Julia Seeliger
  • [‘solid] von Apparatschicks gefressen?

    19
    25. May 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Ein gut lesbarer Artikel – aber sicherlich nicht neutraler – über die Gründung der Linksjugend (parallel zum Bundeskongress der Grünen Jugend) findet sich auf Indymedia, ein weiterer interessanter und ebenfalls nett geschriebener bei Dennis. So wie es sich darstellt, wird [‘solid] in der neu gegründeten Jugendorganisation untergehen. Einzelne Aktive diskutierten wohl schon auf dem Kongress, direkt nach der Gründung, ob sofort oder erst später austreten sollten.

    Solids heulten, zitterten und diskutierten unter sich, ob sie jetzt oder später austreten sollten. Das war die Stimmung unter den rund 250 Delegierten, die den Jugenverband der “neuen Linken” gegründet hatten. In den Statements der Solid-Führung heißt es nun, sie werden bald 10.000 Mitglieder haben – aber in Wirklichkeit wird es schwierig sein, die wenigen Tausend AktivistInnen, die jetzt in Solid sind, zusammen zu halten.

    Zentrale politische Fragen, an denen sich die Geister scheiden, sind die um die Regierungsbeteiligung der Linkspartei in Berlin, Kritik an den hiesigen “linken Privatisierungen” sowie die Verteidigung des Kriegseinsatzes im Libanon durch Katja Kipping. Dies alles nähme man von Seiten der Linksjugend zu unkritisch auf, außerdem käme die Systemkritik in neuen Verband zu kurz.

    Wer das bürgerliche Parlament und den kapitalistischen Staat als Instrumente sieht, um die Gesellschaft zu verändern, macht sich sehr schnell zu einem Verwalter dieses Systems.

    In einer Grußbotschaft an den Bundeskongress der Grünen Jugend, der am selben Wochenende in Halle/Saale stattfand, hatte [‘solid] noch Stachligkeit bewiesen:

    Denn z.B. sehen die Grünen als Partei gegen die neue Linke so alt aus, wie es der grüne Marsch durch die Institutionen ist. Grün wird zunehmend von Rot besetzt werden, denn eine Lösung der ökologischen Frage ist ohne eine Lösung der sozialen Frage nicht möglich. Und dass es der freie Markt nicht richten kann, das ist schon seit 1929 Allgemeinwissen.

    Sicher werden wir nicht nur ab sofort zum Teil um die besten Ideen, sondern auch um die gleichen politischen, politisierten und politisierbaren Menschen konkurrieren, das heißt aber nicht, dass wir nicht mit euch gegen Faschismus, Rassismus, Krieg, Umweltverschmutzung und andere politische Übel und für eine sozial gerechte, antipatriarchale und nachhaltige Gesellschaft streiten wollen. Es wäre nur nett, wenn ihr eure Partei davon auch mal wieder überzeugen könnt. Denn mit Oliven sind wir nicht bündnisfähig.

    Komisch: Sogar mit der Linksparteijugend ist ein Bündnis ja offensichtlich möglich. Der linke Jugendverband in Deutschland, vormals [‘solid], wird jetzt auf jeden Fall ein anderes Gesicht bekommen – zumindest optisch schlug sich dies wohl schon auf dem Gründungskongress nieder:

    Bei ihren Fraktionstreffen am Rande des Kongress sah mensch keine Dreads oder linke T-shirts, wie bei [‘solid] üblich – unter den Anfang-30-Berufsjugendlichen waren Modesonnenbrillen und Jackets angesagt.

    Hm. Das ist bei der Grünen Jugend anders: Da haben wir noch Dreads und linke T-Shirts. Trotz mehr als zehn Jahren Jugendverband, Teilorga der Partei – sogar in Regierungszeiten … Bätsch!

    Update

    Ich hab mich jetzt noch mal weiter informiert. In einem weiteren Indymedia-Artikel stellt es sich so dar, als hätten sich “Linksruck” und “die Antideutschen aus Sachsen” zu einem Klüngel gegen die “Basis” bzw gegen die eher Antiautoritär-bewegungsorientierten zusammengeschlossen.

