-
Nachwuchskoordination der Partei: Noch Ideen?
33Kommenden Mittwoch wird wieder die Koordinationskreis Nachwuchspolitik der Partei tagen. Ich sitze da auch drin, denn ich mache mir natürlich auch große Sorgen um die Zukunft unserer Partei, auch wenn mich die letzten beiden Parteitage, sowie die Tatsache, dass in allen Ländern auch jüngere Leute Ämter und Mandate erringen, optimistisch stimmen.
Dennoch gibt es vielerorts – gerade in ländlicheren Regionen – Probleme. Beispielsweise ist die Fluktuation junger Leute dort höher, sie engagieren sich bis zum Schulabschluss und danach ziehen sie zum Studieren in die Universitätsstädte. Zweites, nicht überall auftretendes Problem ist die Tatsache, dass viele den “Bruch” vom aktionsorientierten Grüne-Jugend-Engagement zum Engagement im Kreisverband bzw. in der Partei an sich nicht überstehen.
Nach meiner Auffassung ist eine gute Förderung der Grünen Jugend – ob vor Ort oder auf Landes- und Bundesebene – die beste Nachwuchsarbeit. In dieser Einstellung wurde ich auch erst jetzt auf dem Parteitag wieder bestätigt, als ich mit einem Menschen aus Sachsen sprach, der genau diese These aufstellte. Man müsse aber aufpassen, dass die dann nicht “den Kreisverband übernähmen”, denn für die ganz praktische Partei-Orga fehle dann doch noch das entscheidende Quäntchen Realismus und die nötige Kontinuität – Stichwort Uni-Wechsel. Deswegen, an dieser Stelle ein Münte-Zitat
“Politik ist Organisation”
Ohne Organisation läufts ja auch nicht.
Habt ihr noch Ideen, was die Partei mit ihrer Nachwuchsförderung besser machen könnte? Ich schreibe im folgenden mal ein paar Stichpunkte hin, an denen wir die Diskussion starten können.
- Frauenförderung
- Anleitungen für Kreisverbände, wie man nett mit jungen Menschen umgeht
- Vergewisserung für alle Sitzungs-TeilnehmerInnen, dass Neue die interne Partei-Geheimabkürzungssprache nicht verstehen
- Tipps und Tricks zur Gründung einer Grüne-Jugend-Basisgruppe
- Junge Leute in Kreisvorstände
- Junge Leute in Fraktionen
- Mitgliederwerbung
- Analysen / Umfragen zum Thema
“Nachwuchs” bedeutet natürlich nicht automatisch “jung”. Es ist eventuell auch eine gute Idee, sich zu überlegen, wer in welcher Lebensphase Lust bekommen könnte, sich bei den Grünen zu engagieren.
Einsortiert: die grünen, strategie
auch noch zum Thema
33 Responses to “Nachwuchskoordination der Partei: Noch Ideen?”
-
Hmm,
würde gar nicht sooo sehr auf die Kreisverbände schauen. Oftmals (gerade in ländlichen Gebieten) kommt der Kontakt über die Ortsverbände zustande. Und dort sitzen meist wenig Leute, eine eingeschworene Gemeinschaft. Deshalb wäre so eine Art Leitfaden “so kommt man an junge Leute” und dann “so geht man mit jungen Leuten um” nicht schlecht.
Anderer Aspekt: Vernetzung mit Grüne Hochschulgruppen. -
Jutta
Ich finde die Neuenquote ja prima, wie sie auch schon im Landesverband Berlin gilt: Bei einer Listenaufstellung darf jede dritte Person noch nie vorher in einem Parlament gesessen haben.
-
peter alberts
Grundsätzlich ist eine Neuenquote prima und richtig. Ob das aber als flächendeckendes Modell funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Es gibt Gegenden Grüner Diaspora, wo wir stabile Wahlergebnisse einfahren, aber fast keine Leute haben. Dort würde eine Neuenquote möglicherweise zu unbesetzbaren Mandaten führen, das kann ja ernsthaft keineR wollen. In den Hochburgen ist es allerdings eine ganze andere Frage. Da müsste wirklich dringend etwas gegen die oft doch sehr verknöcherten Strukturen in den Rats- oder Kreistagsfraktionen getan werden. Dabei könnte eine Neuenquote bestimmt helfen.
