Julia Seeliger
  • Grüner Wagen: “Für ein besseres Hanf-Klima!”

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    3. August 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    taz: “Gebt doch einfach alles frei!

    Am Checkpoint Charlie spricht sich Julia Seeliger, die im Berliner Landesvorstand der Grünen sitzt, für mehr Transparenz beim Hanfanbau und für ein Recht auf Gelderstattung bei gepanschtem Gras aus: “Wir Ökos wollen Gras mit Biosiegel.” Sie geht noch weiter und plädiert für “fair gehandeltes Opium und ökologisch unbedenkliches Ecstasy”. Die Demonstranten sind euphorisch; ein süßlicher Geruch liegt in der Luft. Auch Paradegänger Robert aus Potsdam ist für Biogras. “Ökologischer Anbau ist eine gute Variante”, findet er und schwenkt seine Fahne, auf der “Free the Weed” steht. Nach Biobananen und fair gehandeltem Kaffee hat der Ökotrend auch die Kifferszene erreicht.

    Hanfparade Banner

    Gestern fand die zwölfte Hanfparade statt. Mein Flickr-Fotoset zur Hanfparade ist schon online, genauso der Text meiner Rede.

    In den letzten Tagen davor hatte ich zusammen mit anderen die letzten Dinge für den grünen Wagen zusammengesammelt, bin viele Kilometer mit einem Leihauto durch Berlin gefahren, habe tolle DJs und in Bundestagsbüros unterschiedlichster Parteicouleur angerufen, ein Klima-Zertifikat für den luftverpestenden Paradelaster gekauft, das Banner ersonnen und gemalt, schmückende Blumen ausgewählt …

    … und jetzt ist die Demo schon wieder vorbei.

    Hanfparade Frontbanner Friedrichstraße
    Diesmal mit zwei Bannern vorne – es waren um die 1500 Leute

    Hanfparade Volker Beck
    Volker Beck: “In der Bibel steht nicht: Hanf soll verboten sein”

    Bis noch weitere Bilder von der Hanfparade 2008 online sind, empfehle ich Flickr oder die Archiv-Seite der Hanfparade, wo es ebenfalls viele schöne Fotogalerien gibt. Auf Youtube gibt es eine Hanfparade-Vorschau-Folge “Kreuz und Quer durch Berlin” von “Exzessiv – das Magazin”. In der taz findet ihr ein Interview mit Steffen Geyer vom Hanfparade-Orga-Team.

    Route der Hanfparade 2008

    Nach dem Start am Berliner Fernsehturm zog die Hanfparade 2008 über „Unter den Linden“ und die Friedrichstraße zum Checkpoint Charlie. Anschließend ging es an Bundesfinanzministerium und Bundesrat vorbei bis zum Potsdamer Platz.

    Meine Rede [KLICK]

    Es gilt das gesprochene Wort (bald zu finden als Video)

    Anrede

    Wir Grünen haben in diesem Jahr als Banner “Für ein besseres Hanf-Klima” gemalt. Das sind, wenn man genau hinschaut, mindestens zwei Botschaften:

    Zum einen wollen wir endlich eine Verbesserung im Bereich der Drogenpolitik. Leider ist es uns in unserer Regierungszeit nicht gelungen, Cannabis zu legalisieren. Das nehmen uns viele sehr übel, – mit Recht! – es war wirklich eine große Enttäuschung, dass das nicht geklappt hat.

    Doch lasst uns nach Vorne schauen
    und heute Gesicht zeigen für eine andere,
    für eine akzeptierende Drogenpolitik!

    Schon zum zwölften Mal haben sich Leute aus Berlin, ja dem ganzen Bundesgebiet, vielleicht sogar aus der ganzen Welt versammelt, um für Hanf zu demonstrieren. Wir wollen eine Legalisierung von Cannabis als als Genussmittel, Medizin und Rohstoff.

    Wir wollen das, denn das Cannabisverbot ist unverhältnismäßig und gehört endlich abgeschafft!

    Jugendschutz – Verbraucherschutz – Legalisierung

    Wir wollen ein besseres Klima für all diejenigen, die nicht so gut mit dem Kiffen klarkommen. Das Strafrecht löst keine Drogenprobleme, es beschäftigt die Justiz und hält die Polizei davon ab, sich darum zu kümmern, was ihre eigentliche Aufgabe ist – Verbrecher zu jagen.

    Kifferinnen und Kiffer sind keine Verbrecher!

