Julia Seeliger
  • Grabenkämpfe bei der “Linken”

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    16. February 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Dennis Bartel, ehemaliges Mitglied der “Linken” und heute beim grünen KV Gelsenkirchen, begleitet in seinem Blog immer wieder die Querelen bei der “Linken”. Jetzt hat sich Andrè Brie in der WELT geäußert und kluge Sätze gesagt wie “Die Linke wird die Republik nur dann dauerhaft verändern können, wenn sie realistische Politikkonzepte vorlegt. Daran mangelt es uns derzeit.”

    Nestbeschmutzung? Einige ganz Parteihörige sehen das so, so auch Niema Movassat aus dem NRW-Landesvorstand der Linkspartei. Brie hat offenbar Post von Movassat bekommen – wie es sich gehört, wurde die Beschimpfung auch in der “Jungen Welt” publiziert.

    Dies wäre ja nicht alles so schlimm. Wenn da nicht diese konzeptionslose, total destruktive Forderung nach einem Mindestlohn wäre. Ein Mindestlohn von 8,50 Euro. Pah! Wer soll denn das bezahlen?! Außerdem ist das konzeptlos und natürlich realitätsfern. Nachher mag uns die SPD nicht mehr, wo wir doch so gerne mit denen regieren wollen.

    Ziemlich effektheischerisch-rotzig das Ganze, auch ein SPD-Beitrittsformular fehlt nicht. Einschmeichelei bei den Parteioberen, sagt Dennis Bartel:

    Das Letzte, was die Partei gebrauchen kann, sind parteiinterne Kritiker. Und so findet sich in der LINKEn auch schnell jemand, der auf den kritisch Denkenden eindrischt – und sich damit lieb Kind im Karl-Liebknecht-Haus macht?

    Die Linke fordert übrigens einen Mindestlohn in Höhe von acht Euro, nicht 8,50. Peinlich, peinlich – aber was sind schon 50 Cent, andere SpitzenpolitikerInnen haben ja schon Millionen und Milliarden verwechselt.

    Über die Querelen rund um die Linksjugend-Gründung hatte ich damals berichtet. Eine relevante Zahl der ehemaligen [‘solid]-NRW-Mitglieder waren nach der “Normierung” des Jugendverbandes ausgetreten.


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12 Responses to “Grabenkämpfe bei der “Linken””

  1. Huch, soviel Aufsehen *freu*. Eine Korrektur allerdings: Mitglied war ich bei [`solid] nie, da hatte ich nur Symphiestatus. Aber ansonsten stimmt natürlich alles, Linke etc..
    Ich erwähne das nur weil ich schon seit Monaten verzweifelt versuche den Nazis auszutreiben auf ihren diversen Fahndungsaufrufen und Outingvideos dauernd zu behaupten ich wäre ein solid.
    Die prügeln sich mit einem Grünen, darauf lege ich großen Wert. Siehe auch meinen Brief an die lokale Nazitruppe.

  2. Habs korrigiert. Nun bist du – im zweiten Zitat – ausschließlich Dennis Bartel.

  3. Vielen lieben Dank! *verbeug*

  4. Liebe Julia,

    DIE LINKE fordert um genau zu sein 8,44 € Mindestlohn

    Ansonsten solltest du dich vielleicht in Zukunft insgesamt besser informieren, denn mitnichten freut sich die Parteiführung über unseren offenen Brief. Es gab sogar recht deutliche Gegenreaktionen dort. Aber okay, man kann sich auch auf einseitige Meinungsäußerungen verlassen- dies sorgt allerdings nicht für Seriösität.

    Beste Grüße

  5. Mensch, das hat ja gedauert.

    Und was genau sollte der Brief bezwecken? Wenn du schon mal hier bist, kannst du das ja mal genauer erklären.

  6. Ich hätte ja gerne früher geantwort, gleichwohl war ich im Urlaub und hatte dort nicht so sehr das Bedürfnis nach Internet.

    Der Brief ist sicherlich spitz formuliert. Es geht in dem Brief ja um die Äußerungen von Andre Brie in der WELT. Dort hatte er u.a. die Forderung nach Mindestlöhnen in Frage gestellt und DIE LINKE kurz vor den Landtagswahlen in Hamburg als Chaotentruppe bezeichnet. Das Interview findest du hier.

