zeitrafferin
Julia Seeliger-
6. August 2008 | 8 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Eine schöne Serie (“Die Schule der Parteien”) zu den einzelnen parteipolitischen Jugendorganisationen findet sich aktuell in der Süddeutschen. Heute sind die Julis (“Auf der Suche nach dem sozialen Herzblut”) dran. Später wird dann sicherlich etwas über die GRÜNE JUGEND zu lesen sein, wobei sie auch in dem Juli-Artikel kurz vorkam:
(Das) macht die Julis zur derzeit interessantesten Nachwuchsorganisation. Nicht so bedeutungslos wie die Grüne Jugend, nicht so notorische Querulanten wie die Jusos, nicht so angepasst und an der Kandare der Kanzlerin wie der Unionsnachwuchs.
Bedeutungslos – Hört hört!
Das war zu unseren Zeiten natürlich ganz anders!
Ich bin gespannt auf den Artikel, der, so wie ich es annehme, in zwei Wochen erscheinen wird. Spannende Serie!
Übersicht über bisher veröffentlichte Artikel der Serie
- Junge Union: “Hilfreiches Netzwerk”
- Jusos: “Marsch in die Alltagstauglichkeit”
- Julis: “Auf der Suche nach dem sozialen Herzblut”
Einsortiert: grüne jugend
-
6. August 2008 | 17 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Abermals gibt es ein nicht ganz meinungsfreies Stück von Claudia Fromme (Süddeutsche Zeitung) zum Thema Drogenpolitik. Diesmal hat sie ein Interview zum Thema “Crystal” geführt. In einem Interview können sich – schlechte – Journalist/innen ja auf die Äußerungen des Interviewpartners zurückziehen, jedoch sollte man genau hinschauen, zum Beispiel an dieser Stelle
Fromme: Aber kann ein Stoff eingedämmt werden, wenn härtere Strafen drohen?
Härtel-Petri: Ja, höhere Strafen werden den Stoff teurer machen, Preis und Verfügbarkeit sind ein sehr wichtiger Faktor für die Verbreitung. Dealer werden mehr dafür verlangen, dass sie die Droge besorgen, weil es risikoreicher ist. Das hat zur Folge, dass der Markt schrumpft.
Was hat Roland Härtel-Petri, Leiter der Suchtstation im Bezirkskrankenhaus Bayreuth, eigentlich für eine Expertise, derartige Fragen kompetent zu beantworten? Die Frage ist ja berechtigt, jedoch vergisst Fromme, noch mal nachzufragen – ist das wirklich so, dass das Strafrecht Konsum eindämmen kann? Kann man mit dem Strafrecht die schwarzen Märkte zähmen? Das wird ja von den meisten Forscher/innen in diesem Bereich bezweifelt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Fromme weniger wirklich interviewen möchte, sondern lieber die Stichworte des Arztes aufschreibt, der in erster Linie mit denjenigen zu tun hat, die eben nicht mehr mit der Droge klarkommen.
Das wird auch in der reißerischen Einleitung
Keine Droge wütet in den USA schlimmer als Methamphetamin.
und der Suggestivfrage zum Eingang
Fromme: Wird die Droge Methamphetamin unterschätzt, Herr Härtel-Petri?
deutlich.
Claudia Fromme war mir schon andermal als ideologisch agierende Schreiberin aufgefallen. Beim Googlen fand ich eben noch “Stoffe für Albträume”, einen Artikel mit ebenfalls drogenfeindlichem Tenor, den ich noch nicht kannte. Anlässlich der Salvia-Debatte schrieb sie “Drogen aus dem Kräutergarten” – ich schrieb einen Leserbrief, der leider nie beantwortet wurde. In dem Salvia-Artikel wurde deutlich, dass Claudia Fromme nicht informiert war, sondern lediglich die – völlig von Unkenntnis geprägten – Antworten der Bundesregierung (PDF) auf die “Kleine Anfrage” (PDF) der Grünen wiederkäute. So vermengte Fromme genau wie die Bundesregierung Salvia Divinorum mit Pilzen, was pharmazeutisch haltlos ist.
In dem Salvia-Artikel wird Dr. Rainer Thomasius zitiert, in dem Crystal-Interview ist abermals ein Arzt Gesprächspartner, der nur mit den schlimmsten Auswirkungen des Stoffs zu tun hat. Die Süddeutsche wäre gut beraten, Claudia Fromme nicht mehr mit Artikeln, die sich mit dem Thema Drogen befassen, zu betrauen. Sie befindet sich offenbar in einem ganz persönlichen “War on Drugs” und das sollte eine ernstzunehmende liberale Zeitung wie die Süddeutsche nicht weiter unterstützen.
