Julia Seeliger
  • Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: “Linke” gegen Wikipedia

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    7. December 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Im Grundgedanken richtig gedacht: Unter dem Motto “Nazis raus aus Wikipedia” hat jetzt Katina Schubert, stellvertretende Parteivorsitzende der “Linken”, die Wikipedia angezeigt. Schubert hat wohl diese Woche im Stern zum ersten Mal über die Wikipedia gelesen.

    Seine erfreulich offene Struktur macht „Wiki“ leider auch zu einem wenig kontrollierbaren Einfallstor für rechte und rechtsextreme Ideologien.

    Diese Analyse ist richtig: Die offene Wiki-Struktur ermöglicht das im Prinzip und es ist denkbar, dass Nazis die Wikipedia beim “Kampf um die Köpfe” offensiv nutzen. Jedoch kritisiert Schubert vor allem die Abbildung verfassungsfeindlicher Symbole und das Zitieren aus NS-Quellen, das dort vorkomme. Schubert will mit der Anzeige die Betreiber zwingen, politische und ethische Standards einzuführen, die es Nazis unmöglich machen, ihren “braunen Müll” als lexikalisch wertvolles Wissen auszugeben und im Netz zu verbreiten. Dies alles solle “bei Beibehaltung der offenen Struktur” gelingen.

    Anders als der Berichterstattung auf golem – wirklich sehr platt – finde ich das im Ansatz schon richtig. Es könnte dort ein Problem mit Nazis geben, das müsste mal genauer unter die Lupe genommen werden. Leider hat Schubert den Fehler gemacht, vor der Anzeige nicht einmal Kontakt mit Wikimedia Deutschland aufzunehmen. Als ich im vergangenen Jahr über das Problem “Nazis bei Wikipedia” nachdachte, hab ich deswegen dort mal nachgefragt, man sagte mir, dass man da “schon dran” sei. Ich frage auch gerne nochmal nach, um genauer herauszufinden, was man da für Instrumente hat. Und eh ich eine Organisation wie Wikimedia anzeige, versuche ich doch ernsthaft, mit denen ins Gespräch zu kommen. Alles andere ist pure Pressegeilheit.

    Schubert hätte versuchen müssen, ihre Kompetenzen im Thema “Nazis” – ich hab mal aus der Presse-Erklärung geschlossen, dass “Neue Medien” nicht ihr Thema sind – sinnvoll bei Wikipedia mit einzubringen, mit den Verantwortlichen das Gespäch zu suchen und gemeinsam mit den WikipedianerInnen an einer schlagkräftigen Strategie gegen Nazis bei Wikipedia zu arbeiten. Wie gesagt, wenn die dort nicht schon versucht haben, eigene Instrumente zu entwickeln. Laut heise sind sie da durchaus problembewusst, wenn auch stets nach dem Maß dieses Problembewusstseins gefragt werden darf, wie ich finde.

    Die Strafanzeige ist nicht die erste Kritik in dieser Richtung an der freien Online-Enzyklopädie. So vertritt der Autor Günter Schuler in seinem kürzlich erschienen Buch die These, dass in der Wikipedia Geschichtsrevisionismus praktiziert werde und kritisiert die Kritikrenitenz der Wikipedia-Community. Hier vertritt Arne Klempert, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, einen anderen Standpunkt: Die Wikipedia-Community zeige sich sehr problembewusst. Artikel wie der über Holocaust-Leugnung beweisen in seinen Augen, dass die Gemeinschaft der Wikipedia-Autoren sehr wohl in der Lage ist, neutral und aufklärend mit extremistischen Ideologien umzugehen.

    Zu Schuberts Vorstoß ist außerdem noch zu sagen, dass das Verbot verfassungsfeindlicher Symbole ja wohl das am wenigsten wirksame Mittel beim Engagement gegen Nazis ist und ja auch im linken Spektrum sehr umstritten. Schade auch, dass so schöne Worte wie “Medienkompetenz” in der Presseerklärung nicht vorkamen. Die sind bei solchen Themen nämlich richtig aufgehoben.

    Ich meine, dass man, wenn man hier ein mögliches Problem erkannt hat – Nazis bei Wikipedia – vielleicht erst einmal eine Studie zu dem Thema machen sollte, denn ohne sachliche Untermauerung finde ich das schon etwas schwach.

