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“Solidarischer Individualismus”
23In der heutigen Parteiratssitzung fiel mir ein Begriff ein, um meine Wahrnehmung von der politischen Ausrichtung von Bündnis 90/Die Grünen zu beschreiben:
“Solidarischer Individualismus”
Der “Individualismus” substantiviert, also stark innerhalb des Wortdoppels, “solidarisch” als Ergänzung und als Abgrenzung zum “Egoistischen Individualismus”. Laut Google – Internet gibt’s auch im Parteirat, ich checkte während der Sitzung schnell mal gegen – ist dieser Begriff vor allem durch Ulrich Beck ins Gespräch gebracht. Sonderlich viele Hits zu diesem Begriff gibt es aber nicht.
Reinhard Bütikofer bezeichnete das – grundsätzlich zustimmend – als “Latein”. Sehr ehrenvoll! Immerhin ist Bütikofer in meinen Kreisen als Meister der verschleiernden Worte bekannt. Auch die meisten anderen fanden den Begriff ganz gut.
Was denkt ihr – voll verschwurbelt oder sinnvoller Begriff?
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23 Responses to ““Solidarischer Individualismus””
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fabien
der begriff ist super aber leider meilenweit entfernt von dem wo sich unsere partei z zt hinbewegt.
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Ich hab den begriff schon öfters benutzt, beginnend in meinen jugendzentrumszeiten. finde den ganz gut, weil dadurch für mich das den unterschied ausmacht zum solidaritätsbegriff z.b. der spd.
Letztlich hängt eben mal wieder alles davon ab, was man darunter verstehen will. Neben der betonung der persönlichen freiheit schwingt für mich im selben maße eigene verantwortung für die gesellschaft, wie für das eigene leben mit. -
Nein, das siehst du falsch. Unsere Partei bewegt sich in die richtige Richtung, siehe Göttingen und Nürnberg!
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Ich stimme Daniel da voll und ganz zu! Das sich bei uns jeder Individuell eingringen kann finde ich sehr wichtig und das ist auch gut so!
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johannes
guter begriff, ich persönlich mag’s, wenn noch der begriff “emanzipiert” drin vorkommt, aber mit dem wahlslogan “die grünen – partei solidarischer individualisten” könnte ich gut leben.
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Partei solidarischer Individualist/innen.
Damit haben wir zumindest das Geschlechterproblem gelöst. Emanzipation ist natürlich mehr.
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Ja, wir spielen Bullshit-Bingo! 🙂
Statt “solidarischer Individualismus” können die Realos ja eine “individuelle Solidarität” fordern. 🙂
Oder um den internationalen Aspekt auch mit einzubeziehen: “globalsolidarischer Individualismus”.
Sagen wir doch einfach “linksliberal”, da weiß auch jeder was gemeint ist…
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Christoph
Nein, das siehst du falsch. Unsere Partei bewegt sich in die richtige Richtung,
Ich fürchte, die Haltung hinter einer solchen Formulierung bestärkt nur die Bedenken von fabien und mir.
Sagen wir doch einfach “linksliberal”, da weiß auch jeder was gemeint ist…
Wovon sich die Partei seit Jahren wegbewegt.
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fabien
korrekt, korrekt
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Im liberalen Sinne heißt liberal nicht nur liberal….(Loriot)
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Hoch die individuelle Solidarität! 😉
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erlehmann
Individualist/innen
Wird mit der “politisch korrekten” Geschlechterbetonung nicht auch der “normale” Plural eines geschlechtlichen Wortes abgewertet ? Ich könnte mir jetzt durchaus eine Welt vorstellen, in der z.B. die Wörter “Bäcker” (Plural) bzw, “Hebammen” nur männliche bzw. weibliche Vertreter einschließen.
Oder ist das die Zielsetzung, mehr Deckung zwischen grammatikalischem und realem Geschlecht zu schaffen ?
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erlehmann
Sagen wir doch einfach “linksliberal”, da weiß auch jeder was gemeint ist…
Öko-FDP ?
“Linkslibertär” gefällt mir besser … 😉
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@ Julia: Sinnvoll.
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Haha!
🙂
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Peter Alberts
IndividualistInnen aller Länder solidarisiert Euch!
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Spiele:
kontrolliert solidarische Indiuviduen?
