allzu naive “europhorie” ablehne. es gibt vor allem in fragen der globalen gerechtigkeit, der ost-integration, in fragen des statuses der mittelmeer staaten und im flüchtlingsrecht vieles zu kritisieren. desweiteren bleiben immer noch offene differenzen zum legitimationsverfahren der europäischen verfassung. ich sehe die gefahr in einer ökonomisierung und bürokratisierung der europäischen lebenswelt, dem sollten gerade die grünen in europa ein buntes, offenees und libertäres europa entgegensetzen. ich glaube nömlich so wie bei vielen poltischen prozessen ist die eu so komplex und in der heutigen welt auf gewinner und verlierer gemünzt dass es merkwürdig wird sobald sich alle einig sind. aber ich mach mir keine sorgen, umso weiter das modell europa geht umso schneller werden wir auch anfangen kontroverser über europa zu streiten, über landesgrenzen hinweg. darauf freue ich mich!

  3. Naja,

    ich kann schon verstehen, dass sich da einige komische Menschen zusammenfinden werden. Jedoch hoffe ich, dass e ne Demo zum 50. Euratom-Jubiläum geben wird.

    Wenn nicht diese, dann müssen wir halt selbst eine machen.

    Genau wie den Atomausstieg. Den kann man auch selber machen.

  4. Thomas Heinemann

    Hallo Julia Seeliger,

    du bist leider immer noch nicht auf meinen Beitrag eingegangen.

  5. Achso.

    Erneuerbare Energien, die müssen natürlich ausgebaut werden. Und bis die das Maß an Subvention gekriegt haben, das die Atomkraft bekommen hat und immer noch durch mangelnde Versicherungspflicht bekommt, dauert es noch Jahrzehnte, wenn überhaupt. Aber das nur nebenbei.

    Dann ist es wichtig, dass Gebäude und Geräte energieeffektiver werden, da kann man übrigens das meiste einsparen. Damit das passiert, braucht es viel strengere Regelungen. Man kann das zB mit einer Top-Runner-Strategie machen, indem das energieeffizienteste Gerät den Standard definiert, den alle anderen Geräte dieser Art im Laufe einer gewissen Zeit (zB zwei Jahre) erreichen müssen – ansonsten werden sie verboten.

    Dass das nicht von heute auf morgen geht, ist schon klar. Aber je weniger Energie 🙂 eine Regierung in dieses Thema steckt – so wie jetzt die schwarzrote – desto langsamer geht es auch.

  6. Oje, noch strengere Regelungen?
    Haben wir nicht schon genug strenge Regelungen? Ich mag keine Regelungen…

    Was wird dann aus unserem schönen Altbau? Sollen wir den dann abreißen? Und unsere Waschmaschine (die Gott sei dank noch ihren Dienst tut) in den Sperrmüll kloppen?
    Und das alles nur, weil irgendwelche Vollblutpolitiker sich dazu entschlossen haben, daß es keinen Atomstrom mehr geben darf?

    NEIN, NEIN, NEIN!!!

    Wir haben die sichersten AKW in Europa und müssen dazu stehen. Was bringt uns eine Abschaffung, wenn 50km über der Grenze neue gebaut werden? Wir brauchen die Kernspaltung, noch einige Jahrzehnte – bis hoffentlich die Kernfusion etabliert wird.

    (sorry, bin dafür bekannt, manchmal deutlich meine Meinung zu sagen…)

    Freundlichen Gruß,
    Martha L.

  7. ..ich bemerke noch, dass Fusionsreaktoren alles andere als oekologisch unkritisch sind, bei der Fusion entsteht einerseits radioaktives Tritium, ein Wasserstoffisotop, das unter Aussendung von beta-Strahlung zu He zerfaellt, andererseits, wie man hier liest, entstehen beim Betrieb eines Fusionsreaktors grosse Mengen von durch Neutronenstrahlung aktivierten Reaktormaterials, das immerhin eine Halbwertzeit von einigen Jahrzehnten hat, die Mengen des zu lagernden Materials sind exorbitant. Weiterhin kann die Fusion unter Einbringung von geringen Mengen Uran oder Thorium zur Erbruetung spaltbaren Materials verwandt werrden und ist damit ein potentielles Mittel fuer den Ausbau der Kernspaltung einerseits, potentiell sicherlich auch ein Mittel zum Bau witerer auf Spaltung basierender Waffen. Üdie Kernfusion ist hochgradig stoeranfaellig, ein Zusammenbrechen des Magnetfeldes fuehrt zwangslaeufig dazu, dass der gesamte Betrieb innerhalb des Gebaeudes auseinaderfliegt und radioaktiv verseucht wird, Tritium diffeundiert zudem staendig durch die abschirmenden Materialien in den Aussenraum. Werden Fusionsreaktoren von aussen angegriffen, kann es auch zur radioaktiven Verseuchung ganzer Landstriche kommen, wenn dies auch nicht mit einem GAU im Falle der Kernspaltung vergleichbar waere. Kernfusion ist zudem als globale Loesung des Energieproblems wegen des oben genannten und der hohen Kosten voellig ungeeignet.

  8. Hi Andi,

    ich will ja gar nicht bestreiten, daß die Kernfusion Probleme mit sich bringt, die nur schwer in den Griff zu bekommen sind (Immerhin handelt es sich bei einem Fusionskraftwerk um eine “kleine Sonne”, die bei ca 1Mio Grad (!!) betrieben wird). Daß da einige technische Kniffe notwendig sind, ist selbstverständlich.
    Aber wie heißt es so schön: Der Mensch wächst mit der Herausforderung und sollte besser nicht darauf vertrauen, daß alles so bleibt wie gehabt.