    Brie ist auch in der Vergangenheit mit ähnlichen Äußerungen aufgefallen. Statt mit der Partei zu diskutieren, liegt seine Hauptbeschäftigung darin, seine Meinungskundgaben per Tageszeitungen etc. zu machen. Für einen MdEP, der DIE LINKE ja auch im EP vertritt, ist dass ein sehr grenzwertiges Verhalten, die eigene Partei ständig so anzupissen, ohne die Kritik- die ja durchaus berechtigt sein kann in einigen Punkten- in Parteigremien usw. zu diskutieren.

    Er redet halt ÜBER die Partei und nicht MIT ihr. Dass sich vielleicht auch deine Partei über sowas freut, kann ich ihr nicht verübeln, er leistet da gute Arbeit für SPD und Grüne. Aber nu bin ich in der LINKEN und habe demnach auch eine andere Sicht der Dinge darauf.

    Du kannst dir allerdings SICHER sein, dass man sich mit solchen offenen Briefen keine Freunde in der Parteiführung macht, also wer Karriere machen will in der LINKEN, wird zu was die Schnauze halten. Insoweit ist der Vorwurf von Dennis sachlich unberechtigt.

    Ich kann schlecht hier Mails von PV Mitgliedern an mich reinstellen, aber da war schon deutliches bei…

  7. A-Ha.

    Gut, dass es Blogs gibt – da kann man unterschiedliche Meinungen ausfechten. Es ist immer die Frage, zu was man in der JW publiziert. Finde deswegen deinen Brief kaum einen Deut besser – das ist doch auch ein “Stellvertreterkrieg”.

    Stellt Brie einfach nicht mehr auf.

    Wenn er ne Mehrheit kriegt, dann findet die Mehrheit der Partei das auch okay, was er macht.

  8. Mir scheint, dass bei solchen “offenen Briefen” doch eher die Selbststilisierung der VerfasserInnen im Vordergrund steht.

    Der in diesem konkreten Fall gesteigert miese Stil des offenen Briefes übertrifft noch um Einiges die wiederholten Ausfälligkeiten von André Brie (siehe z.B. auch dessen Vorwurf einer Refundamentalisierung gegen weite Teile der LINKEN, anlässlich der massiven Kritik aus verschiedenen Spektren der Partei an der Mehrheit der Dresdner Stadtratsfraktion, zu welcher André Bries Lebensgefährtin gehört). Kein Wunder also, dass sich der Kollege Niema deutliche Reaktionen anhören durfte, und umso absurder dessen Kokettieren mit einem widerständigen Gestus: Weder ist Niema der willige Handlager des angeblichen Willens der Parteizentrale (wie es Dennis darstellt), noch ist er der uneigennützige Parteirebell, der seine Karrierechancen dem unerschrockenen Verkünden der Wahrheit opfert (wie Niema es selbst nahe legt). – So einheitlich ist weder der Parteivorstand noch die gesamte Partei.

    Auch wenn André Brie seine Basis in der Partei hat, viele Mitglieder und FunktionsträgerInnen dürften allerdings inzwischen einigermaßen von ihm genervt sein. Ich habe aber keine Ahnung, wie sich das genau auf seine Chancen zur Wiederwahl auswirkt, es wurden immer wieder auch nicht so beliebte Leute auf gute Listenplätze gewählt.

    Auch wenn Niema nicht den Willen irgendwelcher Parteigremien umsetzt, so kann er doch zuversichtlich sein, dass es neben den ablehnenden Reaktionen auch zustimmende gibt, zumindest unausgesprochene. (Die “junge Welt” und ihre Anhängerschaft steht offenkundig auf solch einen Stil, zumindest solange es aus deren Sicht die Richtigen trifft.) Insofern finde ich den Brief eher anbiedernd.

    Ich hoffe, dass Menschen, die solche hasserfüllten Briefe schreiben, tatsächlich weder bei den Linken noch bei anderen Parteien Karriere machen.

    Insgesamt finde ich den Kollegen Dennis doch eher schlecht informiert, auch wenn Du ihn, liebe Julia, hier wiederholt als Insider in Bezug auf DIE LINKE präsentierst. Sein Artikel über die Auseinandersetzungen um die Linksjugend-Gründung enthält einige falsche Darstellungen, und auch diverse Einschätzungen würden wohl von keiner der beteiligten Organisationen in der Form geteilt werden.