-
Hallo Julia,
sehr cool, dass du hier die Möglichkeit bietest ein paar Gedanken loszuwerden. Bevor ich in der Grünen Jugend angefangen habe, habe ich bei diversen Jugendbeteiligungsprojekten gearbeitet und war auch in der BundesschülerInnenvertretung aktiv; ich werde mal versuchen ein paar Ideen von damals in diesen Diskussionsprozess hier miteinzubringen:
1. Eine Neuenquote, wie sie meine VorrednerInnen angesprochen habe, finde ich sehr gut bzw. wir brauchen wieder ein flexibles Rotationssystem, wie wir es ja mal bei den Grünen auch hatten.
2. Wir müssen versuchen wieder von der Formaldemokratie wegzukommen! Wir brauchen niedrigschwelligere Angebote für Jugendliche, damit diese sich auch in einer Partei engagieren. Hier wäre es z.B. cool, wenn “Jugendstammtische” angeboten werden, wo Jugendliche sich frei über diverse politische Themen auseinandersetzen können. Es ist ja leider so, dass gerade im ländlichen Raum vielen Jugendlichen Möglichkeiten versagt bleiben ihr Engagement zu verwirklichen, einerseits weil es keine Strukturen gibt und in manchen Gegenden sind ja auch viele Jugendzentren von Rechten besetzt. Hier wäre es vielleicht sinnvoll, wenn die Partei da , wo es ihnen möglich ist, versucht gemeinsam mit Jugendlichen wieder gesellschaftliche Zentren aufzubauen und Jugendlichen auch die Chance gibt ihre kulturellen Bedürfnisse auszuleben.
3. Viele Projekte von Jugendlichen scheitern nicht an den Ideen, sondern am Geld. Und wenn Jugendliche Stiftungen anfragen, um Fördergelder zu bekommen sind sie erst einmal damit konfrontiert Finanzanträge zu schreiben, einen Finanzhaushalt aufzustellen etc etc. Die Ansprüche von Stiftungen sind hier viel zu hoch. Wie wäre es wenn die HBS gemeinsam mit den Grünen einen Fördertopf einrichtet, wo Jugendliche formlos Geld für ihre Projekte beantragen können, d.h. ohne den ganzen bürokratischen Quatsch mit Mittelabfragen und Haushaltsaufstellungen etc. Die Idee alleine sollte zählen und ich glaube, dass viele coole Projekte entstehen könnten! Über diese Projekte können dann auch Jugendliche für die Partei begeistert werden.
4. Sicherlich wäre es auch cool, wenn die Partei noch stärker als bisher die Möglichkeiten des Web 2.0 nutzen würde. Wie wäre es wenn die Partei selber ein Wiki einrichten würde, wo grundsätzliche Diskussionen der Partei geführt werden könnten?
5. Ich gebe dir recht, dass die Kreisverbände gestärkt werden müssen. Es wäre wünschenswert, wenn es in jedem altgrünen Kreisverband einen Ansprechpartner für die Jugend geben würde, der gerade am Anfang den Jugendlichen auch hilft sich in eine Organisation wie eine Partei einzufinden. Außerdem fände ich mal einen bundesweiten KV Reader toll, wo gute Ideen aus KVen und Methoden, wie man den KV aufbaut, präsentiert werden.
6. Eine sinnvolle Jugendbeteiligung sieht für mich auch so aus, dass neue Methoden der direkten Kommunikation genutzt werden, so z.B. Open Space Methoden oder Zukunftwerkstätten.
Naja, erstmal soweit.
-
1. Ein kleiner, aber vielleicht nicht unwichtiger Punkt: neu != jung
Also: es gibt sowohl junge Mitglieder, die schon seit zehn oder fünfzehn Jahren “dabei” sind (mit 16 in die Grüne Jugend, dort viel gemacht, dann irgendwann anfangen, sich im KV zu engagieren) als auch Menschen, die mit 50 plötzlich entdecken, dass Politik auch mal was wäre, oder nach Kinderpause, Umzug, was auch immer neu oder wieder einsteigen wollen. Die sind ebenso Nachwuchs … ((und im Unibereich gilt eh alles als “Nachwuchs”, was keine Professur hat …))
2. Beim Thema “Nachwuchsförderung” (dazu gehören ja z.B. auch die Trainee-Programme) habe ich immer ein bißchen ein Problem mit den Themen Demokratie vs. Netzwerkbildung vs. Auswahl von oben. Soll heißen: ganz naiv gesehens wäre es zwar schon toll, wenn eine Talent-Scout durch die Lande zieht und sagt “den oder die fördern wir”. Parteien sind aber keine Unternehmen, und deswegen passt sowas nicht. Die Trainee-Programme (auch mit Selbstselektion) gehen alle ein bißchen in die Richtung. Die beiden (oder drei bis vier) großen Netzwerke in der Partei arbeiten ähnlich. Funktioniert, ist aber nicht immer so ganz das Wahre, mal demokratietheoretisch gesprochen.
