Julia Seeliger
  • SPUNK: “.. und die Tiere…”

    24
    26. September 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Sebastian Brux und ich haben im aktuellen SPUNK, der Zeitung der GRÜNEN JUGEND, einen Artikel wider Tierrechte verfasst. Jetzt ist der Artikel auch auf gruene-jugend.de zu lesen.

    Der Artikel steht kontrovers zu “Befreiung hört beim Menschen nicht auf” von Alexander Gilly, erschienen in derselben SPUNK-Ausgabe.

    Frösche retten SPUNK Tierrechte

    Ein “Recht auf Leben” auch für Tiere? Bloß nicht! meinen Julia Seeliger und Sebastian Brux. Zivilisiert ist nur eine Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Tiere mit Menschen auf eine Stufe zu stellen, ist gefährlich – denn die Menschenwürde ist unteilbar. Tiere sollen keine Rechte haben, sehr wohl aber Schutz vor sinnloser Ausbeutung.

    … und die Tiere …. diesen drei Worten in Artikel 20a unseres Grundgesetzes ging ein zehnjähriger, langer Weg voraus und viele von uns, auch in grünen Kreisen, unterstützten die Aktion “Tierschutz ins Grundgesetz” mit Unterschriftenlisten. 2002 stimmte der Bundestag in seinem vierten Anlauf als erstes europäisches Parlament für ein Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz. Einer repräsentativen Umfrage von EMNID zu Folge stimmten 79 Prozent der Deutschen zu der Zeit dem Anliegen zu, was sich bis heute nicht signifikant geändert haben dürfte.

    Erste gesetzliche Schutzmechanismen

    Doch wofür erhält der Tierschutz Verfassungsrang? Und worin liegt die Abgrenzung zu Tierrechten? Staatsziele beinhalten richtungsweisende Aufträge an die Legislative bei der Ausgestaltung von Gesetzen. Dies ist besonders in der Forschung wichtig, welche seit Bestehen der Bundesrepublik über eine grundgesetzlich verbriefte Forschungsfreiheit verfügt. Verbote in der Forschung mit Tieren konnten deshalb bis 2002 relativ leicht aufgehoben werden, da die geschützte Forschungsfreiheit Vorrang hatte. Zwar werden auch heute noch unnötige und ethisch fragwürdig Tierversuche durchgeführt, immerhin existieren aber erste gesetzliche Schutzmechanismen. Diese müssen ausgebaut werden, doch ein grundsätzliches Nein zu Tierversuchen ist die falsche Konsequenz; Tierversuche können dort sinnvoll sein, wenn sie der einzige Weg sind, Erkenntnisse zu gewinnen, mit denen menschliche Krankheiten geheilt werden können. Die Leiden der Tiere müssen dabei minimiert und Ersatzverfahren ausgebaut werden. Klar ist jedoch: In der Abwägung zwischen menschlichem und tierischem Leid muss die Linderung des menschlichen Leids höher bewertet sein.

    An diesem Beispiel werden die Differenzen zwischen TierrechtlerInnen und TierschützerInnen deutlich: Am weitestgehend ist dabei die Forderung nach dem “Recht auf Leben”, welches auch Tieren zugute kommen sollte. Das “Recht auf Leben” für Tiere stößt jedoch dort an seine Grenzen, wo es an die Abwägung geht. Sollen Krankheiten auch weiterhin an Tieren erforscht werden? Was ist, wenn eine Hungersnot ausbricht, und sich die Frage stellt, ob das nächste Wesen, das geschlachtet wird, eine Kuh ist oder der kleine Nachbarsjunge? Darf ein Raubtier, das einen Menschen angreift, getötet werden?

    Forderung nach der veganen Gesellschaft

    Wenn wir Tieren ein “Recht auf Leben” anerkennen, wäre das in der Folge überdies die Forderung nach einer veganen Gesellschaft, die nicht nur im philosophischen Diskurs in ihrer Umsetzungsfähigkeit sehr umstritten ist. Davon ist unbenommen, dass eine vegane Gesellschaft aus ökologischen Gründen zu begrüßen wäre – wer seinen ökologischen Fußabdruck minimieren möchte, tut gut daran, auf Tierprodukte zu verzichten. Über eine Öko-Steuer auf landwirtschaftliche Produkte, insbesondere die ressourcenintensiven Tierprodukte, sollte ernsthaft nachgedacht werden. Doch darum geht es nicht – hier geht es um die Moral. Eine Ernährungspolitik aus moralischen Erwägungen lehnen wir ab: Wir können und wollen uns weder eine autoritäre politische Führung vorstellen, die diese bis in ihre letzte Konsequenz umsetzt, noch wünschen wir uns den moralischen Zwang zur Gleichschaltung der individuellen Ernährung.

