Julia Seeliger
  • Models im Drogensumpf

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    15. May 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Jetzt muss ich mich outen: Mit anderen emanzipierten Frauen schaue ich regelmäßig “Germanys next Topmodel”, jene verwerfliche, radikal lookistische und kapitalistische Sendung mit der platinharten Heidi Klum.

    Eine meiner Lieblingskandidatinnen – da sind wir in der Gruppe allerdings uneinig – nämlich die nervige, aber immer wieder überraschende Gisele, soll mit Drogen zu tun haben

    Jetzt scheinen ihre Probleme ernstzunehmender als das gestrenge Urteil von Jurorin Heidi Klum. Die 20-Jährige soll vor drei Jahren von der Realschule “Hoher Weg” in Goslar geflogen sein, weil sie Haschisch konsumiert und an jüngere Schüler verkauft haben soll. (…) Zudem verdächtigt eine Topmodel-Kandidatin ihre Konkurrentin Gisele, während der Dreharbeiten Joints geraucht zu haben.

    Inzwischen hat Gisele zu den Anschuldigungen, sie hätte Drogen an Siebtklässler verkauft, geäußert: “Ich habe nie gedealt. Gegen diese Vorwürfe werde ich juristisch vorgehen.”

    Drogenkonsum, das nur mal zur Klarstellung, ist nicht strafbar.

    So oder so: Für heute abend ist eine knallige Schelte von Sauber-Heidi zu erwarten. Drogen und Modelbusiness? Aber nein, die Mädels sind doch sauber wie der Radsport!

    Kate Moss Kokian Cocaine

    Models und Drogen: Mein Liebligsmodel Kate Moss beim Ziehen.

    Heidi räumt auf Spiegel Online allerdings ein, auch selbst Drogen konsumiert zu haben – sogar so harten Stoff wie Alkohol:

    SPIEGEL: Haben Sie jemals Drogen genommen?
    Klum: Ja!
    SPIEGEL: Was denn?
    Klum: Bier, Wein, Zigaretten. Die härteren Sachen sind nicht meine Welt.

    Das passt gut zu der Glitzer-Show: Was staatlich erlaubt bzw. gesellschaftlich anerkannt ist, kann nicht “hart” oder gar “gefährlich” sein. Kriminell und krank sind nur die, die “Alternativ-Drogen” konsumieren, die abseits des Mainstreams sind. Das Salvia-Verbot ist nur ein weiterer Beleg für die Irrationalität der heutigen Drogenpolitik.

    Die Nachricht um Gisele macht ein weiteres Dilemma der aktuellen Drogenpolitik deutlich: Jugendschutz wird verhindert, denn in Zeiten der Prohibition ist eine Kontrolle nur schwer möglich. Auch Prävention bei Jugendlichen, sprich: Gespräche über eventuelle Drogenprobleme und eine Erziehung zu Drogenmündigkeit, wird durch die Illegalisierung von Cannabis stark erschwert. Wir haben, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, für die diesjährige Hanfparade das Motto: “Jugendschutz – Verbraucherschutz – Legalisierung” gewählt:

    Wie soll eigentlich in der Schule über Cannabis aufgeklärt werden? Schwierige Sache für die Lehrer – ist ja illegal. Der beste Weg, um keine Probleme mit dem Kiffen zu bekommen, ist der, sich umfassend über die Droge Cannabis zu informieren. Über verbotene Probleme jedoch lässt es sich schwer sprechen. Wer hat schon das Glück, dass er mit seinen Eltern ruhig und vernünftig übers Kiffen sprechen konnte? Viele wissen nicht einmal, wo sie sich anonym Hilfe holen könnten. Die Prohibition verhindert einen problemorientierten und rationalen Cannabis-Diskurs – damit muss endlich Schluss sein!

    Und noch was ganz anderes aus der Drogenprohibitions-Nebenwirkungs-Ecke: In Mexiko starben allein im Jahr 2008 schon 1400 Menschen durch Drogenkriminalitätsdelikte.