Mein Fazit aus diesem Dilemma wäre: je mehr Möglichkeiten der tatsächlichen, echten, ehrlichen und ernstgemeinten Partizipation es gibt, desto eher finden neue Leute in den Kern der Partei hinein. Dort müssen sie aber auch willkommen geheißen werden. Und letztlich gibt es trotzdem ein Skalenproblem:
– es gibt welche, die einfach nur als Mitglied dabei sein wollen und für mehr weder Zeit noch Lust haben
– dann gibt es welche, die in der Partei “Karriere” machen wollen (beruflich oder auch einfach nur im Sinne der Beteiligung am Themensetzen, an Macht). Die sind für mich der “Parteinachwuchs” im engeren Sinne (böse gesagt: die “Jungkader” der Partei). Und genau hier stehen sich verschiedene Interessen gegenüber: Nachwuchsförderung und demokratische Meinungsbildung (habe ich teilweise ja auch schon oben ausgeführt), aber auch die durch und durch an Macht orientierte Organisationsstruktur, die eine Partei notgedrungen haben zu brauchen scheint. Die Frage ist dann letztlich: Wer wird eigentlich gefördert, wer muss sich selbst durchgekämpfen, wer wird hochgezogen und wer wird runtergeschubst?
-
@Martin Die Anmerkung mit den Hochschulgruppen finde ich auch sehr richtig, das haben wir alle schleifen lassen in der Vergangenheit. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit im Bundesvorstand, als wir es immer wieder versucht haben, uns besser mit denen zu vernetzen. Man sollte vielleicht lieber Campusgrün-Landesverbände gründen (gerade auch, weil Hochschulpolitik ja vor allem auf Landesebene gemacht wird!), was meint ihr dazu?
@Neuenquoten bzw. Rotation Finde ich auch grundsätzlich sinnvoll, sollte auf jeden Fall mal in der Nachwuchskommission beredet werden, wie da die Bundespartei zu steht. Man könnte ja auch mal drüber nachdenken, ob man die bisherigen ERfahrungen mit den Neuenquoten (Berlin, Niedersachsen ….) mal evaluiert. Möglicherweise liegen dazu aber noch zu wenige “Daten” vor.
@Max Danke für die tausenden Vorschläge, da werde ich mal durchwühlen, welche Instrumente man kurz- und welche man mittelfristig vorschlagen sollte!
@Till Deine Grundsatzkritik am Trainee-Programm kann ich nachvollziehen. Wir haben damals im Bundesvorstand der Grünen Jugend auch lange diskutiert, ob und wie wir das bewerben.
Deinen Einwand zu jung =/= neu habe ich ganz unten in meinem Text zwar schonmal genannt, aber du hast recht, es war in der Tat etwas “unten rangeklatscht”. Es ist richtig, gerade zB RentnerInnen (viele, die mit 60, 65, 67 in den Ruhestand gehen, gehören ja noch lange nicht zum alten Eisen!), Frauen nach der “Babypause” (gibts ja viele), … haben bestimmt Lust, sich im Leben nochmal “umzuorientieren” – da käme ein Engagement bei den Grünen vielen gar nicht so unrecht, wir müssen nur mal fragen, ob sie nicht Lust haben.Den Aspekt der Mitgliederaktivierung habe ich im Übrigen noch nicht genannt. Da kenne ich mich auch nicht so aus, was da mit Durchforsten der Mitgliederdatenbanken alles möglich ist.
Achja, und:
Wie wäre es wenn die HBS gemeinsam mit den Grünen einen Fördertopf einrichtet, wo Jugendliche formlos Geld für ihre Projekte beantragen können, d.h. ohne den ganzen bürokratischen Quatsch mit Mittelabfragen und Haushaltsaufstellungen etc. Die Idee alleine sollte zählen und ich glaube, dass viele coole Projekte entstehen könnten!
Böll-Stiftung und Partei derart nah zusammen: Das geht nicht. Illegale Parteienfinanzierung.