    Menschenwürde ist Wert an sich

    TierrechtlerInnen beklagen, dass das Staatsziel Tierschutz keinen individuellen Anspruch begründe, wie es beispielsweise bei den Grundrechten der Fall ist. Politik und Rechtssystem sind allerdings Teil der menschlichen Kultur, sie sind mit der menschlichen Kultur gewachsen, sie sind vom und für den Menschen gemacht. Modern und zivilisiert ist eine Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Die “Würde des Menschen” ist ein Wert an sich, der unteilbar ist. Deswegen lehnen wir ein Weltbild, welches die Grenzen zwischen Mensch und Tier verwischt, ab. Vor diesem Hintergrund ist auch die Sprache zahlreicher TierrechtlerInnen zu kritisieren, die bei Menschen von “nichtmenschlichen Tieren” sprechen. Zur Evolution der Menschen gehört auch die kulturelle Evolution – der Mensch ist somit nicht nur “Tier”, sondern kulturelles und soziales Wesen. Vielfalt und Ungleichheit werden in einer modernen Gesellschaft durch Gesetze und den Sozialstaat ausgeglichen. Politiken, die das Zusammenleben der Menschen durch die Biologie bestimmt sehen – wie in Debatten um Demografie, um Migration oder um die Rechte von Homosexuellen – gehören in die biologistische Mottenkiste.

    Hühner-KZ: Juden mit Tieren verglichen

    Abzulehnen ist die Denkart jener Teile der Tierrechtsbewegung, die auch vor Holocaustrelativierung nicht zurückschreckt. So startete 2003 die weltweit größte und bekannteste Tierrechtsorganisation PETA ihre Kampagne “Holocaust On Your Plate”, in der Bilder von Juden in Konzentrationslagern neben jene von getöteten und misshandelten Tieren gestellt wurden. Auch der antisemitische Vergleich von Juden mit Hühnern, welcher die Begrifflichkeit des “Hühner-KZs” hervorbrachte, um eine sprachliche Ablehnung der Käfighaltung zu erzeugen, spielt mit der NS-Herabsetzung der Juden – Juden werden auf eine Stufe mit Tieren gestellt. Solche menschenverachtenden Einstellungen sind aber nicht Konsens in der Tierrechtsbewegung – viele haben sich schon damals deutlich und sofort distanziert.

    Es gibt aber auch zwischen Tierschutz und Tierrecht gemeinsame Ziele: Mittelfristig muss mit der industriellen Tierhaltung Schluss sein. Auch den zweifelhaften Luxus der Pelztierhaltung darf sich eine zivilisierte Gesellschaft nicht gönnen. Hier sehen wir auch die Anknüpfungspunkte. Wir wünschen uns von der Tierrechtsbewegung weniger moralische Zeigefinger, sondern eine Fokussierung auf realistische Ziele – im Interesse von Mensch und Tier.

    Julia Seeliger (28) mag Tiere aus Stoff und aus Keksteig und ist Mitglied im Parteirat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Sie isst keine Tierprodukte, aber aus Gründen der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit zwischen den Menschen auf der Welt.

    Sebastian Brux (23) ist Politischer Geschäftsführer der GRÜNEN JUGEND und seit 10 Jahren Vegetarier. Er studiert in Berlin Soziale Arbeit.


    Einsortiert: öko, vielfalt
    Verschlagwortet: ,

  • auch noch zum Thema




24 Responses to “SPUNK: “.. und die Tiere…””

  1. Hallo Julia,

    ich finde es gut, dass du hier den SPUNK promotest, aber schließlich haben wir als Redaktion dir und dem lieben Sebi ja auch den Artikel zu geschanzt 😉 Weiterhin begrüße ich es, dass du hier die Debatte um Tierrechte weiter führen möchtest. Allerdings kann ich deiner inhaltlichen Position dazu nicht zu stimmen.

