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Bildung als neue soziale Frage?
7Christoph Butterwegge hat den guten Kommentar “Nebelkerze Bildung” zur aktuellen Debatte geschrieben. Das sollten sich nicht nur Angela Merkel und die CDU, sondern auch einige Grüne mal reinziehen.
Wer von der Bildung als “neuer sozialer Frage” spricht und die Bildungs- als “Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts” bezeichnet, ignoriert einfach, dass man sein Armutsrisiko durch schulischen Erfolg oder hervorragende berufliche Qualifikation immer schon verringern konnte, und konstruiert einen Gegensatz zwischen zwei Politikfeldern, die seit jeher miteinander verzahnt sind. Will er gleichzeitig von der Schule über die Weiterbildung bis zur Universität alle Bereiche privatisieren, ist Unglaubwürdigkeit die logische Folge. Denn in einem solchen Bildungssystem stoßen Kinder nur noch auf Interesse, wenn sie (bzw. ihre Eltern) als zahlungskräftige Kunden firmieren. Kontraproduktiv wirken denn auch die Beschneidung der Lernmittelfreiheit (Verpflichtung der Eltern zur Zahlung von Büchergeld), die Schließung von (Schul-)Bibliotheken aus Kostengründen und die Einführung von Studiengebühren.
Es ist ein Widerspruch unserer Zeit, dass man Bildung immer mehr zu einer Ware herabwürdigt und sie gleichzeitig als Wunderwaffe im Kampf gegen die Kinderarmut betrachtet.
Einsortiert: bildung, sozialstaat
Verschlagwortet: bildung, kapitalismus, neoliberalismus, soziales
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7 Responses to “Bildung als neue soziale Frage?”
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Wahre Worte.
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[…] Ihr kennt das von mir. Plötzlich stelle ich für ein paar Tage das bloggen ein und wie ihr euch sicher denken könnt hat das meistens gute Gründe. Trotzdem tut es mir in der Seele weh wenn Wüstengras durchs Dennis Blog weht, ergo bin ich heute sehr glücklich bei der Zeitrafferin einen Beitrag gefunden zu haben auf den ich nur verweisen muß. […]
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fpk
Prvivatisierung ist ja kein Selbstzweck. Und wer fordert nochmal die vollkommene Privatisierung der Schulen?
Zum einen gehts dabei um Wahlfreiheit und ein möglichst pluralitsiches Angebot. Es ist gut, dass es mehr gibt als die staatliche Einheitschule, von Waldorf bis Nonnenschule. Bitte mehr davon!
Zum anderen gehts um bessere Schulen durch mehr Wettbewerb.Und apropos Schul- /Studiengebühren: Wer kann mir nochmal erklären, wieso die die einen, deren Kinder nicht studieren (derzeit noch ne Mehrheit), den Kindern der anderen (noch ne Minderheit) das Studium finanzieren sollen – auf dass diese dann besser Jobchancen haben?
Stipendien, Studienkredite usw. können auch Leuten aus weniger betuchtem Haus ein Studium ermöglichen. Derzeit tun das Leute, deren Kinder nicht studieren. Irgenwie ungerecht. -
fpk
Und noch ne Idee zur Güte. Auch wenn man nicht so weit gehen will Studiengebühren zu verlangen, könnte man doch zum Beispiel Studiengutscheine ausgeben, die einen bestimmten Betrag entsprechen, den dann die Uni erhält, an der man sich entscheidet zu studieren. Egal ob staatlich oder privat. Das würde der Qualität vieler staatlicher Hochschulen sicherlich ganz gut tun.
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Naja die werden wohl die Studiengebühren doch wieder absenken. Die Gebühren hatten aber auch ihre Vorteile! Außerdem kann man die ja mit einem kleinen Darlehen auch auf sich nehmen und nach Abschluss eines Studiums abzahlen.
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Zum Thema Studiengebühren gab’s ja in den letzten Tagen schon ganz interessante Neuigkeiten …
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fpk
Und was soll daran so interessant sein?