Man könnte aber darüber nachdenken, ob die Partei sich allein entscheidet, einen solchen Topf einzurichten. Das wäre zumindest sehr innovativ und an der Zivilgesellschaft orientiert. Ob die Stiftung so etwas auch “für sich” machen kann, weiß ich nicht. Hätte aber schon wieder ein G’schmäckle, wenn man das als Nachwuchsstrategie für die Partei labelt. Fände ich persönlich nicht so gut.
-
Josefine
Ich finde, es gibt ein paar ganz “einfache” Dinge, die noch weit vor Neuenquoten und anderen Maßnahmen ansetzen. Es muss erstmal um eine Wertschätzung gehen. Wir müssen offen sein für junge Leute und für neue Ideen. Oftmals werden junge Leute nur als “Standbesetzung” oder “PlakatekleberInnen” gesehen. Was junge oder auch neue Leute für neue Ideen bringen können wird gerne übersehen. Wir brauchen eine Kultur, die anerkennt, dass mensch nicht erst was sagen darf, wenn er oder sie schon zehn Jahre dabei ist, drei Wahlkämpfe mitgemacht hat und mindestens einmal in einem Vorstand oder einer Fraktion gesessen hat. Ich denke viele “alt gediente” haben keine Lust sich von Neuen und Neuem herausfordern zu lassen oder haben schlicht und einfach Angst, dass sie ihre Posten verlieren. Das steht natürlich in einem krassen Missverhältnis dazu, dass wir auf der anderen Seite alle dringend junge Leute wollen.
Außerdem denke ich, dass die “alt Grünen” von den Jungen mehr lernen sollten. Auch sie sind oft genervt davon, dass sich alles in Alltagsgeschäft und Orgastress verliert. Politik kann und soll auch jenseits der GJ noch Spaß machen, d.h. dass auch die Partei mal zu Aktionen greifen soll. Das hat eine gute Außenwirkung, macht Spaß und stärkt Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl – auch und gerade im Zusammenhang mit Nachwuchsförderung.
Als ein Letztes würde ich gern noch darauf aufmerksam machen, dass wir besonders die jungen Leute, die zu uns kommen nicht im Regen stehen lassen dürfen. Neue Leute müssen offensiv angesprochen und eingebunden werden. Dann kommen sie vielleicht auch wieder… -
Josefines Beitrag fand ich ziemlich gut. In politischen Verbänden ist es leider fast immer so, dass Ideen von Jugendlichen nicht ernst genommen werden. Sicherlich sind wir in der Grünen Jugend meistens linker, visionärer und auch mal utopischer, aber waren dass die Altgrünen 1983 beim Einzug in den Bundestag nicht auch? Wir brauchen eine neue Grundstimmung in der Partei, wir brauchen mehr Aktionismus, wir brauchen eine Bewegung!
-
Max, ich würde die “Altgrünen” nicht so schlechtreden. Da sind ziemlich viele visionäre Köpfe, auch sehr alternativ denkende Menschen da, kuck dich doch nur mal auf der BDK oder bei Wahlkampftouren (wenn ihr dann bei “den Alten” übernachtet zB) um.
Dennoch schleifen sich natürlich nach 20 Jahren Verhaltensweisen ein, zB dass man “LDK” sagt, oder über Personen aus der Fraktion spricht, und Neue sind bei sowas dann immer ausgeschlossen, wenn man ihnen das nicht erklärt.
Auch “langweilige Organisation” von Mitgliederversammlungen merkt man nach einiger Zeit nicht mehr, man gewöhnt sich an Sitzungen, die bis Elf Uhr abends gehen oder hässliche, “uncoole” Tagungsorte – Neue aber finden es in manchen Kreisverbänden aber öde, wie gesagt, Diskussionen dauern ewig, die Sitzungsorte sind ungemütlich … Da sollte man eher ansetzen, finde ich.
An der politischen Grundausrichtung der Partei kann man meiner Meinung jetzt eher auf der BDK oder LDK was machen. Aber an dem “Feeling”, da kann man sich schon Innovatives ausdenken, OpenSpace, “andere” Veranstaltungen, oder Leitfaden, wie man Neue integriert.
Da können ja auch Erfolgreiche den weniger erfolgreichen Kreisverbänden Wissen weitergeben. Bestimmt hat da schonmal jemand angefangen, derartige “Best-Practice-Beispiele” zu sammeln. Frage ich dann mal nach, nächste Woche.
Aber jetzt, weiter! ich finde das sehr gut, dass sich hier so viele zu Wort melden. Mehr! Mehr!