    Du schreibst:

    “Zur Evolution der Menschen gehört auch die kulturelle Evolution – der Mensch ist somit nicht nur “Tier”, sondern kulturelles und soziales Wesen. Vielfalt und Ungleichheit werden in einer modernen Gesellschaft durch Gesetze und den Sozialstaat ausgeglichen.”

    Ja, richtig der Mensch ist auch kulturelles und soziales Wesen. Aber, und dass ist doch die entscheidene Frage, rechtfertigt dies die Ausbeutung und Tötung von Tieren ?!? Davor drückt ihr euch im Artikel, die Frage, warum Tieren eigentlich KEINE Rechte bekommen sollten? Alexander Gilly, der ja den Pro-Tierrechte-Artikel verfasst hat, schreibt meiner Meinung nach völlig zu Recht:

    “Und die Frage lautet auch nicht, warum nicht menschliche Tiere überhaupt Rechte haben sollten, sondern warum sie keine haben sollten! Oft wird auf bestimmte, nur dem Menschen zukommende Eigenschaften oder Fähigkeiten hingewiesen – etwa Autonomie, Rationalität oder Selbstbewusstsein.

    Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es kein Merkmal gibt, welches irgendwie als moralisch relevant zählen kann, das entlang der Speziesgrenze Mensch – Tier verläuft. Es gibt sogar immer Tiere, bei denen das betreffende Merkmal sogar stärker ausgeprägt ist als bei bestimmten Menschen. Außerdem stehen wir vor einem großen Problem: Wenn wir die obigen Merkmale – Autonomie, Rationalität und Selbstbewusstsein – als Voraussetzung für die Verleihung von Rechten sehen, dann müssten wir kleinen Kindern, Menschen, die im Koma liegen, und geistig Schwerstbehinderten ihre Rechte absprechen.

    Es steht völlig außer Frage, dass wir keinem Menschen Rechte absprechen wollen, so dass dieser Weg keine Lösung für dieses rein logische Problem sein kann. Wir müssen also die Kriterien für das Zugestehen von Rechten so großzügig formulieren, dass sie auch von diesen Menschen erfüllt werden. Und das bedeutet in der Konsequenz entsprechend den Postulaten vieler Philosophen, wie z.B. Helmut F. Kaplan, dass dass wir auch vielen nicht menschlichen Tieren Rechte verleihen müssen, da sie diese Kriterien erfüllen.”

    Das ist ürbigens auch nicht biologistisch argumentiert, schließlich werden Menschen erst durch ihre grundsätzliche Fähigkeit zum moralischen Handeln, ihrer Autonomie, Rationalität, “soziale und kluturelle Wesen”. Oder an welchen Merkmalen würdest du das festmachen? Denn einfach nur zu postulieren, wir (die Menschen) sind soziale und kulturelle Wesen ohne eine Begründung bzgl. der Mensch-Tier-Unterscheidung, welche die Ausbeutung von Tieren legetimieren würde, halte ich für argumentativ äußerst dürftig.

    Die Frage bleibt weiterhin, auch wenn ich zu gebe, dass Menschen und Tiere sich unterscheiden: Warum haben Menschen das Recht Tiere zu quälen?

    Für mich als werte- und reformorientierten Linken steht bei meiner politischen Einstellung die Frage im Mittelpunkt: Wie kann ich am meisten Leid verhindern?

    Und das geht meiner Meinung nach ethischen Überlegungen nur wenn Tieren das Recht auf Leben zu gebilligt wird.

  2. Ich wuesste nicht, dass die Rechtsprechung Tierquaelerei vorsehen wuerde, Wir haben also kein Recht irgendwelche Tiere zu quaelen, wohl aber die Macht es zu tun oder zu lassen. Und ich meine: man sollte es lassen. So weit so gut, daraus folgt aber noch lange nicht, dass ein Tier ein “Recht auf Leben” haette, bzw. in dieser Hinsicht dem Menschen gleichgestellt werden muesste. Es wuerde auch gar nicht funktionieren, denn wenn man so ein Recht radikal fassen wuerde, dann wuerde man gewissen Gattungen (die naemlich vom Verzehr anderer Tiere leben) ihr Lebensrecht ganz absprechen (absprechen bzw. sie zu Vegetariern umzuechten. Vielleicht ist es nicht besonders erbaulich, aber es ist doch ganz offensichtlich so, dass die Devise lautet: Leben und (sein) Leben lassen (muessen).