    Fazit: Mögliches Problem erkannt, aber offenbar überhaupt nicht ernsthaft daran interessiert, es zu lösen. Offenbar nur an Presse-Wirbel interessiert.


    Einsortiert: andere parteien, netz, wissen


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34 Responses to “Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: “Linke” gegen Wikipedia”

  1. Wenn es um die Nazis geht, warum sollen dann nicht deren Erkennungszeichen publiziert oder aus deren Schriften zitiert werden. Wird man dann etwa mit Nazi-Ideologie kontaminiert?

    Hörensagen macht auf mich immer einen sehr merkwürdigen Eindruck, gerade wenn es um delikate Sachverhalte geht. Aber im Grund muss das der Wikipedia-Gemeinschaft überlassen bleiben. Bezeichnend, dass sich eine Kommunistin mal wieder derart repressiv aufspielt.

    [Diesmal bin ich beim Thema geblieben. ;-)]

  2. Hast du den Artikel, den ich verfasst hab, überhaupt gelesen, oder bist du nur deinen Vorurteilen gefolgt? Gerade eine Sinnhaftigkeit des Verbots verfassungsfeindlicher Symbole habe ich doch in Frage gestellt.

  3. Kann man da in Deutschland überhaupt jemanden wirksam anzeigen? Fügt das nicht im äußersten Fall nur dazu, daß Wikipedia nur noch unter http://de.wikipedia.org und nicht mehr unter http://www.wikipedia.de erreichbar ist (so war es auch doch bei dem Artikel über den einen Hacker, Namen habe ich vergessen)?

    Ansonsten habe ich schon den Eindruck, daß man bei Wikipedia das Problem erkannt hat. Aber ich finde es eher albern, daß ich, um z.B. einen weblink zum Text von “Mein Kampf” oder zu einer Videodatei von “Triumph des Willens” zu finden, erst von der deutschen zur französischen oder englischen Version der Wikipedia wechseln muß.

    Wie ich gerade feststelle, gibt es auch in den fremdsprachigen Artikeln (Englisch, Französisch, Niederländisch, Hebräisch, Polnisch) keine links mehr zum deutschen Text von “Mein Kampf”. Das war früher anders: http://fr.wikipedia.org/w/index.php?title=Mein_Kampf&oldid=20994911 (der deutsche Text ist allerdings inzwischen von dort verschwunden, wo er damals zu finden war).

  4. Hey, komm mal wieder runter. Das war an die Adresse der Symphatisanten von “Die Linke” gerichtet und sonstige Kommunisten, die ja auch Deinen Blog frequentieren dürften und die regelmäßig ‘n feuchte Hose vor lauter Verbots- und Zensurgeschrei bekommen … 😉

  5. Ah, entschuldige, ich dachte, damit sei ich (“Kommunistin”) und mein Artikel (“aufspielen”) gemeint.

    Bezeichnend, dass sich eine Kommunistin mal wieder derart repressiv aufspielt.

    Denn ich mag es nicht, wenn man mir vorwirft, mich “repressiv aufzuspielen”.

  6. Ein gutes hat diese abstruse Aktion der Linkspartei natürlich: Es wird mal wieder überdeutlich, aus welcher Ecke der freiheitsfeindliche Wind weht …

  7. Freiheitsfeindlich, ha ! Die ist höchstens publicitygeil.

  8. Völliger Quatsch. Die LINKE ist einfach nur aus einem völlig anderen kulturellen Spektrum, kulturell altbacken und linkskonservativ, hätte genauso gut von der SPD kommen können und beweist zudem mal wieder dass Kommunisten in der LINKEN Mangelware sind.
    Auf deutsch: Die hatte gar keine Ahnung.

    Zum “repressiv aufspielen”. Dies tun ja wohl nur verballibertäre Blogger in deren Blogs zufälligerweise die Kommentarfunktion nicht funktioniert.

  9. ad Dennis:

    Beim mir funktioniert die Kommentarfunktion.

  10. Diese ganze Aktion war vermutlich nicht mal “gut” gemeint, sondern nur die überhektische Reaktion von jemandem, der vermutlich das erste mal in seinem Leben die “Datenautobahn” (höhö) betreten hat und mit Schrecken feststellte, dass da Leute ja ganz viel schreiben und unter anderem eben auch Unsinn, Belangloses oder eben Böses.