-
Ich nehme an es ist nicht sonderlich hilfreich aber mir fällt dazu ein, dass es wünschenswert wäre wenn es gelingen könnte aufs Neue ein “grünes Lebensgefühl” zu kommunizieren.
Ein solches gab es schonmal es ist auch angestaubt und Klischee (80er), aber was hindert uns daran mal zu gucken ob es nicht bereits einen “green Style” des 21ten Jahrhunderts bei uns gibt?
Quasi “the green side of life”.
Ich denke das würde uns für “Neue” auch attraktiver machen als wenn wir nur für “die Partei an sich” trommeln. -
Dass Du das mit dem jung != neu schon erwähnt hattest, hatte ich natürlich tatsächlich übersehen (der Rest des Beitrags war ja doch stark von Grüne-Jugend-Experiences geprägt …), sorry.
Zu zwei anderen Punkten will ich noch was sagen:
1. Campusgrün: in Bayern hat sich eine Landesgruppe gegründet, in anderen Landesverbänden gibt es teilweise mehr oder weniger lose Gruppen, Organisationen, Netzwerke der jeweiligen Hochschulgruppen, aber noch stärker als bei der Grünen Jugend sind die — besonders mit dem 6-Semester-Bachelor — durch starke Fluktuation gekennzeichnet. Und der Schritt von der Studi- in die breitere Hochschulpolitik ist nur für wenige attraktiv.
2. Unbürokratischer Fördertopf: soweit ich weiss, hatte der Landesverband BaWü lange einen sogenannten “Ökofonds”, aus dem zivilgesellschaftliche Initativen Projektmittel beantragen konnten; war allerdings doch mit Aufwand (und formaler Bewerbung usw.) verbunden. Prinzipiell ist der Aktionshaushalt des Bundesvorstands genau so ein Topf, wird allerdings — so meine Erfahrung — oft für anderes verplant. Vielleicht also doch lieber Böll-Stiftung — zumindest die StipendidatInnen dort haben, wiederum aus eigener Erfahrung, relativ gute Möglichkeiten, unbürokratisch an Mittel für die Organisation von Veranstaltungen und dergleichen zu kommen. (Ach ja: Stipendien, die Böll-Stiftung und die Grüne Akademie und die diversen anderen Böll-Vorfeld-Organisationen sind im Rahmen der Nachwuchsförderung natürlich auch ein Thema. Derzeit scheint es da ja schon so ein bißchen das Selbstverständnis von “wir ziehen die grüne Nachwuchselite heran” zu geben — etwas überspitzt gesagt).
-
@Dennis: google mal nach LOHAS — das meinst Du aber nicht, oder 😉
-
Ach gottchen nein! 😀
Ich dachte mehr an so eine Art neodemokratische Bewegung. Ein bißchen Sturm und Drang, etwas Postmaterialismus, viel Hyperexperimentalismus.Es sollte begeistern.
-
1. Junge Mitglieder in den Orten auch mal zum GJ Buko sschicken, darauf hinweisen das es so etwas überhaupt gibt und das fast keine Kosten fürs Taschengeld entstehen. Junge Leute auch zu den Kreisverbänden der GJ schicken damit sie sehen, dass sie nicht allein sind.
Bei uns im Kreis ist es leider oft so, das die Ortsverbände ihre jungen Leute für sich gewinnen wollen und Angst haben, dass sie von der Kreis und Bundesebene abgeworben werden. Ein GJ-Buko motiviert aber sehr sich dann auch auf Ortsebene zu engagieren.2. Weg von langweiligen Parteizeitungen wie grün.de in Hamburg oder ähnlichem. Eine Mitgliederzeitung sollte dem Austausch der Basis und nicht (alleine) der Profilierung der Fraktion und dem Wahlkampf dienen.
-
@Julia: Ich wollte die Partei nicht schlecht reden, ich habe ja gesagt, dass generell politische verbänden Jugendlichen gegenüber nicht so gut aufgeschlossen sind, das erlebe ich zumindestens seit 6 Jahren politischer Beteiligung in diversen Organisationen so.