    Das menschliche Recht (das ersich – wohlgemerkt – selbst zuspricht) auf (freies) Leben ist letzlich auch an die Bedingung geknuepft dieses Recht allen anderen menschen einzuraeumen; es ist ein Recht auf Gegenseitigkeit – wer wollte aber irgend ein Tier auf eine solche Gegenseitigkeit verpflichten?

    Was die “Nutztiere” angeht: was machen wir mit denen, in der schoenen neuen Tier-befreiten Welt? (aus-)sterben lassen?

    Tierschutz ist richtig. Tierrechte aber sind eine vollkommen bescheuerte Forderung.

  3. also ich bin wirklich nicht so in der Thematik drin, trotzdem interessieren mich diese Ansätze. Aber mir kommen bei den Tierrechtlern doch einige Fragen auf, die ich alleine nicht so recht zu beantworten mag.

    – Wie sieht es mit der Verfassungswirklichkeit aus, wenn man Tieren ein volles “Recht auf Leben” verleihen würde?

    Dank der Passagierjet-Abschuss weiß ja nun jetzt auch jedes Kind, dass man Leben nicht gegen Leben abwägen darf. Will man das auf Tiere bezogen wirklich? Dürften z.B. bei einer Tierseuche Tiere dann nicht mehr geschlachtet werden, um Menschenleben zu retten?

    – Mit der Argumentation “pro-Recht auf Leben” müsste man in der logischen Konsequenz den Tieren auch eine Würde verleihen, ähnlich der Menschenwürde. Dies hätte aber zur Folge, dass Tiere nicht zum bloßen Objekt staatlichen, ja menschlichen Handels gemacht werden dürften. Klingt vielleicht erst mal was sperrig und verführt dazu zu sagen “Tiere sind doch keine Objekte, klar darf man sie so nicht behandeln”. Aber diese Subjektsqualität eines Tieres hätte zur Folge (so banal wie es auch klingen mag):
    1. Keine Streichelzoos

    2. Kein Pferdesport

    3. ja sogar das bloße Vogelbeobachten mit einem Fernglas zur Freizeitbeschäftigung dürfte schon grenzwertig sein

    – das Tieretöten ist Teil unserer Kultur und bringt jahrunderte alte Gerichte, Bräuche usw. mit sich.. In der Lebenswirklichkeit kannst Du dem Menschen nicht sein Steak verbieten. Tust du es doch, würde dies eine Revolution auslösen

  4. Hi,
    da ist noch ein laengerer Beitrag von mir im Spamfilter ..

    warum?

  5. raeusper…

    Habe ich hier Schreibverbot? Und falls ja – warum?

    Antwort bitte an die angegebene Adresse.

    Vielen Dank.

  6. @ Sven, wie stehst du zu Zitaten wie diesen, die auch Alex Gilly bewirbt: “Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi…. Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka.” (Isaac Bashevis Singer, jüdischer Literaturnobelpreisträger und Vegetarier).

    Und findest du es auch richtig, dass man bei Tieren von nicht-menschlichen-Tieren spricht?

  7. Hallo Sebi,

    “Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi…. Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka.” (Isaac Bashevis Singer, jüdischer Literaturnobelpreisträger und Vegetarier).

    Dieses Zitat lehne ich ab, weil es die Shoa relativiert. Hier ist der liebe Alex leider nicht sehr geschichtsbewusst und bedient (wohl eher ungewollt) antisemtische Klischees und Vorurteile.

    Ich spreche auch nicht von “nicht-menschlichen Tieren”, weil ich ebenfalls Menschen nicht mit Tieren auf eine Stufe stellen würde, jedenfalls nicht in ihrer vollständigen Komplexität. Ich würde Tieren auch weniger Rechte verleihen, aber ihnen trotzdem grundsätzlich das Recht auf ein Leben ohne Ausbeutung zu gestehen.