    Diese sinnlose Verfolgung harmloser Menschen kostet sehr viel Geld.
    Schätzungen gehen von rund einer Milliarde Euro aus. Dieses viele Geld wäre im Bereich der Sozialen Arbeit, für eine gute Ausstattung der Schulen und bei der Drogen-Aufklärung hunderttausendmal besser aufgehoben!

    Der Staat soll sich um das kümmern, was wirklich wichtig ist! Zum Beispiel um Jugendschutz.

    Wir wollen nicht, dass Kinder und Jugendliche kiffen.

    Nach unseren Vorstellungen soll Cannabis in speziellen Fachgeschäften mit geschultem Personal und regelmäßigen Kontrollen verkauft werden. Dies nur in die Richtung derjeniger, die meinen, uns Drogenlegalisierern ginge es um die Verallgemeinerung eines hedonistischen Weltbildes.

    Weit gefehlt! Nur wenn Drogen legalisiert werden, ist es möglich, die schwarzen Märkte auszutrocknen. Heutzutage haben wir einen völlig unkontrollierten Drogenmarkt, Jugendschutz gibt’s da nicht.

    Das muss sich endlich ändern! Mehr Realismus in der Drogenpolitik ist angesagt!

    Realismus, Stichwort Verbraucherschutz. Wenig Realismus bewies auch die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing, als sie den Menschen in Leipzig – ihr wisst schon, die Fälle mit dem Bleigras – wenig hilfreiche Tipps gab.

    Bätzing meint, man soll, um Schäden wegen Dreck-Gras zu vermeiden, auf den Konsum ganz verzichten.

    Ja, geht’s denn noch?

    Das ist genauso wie die Forderung nach Sex-Abstinenz, damit es zu weniger ungewollten Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten kommt. Und da sind wir in Deutschland zum Glück schon lange drüber hinweg!

    Von Sabine Bätzing ist ja eigentlich nicht bekannt, dass sie tief in Moselweingläser schaut, aber wer solche Tipps gibt, kann eigentlich nicht nüchtern sein!

    Was würde Bätzing denn sagen, wenn man Gift in ihren Moselwein panschen würde? Wäre ihr Rat, nie wieder Wein zu trinken? Oder würde sie da nicht doch eher nach Sanktionen für die Weinpanscher rufen?

    Genauso sollte es beim Cannabis sein – Das mindeste wäre: Wenn jemand Gras panscht, dann muss der Kunde da auch durchsetzbare Geld-Zurück-Rechte haben. Allerdings wäre es nur konsequent, denjenigen – es sind sehr wenige, das muss man zur Rettung der Dealerzunft zugeben – solchen Gift-Dealern auch mit dem Strafrecht kommen zu können.

    Da wird Dreck ins Gras gemischt und Bätzings einziger Tipp ist, auf den Konsum zu verzichten. Diese Frau ist als Bundesdrogenbeauftrage eigentlich nicht mehr tragbar.

    Diese menschenverachtende Politik kritisieren wir!

    Wir gehen heute auf die Straße, um unserer Kritik Gewicht zu verleihen. Wir wollen Jugendschutz – Verbraucherschutz – Legalisierung.

    Auch aus ökologischen Gründen ist eine Legalisierung von Hanf – ich würde sogar behaupten von Drogen an sich – geboten.

    Neben praktischen Einsatzmöglichkeiten von Nutzhanf

    zB für Dämmungen, perspektivisch auch als Treibstoff – wie war das nochmal mit den Spritpreisen? – ja als Energielieferant an sich – man kann Hanf verbrennen und damit ein Blockheizkraftwerk betreiben –

    sage ich jetzt vor allem mal was zur unökologischen Herstellung von Drogen.

    Unser Grasangebot wird ja hauptsächlich durch atomstrombetriebene – ich nehme es mal schwer an, noch ist konventioneller Strom ja ein paar wenige Cent billiger – Indoor-Plantangen gedeckt. Draufgekippt werden noch Pestizide, bäh, und die landen nicht nur in euren Lungen – was ja auch schon schädlich genug ist – sondern letztlich dann auch im Boden.

    Das geht so nicht weiter!

    Wir Ökos – und Öko hat ne Menge mit internationaler Solidarität zu tun, das nur nebenbei – wir wollen Bio-Atomstromfrei-Gras haben, gern staatlich zertifiziert.
    Das, nun ja – sieht man von dem gewünschten Bio-Siegel für Gras ab – lässt sich ja mit einem Ökostromtarif und weiteren Anstrengungen ja fast noch selbstorganisiert realisieren.