@Fördertopf: von dem Öko Topf aus BaWü hatte ich auch gehört, aber der war wirklich zu bürokratisch. Am schönsten wäre die Situation, wenn z.B. ein kleines 13jähriges Mädchen in ihrer Stadt etwas gegen das nahe gelegene Atomkraft machen möchte und sich schon eine kleine Aktion dazu ausgedacht hat. Die Aktion kostet aber leider 200 Euro, die sie nicht hat. Jetzt liest sie irgendwo von dem Fördertopf der Grünen und ruft da an. Mehr nicht. Die Grünen sagen: “Okay, schick uns ganz kurz per Brief (muss auch nicht am Computer sein) deine Idee zu und wenn die toll ist, dann geben wir das Geld und einen Ansprechpartner bei uns im Büro. Das Mädchen bekommt das Geld, die Aktion wird ein Erfolg und das Mädchen merkt, dass man auch etwas bewegen kann, weil ihre selbstausgedachte Aktion erfolgreich war. Das schafft Motivation und führt zu einer ungeheuren Dynamik in der Zivilgesellschaft. Der Betreuer von den Grünen schreibt dem Mädchen dann die Abrechnung, dass muss sie gar nicht machen. Dafür hat das Mädchen nun Interesse an Politik und denkt beim nächsten Mal vielleicht auch an die Grünen und zudem schafft das Öffentlichkeit, weil ja bei der Aktion auch gesagt wird, dass diese durch Gelder Grünen finanziert wurden”
Das wäre für mich wirklich erfolgreiche, niedrigschwellige Politik und soviel ich weiss, gibt es so was in Deutschland auch nicht! Das wäre mal innovativ.
Max
-
René
An erster Stelle sollte wieder auf allen Ebenen die Einführung des Rotationsprinzips stehen. Vor ca. einem Monat gab es eine Umfrage (ich glaube sie war von Emnid?) zum Thema Politikverdrossenheit. Ca. 80 Prozent der Befragten lehnen demnach die Mitarbeit in einer Partei vor allem auch deshalb ab, weil sie der Meinung sind, dass es in einer Partei hauptsächlich um Posten, Strippenziehen, Eigenprofilierung etc. geht und Inhalte längst nicht an erster Stelle stehen. Diese Erkenntnis hat auch mich dazu gebracht, mich nach einigen aktiven Jahren entnervt zurück zu ziehen. Eine Neuenquote wird diesem Problem keinesfalls gerecht, da sie immer noch den PolitkarrieristInnen gerecht wird. Wenn klar ist, dass jedeR nur wenige Jahre ganz vorne dabei sein kann, werden automatisch wieder Inhalte wichtiger und wir als Partei interessanter, vielfältiger und basisdemokratischer. Nachwuchsförderung im Sinne einer Kaderschmiede ist da eher kontraproduktiv. Das ist bei der SPD zu sehen – diejenigen, die die Nachwuchsangebote durchlaufen haben, können sich meist sehr gut darstellen, hohle Phrasen dreschen und Seilschaften bilden. Inhaltlich hängen sie das Fähnchen oft in den Wind und die Nähe zum Wahlvolk schwindet…
Statt Nachwuchsprogrammen also lieber Rotation:-)
Auf kommunaler Ebene sind Jugendparlamente ne sehr gute Idee – allerdings nur, wenn sie ernsthaft was zu entscheiden haben…
-
peter alberts
Nicht dass ich was gegen Rotation hätte – ganz im Gegenteil sogar. Für den nächsten Landesparteitag in Thüringen liegt ein Antrag auf Wiedereinführung des Rotationsprinzips vor, wäre ich Thüringer Delegierter, würde ich dem zustimmen. Dieser Antrag sieht vor, dass Mandate und Ämter längstens zwei volle Wahlperioden hintereinander wahrgenommen werden dürfen. Das ist vernünftig. Die alt-Grüne Rotation von zwei Jahren hatte sich nicht bewährt, dass sollten wir uns eingestehen. Zwei Jahre sind zu kurz, um in einem Parlament vernünftig zu arbeiten und etwas zu bewegen.
Eine Neuenquote hätte allerdings ebenfalls einen Rotationsaspekt ganz klar implementiert, denn wenn Neue nachrücken müssen, dann müssen ja zwangsläufig “Alte” raus. Hat letztlich den selben Effekt, denn die Neuen von heute sind dann die Alten von morgen.
