Julia Seeliger
  • Matthias macht mobil

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    13. December 2006 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Süßigkeiten müssen nicht dick machen – das hat jetzt auch Matthias Berninger erkannt und macht ab sofort Mars mobil. Er hat angekündigt, sein Bundestagsmandat im Februar niederzulegen, auch als Vorsitzender der Hessischen Grünen wird er nicht weitermachen.

    Berninger warnt in seiner Abschieds-Ankündigung allerdings noch einmal vor einer globalen Übergewichts-Epedemie – ich gehe davon aus, dass er mit “global” die Industrie- und vielleicht noch die “Schwellenländer” meint. So wird Berninger bei Mars zukünftig wohl alles in Bewegung setzen, damit es in Zukunft auch “gesündere” Riegel geben wird. Das finde ich gut: Süßigkeitenvielfalt ist aus meiner Sicht immer zu begrüßen!

    Ich mache an dieser Stelle allerdings noch einmal deutlich, dass das “Problem” weniger das Essen, sondern eher die Bewegung ist: Studien stellen signifikante Verschlechterungen der Motorik bei Kindern (in Deutschland) fest. Guter Sportunterricht in Kindergarten und Grundschule, und spannende Bewegungsangebote am Nachmittag können hier Abhilfe schaffen. Denn wer sich nicht gut bewegen kann, findet sich auch schlechter in der Welt zurecht – und hat somit Probleme, sich (in der Gesellschaft) zu orientieren, zu verorten, einen Platz zwischen den anderen Menschen zu finden. Motorisches Lernen trägt nicht nur zum körperlichen, sondern auch zum psychischen und sozialen Wohlbefinden von Kindern bei. Hört sich verrückt an, ist aber auf den zweiten Blick doch ganz einsichtig.

    Bei der ganzen Ernährungspolitik frage ich mich vor allem, was der tiefere Sinn ist. Muss bei diesem Thema über “dicke Kinder” gesprochen werden? Ich meine, dass es mehr Sinn machen würde, sich für mehr Transparenz im Lebensmittelbereich einzusetzen – denn es ist richtig: Die meisten Menschen wissen gar nicht, was alles in dem Industrie-Essen drin ist.

    Solche Kampagnen – also für Transparenz im Lebensmittelbereich – sollten an Hand anderer Bilder geschehen. Dicke Menschen wurden unnötig stigmatisiert, und besonders Kinder können sich nur schwer gegen Gemeinheiten (zum Beispiel aus den Mündern ihrer KlassenkameradInnen) wehren. Nebenbei gesagt: Immer mehr Menschen in den Industrieländern leiden an Ess-Störungen. Deswegen bin ich der Meinung, dass schleunigst andere Metaphern für die “Ernährungspolitik” gefunden werden müssen.

    Trotz meiner scharfen inhaltlichen Kritik an der “Dicke-Kinder-Kampagne” gratuliere ich Matthias zu diesem sicherlich sehr spannenden Job und ich wünsche ihm das beste für seinen weiteren Berufs- und Lebensweg. Auch Nicole Maisch (Berningers Nachfolgern im Bundestag), die ich noch gut aus Grüne-Jugend-Zeiten kenne, gratuliere ich auf diesem Weg herzlich.

    Update: Auf Zeit Online ist ein kritischer Kommentar zu Berningers Wechsel in die Wirtschaft erschienen.


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13 Responses to “Matthias macht mobil”

  1. Müssen wir jetzt alle Mars essen, damit er lange wegbleibt?

  2. Noch ein Link zur lieben Nicole, wikipedia war mal wieder fix 🙂 http://de.wikipedia.org/wiki/Nicole_Maisch

  3. Hallelujah!

    Und demnächst wechselt Bärbel Höhn in die Tabakindustrie und Kardinal Meissner zu einem Kondomhersteller.

    Der Deal wird schon länger eingestielt gewesen sein, sonst hätte ich noch vermutetet, dass Berningers Unmut über eine Partei mit erfolgreichen Pippi Langstrumpfs den Ausschlag gegeben hat 😉

    Seine “Dicke-Kinder”-Kampagne war widerlich und auch sonst bin ich happy, wenn ich seine Piepsstimme zukünftig möglichst wenig hören muss.

    > Müssen wir jetzt alle Mars essen, damit er lange wegbleibt?

    Ich für meinen Teil will Mars jetzt boykottieren, damit ich Berningers übermäßiges Gehalt nicht mitfinanzieren muss. Gibt ja noch andere leckere Riegel.

