Julia Seeliger
  • Grüne Geschichte absurfen

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    13. February 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Ganz zufällig surfte ich eben – frei nach dem Motto Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennenauf die Partei-Chronik, die sich auf der Website der Grünen befindet. Eine interessante Zeit sollte es sein, deswegen fiel meine Wahl auf Wahldebakel 1990. Das Zitat, die Grünen seien langweilig wie ein Kaninchenzüchterverein und “geiern zu sehr auf Regierungssessel” fiel mir positiv auf, die diesem Zitat folgenden Wirrungen inklusive Neuwahl der Sprecherinnen weckten weiteres Interesse. So entschied ich mich, Verena Krieger zu googlen, jene Parteisprecherin, die den Grünen Spießigkeit diagnostiziert hatte.

    Wenig fand ich, verständlich, damals war es im Netz ja auch noch recht ruhig. Schnell jedoch stieß ich auf eine wissenschaftliche Arbeit, finanziert von der Fritz-Thyssen-Stiftung. “Kalter Krieg und heißer Frieden – Der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbündeten auf die Partei ‘Die Grünen’.” Teilergebnisse wurden in “Extremismus und Demokratie” publiziert – dieses Medium kenne ich nicht, auf Grund des Namens würde ich aber erst einmal Nachteiliges vermuten. Es kann jedoch sein, dass die Forschung damals straight von der Extremismustheorie geprägt war, da kenne ich mich nicht aus.

    Ich habe die Arbeit nur etwas quergelesen, aber für mich stellt es sich so dar, als könnte man dort wertvolle Informationen über die grüne Geschichte gewinnen, die bis ins Jetzt nachwirken: Aktuell wird ja viel über die SED-Nachfolgepartei “Linke” diskutiert, man könnte ja vermuten, dass bei der Bewertung nicht nur Lafontaine (der flüchtige Finanzminister) eine Rolle spielt, sondern auch die parteiinternen Auseinandersetzungen um den Umgang mit der SED in den frühen neunziger Jahren.


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10 Responses to “Grüne Geschichte absurfen”

  1. Aktuell wird ja viel über die SED-Nachfolgepartei “Linke” diskutiert, man könnte ja vermuten, dass bei der Bewertung nicht nur Lafontaine (der flüchtige Finanzminister) eine Rolle spielt, sondern auch die parteiinternen Auseinandersetzungen um den Umgang mit der SED in den frühen neunziger Jahren.

    Auf das Thema des erwähnten Buches bezogen:
    Eine hinreichende innerparteiliche Aufarbeitung des SED-Einflusses hat meines Wissens damals nicht stattgefunden.
    Wer weiß, ob heute noch aktive Grüne rumlaufen, die damals auf der Gehaltsliste von Pankow standen.

  2. Hm, Christoph, so meinte ich das nicht. Aber interessant, deine Sichtweise.

  3. http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2266689

  4. SED =/= Stasi

  5. was wir alles so für wurzeln haben…by the way, in der vorletzten konkret-ausgabe war ein artikel über die braunen wurzeln der grünen

    meines wissens gibt es kein einschlägiges werk über die geschichte der grünen. was sehr schade ist. gerade was die frühen jahre betrifft muss man sich dann oft auf biographien von leuten wie jutta ditfurth o.a. beziehen.

  6. was wir alles so für wurzeln haben…by the way, in der vorletzten konkret-ausgabe war ein artikel über die braunen wurzeln der grünen

    Ja, Wurzeln … wenn Konkret da nichts schief darstellt, die Grünen haben viele Wurzeln. Die Blut-und-Boden-Nazis sind aber schon lange weg, ausgetreten, Gott sei Dank.

  7. Es gibt sehr viel Literatur über die Grünen, insbesondere von Joachim Raschke. Ich kann das Buch “Die Grünen. Wie sie wurden, was sie sind.” sehr empfehlen. Inklusive historischer Betrachtung der Alternativen-Liste-Kreisverbände in Berlin.

  8. Ich kann Niels da nur zustimmen — und neben Raschke gibt es, gerade für die Zeit bis etwa 1990 (dann wurden für die PolitikwissenschaftlerInnen wohl andere Parteien interessanter) eine ganze Reihe weiterer Standardwerke. Ich hatte damals für meine Magisterarbeit jedenfalls ziemlich viel gefunden.

  9. kam in dem konkret artikel nicht so vor, wie die natur-nazis dann später die ödp gegründet haben. das kann man in einer der letzten ausgaben vom “der rechte rand” sehr schön nachlesen.
    das raschke buch hab ich eigentlich gelesen, so weit ich mich noch erinnern kann, fand ich’s eher “oberflächlich” (vielleicht hab ich ja das falsche buch von ihm im kopf, scheint ja mehrere zu geben).
    schön wäre ein interview buch im stile von “verschwende deine jugend”. wer zahlt mir den vorschuss?

  10. Hab jetzt das Buch von Verena Krieger gekauft. Mache jetzt auf dem Klo eine Sammlung “Bücher von ausgetretenen Grünen-Sprecherinnen”.

    Ditti mit “Was ich denke” liegt auch schon da.

    Mal sehen, was sich noch findet.