    So, da ich jetz deine Fragen beantwortet habe, würde ich es begrüßen, wenn du auch meine Fragen bzgl. eures Artikels antworten würdest, die ich hier im ersten Blog-Kommentar an Julia gerichtet habe (siehe oben) Ich fasse sie auch gerne nochmal zusammen:

    Es ist ürbigens auch nicht biologistisch argumentiert, wenn die Frage nach irgendwelchen Merkmalen gefragt wird, die es rechtfertigen, dass Menschen Tiere töten. Schließlich werden Menschen erst durch ihre grundsätzliche Fähigkeit zum moralischen Handeln, ihrer Autonomie, Rationalität, “soziale und kluturelle Wesen”. Oder an welchen Merkmalen würdest du das festmachen, dass Menschen “soziale und kulturelle Wesen” sind? Denn einfach nur zu postulieren, wir (die Menschen) sind soziale und kulturelle Wesen ohne eine Begründung bzgl. der Mensch-Tier-Unterscheidung, welche die Ausbeutung von Tieren legetimieren würde, halte ich für argumentativ äußerst dürftig.

    Die Frage bleibt weiterhin, auch wenn ich zu gebe, dass Menschen und Tiere sich unterscheiden: Warum haben Menschen das Recht Tiere zu quälen?

    Für mich als werte- und reformorientierten Linken steht bei meiner politischen Einstellung die Frage im Mittelpunkt: Wie kann ich am meisten Leid verhindern? Wie sieht das bei dir aus?

  8. … und die Tiere ……

    Folgender Artikel von Julia Seeliger und mir ist gerade in SPUNK#51 erschienen:
    Ein „Recht auf Leben“ auch für Tiere? Bloø nicht! meinen Julia Seeliger und Sebastian Brux. Zivilisiert ist nur eine Politik, die den Menschen in den Mittelp…

  9. Sven, wir sagen nicht, dass Menschen Tiere quälen sollen. Wir sagen, dass Tiere vor unnötiger Qual geschützt werden sollen.

    Wir sagen aber auch, dass wir in der Abwägung Menschenqual mehr verhindern wollen als Tierqual.

    Und richtig, es ist eine quasireligiöse, dogmatische Argumentation. Ich als wertorientierte Linke stelle nun mal den Menschen ins Zentrum meiner Politik.

  10. Außerdem, Sven, haben wir uns mit der Artikelidee vor der Redaktionssitzung an Euch gewandt, uns “beworben”, so wie es das Verfahren vorsah – von korruptem “Zuschanzen” kann doch wirklich nicht die Rede sein!

  11. Hallo Julia,

    Du schreibst:

    “Sven, wir sagen nicht, dass Menschen Tiere quälen sollen. Wir sagen, dass Tiere vor unnötiger Qual geschützt werden sollen.

    Wir sagen aber auch, dass wir in der Abwägung Menschenqual mehr verhindern wollen als Tierqual.”

    Soweit, so gut. Definiere doch bitte mal “unnötig”. Ihr schreibt selber in eurem Artikel: “Auch den zweifelhaften Luxus der Pelztierhaltung darf sich eine zivilisierte Gesellschaft nicht gönnen.”
    Warum sollte sich aber eine zivilisierte Gesellschaft den Luxus der Tierhaltung für Nahrung leisten, wenn das ernährungswissenschaftlicher Sicht unnötig ist. Werd doch mal konkret: Ist Tierhaltung für den Fleischkonsum nötig? Ja oder Nein? Über die wirklich heiklen Fragen (Tierversuche etc.) können wir uns nachher streiten, wobei Tierversuche (siehe SPUNK) auch nicht nötig sind.

    Also ist das notwendige Tierquälerei?

    Tierquälerei für den kurzen Gaumenkitzel, also Fleisch, Milch, Eier?
    Tierquälerei für Pelze?
    Tierquälerei zur Belustigung (Zoos, Sport, Zirkus)?
    Tierquälerei für Medikamente, die keinen neuen Nutzen bringen, wie 2/3 aller neuen Medikamente in der BRD?
    Tierquälerei für Wolle?
    Tierquälerei für Leder?

    und so weiter?

    Ich warte gespannt auf deine/eure Antworten?

    Du schreibst weiterhin:

    “Und richtig, es ist eine quasireligiöse, dogmatische Argumentation. ”

    Gibst du damit zu, dass deine Position fernab jeder rationellen Argumentation (da Religion, Dogmen) ist und quasi eher ein Glaube als eine logische Konsequenz ist?

    No is free, until all free!