  4. > Und demnächst wechselt Bärbel Höhn in die Tabakindustrie und Kardinal Meissner zu einem Kondomhersteller.

    Hihi, und Jürgen Trittin zum “German Interest”-Investment Fonds

    Gute Gründe Mars zu boykottieren, gab’s allerdings auch vorher schon. Erinnert sich eigentlich noch wer an Rezzo Schlauch?

  5. “Der Lockruf des Schokoriegels” tönt süß und schwer …
    Auch Pippi Langstrumpf hat tonnenweise Süssigkeiten für ihre Freunde besorgt.
    Und hinterher schön Zähne putzen.

  6. Nur mal so eine Frage: Wäre der Job, den Matthias bei jetzt Mars ausübt, überhaupt entstanden, wenn es die “Dicke Kinder”-Kampagne nicht gegeben hätte?

  7. Nihil fit sine causa 😉

  8. […] Alles Gute jedenfalls, so oder so! […]

  9. Kinderleicht heißt eine Kampagne des Verbraucherschutzministeriums. Getreu diesem Motto wechselt der dafür zuständige ex-Staatssekretär Matthias Berninger nun ausgerechnet zur Schokoindustrie, was doch sehr an den Fall Rezzo Schlauch erinnert. Rezzo Schlauch hatte mit seinem Wechsel zu Kernkraftbetreiber EnBW bereits für Wirbel gesorgt. Dass ausgerechnet ein Veteran der grünen Anti-Atomkraft-Bewegung zum Klassenfeind überläuft, nervte sogar Oberrealos wie Oswald Metzger, der meinte: „Diese Tätigkeit eines früheren Fraktionschefs einer Anti-Atompartei gefährdet die Glaubwürdigkeit“.

    Matthias Berninger hat eine beeindruckende politische Vita und auch sein Wechsel in die Wirtschaft ist eigentlich begrüßenswert. Schade, dass neue Koalitionsoptionen unwahrscheinlicher werden. Sein künftiger Arbeitgeber paßt aber leider mit der kämpferischen Grünen-Rhetorik beim “Verbraucherschutz” (=Bevormundung mündiger Bürger) nicht zusammen. Der “Kampf gegen die globale Übergewichts-Epidemie” war sein Ziel, nun wirbt er für Kalorienbomben wie Milky Way. Und was ist dem gezielten Schoko-Vertrieb an Schulen?

    “Gemüse und Obst statt Schokolade” ist nun wohl nicht mehr das Schlagwort für Berninger. “Berninger ist gut im Vermarkten, jetzt vermarktet er halt Schokoriegel – vielleicht wird Mars ja künftig aus Möhren gemacht.” meint die Grünen Abgeordnete Kotting-Uhl hierzu. Man darf gespannt sein in welche Industriezweige Grüne demnächst noch so wechseln!

  10. Sein künftiger Arbeitgeber paßt aber leider mit der kämpferischen Grünen-Rhetorik beim “Verbraucherschutz” (=Bevormundung mündiger Bürger) nicht zusammen.

    Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn die BürgerInnen wiklich mündig wären zu entscheiden, was sie zu sich nehmen. Das sehe ich jetzt nicht: Weder die ökologischen Schäden noch die Produktionsbedingungen müssen auf die Produkte aufgedruckt werden. Ich sehe beim Nahrungsmittelkonsum viel “Augen verschließen” und wenig Mündigkeit.

    Billig hat auch seinen Preis! Anstatt uns alle mit Billigfleisch und Schrott-Essen mehr Kohle im Portemonnaie zu ersparen sollten wir wirklich mal mündig über das, was wir uns täglich in den Mund stopfen, nachdenken. Das wäre für mich Mündigkeit!

  11. Ein Hoch auf den Abschied von Matthia Berninger!
    Ein großer Tag für alle Linken bei den Grünen.

    Danke für deinen Abschied Matthias

  12. > Ein großer Tag für alle Linken bei den Grünen.

    Ein großer Tag für alle freiheitlich Denkenden bei den Grünen. Die Anti-Dicken- und auch die Anti-Rauch-Politik Berningers waren unerträglich.

  13. da hat er sich ja ne tolle firma ausgesucht.. gibt grade eine peta-aktion dazu:

    TÖDLICHE TIERVERSUCHE BEI MARS!
    http://www.peta.de/mars