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Die Freiheit nehm ich mir
44Da bin ich jetzt schon einige Tage bei der “taz” (genauer gesagt: so 20) und es ist schon eine Menge passiert.
Zuerst einmal habe ich das Content-Management-System kennengelernt und wie man Artikel dort online stellt und was hierbei zu beachten ist. Meine Aufgabe ist es, Artikel von der Print-taz zu nehmen und sie mit einem schönen Einstieg und einem Foto zu versehen, eventuell einer neuen Überschrift, und diese online zu stellen. Das ist in etwa so wie Twittern, nur mit anderen Zeichenzahlen.
Außerdem schreibe ich, wenn es die Zeit erlaubt, eigene Artikel oder ich bestelle welche bei externen Autoren. An den vergangenen beiden Wochenenden habe ich bei der Berichterstattung bei den Demos “Freiheit statt Angst” (Ticker) und Anti-Atom-Demo (Ticker) mitgewirkt und bereits zwei Artikel für die Print-Ausgabe der “taz” verfasst.
Zwei Kontroversen gab es in diesen meinen ersten “taz” Tagen: Zum einen die um das Internet-Manifest, ich mischte mich in die Debatte mit einem Kommentar ein. Außerdem habe ich die Piratenpartei begleitet und ihr die Frage danach, wie politisch sie ist, gestellt. Das finde ich nicht unwichtig, immerhin ist sie eine zur Bundestagswahl 2009 antretende Partei und da dürfen Fragen zu ihrem Freiheitsbegriff oder zur Abgrenzung nach Rechts ja wohl erlaubt sein.
Nebenbei esse ich jeden Tag leckeres Essen im “taz café”, wo man Montags fleischlos den “Sinneswandel gegen Klimawandel” vorantreibt, ansonsten aber auch köstliche Salate mit Roastbeef oder Schweinebraten mit Polenta essen kann.
Verhungern muss ich also nicht, ich bekomme das ganze sogar bezahlt und sogar über meine Krankenversicherung muss ich mir nun keine Sorgen mehr machen. Eine grundlegend zufriedenstellende Situation.
Meine Artikel
- Abmahnung fallen gelassen: Jako entschuldigt sich
- Wahlhilfe im Netz: Freiheits-O-Mat gestartet
- Kommentar Internet-Manifest: Bitte redet über Geld!
- Gewerkschaftler bei Datenschutzdemo: Arbeit unter Kameras
- Piratenpartei (auch im Print): “Wir glauben an die fünf Prozent”
- Piratenpartei und “Junge Freiheit”: Die Freiheit, die wir meinen
- Portrait Andreas Popp (auch im Print): Der Pirat, der nicht googelte
Einsortiert: netz, staat, wissen
Verschlagwortet: taz
auch noch zum Thema
44 Responses to “Die Freiheit nehm ich mir”
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[…] gebloggt: "Die Freiheit nehm ich mir" http://julia-seeliger.de/die-freiheit-nehm-ich-mir/ […]
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Ich würd mal sagen: Die richtige Frau an der richtigen Stelle.
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Seth
Mal vorne weg, lass dich nicht trollen. Die kritischen(*hust*) Kommentare zu Piratenartikel, welchen nicht sachlich argumentativ sind, sollte man immer mit etwas Distanz betrachten.
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Seth
Toll..jetz schrieb ich ne Einleitung und hab den Rest vergessen -.-
Hoffe es macht dir weiter Spaß bei der taz und das Du vieleicht mal die Personen im Artikel anrufst und zu ihrer Position befragst, es ist immernoch was anderes mit Leuten direkt zu sprechen als nur einen Blog zu lesen ;>
MfG
Seth -
Hoffe es macht dir weiter Spaß bei der taz und das Du vieleicht mal die Personen im Artikel anrufst und zu ihrer Position befragst, es ist immernoch was anderes mit Leuten direkt zu sprechen als nur einen Blog zu lesen
Danke danke!
Aber was meinst du mit “direkt anrufen”? Ich habe mit Andi Popp für das Portrait eine Stunde gejabbert – zumindest für Anhänger der Piratenpartei (und andere Netzbewohner) dürfte das doch zumindest “gleichwertig” sein, oder?
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Seth
Oh, das wusst ich net 🙂 dann streich das, bleibt der Spaß ;D
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Suicider
Toll! Weiter so 🙂
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kritisch
Äusserst Interessanter Aktikel…super.
Obwohl mir jetzt eine Frage durch den Kopf geht…wie siehtst du die Tatsache, das das Grünen Gründungsmitglied Stolz Kolumnist bei der Jungen Freiheit ist ? und wie weit rückt dieser Fakt die Grünen in die rechte Szene ?