Solidarisch-kontrollierte Invalidität?nee, alles zu viel tät hinten.
Einzigartig – solidarisch – grün.
Na, wär ich nicht ein TEXTER geworden?
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Invalide solidarisch – einzigartig – grün
(*hüstel*, das wäre eine Option zur Beschreibung von C. Scheel und dem wirtschaftsliberalen Flügel der Grünen… Nunja – solange dieser Flügel ohne echtes politisches Gewicht ist, sondern so gut wie nur intern vernehmbar, halte ich ihn dennoch für wichtig, aus Gründen interner Meinungsvielfalt und auch aus Kompetenzgründen. Allzu einseitiger Solidarismus geht nämlich schnell in die Hose.)
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Brian: Ihr seid doch alle Individuen!
Die Masse: Ja, wir sind alle Individuen.
Ein Einzelner ganz kleinlaut: Ich ni-icht.Was ist hier die Frage? Volksfront von Judäa, oder Judäische Volksfront?
Und „Emanzipiert“ muss mit rein! Eben, ist ja auch ein hippes Schlagwort .. immer wieder.
Sonntagsmorgens bei Bildungsbürgertums am Frühstückstisch: „Schatz, reichst du mir bitte mal die Salzstreuerin?“
Zurück zur Frage …
Schon eher schwurbelig. Nichts, dass jemanden so richtig vom Hocker reißt. Klingt aber tres chique. Und damit für die GrünInnen wie geschaffen. -
Christoph
kontrolliert solidarische Indiuviduen?
Solidarisch-kontrollierte Invalidität?Das klingt eher nach grüner Realität.
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Och och, Christoph,
Hic Rhodos, hic salta!
bzw. Now is the time.
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Partei des Solidarischen Individualismus = PSI?
Unter PSI habe ich mir als Europäer immer eine etwas linkere Partei vorgestellt. Hmm… 🙂
Also das wonach es für mich klingt scheint mehr der parteiinterne Umgang miteinander zu sein als die allgemeine politische Linie.
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Michael Kaufmann
Individualismus ist eine Philosophie, die momentan politisch kaum vertreten wird. Heute ist die Parteilandschaft in Europa vor allem in “Links” und “Rechts” aufgespaltet, d.h. vereinfacht gesagt in Kapitalismus und Sozialismus – und das bezieht sich auf die Wirtschaftspolitik und nicht auf die Gesellschaftspolitk.
Obwohl sich die rechten Parteien von Etatismus und staatlicher Kontrolle scheinbar distanzieren (vor allem in Bezug auf das Kapital), sind sie doch voll auf Law-and-Order und auf Konservation alter kollektivistischer Moral ausgerichtet, was dem Individualismus diametral widerspricht.
Die Linken Parteien tendieren zu einem solidarischen Kollektivismus, wenn es um wirtschaftliche Fragen geht – lassen dem Individuum aber in gesellschaftlichen Fragen oft bedeutend mehr Freiraum.
Meine Ketzerische Frage ist: Braucht der Individualismus eine neue Partei? Wie kommt man von einer individualistischen Philosophie zu einem parteipolitischen Programm? Wie sieht ein individualistischer Staat aus?
Ich behaupte Folgendes:
– Eine individualistische Gesellschaft braucht einen Staat, um die schwächeren Individuen zu schützen (Abgrenzung von Anarchismus)
– Individualismus stellt den einzelnen Menschen ins Zentrum der Betrachtung – und steht für Regeln, die das Individuum in seiner Freiheit fördern und unterstützen (Abgrenzung vom Kommunismus).
– Individuen sollen vom Kollektiv unterstützt werden, insbesondere, wenn sie sozial benachteiligt sind (Abgrenzung vom Kapitalismus).
– Beispiele für Individualistische Gesetze: Verbot von Mord, Diebstahl, Vergewaltigung, Betrug etc.
– Beispiele für anti-Individualistische Politik: Wehrpflicht, Verbot von Raubkopien und Downloads, Drogenkonsumverbot, Zensur im Internet, Guantanamo, totale Kontrolle etc.
– Der Individualismus ist heute in den Köpfen der Einzelnen stark vertreten, hat aber keine Politische Plattform, um sich in der Politik wirksam zu machen…Individualisten aller Länder, vereinigt euch…