    Der Spruch musste jetzt noch sein 😉

  12. Nochmal ich dazu:

    Julia schreibt:

    “Außerdem, Sven, haben wir uns mit der Artikelidee vor der Redaktionssitzung an Euch gewandt, uns “beworben”, so wie es das Verfahren vorsah – von korruptem “Zuschanzen” kann doch wirklich nicht die Rede sein!”

    “Korrupt” schreibtst du, außerdem stand hinter dem “zuschanzen” ja auch ein Smilie 🙂 Um es richtig zu stellen, alles lief völlig korrekt ab, hast du absolut Recht Julia!

    So jetzt nochmal richtig geschrieben:

    No ONE is free, until ALL are free!

  13. Im Uebrigen ist der echt gut – der Spamfilter hier. Schoenen Gruss an den automatischen Repressalienapparat.

  14. > Soweit, so gut. Definiere doch bitte mal “unnötig”.

    Da würde ich sagen: Wahrung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes.

    > No ONE is free, until ALL are free!

    Na, dann erstmal die Befreiung des Menschen.

  15. “Warum sollte sich aber eine zivilisierte Gesellschaft den Luxus der Tierhaltung für Nahrung leisten, wenn das ernährungswissenschaftlicher Sicht unnötig ist. Werd doch mal konkret: Ist Tierhaltung für den Fleischkonsum nötig?”

    Mich interessiert wirklich warum es denn unnötig sei.

    Hmm, Tierhaltung wegen Fleischkonsum… soll ich jetzt mein Schnitzel selbst jagen? Und was ist mit Milch und Eiern?
    Ist Tierhaltung grundsätzlich etwas umoralisches? Oder ist es die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion?

    Was fangen wir dann auch mit den Nutztieren an, die wir seit ich glaube gut 20000 Jahren heran gezüchtet haben?
    Einfach auswildern geht wohl kaum.

  16. Man darf doch nicht total undifferenziert Tierrechte auf der einen, Tierquälerei auf der anderen Seite sehen. Ich sehe Tierrechte auch kritisch, weil der Mensch eine Würde besitzt aus der sie abgeleitet werden kann, das Tier dagegen nicht. Ich denke wirklich, dass der Mensch wegen seiner Vernunft wesensmäßig (also auch, wenn man zum Beispiel geistig behindert ist, bestitzt man diese Würde noch) diese besitzt. Wo ist die Argumentation bei Tieren?

    Eine politische Diskussion kann durchaus auch dazu führen, dass Tierrechte aus praktischen(!) Gründen verliehen werden. Sie werden dann aber eben “verliehen” und stellen kein Äquivalent oder Ausweitung der Menschenwürde dar.

  17. Warum Tierrechte zwingend sind – Stichwortartig:

    – Eine Differenzierung zwischen Mensch und Tier ist eine künstlich herbeigeschaffene, die in der Realität nicht existiert (ist ein Vergleich wie z.B. zwischen Obst und Äpfeln); Diese künstliche Unterscheidung wurde geschaffen, um die Ausbeutung von nicht-menschlichen Tierten zu legitimieren.

    – Menschen sind Tiere
    – Tierrechte abzuerkennen, bedeutet Menschenrechte abzuerkennen, denn das eine anzuerkennen und das andere ab, kommt ohne Logikbruch nicht aus
    – Tierrechte implizieren Menschenrechte
    – Alle Tiere (inkl. den menschlichen Tieren) verfügen über eine Kultur und ein Selbstbewusstsein
    – Durch das Selbstbewusstsein erhalten alle Tiere die Fähigkeit Leid zu empfinden
    -Veganismus ist nicht nur möglich, sondern hat Vorteile für die eigene Gesundheit, die Umwelt usw.
    – Es ethischer Sicht gibt es keinen vernünftigen Grund für menschliche Tiere, andere Tiere zu quälen oder umzubringen

    Fazit: Es gibt keine relevanten ethischen Unterschiede zwischen den Tieren, die das Absprechen von elementaren Grundrechten rechtfertigen könnten.

  18. Frage: Was ist Menschenwürde?

    Was das auch immer sein soll, es ist im Grunde etwas, was konkret nicht greifbar ist, es wird verwendet, wenn man mit logisch-rationalen Argumenten nicht weiter kommt.

    Eines ist klar, gibt es Menschenwürde, so gibt es Pferdewürde, Hundewürde, Schweinewürde,… ; gibt es diese nicht, so auch nicht die anderen.

