zeitrafferin
Julia Seeliger-
18. December 2007 | 6 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Gestern war ich bei der Grünen Jugend Niedersachsen in Hannover zu Besuch. Hintergrund dieses Besuchs war die Vorstellung der Anti-Nazi-CD “Abrocken – Nazis stoppen” (NEU: gesamte CD als Archiv).
Die CD ist es auf jeden Fall wert, in den Player gelegt zu werden – eine angenehme Compilation, die man gut anhören kann, außerdem zur inhaltlichen Unterfütterung – was ich sehr richtig finde! – mit dabei sind noch vier Sprechtexte als MP3, so beispielsweise zu Ideologie und Strategie der “Neuen Rechten“, zu “Nazis in Niedersachsen”, zur offenen, vielfältigen Gesellschaft sowie Tipps und Tricks, wie man aktiv gegen Nazis und Nazi-Gedankengut werden kann.
Abrocken und Nazis stoppen!
Wieder ein Nazi-Aufmarsch. In Rotenburg/Wümme verherrlichen die regionale NPD und militante Kameradschaften bei einer Kundgebung das Dritte Reich. Nach Abschluss des Aufmarsches greifen Neonazis die friedlichen GegendemonstrantInnen an. Der Kameradschaftsführer Andreas Strelow nimmt sich eine ungefähr ein Meter lange Holzplatte und schlägt mit voller Wucht einem Jugendlichen damit ins Gesicht und zertrümmert ihm das Jochbein. Das schwer verletzte Opfer verliert beinahe sein Augenlicht und muss für mehrere Monate eine Metallplatte im Gesicht tragen. Solche Fälle machen betroffen und wütend. Es ist erschreckend und beschämend, dass 60 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes immer noch Menschen von Neonazihorden verprügelt werden, jüdische Friedhöfe geschändet werden und immer noch FaschistInnen mit ihrer menschenfeindliche Propaganda Zustimmung erfahren.
Wir wollen mit dieser CD deshalb Mut machen. Mut machen, angesichts der Hetze und Gewalttaten der Nazis, nicht aufzugeben. Mit dieser CD wollen wir gemeinsam mit den Bands ein klares Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus setzen. Auch wenn nicht alle Songs auf den ersten Blick explizit politisch sind: Jeder Song für sich drückt unser positives Lebensgefühl aus. Diese Musik steht auch für unsere Vision von einem anderen Leben. Wir wollen miteinander in einer Gesellschaft leben, die vielfältig, bunt, solidarisch und weltoffen ist.
Bestellen könnt ihr die CD bei der Landesgeschäftsstelle der Grünen Jugend Niedersachsen. Alle Lieder und Texte stehen übrigens unter Creative Commons, einige der Bands hatten das sogar explizit eingefordert. Es bewegt sich also eine Menge bei Freier Musik!
Sehr interessant im Nazi-Zusammenhang die Broschüre “Rechtsextremisten in Norddeutschland – Wer sie sind und was sie tun!” (PDF) von Angelika Beer. Dort enthalten ist auch ein Überblick über die Nazi-Szene in Niedersachsen.
Zum Weiterlesen
- Reihe der “Neuen Presse” zu Neonazis in Niedersachsen
- NPD-Blog Rubrik Niedersachsen
- GRÜNE JUGEND (Bundesverband): Rechtsextremismus
- Ralf Briese (MdL in Niedersachsen): Rechtsextremismus
- netzpolitik.org: Antirassismus-CD “Abrocken und Nazis stoppen!”
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14. December 2007 | 3 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Die unterschiedlichsten Remixe von “Krawall und Remmi-Demmi” finden sich inzwischen auf Fritz. Ob Egotronic-Remix, Madsen-Remix, oder noch ganz anders – auf Fritz gibt’s jetzt auf jeden Fall etwa alle halbe Stunde einen weiteren Remix zu hören.
Gute Sache, das! Deichkind hatte die Remmi-Demmi-Sound-Files – übrigens auch in vernünftigen Formaten, wie mir jemand reinkommentierte – zum Remixen zur Verfügung gestellt. Deichkind sind halt nicht so verklemmt wie die Erben von Johnny Cash.
Freiheit gewagt, Fame geerntet!
Wer noch mitmixen will, die Aktion läuft immer noch auf Fritz
3 KommentareDeichkind haben uns ihre Sounds zur Verfügung gestellt.
Wenn Ihr Musik am Computer macht und Spaß am Remixen habt, dann könnt Ihr Euch die Remmidemmi-Sounds hier herunterladen und die Vocals findet ihr hier. Jetzt ist es an euch. Basteln, bauen und dann schickt uns eure fertigen Tracks!
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7. December 2007 | 34 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
- Update: Schubert zieht Anzeige zurück.
- Update II: Schuberts Anzeige war rechtswidrig, Gravenreuth erstattet seinerseits Anzeige gegen Katina Schubert
Im Grundgedanken richtig gedacht: Unter dem Motto “Nazis raus aus Wikipedia” hat jetzt Katina Schubert, stellvertretende Parteivorsitzende der “Linken”, die Wikipedia angezeigt. Schubert hat wohl diese Woche im Stern zum ersten Mal über die Wikipedia gelesen.