    Aber man kommt doch Nazis nicht bei, in dem man das sprechen *über* sie verhindert oder Informationen *über sie* abwürgt.

    Und niemand wird zum Nazi, weil er das HJ-Symbol nun statt in Google-Images auch in der Wikipedia findet. Im Gegenteil, in der Wikipedia (mit all ihren Schwächen) besteht eine der größten Chancen, Leute, die vielleicht aus zweifelhaften Motiven auf der Suche nach solchen Informationen sind, überhaupt mit sachlicheren Informationen zu konfrontieren. Das *Zitieren* von Quellen verhindern zu wollen, ist dann auch nicht mehr zu verharmlosen, egal welche Quellen das sind. Das gehört zum Diskurs dazu.

    Insofern und aufgrund ihrer Parteiherkunft, hat das ziemlich viel faden Beigeschmack und der sogenannten Linkspartei wahrlich einen Bärendienst erwiesen (wobei die Mitgliederstruktur der SED-Erben wohl eher nicht Internet-affin ist *hust*).

    Ansonsten gilt hier vermutlich auch der Spruch: “Man sollte nichts mit Bösartigkeit erklären, was man auch mit Dummheit erklären könnte.”

  11. Zur Parteiherkunft Schubert:
    Da stimme ich zu denn Frau Schubert kommt originär aus der SPD.

  12. ..man darf Julia um ihre Kommentatoren bemitleiden. Das wikipedia strotzt nur so vor rechtstendenter, subtil anerkannte Wertemassstaebe in der Bewertung der Geschichte verneindender, Darstellungen und ich glaube tatsaechlich nicht, dass dem ein zufaelliger Mechanismus zugrundeliegt. Schuberts Anzeige war mehr als ueberfaellig und operiert ganz offensichtlich nicht auf dem blossen Hintergrund der Kritik an ‘Symbolen’. Jeder der lesen kann und eine aufgeklaerte politische Haltung hat, aber das haben heute offenbat viel zu wenige, kann sehen, dass die wikipedia in grossen Teilen, naemlichen allen, die fuer die Deutungshoheit ueber die Gechichte Relevanz haben, von rechten Motiven dominiert wird. Wenn Schubert oder andere das nicht hinbekommen, werde ich mir einmal die Zeit nehmen und die Eergebnisse einer umfassenden distanzierten und nicht am ‘Wohlergehen’ des wikipedias interessierten Recherche politschen Stellen zugaenglich machen bzw. selbst eine Anzeige vornehmen, wegen Volkverhetzung.

  13. Andreas (Emma), nichts anderes habe ich gesagt: “In der Sache richtig, aber völlig falsch aufgezogen”

    Der Kommentar vom Wikimedia-Geschäftsführer ist übrigens vom Niveau her genauso daneben wie der von Schubert. Schubert hat keine Ahnung vom Netz, Klempert keine Ahnung von modernen Strategien gegen Nazis.

  14. @emma: Sie machen mir Angst um den Rechtsstaat und die freiheitlich demokratische Grundordnung.

    Und da sie Wikipedia offenbar auch noch nie besucht haben, kann ich sie nur bitten, diese Seiten einmal zu betrachten und dabei festzustellen, dass neben jeder politisch diskutablen Meinung entweder schon eine Gegenmeinung steht oder sie selbst innerhalb 1 Minute eine hinschreiben könnten.

    Sollte es sich zeigen, dass “Rechte” da mehr Ausdauer haben, sollten sie über Aktivierung Nicht-Rechter-Mitstreiter nachdenken, nicht aber über eine Wikipedia-Freigabe-Kommission mit Anspruch auf Allwissenheit oder die “richtige” Gesinnung.

    @zeitraffer: Ihre Zustimmung zu Emma finde ich anlässlich Ihrer hier domkumentierten eigentlich freiheitsorientierten Partei auch sehr bedenklich.

  15. Wenn sie von Wikipedia zum ersten mal letzte Woche im Stern gelesen hat, sollte sie sich besser auf Themen konzentrieren, in den sie ihre Kompetenzen hat.

    Nach dieser Aktion fällt es mir schwer zu glauben, dass sie welche im Nationalsozialismus hat.