  19. Genau. Es ist ein Dogma. Religiös.

  20. Tierrechte Versus Menschenrechte?…

    An diesem Wochenende wurde auf dem Bundeskongress der GRÜNEN JUGEND das Fachforum “Mensch und Tier” gegründet, eine inhaltliche Austauschplattform, wo interessierte junggrüne Mitglieder das Verhältnis zwischen Menschen und Tieren debat…

  21. […] erschienen in der JUNGLE WORLD, 18. März 2007 * “…und die Tiere…” von Julia Seeliger und Sebastian Brux, erschienen im SPUNK #51, August […]

  22. Hmmm… Zur Tierquälerei & -ausbeutung: die ist hier schon relativ lange gesetzlich verboten… und zwar nicht nur für Versuchs-, sondern auch für Haus- & Nutztiere. Die Defizite sind allein auf mangelnde Kontrolle & idiotische menschliche Individuen zurückzuführen.

    Tierschutz hat nicht unbedingt was mit veganer oder vegetarischer Lebensweise zu tun: es gibt genug Veganer mit Haustieren, die ihrem Tier das Tiersein nicht lassen & dadurch eine artgerechte Haltung verhindern. (Mal abgesehen davon, daß wir von Natur aus Allesfresser sind, genau wie Schweine & Hühner… 😉 Aber andererseits können wir es uns aussuchen!)

    Menschen sind rein biologisch gesehen Tiere. Pflanzen, Pilze ,Bacteria oder Archaea sind sie jedenfalls nicht… 🙂 Sie sollten mit jeder anderen Lebensform rücksichtsvoll umgehen, da sie den Vorteil des bewußten & lernorienierten Denkens sowie der Gewissensbildung besitzen…. aber die Realität zeigt leider: von diesem Ideal sind wir weit entfernt!

    Außerdem muß man leider sagen, daß es auch “Tierquälerei” gibt, die ihre Berechtigung hat… spätestens, wenn jemand selbst betroffen ist, wird er der medizinisch orientierten Forschung am Tiermodell nicht mehr uneingeschränkt negativ gegenüberstehen, zumindest, wenn ohne das Tiermodell keine relevanten Ergebnisse zu erwarten sind! Die Behauptung, es gebe Alternativen für alle Tierversuche ist eine Lüge. Wer sich auch nur annähernd wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzt & über seinen Tellerrand schaut, wird sehen, daß viele Fragen leider nur am lebenden Tier (oder schlimmer noch: am lebenden Menschen)endgültig & mit Sicherheit geklärt werden können. Soll man da nun lieber Tiere oder Menschen einsetzen? Oder lieber Unmengen von Menschen jämmerlich krepieren lassen, weil keiner die nötige Forschung betreibt?

    Zusammenfassend würde ich sagen: Deutschland hat eines der besten Tierschutzgesetze, auch wenn es Defizite gibt, wenn es um die Umsetzung geht…. besser kann es immer werden. Schlimmer finde ich persönlich, daß viele Menschen sich entweder gar nicht für das Thema interessieren oder sich nicht objektiv informieren. Es wird als moralisch korrekt vorgegeben, gegen jegliche Art von Tier(aus)nutzung zu sein. Tierversuche werden von vornherein verteufelt. Diese Einstellung ist jedoch äußerst undifferenziert und , zumindest was die Ernährung angeht, auch unnatürlich. Dem ein oder anderen würde es ganz gut zu Gesichte stehen, wenn er/sie sich mal genauer und vor allem objektiver mit dem Thema befassen würde.

    Insgesamt sollten Menschen achtsamer, rücksichtsvoller und uneigennütziger mit Tieren umgehen und ihre Bedürfnisse berücksichtigen… das fängt beim Haustier an und hört beim Versuchstier auf.

  23. […] Tierrechts-Debatte hatte ich – zusammen mit Sebastian Brux – einen Artikel (“… und die Tiere”) für den SPUNK, die Zeitung der Grünen Jugend, verfasst. Die Gegenposition vertrat damals […]

  24. […] genug. eben schon zitiertes anonymes menschliches tier brachte bei julia seeliger (auf deren eigene ergüsse zum antispeziesimus an dieser stelle ihr zuliebe mal nicht eingegangen werden soll) in den […]