  9. Lieber Norbert,

    in der Tat ist Dennis kein Insider aus der Partei DIE LINKE. Seine Einschätzungen gehen weitgehend fehl; dass sage ich nicht, weil ich anderer Meinung bin, sondern weil es den Tatsachen entspricht: Sowohl was die Gründung der Linksjugend [‘solid] angeht als auch bei dem Brief an Brie und die Auswirkungen etc. liegt er falsch. Aber dass siehst du ja selbst.

    Zum Brief aber nun:

    Der Brief weist sicherlich einen sehr scharfen bzw. spitzen Ton auf. Gleichwohl muss ich sagen war dies natürlich auch unsere Absicht, dass mit einer gewissen Portion Satire anzureichern. Man muss dass nicht gut finden, man kann es meinetwegen auch “mies” finden, gleichwohl kannst du dir sicher sein, dass es nicht mein Stil ist, immer so zu schreiben (siehe Beitrag hier und davor). Sicherlich ging es nicht darum “hasserfüllt” zu schreiben, “Hass” ist ne sehr emtionale, diffuse Konstruktion und für politische Arbeit kaum geeignet.

    In der konkreten Situation und dem Anlass entsprechend fanden wir allerdings den Ton mehr als nur angemessen. Immerhin hat Andre Brie schon des öfteren gezeigt, was er von der Partei hält, die er ja vorgibt im EP zu vertreten.

    Ich habe mich hier nicht als Parteirebell hingestellt, “der seine Karrierechancen dem unerschrockenen Verkünden der Wahrheit opfert”. Ich neige nicht dazu, politische Positionen danach auszurichten, was mehrheitsfähig ist und mich karrieremäßig voran bringen kann. Ich neige dazu das zu vertreten, was ich richtig halte. Ich habe nur gesagt, dass WENN ich eine karrieristische Motivation hätte, der Brief äußert unpraktisch wäre.

    Natürlich gibt es für einen solchen Brief Zustimmung (im konkreten Fall besonders stark von der Parteibasis) und Ablehnung (eher von FunktionärsträgerInnen). Ist ja oft so mit Meinungen, selten ist es ja so, dass alle einem zustimmen oder alle eine Position ablehnen. Ab heute also keine Meinung mehr vertreten, könnt ja irgendwo “anbiedern”?

    Beste Grüße
    Niema

  10. Ich sag nur:
    solid-Revolution. Ansonsten verwundern mich diese Funktionärsdementis nicht im Geringsten.

    Und selbstverständlich bin ich nicht so ein Insider wie Genosse Niema. Schließlich bin ich längst zu einer emanzipatorisch linken Partei “übergelaufen”: Den Grünen

  11. @Niema
    Bevor das zu einem Dialog wird: Die Gastgeberin schätzt so etwas gar nicht.
    Ansonsten möchte ich behaupten dass Du dir dieser Auswirkungen von Halina bis Katha, von der Basis ganz zu schweigen, wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst warst und dementsprechend die von dir hier geäußerten Überlegungen eher nicht getroffen hast.

    Dieser Brief riecht nach Schnellschuss und ich habe die persönliche Ansicht dass dieser gemacht wurde um zu gefallen. Warum ich dich derart einschätze interessiert weder die Grünen noch die Linken.

    @norbert
    Obwohl meine grüne Reputation nicht bis in alle Ewigkeit darauf basieren soll der “Gegen-Sagel” zu sein, muß ich doch deiner Anzweiflung meiner Glaubwürdigkeit widersprechen.
    Natürlich würden heute alle Linksjugendbeteiligten ein anderes Bild bzgl. ihrer Gründung malen. Vor allem in NRW sind die Benachteiligten ja auch überwiegend ausgetreten.
    Die zeitweilig sehr starke [`solid] Gruppe Gelsenkirchens beispielsweise hat sich ernüchtert den hiesigen Falken angeschlossen. Das machen die nicht aus Spaß.
    Ansonsten beobachte ich die Vorgänge in meiner Ex-Partei noch sehr genau, bin noch Mitglied *hüstel* in zwei BAGs und treffe mich regelmäßig mit Mitgliedern der Landesebene der LINKEn NRW.

    Das mache ich nicht aus Spaß sondern weil ich an ein emanzipatorisch linkes Gesellschaftsprojekt glaube. Dich kenne ich übrigens nicht.

  12. Lieber Norbert,

    das mit Dennis habe ich nun gerafft, ich habe den alten Artikel dennoch verlinkt, denn ich will ja nichts verstecken.