    Während die Solids für die Eigenständigkeit ihrer Organisation gegen den Linkspartei-Vorstand kämpften, boxte Linksruck zusammen mit den antideutschen Jungen Linken aus Sachsen den Parteibezug in der Satzung durch. Offiziell heißt es, damit könne man auf die Linkspartei mehr Einfluss nehmen.

    Auch in der Jungen Welt klingt Kritik am Verfahren an.

    Unter weitgehender Vermeidung inhaltlicher Diskussionen hatten die für ihre


    Einsortiert: andere parteien


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19 Responses to “[‘solid] von Apparatschicks gefressen?”

  1. Sachsen, o Gott.

  2. Bamm.
    Der hat gesessen. Allerdings: Traurig aber wahr!

  3. Keine Ahnung, ich war ja beim Grüne Jugend Bundeskongress, also nicht bei der Linksjugend-Gründung dabei. Ich hab nur Sekundärquellen verwertet. 😀

  4. ..etwas offtopic muss ich hier kurz zum Thema Globalisierung und T-shirts auf einen aktuellen Artikel in der SZ über Arbeitsbedingungen bei ALDI-Zulieferern in China verweisen sowie auf einen entsprechenden der den Fall H&M beleuchtet. Ich wäre hier dankbar, wenn man weitere Beispiele faende. Was mich bei alldem am deutlichsten verstoert: warum gibt es keine Oeffentlichkeit hier fuer diese wirklich haarstraeubenden Lebensbedingungen, fuer die Unterdrueckung dieser Menschen, unsere Freiheit, unser Wohlstand basiert DIREKT auf der Ausbeutung dieser Menschen, die wie Tiere gehalten werden, denen jegliches Recht auf Selbstbestimmung untersagt wird, warum gibt es keine Lobby in der Politik, die sich dafuer interessiert, wer organisiert und deckt diese Unterdrueckung bei uns, warum gibt es keine GRUENEN-Demos vor Discounter, vor H&M, vor all diesen Induktoren von Elend, ich äere uebrigens der erste, der sich dort anschloesse, oder muss ich das jetzt organsieren.

  5. Immerhin hat die Linksjugend einen BAK Shalom. Nicht schlecht.

  6. […] Mich wies Andreas in einem Kommentar auf ein wirklich relevantes Thema hin, mit dem ich mich schonmal rudimentär beschäftigt habe. Ein bisschen klang das ja schon in den Artikeln zu den Monogamie-Shirts an. ..etwas offtopic muss ich hier kurz zum Thema Globalisierung und T-Shirts auf einen aktuellen Artikel in der SZ über Arbeitsbedingungen bei ALDI-Zulieferern in China verweisen sowie auf einen entsprechenden der den Fall H&M beleuchtet. Ich wäre hier dankbar, wenn man weitere Beispiele faende. Was mich bei alldem am deutlichsten verstoert: warum gibt es keine Oeffentlichkeit hier fuer diese wirklich haarstraeubenden Lebensbedingungen, fuer die Unterdrueckung dieser Menschen, unsere Freiheit, unser Wohlstand basiert DIREKT auf der Ausbeutung dieser Menschen, die wie Tiere gehalten werden, denen jegliches Recht auf Selbstbestimmung untersagt wird, warum gibt es keine Lobby in der Politik, die sich dafuer interessiert, wer organisiert und deckt diese Unterdrueckung bei uns, warum gibt es keine GRUENEN-Demos vor Discounter, vor H&M, vor all diesen Induktoren von Elend, ich wäre uebrigens der erste, der sich dort anschloesse, oder muss ich das jetzt organsieren. […]

  7. ein ['solid]er

    hallo julia,
    dem artikel bei indymedia würde ich keinen glauben schenken… der ist von der “unabhängigen kommunistischen” jugendgruppe “revolution”, die die hoffnung haben bei solid ein paar mitglieder abzugreifen.

    wenn du die interviews und artikel in der jungen welt liest, kannst du auch als nichtanwesende feststellen, dass alt-solid keineswegs untergeht, sondern “das neue” maßgeblich mitprägt. es war so, dass die parteileute um katja kipping und michael leutert damit drohen mussten den kongress zu verlassen, weil solid in allen fragen eine mehrheit hatte (programmatisch und bei der wichtigen altersfrage) und sie dann ein dreiteiliges forderungspaket stellten, dass nur durch harte verhandlungen abgemildert werden konnte.