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wie siehtst du die Tatsache, das das Grünen Gründungsmitglied Stolz Kolumnist bei der Jungen Freiheit ist ? und wie weit rückt dieser Fakt die Grünen in die rechte Szene ?
1. habe ich doch nie in Abrede gestellt, dass die Grünen am Anfang (auch!) braune Soße bei sich hatten.
2. rede ich über die Piratenpartei, nicht über die Grünen.
3. finde ich, dass man aufhören sollte, das offenbar existente Problem weiter zu relativieren.
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Seth
“Lieber von den Richtigen kritisiert als von den Falschen gelobt werden.” – Gerhard Kocher
Das Problem wird, zugegeben von einigen, relativiert. Aber dennoch bin ich der Meinung die “Aussiebung” kritischer Meinungen innerhalb der Piratenpartei, der Bundessatzung und dem innerparteilichen Gericht zu überlassen.
Niemand kann besser entscheiden wer zu den Piraten passt als die Piraten selber.
Die Distanz zu den extrmistischen Szenen sollte gewahrt werden, aber ihnen nicht die Hand zu reichen ist genauso verwerflich. Das Ausgrenzen von Menschen führt letztlich zu zwist, aber sollte jemand mit ausländerfeindlichen Ansichten meinen in der Piratenpartei fuß fassen zu können, so wird ihm die internationalität unserer Volksbewegung schnell wieder herraus treiben. Die Möglichkeit das Piratenparteien, egal wo sie sind, unterwandert werden könnten ist immer gegeben. Die Lösung dieses Problems, durch eine Stellungnahme, aber nicht zwingend.
MfG
Seth -
Boah, du hast es gut. Ich will auch bei der taz arbeiten. ^___^
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Seth
“Die Distanz zu den extrmistischen Szenen sollte gewahrt werden, aber ihnen nicht die Hand zu reichen ist genauso verwerflich. ”
Der Satz is falsch formuliert. Gemeint ist, das extremistische Meinungen in der Partei nicht geduldet werden, aber man trotzdem versuchen kann den Extremismus anzugehen und in eine zu verantwortende Meinung zu wandeln.
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anon
Mich wuerde interessieren, ist Rolf Stolz nicht noch Mitglied bei den Gruenen? Ich kann nichts ueber seinen Austritt finden.
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@seth
du hast dich im kontext des gestrigen tages falsch artikuliert. es war naemlich der talk-like-a-pirate-day. insofern waere es ganz nett, wenn du dich als aufrechter pirat auch bitte an die beschluesse deiner partei haeltst.gib dir mal bisschen muehe. -
Seth
Ich habe schon mein Bein abgeschlagen und durch einen holzstock ersetzt..irgendwann is auchmnal gut. ;D
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Patrick
Lob von Frank Schirrmacher: Auf der ersten Seite des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zitiert er aus einem Deiner Piratenartikel und schreibt, dies sei eine “kluge Analyse”. Glückwunsch!
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tatix
Ich möchte darauf wetten, daß der Artikel in der taz den Piraten mindestens 1000 Stimmen mehr verschafft.
Meine eigene gar nicht gerechnet, denn die stand schon vorher fest.Die GRÜNEN habe ich auch einmal gewählt – allerdings war Julia´s Betätigungsfeld damals eher der Sandkasten.
Lange her. -
sha
Hallo Frau Seeliger,
ich bin entsetzt, dass Sie fuer die taz schreiben duerfen. Und das ohne Kennzeichnung darueber, welcher Partei Sie angehoeren. Das wuerde ich mir schon wuenschen, da Sie ja sogar auch Artikel ueber andere politische Parteien schreiben. Oder sind Sie etwa kein Parteimitglied der Gruenen mehr? Ist das eigentlich gang und gebe bei der taz? Meiner Meinung nach kann jemand, der einer politischen Partei angehoert, keine unvoreingenommenen Artikel mehr ueber andere als die der eigenen schreiben, so wie ich es mir von einem serioesen Journalisten wuenschen wuerde.
MfG
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Seth
Nana…Frau Seeliger kann ja auch nicht einfach jeden Artikel in die Taz setzen. Da wird schon nachgelesen.
Gibt zudem haufenweise Parteiler die bei Medien jeglicher art arbeiten. Solange Kritik sachlich ist spielt das aber keine Rolle.