    Bildnachweis: Urheber/in (Lizenz


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55 Responses to “Models im Drogensumpf”

  1. wer ist “ihr”?

    Das wäre dann wohl Ich. Ich bin jetzt offenbar Experte.

    @Dr.Dean: Spar dir den Spott, beantworte lieber die Fragen.

  2. er definiert sich Suchterkrankungen komplett weg bzw. behauptet (wenig sachgemäß), Suchterkrankungen auf keinen Fall an den Suchtstoffen liegen könnten. Denn die heißen nur so, machen aber garnicht süchtig.

    Nein, mein Punkt war und ist ein anderer: “Suchterkrankungen” gibt es nicht, schon alleine deshalb, weil keine Krankheit mit Symptomen vorliegt.

    Johannes versucht, Sucht zu definieren.

    ich bin süchtig, wenn ich nicht anders kann als das suchtverhalten zu praktizieren, auch wenn ich weiß, dass es mir nicht gut tut und was anderes angesagt wäre.

    1. Man könnte immer anders, wenn man wollte. Man kann sich alles abgewöhnen, selbst das Leben. “Addiction is a choice”, so ein Buchtitel von Jeffrey A. Schaler.

    2. Man hat bei manchem, was man tut, Zweifel, ob es ‘gut’ für einen ist, diese Frage lässt sich nicht immer eindeutig beantworten. Und was “angesagt” ist, muss nicht die individuelle Entscheidung bestimmen.

    3. Es sind ganz viele andere Suchtdefinitionen auf dem Markt. Wievielen muss man entsprechen, um als “süchtig” zu gelten?

    Es ist insofern eine ständige Abwägungsarbeit notwendig

    Genau. Individuen wägen ihre Entscheidungen ab. Nur über ihre Köpfe hinweg irgendwas abzuwägen und ihnen aufzuoktroyieren, führt zu nichts Gutem.

    Diese Gefahren nicht zu sehen oder gar aus Propagandagründen zu verleugnen, halte ich für: schlecht.

    Die Entscheidungen, die ein Individuum für sein Leben trifft, sind immer “gefährlich” und mit irgendwelchen statistischen Risiken verbunden.
    Kinderkriegen ist ein Armutsrisiko (hier entstehen auch viele “Abhängigkeiten”), von Berufs- und PartnerInnenwahl will ich gar nicht reden, und wenn ich gleich aufs Fahrrad steige, kann es sein, dass ich in einen Unfall verwickelt werde.

    Entscheidend ist: Die Suppe, die der einzelne auszulöffeln hat, darf er sich bitte schön selbst kochen.

    Im Interesse der Betroffenen ? Wohl kaum.
    Im Interesse der Gesellschaft ? Der Volksgesundheit ?

    Sehr gut auf den Punkt gebracht. Die Volksgesundheits-, Präventions- und Null-Risiko- bzw. Null-Toleranz-Ideologie ist das größte Problem.

  3. “auf dem markt” sind tatsächlich eine reihe von definitionen. das war sozusagen meine arbeitshypothese. in der klinik muss ich aber mit einer anderen definition arbeiten, nämlich der aus dem icd-10. es gibt also sozusagen entgegen landläufiger meinung eine “objektive” aussage darüber, ab wann jmd. als süchtig zu diagnostizieren ist. ob ich das gut finde, ist wieder was anderes.
    “addiction is a choice” ist auch, obwohl es grammatikalisch so klingt, keine tatsache, sondern eine hypothese. statt wahl würde ich eher sagen: “ein subjektiv sinnvoller weg, ein problem zu lösen”.

  4. Sagt ICD-10 auch etwas über das Verhältnis von Religion und Wahn aus ?

  5. “religiösen wahn” gibt’s als diagnose (f. 22). das ist aber nicht das, wovon z.b. dawkins spricht, wenn er sagt, religion sei eine wahnvorstellung.
    icd-10 ist ja so was wie weltweiter konsens 🙂