    siehe auch die artikel auf http://www.solid-web.de

  8. Ich glaube es einfach noch ein wenig früh, die Richtung zu erkennen, in die die “Linksjugend [‘solid]” (was für ein Name…) steuern wird. Da man jetzt wohl automatisch, wenn man bei der Linkspartei eintritt, Mitglied der Linksjugend wird, werden wohl – konsequenter Weise – auch Leute Teil des Verbandes die sonst nicht zur [‘solid] gekommen wären. Deswegen tun sich zwei Wege auf: die Linksjugend wird vielfältiger und kommt auf kreative Lösungen oder die Linksjugend zerfleischt sich und spaltet sich, in guter linker Tradition, auf. Wir können zumindest dabei sitzen, auf unseren Buko vegetarisches Essen (ohne Deligiertenprinzip) genießen und unser Ding machen – und vielleicht auch mal zusammen ein nettes Grußwort an unsere sozialistischen (na mal sehen, ob sie das in einem Jahr noch fordern) Freunde senden.

    Aber ein FaFo Shalom könnten wir vielleicht auch gebrauchen, denn so richtig stark haben wir uns mit dem Thema Antisemitismus (man mag ich da korrigieren, wenn ich mich irren sollte) nicht auseinander gesetzt.

  9. Ich denke auch, diejenigen die sich gerade übers Ohr gehauen fühlen haben keine Möglichkeit auf solid-web.de Artikel zu posten. Jedenfalls war der Gelsenkirchener Delegierte entsetzt und hat den Indymedia-Artikel bestätigt, ob von “Revolution” oder nicht.
    De facto wurde der “Revolution”-Artikel ERST an [`solids] gesandt und gegen gelesen bevor er auf indymedia veröffentlicht wurde. Ich habe selbst einen Vorabausdruck einen Tag vor Veröffentlichung lesen dürfen.
    Also vielleicht sollte man sich im Lager der Opportunisten mal neue Strategien zur Relativierung von Blödsinn ausdenken. PDS in Berlin? Kein Problem, wird nur von der SAV zum Problem gemacht. “Massaker vom 20 Mai”? Kein Problem, nur von “Revolution” aufgebauscht. Natürlich. Neee, is klar.

  10. ..die Paarung israelfeindlicher Linksruckler und (angeblich) pro-amerikanischer und pro-israelischer ‘junger Linker’ aus Sachsen unter dem Bindungsglied Autoritarismus ist allerdings eine dialektische Bluete, irgendjemand handelt hier mit politischer mimikry.

  11. @Andreas Das habe ich ideologisch schon gerafft. Aber vielleicht gehts ja nicht so sehr um Inhalte, außerdem werden in dem Indymedia-Artikel auch politische Gemeinsamkeiten der beiden Gruppen rübergebracht.

    @alle Natürlich ist es zu früh, ich hab nur mal ein bisschen Presse zusammengestellt. Ich kann aber schon verstehen, dass einige Leute sich überrumpelt fühlen, basisdemokratisch schien das ja alles nicht gerade abgelaufen zu sein.

  12. Und genau das ist der Punkt. Die [`solid]-Delegierten stellten meinem Kenntnisstand nach eine demokratische Mehrheit. Die “Jungen.Drohnen.Sachsen”, verzeihung, die “Junge.Linke.Sachsen” hingegen drückten einige Forderungen unter der Drohung durch, ansonsten die Verhandlungen abzubrechen. Und das waren dann Forderungen wie z.B. Anpassung an die LiPa Satzung. Ich kann da keine eigenständigen Interessen des sächsischen Jugendverbandes erkennen. Ich glaube, “ferngesteuert”, ist dazu der richtige Kommentar.
    Stand der Dinge ist meines Wissens nach das [`solid] vorerst Teil der Linksjugend bleibt um seine de facto immer noch vorhandene Mehrheit auszuspielen.