    Wir dürfen uns nicht vor den Problemen verstecken, sondern müssen sie offensiv angehen!
    Der Beschluß, 5 Mrd Euro in den französischen Versuchsreaktor Iter zu investieren ( http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,449867,00.html ), ist der erste zaghafte Schritt in die richtige Richtung!

    mfg
    Martha L.

  9. ..aehm, mit Verlaub, Martha, ich glaube ich kann diese Problematik 1 wenig besser einschaetzen, ich war einst immerhin diplomierter Physiker, wie ich oben schon ausfuehrte, geht es nicht um ‘technische Kniffe’, die Problematik, die durch die die Herstellung extrem energiereicher Neutronenstrahlung entsteht (es fallen tausende Tonnen verstrahltes Reaktormaterial an) ist immens, die Gefahr einer leichten Erbruetung spaltbaren Maerials ebenso (Stichwort Schurkenstaaten, niemand braucht mehr hochangereichertes Uran, wenn auch Plutonium aus billigem Uran erbruetbar ist).

    Im uebrigen herrschen im Plasma eines Fusionsreaktors Temperaturen, die viel hoeher liegen als in der Sonne, die Sonne hat in ihrem Innern Temp. von etwa 15 Mio.Grad, die Kernfusion in ihrem Zentrum erzeugt nicht mehr als das Energieaequivalent einer Gluehbirne pro TONNE Material, um eine Kernfusion in einem Fusionsreaktor effektiv ablaufen zu lassen muss der Streuquerschnitt fuer Potentialwalltunnelungen um Zehnerpotenzen hoeher liegen als im Innern der Sonne, das Plasma hat dazu die Temperatur von etwa 200 Millionen Grad, Tendenz steigend, man sieht hier also, das Projekt ist tendenziell von Groessenwahn gekennzeichnet, aber ich bin ja auch keiner der Physiker, die da neben den Tritium-verseuchten Fusionstori stehen, selbst schuld, Fanatiker.

  10. ..überschlug das gerade noch einmal, im Innern der Sonne werden vielleicht ein Watt pro Tonne Sonnenmatrial produziert, eher weniger.

  11. ja, sorry, bei der Temperatur lag ich bissl falsch. Das wird wirklich ne haarige Sache.

    Trotzdem, die Hoffnung stirbt zuletzt…

    Ach ja, und gegen die Fachkenntnisse des “einstigen” Dipl-Phys. setze ich den Pioniergeist einer künftigen Dipl.Ing… Auch nicht schlecht, oder?

    So, genug diskutiert, SCHLAFEN!!!

    mfg

  12. ..weisst du Martha, wenn ich das noch anmerken duerfte: Ingenieure vertreten oft, man kann sogar sagen: meist, einen unglaublichen Machbarkeitsethos, ich will hier ja nicht das Wort: Machbarkeitswahn benutzen, der selbst noch den der Physiker um Groessenordnungen übertrifft. Fragt man einen Ingenieur, ob die Menscheit sich einst aufmachen wuerde, das ‘Universum’ zu besiedeln, ist die Antwort interessanterwesie viel haeufiger als bei jedem Astrophysiker: ja natuerlich, das ist doch eine Selbstverstaendlichkeit, was direkt damit zu tun hat, dass die Ingenieure von den anzutreffenden Problemdimensionen dieser Unternehmung nicht den LEISESTEN Schimmer haben. So geht das aber tendenziell bei jedem Thema, insbesondere seit dem letzten Krieg haben Ingenieure die Deutungshoheit über die Technikfolgenabschaetzung übernommen und sind meist nicht faehig, die Konzepte, die abzuschaetzen sind, mit hinreichender Sicherheit zu verstehen, das beginnt im Studium, gleich im ersten Semester, wo man die Mathematik im Grunde nicht versteht aber trotzdem munter drauflosrechnet, als gaebe es kein morgen und pflanzt sich in jede Ingenieurs- aber auch Physikerbiographie bis zum Lebensende durch. Der Glaube an die Beherrschbarkeit hochgradig komplizierter Prozesse in voelliger Ermangelung gruendlichen Verstaendnisses ist eine direkte Folge der Deformation der Naturwissenschaft durch den Krieg, insbesondere den 2. Weltkrieg, wie der Mathematiker Bernhelm Booss-Bavnbek hier ziemlich klar darlegt:

    “War die Menschheit schon zuvor in der Natur mit einer Vielzahl komplexer Phänomene konfrontiert gewesen8, so ist das Neue, das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges, die Alltäglichkeit der von Menschen geschaffenen Komplexität, an deren Kreierung und Funktionieren mathematische Methoden einen wichtigen Anteil haben – ohne doch eine sichere Beherrschung, eine systematische Übersicht über alle Funktionsweisen der Systeme und die wesentlichen Wirkungen eigenen Handelns zu erlauben. Statt dessen bescherte uns die Erfolgsgeschichte

  13. Hi Andi,

    vielen Dank für Deine dezidierte Meinung, mit der Du Dich für diese Diskussion leider selbst disqualifizierst.

    Ich belasse es bei dieser Anmerkung und wünsche einen schönen Abend.

    Mfg,

    Martha

  14. hm, Martha, klare Worte sind ob gewisser Ingenieurs-Selbstgefaelligkeiten (‘Pioniergeist’, huestel) immer vonnoeten, vor allem wenn es um diese Fragen geht. Im übrigen bin ich nicht der erste, der genannte Deformationen konstatierte.