So sieht wahre Zurschaustellung der Partei-Zugehörigkeit aus:
Wähle Piraten! Klarmachen zum Ändern! Für die Bürgerrechte und Freiheit! Gegen den Überwachungsstaat! Für den Gleichstellungsgrundsatz! Für die Gewaltenteilung! Für das Grundgesetzes, das Grundsatzprogramm der Piraten! and so on.
Ich wähle Piraten!
Wenn Frau Seeliger soetwas in ihrem Taz Artikel gehabt hätte nur im Bezug auf die Grünen würde ich ihnen zustimmen. :>
..ich seh grad meine Ausrufezeichen sind aus…
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sha
@Seth:
Ich gebe Ihnen Recht, dass Frau Seeligers Artikel selbstverstaendlich nicht so platt sind, und darueberhinaus sogar den Anschein erwecken, eine politisch unabhaengige Kritik auszudruecken. Doch es ist eben nur der Anschein, und genau das sehe ich als Problem. Was spricht denn dagegen, zu schreiben: “von Julia Seeliger (Buendnis 90 / Die Gruenen)”? Dann wundert man sich bspw. nicht darueber, dass Andreas Popp “Der Pirat der nicht googelte” als Volldepp dargestellt wird (“Mal weg aus Ingolstadt wollte Popp schon, nämlich nach Erlangen. “Dummerweise habe ich die falsche Nummer auf dem Bogen eingetragen.””). Wenn ein Atomkraftlobbyist ueber Umweltschutz redet, wird er in der taz doch auch ganz selbstverstaendlich in seiner Funktion gekennzeichnet. Wenn Frau Seeliger ueber aktuelle Tagespolitik schreibt, ist es in meinen Augen ebenso unerlaesslich, ihre Mitgliedschaft bei den Gruenen auch als eine zu kennzeichnen. Das waere nur fair gegenueber dem Leser.
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Martin
Nunja Frau Seeliger schreibt in ihrer Funktion als Redakteurin von der taz und nicht in ihrer Funktion als Parteimitglied. Das ist ja klar. Und ich denke, dass ihr Anspruch professionell genug ist um das zu trennen.
Die Junge Freiheit ist vermutlich ein bißchen sowas wie der publizistische Gegensatz (wobei die JF vermutlich etwas radikaler ist) zur taz ist. Frau Seeliger war mit der Kritik also durchaus auf taz-Linie, wenn ich das mal so salopp formulieren darf.
Ich finde das Interview von Popp in der JF auch nach wie vor gut und richtig. Vielleicht tue ich einigen auch Unrecht, aber für mich sind diese rechts-links-Geschichten Sandkastenspiele. Mir fehlt da wirklich etwas um das zu verstehen. Es sind irgendwie die gleichen Reflexe, die mir entegengebracht wurden als ich in den 80/90er Jahren auf dem Land in einer “grünen” Familie aufgewachsen bin (jaja hartes Leben). Oder auch der gleiche Reflex warum Menschen nicht mit Menschen sprechen, die eine andere Hautfarbe haben. Für mich hat es die gleiche Qualität, wie das Sprechverbot mit dem rechten Spektrum. -
sha
Ich finde einfach, das ist Taeuschung des Lesers. Wenn ich in eine politische Partei eintrete, gebe ich nun entweder den Anspruch auf, neutral ueber Tagespolitik berichten zu koennen, oder stehe auch zu meiner Position und mache sie kenntlich. Um ein schlechtes IT-Beispiel zu bemuehen: Genau wie ich in einer Meldung, dass Linux unsicher ist, lesen moechte, dass die Studie von Microsoft finanziert ist, moechte ich in einer Meldung, dass “die Piratenpartei nicht die neuen Gruenen sind”, sehen, dass das ein Mitglied der Gruenen schreibt. Denn witzigerweise gesteht sie in ihrer Formulierung ja sogar ein, dass es _Konkurrenz_ ist. Ich lese ihre Artikel ja gerne, aber wenn ich ihre politische Haltung nicht kennen wuerde, kaeme ich mir ziemlich verarscht vor, wenn ich sie eines Tages rausfaende.
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Seth
Ich denke Sie interpretieren zuviel rein. 😉
Als Parteimitglieder/-symp.) regiert man da etwas überspitzt und empfindlicher. -
krypt0n aka pirate0ne
@Julia
Glückwunsch und viel Erfolg bei der TAZ! Musst du eigentlich die ganze Zeit in der Redaktion ausharren oder kannst du auch von zuhause aus arbeiten?@sha & seth
Eure beiden Positionen haben was für sich, nur muss ich sha recht geben. Stellt euch mal vor, Zeitung XY hat einen RedakteurInn extra für die Berichterstattung über die Grünen eingestellt und dieser wäre von den Piraten, wollte man dann nicht als z.B. Grüner bzw. überhaupt als Leser wissen, dass dieser Schreiber in einer anderen Partei ist? Bei unpolitischen Themen ist es denke ich nicht so wichtig, aber wenn über andere Parteien geschrieben wird, könnte man es durchaus aufnehmen.