    Ein befriedigender Status Quo ist das nicht!

    Richtig schlimm sieht es bei den chemischen Drogen aus. Im Vergleich zur Menge der produzierten Droge fällt ein Vielfaches an giftigen Abfallsubstanzen an – dabei sind so sympathische Namen wie

    • Jodwasserstoffsäure
    • Benzol
    • FCKW
    • Schwefelsäure
    • Ätznatron
    • Quecksilberchlorid
    • Diethylether
    • Lösungsmittel

    mit den freundlichen Eigenschaften

    • Giftig
    • Brennbar
    • Krebserregend
    • Ätzend

    Das bleibt nicht ohne Folgen:

    Oft sind die Drogenlabore hochgradig verseucht – übrigens auch nicht gerade die sozialsten Arbeitsbedingungen für die Menschen, die dort arbeiten.

    Häufig werden Fässer mit Produktionsrückständen einfach im Wald abgestellt.

    Mit fatalen Folgen für Mensch und Natur:

    Beispiel Kokain: Die Landwirtschafts-Universität Lima schätzte in den frühen Neunzigern, dass in den Anden durch die Kokainherstellung jährlich rund 600 Millionen Liter Chemikalien anfallen, für die es keine legale Entsorgungsmöglichkeit gibt. Die Folgen: In einigen Flüssen wurden fast alle ursprünglich heimischen Pflanzen und Tiere vernichtet.

    Kokain ist ja eh auch ein ganz schlimmes Beispiel für die fatalen ökologischen Auswirkungen des “Kriegs gegen die Drogen”. Millionen Hektar Regenwald sind in den letzten zwanzig Jahren für den Cocaanbau gerodet – und damit vernichtet – worden.

    Den Rest gibt der Natur die Strategie der USA, Coca-Anbaugebiete aus Flugzeugen mit Pflanzenvernichtungsmitteln zu besprühen. Überlegt euch mal, wie es wäre, in einer Gegend zu wohnen, in der regelmäßig Gift vom Himmel regnet.

    Umweltzerstörung fällt immer auf den Menschen zurück.

    Diese sinnlose Vergiftung wollen wir nicht mehr!

    Wir wollen eine andere Drogenpolitik, und dazu gehören auch soziale und ökologische Standards. Die Leute, die Drogen anbauen oder herstellen, müssen an ihrem Arbeitsplatz geschützt sein.

    Wir wollen, dass es möglich ist, Gras mit Biosiegel zu kaufen
    fair gehandeltes Opium
    ökologisch unbedenkliches Ecstasy!

    Koksen für den Regenwald!

    Wir wollen, dass sich das Klima für Hanf und andere Drogen dreht.

    Für ein besseres Hanf-Klima

    Jugendschutz – Verbraucherschutz – Legalisierung

    Abschluss


    Einsortiert: aktivismus, drogen


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7 Responses to “Grüner Wagen: “Für ein besseres Hanf-Klima!””

  1. In meinem Redebeitrag werde ich “ein besseres Hanf-Klima” fordern, lasst Euch überraschen, was damit gemeint ist.

    1. Hanf anbauen.
    2. Hanf bindet CO2.
    3. Klima schützen.
    4. ???
    5. Profit !!!

  2. vielen dank für den tipp. dann ist die taz ja heute pflichtleküre!
    klm

  3. hey, danke für deinen netten post =)

    war eine geile hanfparade, nächstes jahr sicher wieder!!

  4. Hoffen wir’s

    danke auch dir nochmal. Warst einer der wenigen, die mitgeholfen haben.

  5. Wirklich amüsant! Bei uns im Rheinland nennt man dass Büttenrede oder Kabarett.

    “Koksen für den Regenwald!” das ist wirklich kaum zu überbieten.

  6. 😉

    Bald kommt’s als Video.

    ich überlege auch Shirts mit dem Spruch zu machen. Dafür muss ich mich aber erstmal in Vektorkram (wieder) einarbeiten. Das braucht ein bisschen und wird nicht vor dem 21.8. (Ende der Diplomarbeit) angegangen, auch wenn es noch so verführerisch ist, designend zu prokrastinieren.

  7. Ja dann mal schnell wieder an die Dipl! Nicht hier durch die Gegend bloggen und die Arbeit fliehen!

    Ist ja sehr verführerisch – ich weiß, dass nie mehr so viele Fenster geputzt habe wie während meiner Diplomarbeit 😉