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SPIEGEL ONLINE: “Katholische Kirche ist größte transnationale Schwulenorganisation”
3Auf SPIEGEL ONLINE ist ein Interview zum Thema katholische Kirche und Homosexualität erschienen. Das passt ganz gut zu der Sendung “Warum heute noch heiraten” vom vergangenen Mittwoch. Dass ich dort das Wort “Homosexualität” in den Mund nahm, schien zweien meiner Mitdiskutanten schon fast “zu heiß”.
Interviewt auf SPIEGEL ONLINE wurde Hermann Kügler, katholischer Priester und Jesuit.
Es ist ein Vorurteil zu sagen, alle Homosexuellen seien pädophil. Das ist falsch. Pädophile gibt es genauso unter Hetero- oder Bisexuellen. Es ist diskriminierend, wenn man homosexuell empfindenden Menschen unterstellt, sie seien verkappte Kinderschänder.
In der Bibel werden Homosexuelle eigentlich als Heterosexuelle gesehen, die sich aus perversen Neigungen homosexuell verhalten. Das wird abgelehnt. Doch genetisch bedingte Homosexualität kennt die Bibel nicht. Leuten wie Kardinal Meisner würde ich raten, exegetisch und hermeneutisch etwas genauer hinzuschauen.
Die Kirche hinkt bei der Rezeption vieler wissenschaftlicher Einsichten hinterher. Homosexualität etwa gilt heute als normale Variante sexuellen Verhaltens. Sie ist mit dem Willen und therapeutisch nicht zu beeinflussen, so wenig wie wenn Leute rote oder schwarze Haare haben. Die katholische Kirche sieht die Homosexuellen zwar nicht mehr als Sünder an, aber doch als Kranke, denen mit Liebe und Achtung zu begegnen ist.
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Verschlagwortet: gender, homosexualität, kirche, monogamie ist keine lösung, sex
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3 Responses to “SPIEGEL ONLINE: “Katholische Kirche ist größte transnationale Schwulenorganisation””
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Naja, der großartige Unterschied, ob Homosexuelle “sündigen” oder “krank” sind ist mir etwas zuwider. Zweite Einstufung finde ich sogar noch schlimmer als die erste, weil sie im Gegensatz zur Sünde keine selbstgewählte Verfehlung voraussetzt, sondern von einer Art körperlichem Gebrechen ausgeht…
Die katholische Kirche ist in der Frage der Homosexualität (wie auch in Fragen wie z.B. Zölibat) vermutlich auch langfristig in ihrer Position nicht zu ändern. Wobei man dabei den Unterschied zwischen der Amtskirche als Organisation und der kirchlichen Gemeinschaft der Gläubigen unterscheiden muss. Letztere stehen der Realität meist näher und auch in den unteren Stufen der Priesterschaft setzt sich zum Glück immer mehr eine tolerante Haltung gegenüber den angeblich “Kranken” durch.
Ich nehme mal an, dass das langfristig wie bei dem Konflikt um die “ewige Ehe” ausgehen wird: Da gibts bestimmte von oben vorgegebene Positionen, aber unten an der Basis wird losgelöst davon ganz praktisch agiert.
Hervorragend finde ich die immer weiter verbreitete Praxis, homosexuelle Partner im Rahmen einer kirchlichen Feier gemeinsam zu segnen. Das ist theologisch unangreifbar und stellt die homosexuelle Partnerschaft zumindest in den Augen der Betroffenen quasi der Hetero-Ehe gleich. -
Grundsätzlich ist die Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben ja auch mit der Vorstellung, daß Homosexualität eine Krankheit ist vereinbar.
Selbstverständlich toleriert die gesammte Kirche die Kranken.
Es gilt nur, die Krankheit zu bekämpfen.Das Problem ist nur, daß die “Krankheit” viele der entscheidenen zwischenmenschlichen Beziehungen der Schwulen und Lesben bestimmt.
Und es ist schon etwas sehr entwürdigendes, wenn man die Liebe zweier Menschen als Krankheitssymptom darstellt.
Und das von einer Institution, deren oberste VertreterIn (gegendert) mit grossem Pomp als Staatsgast gefeiert wird.Seitdem wir Papst sind versuchen gewisse Kräfte eh, den Staat ein Stück weit zu desäkularisieren.
Allein die bayerische Idee, Gotteslästerung wieder schneller zu bestrafen spricht ja Bände. http://www.taz.de/index.php?id=start&art=6078&src=TE&id=deutschland-artikel&cHash=51d9d3d138Wenn das wirklich durchkäme, wäre es ja nur eine Frage der Zeit, bis der erste schwule Künstler, der die Repressionen seiner christlichen Erziehung in seiner Arbeit verarbeitet, bestraft wird.
Sicher gibt es auch bei den Katholiken eine Mehrheit, die auch in diesem Punkt eine andere Haltung als die Kirche selbst haben.
Allerdings spielt das da keine grosse Rolle.
Dadurch ändert sich die Kirche nicht.Das passiert nur, wenn die gesellschaftlichen Realitäten ihr keine Wahl lassen.
Wenn nicht in ganz Europa die Todesstrafe abgeschafft worden wäre, würde die Kirche sich nicht weltweit gegen sie einsätzen.
Wir brauchen jetzt die Anerkennung des Grundrechts auf sexuelle Selbstbestimmung.
Es muß der Mehrheit der Menschen klargemacht werden, daß Schwule und Lesben, die ihre Sexualität leben nicht den Luxus einer gnädig gewährten Toleranz geniessen dürfen, sondern einfach ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben wahrnehmen und den Respekt verdienen, den man jedem Menschen entgegenzubringen hat.Daß es in der katholischen Kirche vor Schwulen wimmelt, ist nun auch nichts neues.
Wenn man schwul ist und sich dafür haßt, ist das genau das richtige.
Allerdings kann man von diesen Klemmschwestern nichts erwarten.
Das letzte, was eine Klemmschwester will, ist, daß man sie für homofreundlich hält. Das würde verdächtig machen.Außerdem beschränken sich die sexuellen Erfahrungen der meisten Klemmschwestern auf den Mißbrauch an sich heterosexueller Stricher.
Daß ein schwules Leben auch anders aussehen kann, bleibt für die ein Mysterium.
http://queer.de/szene_politik_international_detail.php?article_id=7764&ptitle=Geouteter%20Priester:%20Ich%20bin%20nicht%20schwul! -
Kleiner Nachtrag zum Thema: http://www.religionsfreie-zone.de/koenig1.htm