Und dieses “Nachwuchsprogramm-Bashing” finde ich auch nicht angebracht. Klar, es gibt diese Tpyen (beiderlei Geschlechts), die offenbar schon als Politsprech-Phrasendresch-Apparat geboren werden (und nein, ich werde hier natürlich keine Namen nennen). Dass es die gibt, liegt aber meiner Meinung nach weniger an den Mentoring-Programmen, an den junggrünen (oder anderen) Netzwerken oder an sonst was Sturkturellem, sondern schlicht daran, dass eine politische Karriere ja nicht ganz unattraktiv ist, auch für eineN persönlich. Deswegen sollten wir Neue und Junge genauso selbstverständlich an ihren politischen Inhalten messen, wie Alte und Erfahrene. Robert Zion schrieb dazu heute in der Zeit online: “Wer keine neuen Projekte, keine neue Sprache mehr zulässt, der bekommt die ältesten Nachwuchspolitiker der Welt.” (http://www.zeit.de/online/2007/48/gruene-zion?page=2) Das trifft’s ziemlich, finde ich.
Aber trotzdem: ohne eine gewisse Professionalisierung und Vorbereitung gehst Du aber an einer Spitzenposition kläglich unter, denke ich jedenfalls. Du musst eben auch wissen, wann und wie Du einen Antrag, einen Änderungsantrag, einen Antrag zur TO usw. stellen kannst. Du musst wissen, mit wem Du Dich am besten fachlich über was beraten kannst. Das alles kommt nicht von alleine. Mentoring- und andere Programme können dabei sicher helfen. -
Michael
Nur kurz zu den Hochschulgruppen: von Campusgrün weiß ich nur, dass sie ihre Mitgliedsorganisationen häufig sehr unabhängig von der Partei sehen wollen. Daher wäre ich bei Annäherungsversuchen von Parteiseite sehr vorsichtig; auch wenn ich weiß, dass einige der Aktiven selbst Grünen Mitglied sind, kann ich doch sehr gut verstehen, wenn man institutionell unabhängig bleiben möchte. Und das sollten wir auch respektieren. Es gibt da einfach große Skepsis der Partei gegenüber und das ist ja hoschulpolitisch nicht gerade unberechtigt. Das ist zwar für die grüne Personalentwicklung schlecht, dennoch leisten die Hochschulgruppen ihren eigenen Beitrag die Welt ein wenig grüner zu gestalten.
-
für die Kommunale Ebene wo Neulinge bei uns ziemlich direkt ins kalte Wasser gestoßen werden (ich rückte als grüner Einzelkämpfer direkt in den Gemeinderat nach) wären Nachwuchsprogramme die mir beibringen, was ist ein bebauungsplan, wie funktioniert ein haushalt, wie schreibe ich eine pressemitteilung etc. und ein austausch von anträgen sehr hilfreich.
auch für die parteiebene wären schulungen für die buchhaltung und zu rechtlichen fragen sicher hilfreich. und vorallem sollten all diese infos und schulungen möglichst gut veröffentlicht und bekannt gemacht werden. viele infoangebote gibt es ja, aber kennen mss man sie. dazu wäre eine tolle spacige web 2.0 homepage zur vernetzung der mitglieder vielleicht etwas. das grünenvz? 😉 unsere jetzigen homepages haben ja eher repräsentative funktionen und die mitmachfunktionen sind kaum vorhanden.
-
“grünenvz” fände ich auch spannend
-
kirberg
und alles natürlich datenschutzmäßig wasserdicht 😉
mensch mit der idee könnt ich auch kohle verdienen 😉 -
steffi
finde die Diskussion hier ziemlich spannend – ist ja zu viel, um zu allem zu antworten, aber mal drei Punkte direkt kommentiert – ein mitgliedernetz ist in arbeit und soll bis zum herbst 2008 arbeitsfähig sein – damit soll die Kommunikation in drei Richtungen verbessert werden – Kreisverbände und Mitglieder zum Buvo und umgekehrt, aber vor allem auch Mitglied zu Mitglied – ich denke, das würde einen ziemlichen Sprung nach vorne für unseren Laden bedeuten
neue Debattenformate hat die Partei vor allem auf dem Zukunftskongreß ausprobiert – da sind aber auch die Landesgeschäftsführer ziemlich hinterher – hier kann man mal schauen, was die NRWler zur Nchwuchsförderung so machen: http://www.freischwimmerinnen.de
im Moment probieren wir auf Bundesebene gerade ein openspaceonline aus – ist ziemlich gut, auch was die Doku angeht, wir basteln aber noch an der Finanzierung -
hoffe dann das mitgliedernetz wird nicht “werbelastig” sondern eine gute schlichte und bedienbaare community…
-
Ist ja schön, dass hier auch direkt Feedback von Steffi Lemke aus der Bundesgeschäftsstelle kommt – supi!