Seine erfreulich offene Struktur macht „Wiki“ leider auch zu einem wenig kontrollierbaren Einfallstor für rechte und rechtsextreme Ideologien.
Diese Analyse ist richtig: Die offene Wiki-Struktur ermöglicht das im Prinzip und es ist denkbar, dass Nazis die Wikipedia beim “Kampf um die Köpfe” offensiv nutzen. Jedoch kritisiert Schubert vor allem die Abbildung verfassungsfeindlicher Symbole und das Zitieren aus NS-Quellen, das dort vorkomme. Schubert will mit der Anzeige die Betreiber zwingen, politische und ethische Standards einzuführen, die es Nazis unmöglich machen, ihren “braunen Müll” als lexikalisch wertvolles Wissen auszugeben und im Netz zu verbreiten. Dies alles solle “bei Beibehaltung der offenen Struktur” gelingen.
Anders als der Berichterstattung auf golem – wirklich sehr platt – finde ich das im Ansatz schon richtig. Es könnte dort ein Problem mit Nazis geben, das müsste mal genauer unter die Lupe genommen werden. Leider hat Schubert den Fehler gemacht, vor der Anzeige nicht einmal Kontakt mit Wikimedia Deutschland aufzunehmen. Als ich im vergangenen Jahr über das Problem “Nazis bei Wikipedia” nachdachte, hab ich deswegen dort mal nachgefragt, man sagte mir, dass man da “schon dran” sei. Ich frage auch gerne nochmal nach, um genauer herauszufinden, was man da für Instrumente hat. Und eh ich eine Organisation wie Wikimedia anzeige, versuche ich doch ernsthaft, mit denen ins Gespräch zu kommen. Alles andere ist pure Pressegeilheit.
Schubert hätte versuchen müssen, ihre Kompetenzen im Thema “Nazis” – ich hab mal aus der Presse-Erklärung geschlossen, dass “Neue Medien” nicht ihr Thema sind – sinnvoll bei Wikipedia mit einzubringen, mit den Verantwortlichen das Gespäch zu suchen und gemeinsam mit den WikipedianerInnen an einer schlagkräftigen Strategie gegen Nazis bei Wikipedia zu arbeiten. Wie gesagt, wenn die dort nicht schon versucht haben, eigene Instrumente zu entwickeln. Laut heise sind sie da durchaus problembewusst, wenn auch stets nach dem Maß dieses Problembewusstseins gefragt werden darf, wie ich finde.
Die Strafanzeige ist nicht die erste Kritik in dieser Richtung an der freien Online-Enzyklopädie. So vertritt der Autor Günter Schuler in seinem kürzlich erschienen Buch die These, dass in der Wikipedia Geschichtsrevisionismus praktiziert werde und kritisiert die Kritikrenitenz der Wikipedia-Community. Hier vertritt Arne Klempert, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, einen anderen Standpunkt: Die Wikipedia-Community zeige sich sehr problembewusst. Artikel wie der über Holocaust-Leugnung beweisen in seinen Augen, dass die Gemeinschaft der Wikipedia-Autoren sehr wohl in der Lage ist, neutral und aufklärend mit extremistischen Ideologien umzugehen.
Zu Schuberts Vorstoß ist außerdem noch zu sagen, dass das Verbot verfassungsfeindlicher Symbole ja wohl das am wenigsten wirksame Mittel beim Engagement gegen Nazis ist und ja auch im linken Spektrum sehr umstritten. Schade auch, dass so schöne Worte wie “Medienkompetenz” in der Presseerklärung nicht vorkamen. Die sind bei solchen Themen nämlich richtig aufgehoben.
Ich meine, dass man, wenn man hier ein mögliches Problem erkannt hat – Nazis bei Wikipedia – vielleicht erst einmal eine Studie zu dem Thema machen sollte, denn ohne sachliche Untermauerung finde ich das schon etwas schwach.
Fazit: Mögliches Problem erkannt, aber offenbar überhaupt nicht ernsthaft daran interessiert, es zu lösen. Offenbar nur an Presse-Wirbel interessiert.
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3. December 2007 | 2 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Wer Lust hat, mal ins Radio zu kommen, nehme einfach diese und diese Klötzchen und bastele sie zu einem schönen neuen Kunstwerk zusammen.
Radio Fritz ruft auf, Krawall und Remmidemmi zu remixen
Deichkind haben uns ihre Sounds zur Verfügung gestellt.
Wenn Ihr Musik am Computer macht und Spaß am Remixen habt, dann könnt Ihr Euch die Remmidemmi-Sounds hier herunterladen und die Vocals findet ihr hier. Jetzt ist es an euch. Basteln, bauen und dann schickt uns eure fertigen Tracks!Jippie, Jippie, Jippie Yeah!
Unter welcher Lizenz das alles stattfindet, weiß ich natürlich nicht. Aber ein schönes Beispiel, welche reichen Schätze die Remix-Kultur birgt! “Krawall und Remmidemmi” ist im Übrigen nicht gerade ein Ladenhüter – Thumbs Up für diese Offenheit gegenüber der Remix-Kultur, Deichkind!
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