  13. der artikel bei indymedia ist große scheiße. er lässt kein gutes haar an der jugen linken. und nur weil enige leute aus der partei dabei waren, heißt das nicht, dass alle so sind. ich bin junge linke (und schon länger auch solid-mitglied) und bin nicht unkritischer parteisoldat. der artikel greift nur voruteile auf. und wieso muss man als linker, der gerade gegen den strom schwimmen will im “linken strom” mitschwimmen und linke t-shirts tragen. ich kenne einen, der is extrem links – aber ansehen tut man es ihm nicht. der ist eben nicht der typische. wieso sind denn alle solids gleich? fragen wir doch mal sorum. auch nicht gerade links. jedenfals wenn alles so ist wie es dargestellt wird. und katja/michael sind wohl kaum repräsentativ für uns, denn sie sind nicht einmal aktiv mitglied. keienr setzt sich wirklcih mit den problemen und den leuten auseinander. es werden einfach alle vorurteile genutzt und ohne wirklich mal nachzufragen/forschen wird irgendwas aufgeschrieben.

    ps: ich bin nicht der einzige bei uns der so denkt.

  14. Du schon wieder. 😉
    Na, dann ist doch soweit alles okay. Michael&Co werden doch auch hauptverantwortlich gemacht, oder nicht? Und die Rivalität mit [`solid] ist ja wohl (außer bei dir) unbestritten.
    Die wirklich interessante Frage ist doch ob nun in der LiPa Verhältnisse wie in der SPD einziehen oder nicht. Und da war die BDK eindeutig ein schlechter Anfang.

  15. Und was ist nun?
    Alle anderen [‘solids] sind glücklich in der LiPa? Das finde ich schön!

  16. Sei nicht so ungeduldig, ich recherchiere noch. Und das ist in einem Dschungel wo gelegentlich querulantige Beiträge auf LiPa-Seiten blitzschnell wieder verschwinden nicht gerade einfach.
    Sauer sind wohl irgendwie alle. [`solid] über den Hergang generell, [`solid]-Revolution sowieso und die Junge.Linke dafür dass jetzt alle stinkig auf sie sind. De facto scheint es sogar Austritte aus der Jungen.Linken wegen der BDK gegeben zu haben. Bei [`solid] habe ich gehört dass sie ihre (immer noch vorhandene) Mehrheit vorerst ausprobieren wollen um im Nachgang ihre Ziele zu erreichen. Der Gang in die Autarkie steht als Option aber immer noch offen und wird vor allem bei [`solid]-Revolution diskutiert.
    Das was wirklich interessant ist, die Hintergründe nämlich, deutet momentan auf eine gezielte Intervention des BuVos durch Entsendung von “Agitatoren” hin. Auch die LiPa hat ihre Kai Gehrings, in diesem Fall scheint ein Michael Leutert sich aufgemacht zu haben, sämtlichen Gehringschen Hierarchiekonformismus zu toppen. Du weißt ja wo du es lesen kannst, aber ICH BRAUCH ZEIT! *hEkTiK*

    P.S.: Ich selber war übrigens nie [`solid]…

  17. hallo ihr lieben,

    hier mal nen kleines update in sachen jugendvberband

    solid revolution macht weiter(trotz abwerbeversuchen von Revolution) auch hat es bisher keine austrittswellen bei [‘solid] gegebenl(der landesverband bremen war schon länger seinen weg gegeangen und wurde neu gegründet).

    spannend wird die frage ob sich die mehrheiten beim nächsten bundeskongress geändert haben, wenn nicht wird das netzwerk um die junge linke trotz guter konktakte zu realo führungsclique in der partei ein kalten winter erleben denn das erpressen von mehrheiten per ausstiegsdrohung ist dann nicht mehr möglich…

    ciao
    ein aktivist

  18. […] dieses Thema außerdem bereits (neben dem Dennis Blog natürlich) auch schon einmal bei Jule. Die aktuelle Entwicklung ist die logische Folge aus dem dort diskutierten bzw. erwähnten […]

  19. […] Über die Querelen rund um die Linksjugend-Gründung hatte ich damals übrigens berichtet. Eine große Zahl der ehemaligen [’solid]-NRW-Mitglieder waren nach der “Normierung” des Jugendverbandes ausgetreten. […]