Drogen-Artikel von Claudia Fromme
- Neue Drogen: “Stoff für Albträume”
- Salvia Divinorum: “Fauler Zauber”
- Crystal-Interview: “Stoff für die Leistungsgesellschaft”
Einsortiert: drogen
-
4. August 2008 | 26 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Ein interessanter Artikel zu Ernährungsverhalten von Menschen im Kontext mit ihrer sozialen Herkunft ist in der taz erschienen. “Das Essen der Anderen” ist der Artikel von Friedrich Schorb, Mitarbeiter am Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen, überschrieben.
Hungern muss niemand in Deutschland. Falsche Ernährung sei daher vorrangig eine Frage des Bewusstseins, und an dem mangele es den Betroffenen, monieren Kritiker eines vermeintlich zu generösen Sozialstaats. Doch auch diese Behauptung hält der Überprüfung nicht stand. Wahr ist nur der erste Satz – und auch nur für Erwachsene.
Diese “Totschlagargumente” vermitteln den Eindruck, es handle sich bei den ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen um belastbares Faktenwissen. Tatsächlich aber ist die Debatte um die richtige Ernährung häufig von Vorstellungen geleitet, die wenig mit Wissenschaft, aber viel mit dem Wunsch nach Distinktion zu tun haben. Unser Verdauungssystem unterscheidet nun mal nicht zwischen Fischstäbchen und Kaviar – und unter ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten ist ein Big Mac einem mit Rucola und Parmaschinken belegtem Ciabatta ebenbürtig.
In dem Artikel kommen auch Oswald Metzger und Renate Künast zu Wort. Deren tendenziell chauvinistische Linie im Bereich der “Ernährungspolitik” habe ich immer kritisiert.
26 Kommentare
Einsortiert: familie, öko, sozialstaat
-
3. August 2008 | 7 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
taz: “Gebt doch einfach alles frei!”
Am Checkpoint Charlie spricht sich Julia Seeliger, die im Berliner Landesvorstand der Grünen sitzt, für mehr Transparenz beim Hanfanbau und für ein Recht auf Gelderstattung bei gepanschtem Gras aus: “Wir Ökos wollen Gras mit Biosiegel.” Sie geht noch weiter und plädiert für “fair gehandeltes Opium und ökologisch unbedenkliches Ecstasy”. Die Demonstranten sind euphorisch; ein süßlicher Geruch liegt in der Luft. Auch Paradegänger Robert aus Potsdam ist für Biogras. “Ökologischer Anbau ist eine gute Variante”, findet er und schwenkt seine Fahne, auf der “Free the Weed” steht. Nach Biobananen und fair gehandeltem Kaffee hat der Ökotrend auch die Kifferszene erreicht.
Gestern fand die zwölfte Hanfparade statt. Mein Flickr-Fotoset zur Hanfparade ist schon online, genauso der Text meiner Rede.
In den letzten Tagen davor hatte ich zusammen mit anderen die letzten Dinge für den grünen Wagen zusammengesammelt, bin viele Kilometer mit einem Leihauto durch Berlin gefahren, habe tolle DJs und in Bundestagsbüros unterschiedlichster Parteicouleur angerufen, ein Klima-Zertifikat für den luftverpestenden Paradelaster gekauft, das Banner ersonnen und gemalt, schmückende Blumen ausgewählt …
… und jetzt ist die Demo schon wieder vorbei.
Diesmal mit zwei Bannern vorne – es waren um die 1500 Leute
Volker Beck: “In der Bibel steht nicht: Hanf soll verboten sein”Bis noch weitere Bilder von der Hanfparade 2008 online sind, empfehle ich Flickr oder die Archiv-Seite der Hanfparade, wo es ebenfalls viele schöne Fotogalerien gibt. Auf Youtube gibt es eine Hanfparade-Vorschau-Folge “Kreuz und Quer durch Berlin” von “Exzessiv – das Magazin”. In der taz findet ihr ein Interview mit Steffen Geyer vom Hanfparade-Orga-Team.
Route der Hanfparade 2008
Nach dem Start am Berliner Fernsehturm zog die Hanfparade 2008 über „Unter den Linden“ und die Friedrichstraße zum Checkpoint Charlie. Anschließend ging es an Bundesfinanzministerium und Bundesrat vorbei bis zum Potsdamer Platz.
Meine Rede [KLICK]
7 Kommentare
Weiterlesen »
Einsortiert: aktivismus, drogen