Ändert aber nichts daran, dass Julia bis jetzt mit ihren Artikeln auch größtenteils meine Meinung widergespiegelt hat, auch wenn sie von irgendwelchen Piraten oder Sympathisanten dafür Kritik kassiert hat. Leider kann man da nicht so unterscheiden, wer Pirat ist und wer nicht … es kommt mir manchmal so vor, als ob die Heise-Trolle ausgebrochen sind.Grüße
Daniel – Pirat -
Seth
Nunja, die Berichterstattung von Frau Seeliger hat einige Kontroversen ausgelöst, die man (ich) durchaus nachvollziehen kann.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31165/1.html
MfG
SethSascha Lobo ist ja im Online Wahlkampfteam der SPD ohne dieses wissen scheint seine Position teils nicht nachvollziehbar, weil so schlecht sind wir ja nun auch nicht. Die Stellungnahme der Journalisten zu ihrer eigenen politischen Position kann da naütlich hilfreich sein, geht aber in die Persönlichkeitsrechte der Leute hinein.
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Glückwunsch und viel Erfolg bei der TAZ! Musst du eigentlich die ganze Zeit in der Redaktion ausharren oder kannst du auch von zuhause aus arbeiten?
Ersteres, ist aber okay. “Zu Hause” ist für mich auf die Dauer auch nicht gut. Es entspricht nicht meiner Arbeitsweise. Ich werde dann einsam und gehe nicht mehr raus.
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Adrian
Auch von mir Glückwunsch für den Piratenpartei-Artikel. Die teilweise ja doch recht abstoßenden Reaktion auf den Artikel zeigen ja, in welche Soße man da stößt, zumindest was die Sympathisanten betrifft.
Was die Nennung der Parteizugehörigkeit betrifft: Kann man machen, muss man aber nicht. Ich sehe nicht, dass es in der Zeitungs- oder Fernsehlandschaft dieses Landes üblich ist, zu jedem Redakteur/Anchorman/Chefredakteur bei jeder Verlautbarung auch die Parteimitgliedschaft zu nennen. Es ist nicht nur nicht üblich, sondern kommt sehr selten vor, und dabei sollte man es auch belassen. Es kommt tatsächlich ja auf den Inhalt des Artikels an, und den sollte Leser ja doch ohne Kenntnis von Parteizugehörigkeit, politischer Betätigung in der Jugend oder Schuhgröße selbst beurteilen können.
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tatix
@Julia Seeliger
Mein Kommentar befindet sich seit 34 Stunden unter Moderation.
Eine Stellungnahme dazu wäre sehr nett.
Danke im voraus. -
Seth
naja das da einige leute von dem beiden gegenpolen aufspringen wollen, wenn so ein vielversprechender zug losfährt, war zu erwarten.
Naja^2…bei der Springer Presse habe ich fast 2 Tage gebraucht rauszufinden das sie cdu werbung macht, was heisst werbung es wird ja die wahrheit gesagt…aber pinocio wusste schon das man nicht die ganze wahrheit sagen muss…zum glück waren während dieser 2 tage keine wahlen -.- das war vor einigen jahren.
MfG
Seth, Pirate -
[…] verfehlt sicher nicht die Wirkung. Julia Seeliger (@zeitrafferin) schreckt auch nicht zurück, das Reizwort ‘Freiheit’ auf ihrem Blog zu benutzen, um möglichst viele Piraten anzustacheln, sie weiterhin zu bashen. Aber das könnte […]
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Tim
Es geht nicht um die Nennung der Parteizugehörigkeit. Aber wenn ein ehemaliges Bundesvorstandsmitglied, Aktivistin und im Internet herausgehobenes Parteimitglied auf einmal über andere Parteien schreibt und dazu noch eine Partei, die durchaus von einigen als direkte Konkurrenz gesehen wird, und dann ist dies unprofessionell. Zumindest eine Schamfrist hätte man erwarten können. Klar juckt es in den Tasten, zu dem hip-Thema “Piratenpartei” zu schreiben. Aber im Grunde ist es das, was die Grünen kritisieren. Intransparenz, Vermischung von Interessen. Nicht besser als alle anderen Journalisten, die PR und Journalismus wunderbar verbinden, in dem sie vorgeben, doch alles professionell trennen zu können.