  16. Zum Update:
    Da war Frau Schubert gerade nochmal schnell genug… Wenn die Nachricht – dass sie die liebste Onlineenzyklopädie Millionen Deutscher, die dort recherchieren und mitarbeiten, angezeigt hat – erst die ganz große Runde in den Medien gemacht hätte, wäre das wohl sehr schadhaft für das Ansehen der Linkspartei gewesen und hätte einige Wählerstimmen gekostet.

  17. Es gibt kein Problem mit Nazis bei der Wikipedia! Jedenfalls nichts, mit dem die nichts selbst fertigwerden. Die Anzeige war nicht nur überflüssig, sondern ausgesprochen dumm. Denn das zeigt, daß Frau Schubert nicht nur von den Neuen Medien keine Ahnung hat, sondern auch keinen blassen Schimmer von der Gesetzeslage. Und die angeblichen Kompetenzen beim Thema Nationalsozialismus kaufe ich ihr auch nicht ab.

    Meines Erachtens ist die beinahe pathologische Furcht vor Nazipropaganda insbesondere ein Problem der PDS-Linken. Dabei sollten gerade die doch den Ball flach halten. Das ist jedenfalls meine Meinung.

  18. Auf der Südhalbkugel drehen sich die Hakenkreuze übrigens linksherum, wegen der Corioliskraft. Das sieht dann so aus: 卍.

  19. Da war Frau Schubert gerade nochmal schnell genug… Wenn die Nachricht – dass sie die liebste Onlineenzyklopädie Millionen Deutscher, die dort recherchieren und mitarbeiten, angezeigt hat – erst die ganz große Runde in den Medien gemacht hätte, wäre das wohl sehr schadhaft für das Ansehen der Linkspartei gewesen und hätte einige Wählerstimmen gekostet.

    Das wäre eigentlich ein Grund gewesen, der die Anzeige rechtfertigt:
    Viele nutzen Wikipedia viel zu unkritisch, da kann es eigentlich gar nicht schaden, öffentlichkeitswirksam mal darauf rumzuhacken.

  20. Der Vorschlag von Katina Schubert ist gut gemeint, aber undurchführbar. Das von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommene Hauptproblem bei Wiki besteht nicht im dokumentarischen Zeigen oder Zitieren von Nazi-Symbolen oder -äußerungen. Das ist uvermeidlich und soll in der Regel aus antifaschistischer Sicht eine aufklärerische Funktion haben (solange es sensibel ud in Grenzen geschieht. Gutes Beispiel: npd.blog.info).
    Das Hauptproblem sind regelrechte Nazi-Eingreiftruppen bei Wiki, die viele Artikel zB. über die Personalien von Kameradschaftsfüherern, NPD-Größen usw. verändern, abschwächen, ins Gegenteil verkehren, sobald sie bei Wiki eingestellt werden – oft mit heuchlerischem Verweis auf Wiki-Regeln. Dabei ist bei genauem Hinsehen deutlch, daß es immer dieselben sind, die immer dasselbe tun, in vielen Artikeln. Wer sich die Mühe machen will, das mal im Detail nachzuvollziehen: schaut Euch den Artikel “Marcel Wöll” in der deutschen Wikipedia an und verfolgt die zahllosen Diskussionsbeiträge im Hintergrund dieses einen (!) Artikels nach. Das ist mühselig, kleinteilig und zugleich unerlässlich. Und hier liegt das eigentliche Problem einer schleichenden “Normalisierung” faschistischer Inhalte im politischen Diskurs der Gesellschaft, erleichtert durch die Anonymität des Webs.

  21. Wo hast du denn das neue Design her? Ist ja cool ; )

  22. Wenn Max darf, darf ich auch: ich find’s total verwirrend.

  23. Ach so, und damit es nicht bei meiner Verwirrung über SuperMario bleibt (die Markenidentität des Blogs sinkt gewaltig, wenn es sich alle paar Wochen so grundlegend verändert) — prinzipiell finde ich das Verbieten von Meinungsäußerungen falsch, dementsprechend hat mich diese Anzeige eher entsetzt und mich fragen lassen, was da in die LINKE gefahren ist. Unabhängig davon stimmt es natürlich, dass die Wikipedia durchaus ein umkämpfter Ort ist. Besser als eine Strafanzeige wäre vermutlich eine halbe Stelle bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung besetzt mit einer Person, die es als ihre Aufgabe ansieht, Antifaarbeit in der Wikipedia zu machen. Oder so.