Ihr seht also, wir werden gelesen. Deswegen, noch ist ne Menge Zeit und Raum für weitere Vorschläge!
-
GrünVZ halte ich für eine sehr gute Idee und übrigens durchaus für einen Baustein zu einem, wie zuvor bei mir herumorakelten, green Style Lebensgefühl.
-
Das wiederum einem web2.0-Tool zuzuschreiben, finde ich dann doch etwas zu weitgehend: aber ein Tool, ein Vernetzungsort im Netz, so etwas das bräuchte es schon. Nur nicht gleich die gesamte Identität dran festmachen …
-
ich fasse mal etwas zusammen:
Eurer Meinung nach gibt es Nachholbedarf “Grüner Identität”, also im “Look and Feel”. Das trifft ja zum einen auf die Orga von Veranstaltungen – egal auf welcher Ebene – zu. Ihr wollt nicht nur Formalismus, sondern auch freie Diskussion, rumhängen mit netten Leuten, meinetwegen Öko-Essen kochen und Wein trinken, Nacht-und-Nebel-Aktionen, Aktivismus statt LDK-Delegierte wählen.
Zum anderen wollt ihr auch Online-Tools, die zu einer stärkeren Ausprägung eines grünen Lebensgefühls führen, die also auch derartiges leisten wie oben genannt – Kontakte zu grün fühlenden und diskutierenden Menschen – aber halt im Netz sind.
Der dritte Aspekt ist der der innerparteilichen Demokratie, der des “die Alt-68er besetzen die guten Plätze”, Rotattion und Neuen-Quoten.
Dann gab es auch unterschiedliche andere Ideen, wie eine bessere Vernetzung mit den Hochschulgruppen bzw mehr Unterstützung für diese (wenn gewollt, da gab es ja einen Dissens, aber ich persönlich wäre auch eher fürs bessere Anbinden, wenn dies gelingen kann), Öko-Fonds, peppigere Parteizeitungen (das stimmt sehr wohl, ist aber sehr schwierig, denn als Redaktion findet man meist, dass man es sehr gut macht!).
Dissensthema war auch das Trainee-Programm. Es wandten aber schon einige ein, dass konkrete Schulung, zB für lokale SchatzmeisterInnen, aber auch für kommunal Aktive, sehr gute Service-Leistungen wären, die die Bundes- oder Landesparteien – hier kann auch die Böll aktiv werden, ohne in den Ruch illegaler Parteienfinanzierung zu geraten – leisten sollten.
-
mathias
“Ist ja schön, dass hier auch direkt Feedback von Steffi Lemke aus der Bundesgeschäftsstelle kommt – supi”
Ja, die Steffi ist schon eine Kommunikationsprofi. Nur am Lügo wird sie wohl noch etwas basteln müssen…
-
Nochmal zu den Hochschulgruppen: vielleicht ließe sich das generalisieren in: wie “Vorfeldorganisationen” (Hochschulgruppen, Gewerkschaftsgrün, Grüne Jugend, Unternehmensgrün, vielleicht mal eine grüne WissenschaftlerInnen-Vereinigung, …) besser an die Partei anbieten, bzw. umgekehrt: wie kann sich die Partei derartigen Gruppen gegenüber sinnvoll als Serviceorganisation profilieren, ohne die Gruppen zu vereinnahmen?
-
mathias, findest du, dass dies hierhin gehört?
zweitens habt ihr als kv pankow es nicht geschafft, rechtzeitig ein logo einzureichen. ich zB fand das nicht richtig, ja nervig, dass ihr wieder ne extrawurst haben musstet und die einzigen wart, die das verfahren torpediert habt.
-
Julia, du hast, wie so oft, vollkommen Recht. Das gehört eigentlich nicht hierher. Und der KV Pankow war schrecklich unpünktlich mit seiner Kritik und seinem Gegenvorschlag. Aber findest du wirklich, dass das jetzt so bleiben muss, wie es ist, weil ihr im Parteirat das Verfahren so beschlossen hattet? Lieber die Fehler korrigieren, bevor sie uns in kommenden Wahlkämpfen auf die Füße fallen, insbesondere im Osten.
-
Da ist es wieder das “ihr”…
-
Aber findest du wirklich, dass das jetzt so bleiben muss, wie es ist, weil ihr im Parteirat das Verfahren so beschlossen hattet?
Das war 1) ein Länderratsbeschluss und 2) hat das Logo nichts mit Nachwuchsförderung zu tun.
Danke, wenn dies in diesem Thread beachtet wird.