  24. Will es eigentlich wieder zurückumstellen, aber das andere Theme scheint jetzt komischerweise kaputt.

  25. “Antifaarbeit in der Wikipedia” wäre auch nicht besser.
    Fakten, Fakten, Fakten wären da wohl angebrachter.

  26. Ich stimme Till zu.

    Das Super-Mario-Theme gibt es hier.

  27. Wikipedia ist OpenSource. Es wird zwar kein Code frei verbreitet, sondern Wissen, aber das funktioniert nach dem gleichen Prinzip.
    Die Vorstellung, dass Alle alles machen dürfen ist soweit irreführend, weil das in einem riesen Durcheinander enden würde. Den Linux-Kernel z.B. bewacht der Torwalds eher despotisch ;-).
    Was jetzt Qualitätssicherung bei Wikipedia angeht, wird es IMHO langsam Zeit, dass sich was tut:
    http://www.wdr.de/themen/computer/schiebwoche/2005/index_51.jhtml
    http://www.taxipluto.com/2007-09-27-digital-wikipedia-mit-qualitaetssicherung

    Inhatlich ist das, was ich bei Wikipedia gesucht und gefunden habe, so weit immer in Ordnung gewesen. Dazu auch noch so schön einfach zugänglich.

  28. Die hiesigen Aeusserungen, insbesondere diejenigen von Gruenen zur Frage der Rechtfertigung privater Anzeigen gegen Formen von rechter Propaganda im wikipedia (was genau verbietet nochmal eine private Anzeige, Till) lassen zwei Erklaerungen zu; die erste beinhaltet die Indifferenz-Vermutung: die Beteiligten koennen Artikel wie jenen ueber den ‘Polen-feldzug’,

    http://de.wikipedia.org/wiki/Polenfeldzug

    der einen Propaganda-Begriff der Nazis schon im Titel fuehrt, nicht lesen, sind weltanschaulich indifferent, hatten zuwenig Geschichts-Unterricht, oder sind unfaehig, die Bedeutung des zweiten Konjunktivs in der deutschen Sprache oder die Bedeutung von kausalen Zuschreibungen in der Geschichtswissenschaft zu verstehen oder zu entschluesseln. Die zweite Erklaerung kommt etwas unangenehmer fuer die Gruenen: sie koennen tatsaechlich lesen und haben sogar in der Schule aufgepasst, allein die Konstruktion, die ihnen Artikel wie ‘Polen-Feldzug’ und aehnliche liefern, ist ihnen symphatisch, ihre Wahrheit ist die eines ‘neuen Realismus’ der Geschichtsschreibung, der die damaligen ‘Wahrheiten’ aller Seiten, also auch diejenige der Deutschen, nur angemessen beruecksichtigt.

    Ich bin hier muede, all die Textstellen obigen Artikels erwachsenen Menschen gegenueber auseinanderzusetzen, die den Beginn des zweiten Weltkriegs als Phaenomen polnischen Starrsinns und eines polnischen ‘Fuehrungsrollen’-Anspruchs, zeichnen, sowie ‘Gefaehrdungen’ unter denen Hitler sich sehen musste, wiewohl er mit ‘Verhandlungsangeboten reagierte’, herbeiphantasieren, sowie jene Stellen zu kennzeichnen, die jedweden deutschen Vertragsbruch als fast natuerliche REAKTION auf vorherige Verhandlungsverweigerungen entweder Polens, Frankreichs oder Grossbritanniens zu deuten wissen.

    Ich bin es zudem leid, auf den menschenverachtenden Militaerjargon (‘aufreiben’, ‘vernichten’) des Textes einzugehen, sowie auf die Unzahl von innerhalb aehnlicher Geistesverfassungen und mit aehnlich truebem Jargon geschriebenen wikipedia-Artikel, etwa zur Waffen-SS oder zu diversen heroisch gezeichneten NPD-Figuren, all das ist nur die Spitze eines Eisberges, einzugehen. Ich wiederhole mich hier: wenn das niemand vor mir schafft werde ich mit einer wohlrecherchierten Anzeige und entprechenden Ergebnissen bei entsprechenden politischen Stellen aufwarten, im uebrigen keinen rechtlichen Erfolg erwartend, denn diese Republik ist evtl. nicht mehr ganz die meine, was ich nicht einmal bedauere.

  29. wenn das niemand vor mir schafft werde ich mit einer wohlrecherchierten Anzeige und entprechenden Ergebnissen bei entsprechenden politischen Stellen aufwarten

    Wie gesagt, ich würde erst mit der Anzeige kommen, wenn Wikipedia sich ignorant zeigt. Die Äußerungen des Geschäftsführers sind zwar nicht gerade von Klugheit geprägt (“Extremismus”), aber einen Versuch ist es doch wert! Ich finde auch, dass man das nachhaltig angehen sollte, und mit einer Anzeige erreicht man da – glaube ich – nicht sehr viel.

  30. Peinliche PR-Nummer. Die Wikipedia basiert auf Schwarmwissen und ist damit so zuverlässig wie das Wissen der Allgemeinheit. Nazis in der Unterzahl können da rumfuhrwerken, das ist egal, die Änderung wird sofort geändert. Wichtig ist nur, dass das Schwarmwissen durch Aufklärung auf einem antitotalitären Stand gehalten wird. Hier ist politische Aufklärungsarbeit gefragt.

  31. nun CR, was ‘Nazis’ genau sind, definiert sich an ihren Werken, soviel zu phaenomenologischem ‘Realismus’. Im wikipedia sitzen diejenigen, die sich wie Nazis verhalten, an allen wichtigen Schaltstellen, das heisst auf jedem gegebenen hierarchischen Niveau und jede Diskussion ueber die Nicht-Vernwendung etwa von Nazi-Propagandabegriffen zur Kennzeichnung historischer Gegebenheiten wird darob zur Farce, jeder kann das in den entsprechenden Diskussionen nachlesen. Mal sehen, was dieser CSU-Fritze Gravenreuth erst tun wird, wenn Frau Emma K. mit einer Anzeige aufwartet, die das gesamte wikipedia als mit einem trueben braunen Schleier ueberzogen darstellt.

  32. Ui ganz Wikipedia… also der Artikel zum virtuellen Speicher war nazifrei als ich das letzte mal geguckt habe… *SCNR*

  33. In der theoretischen Anlage müsste Wikipedia sich im Falle eines Falles von selbst korrigieren (sehr richtig, Netzwerkwissen/Schwarm). Ist dem nicht so, dann liegt das Problem nicht an wikipedia sondern…?
    Sondern…? An Hierarchien EmmaK? Ernsthaft? Fällt dir da nix weiteres ein?

  34. davi: nochmal lesen, niemand sagte, alle wikipedia-Seiten wuerden rechtes Gedankengut reflektieren, die Annahme ist: die Hierarchie des wikipedias ist an allen wichtigen Stellen mit Leuten, die sich verhalten wie Nazis, besetzt, das bedeutet, dass in einer gegebenen Diskussion, zumal wenn es sich um Fragen die fuer rechte Revisionisten interessant sind, handelt, immer jemand zur Stelle ist, der die Revisionisten-Sichtweise durchdruecken kann, mal die Diskussionen lesen, das kann doch nicht so schwer sein. Dass es immer Menschen auf gleicher Hierarchie-Ebene gibt, die andere Sichtweisen haben, muss im Einzelfall nicht helfen, da diese oft initial nicht an den Diskussionen beteiligt sind und ihnen im Entscheidungsverfahren dann kein Gewicht zufaellt.

    Was in so einem Gehacke zwischen Rechten und gemaessigten Rechten dann rauskommt, kann jeder im ‘Polenfeldzug’-Artikel lesen, denn natuerlich, die Deutschen haben den 2.Weltkrieg ja nur AUSGELOEST, Hitler musste sich vor den nach Hegemonie strebenden Polen fuerchten und hatte niemals erwartet, England und Frankreich wuerden ihm den Krieg erklaeren, die gesamte Konstruktion, gerade noch dass sie die Existenz einer Lebensraumpolitik und eines Massenmordes an Polen zugesteht, ist hochgradig revisionistisch, aber vielleicht ist das zu subtil fuer einige.