Nicht gerade ein idealer Einstieg in den Beruf. Wäre genauso, als wenn ein ehemaliger Mitarbeiter eines Pharmakonzerns nun als Medizin-Journalist über die Komplementärmedizin oder meinetwegen die Gesundheitspolitik schreiben würde. Objektivität würde da niemand erwarten.
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@tatix
Wirst keinen bekommen, denke ich 😉
Ich wähle Piraten!
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Achja, sehr lesenswert ->
http://ef-magazin.de/2009/09/23/1501-taz-panne-julia-allein-zu-haus
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a.a
ban plox?!
– thx.
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Julia die Seelige
http://ef-magazin.de/2009/09/23/1501-taz-panne-julia-allein-zu-haus
„taz“-Panne: Julia allein zu Haus
von André F. LichtschlagFräulein Seeligers Gespür fürs existente Problem
Julia Seeliger, Bloggerin und Grünen-Politikerin, die sich eine politische Auszeit bei der „taz“ als Schreibkraft gönnt, war so stolz auf ihre beiden ersten Artikel in der gedruckten Zeitung. Schließlich hatte sie laut alarmgeschlagen und „aufgedeckt“, dass der stellvertretende Vorsitzende der Piratenpartei, Andreas Popp, der konservativen Wochenzeitung „Jungen Freiheit“ ein Interview gegeben hatte. Das war Autobahn, das geht doch nicht!
Doch dann kam alles furchtbar anders. Statt der erwarteten politisch korrekten Empörungswelle auf allen Kanälen stellte sich plötzlich heraus, dass nicht nur der stellvertretende Chef mit der „JF“ gesprochen hatte, sondern gleich auch noch der erste Vorsitzende Jens Seipenbusch. Klein-Julia kommentierte da noch trotzig: „Unglaublich, wie dumm von denen!“
Doch dieser Vorsitzende stand auch noch zu seinem Interview und findet selbst im Nachhinein nichts dabei. Schlimmer noch, das Fußvolk der Piraten meuterte weit stärker gegen Julias Artikel als gegen die beiden vermeintlich so bösen Gespräche mit der Presse, an deren Inhalt nicht einmal Julia etwas auszusetzen hatte, außer, „dass man das nicht tut“.
Und dann kam es ganz schlimm für die junge Sittenwächterin, denn nicht nur bei Mitbloggern im Internet wurde Julia zum Gespött. Selbst linke Profi-Kollegen begannen zu lästern. Peter Mühlbauer etwa schrieb ausgerechnet im linksliberalen Online-Magazin „Telepolis“, der „Text der Grünen-Politikerin Julia Seeliger in der ‚taz’“ mache „ungewollt darauf aufmerksam, dass es Zensurextremisten nicht nur in der Union gibt“. Auch in der SPD, so Mühlbauer, „schützten in der jüngsten Vergangenheit Politiker wie Sebastian Edathy und Brigitte Zypries immer öfter den Bequembegriff ‚rechts’ vor, wenn es um die Rechtfertigung von Grundrechtseinschränkungen ging. Das praktische an diesem Begriff ist, dass er in den letzten Jahren so inflationär verwendet wurde, dass sich mittlerweile politisch Unliebsames fast jeder Richtung mit ihm bedenken lässt.“ Der Piratenpartei rät Mühlbauer im einflussreichen Magazin des Heise-Verlages: „Gerade angesichts von derart dreist zur Schau gestellter Dumm- und Grobheit wäre es keineswegs verabscheuungswürdig, wenn Grundrechtsschützer so viel Abstraktionsvermögen aufbringen, dass sie auch den eigenen Feinden das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit nicht absprechen, sondern es stattdessen verteidigen – in jedem Medium, das ihnen die Möglichkeit dazu bietet.“
Und Mühlbauer steht nicht alleine. Auch der Linksaußen-Autor und Journalist Jürgen Elsässer schreibt mit wuchtigen Worten gegen Seeligers Anmaßungen in der „unvermeidlichen ‚taz’“ an: „Ich habe fast zwei Jahrzehnte in linken Redaktionen gearbeitet und weiß, wie verheerend diese Gehirnfäule gewütet hat und immer weiter wütet.“ Auch Elsässers Rat an die Piraten ist eindeutig: „Ihr müsst Euch nicht ducken und verteidigen! Seid Ihr Piraten oder seid Ihr Memmen? Heraus mit dem Säbel – und dann die Angreifer an die Planken genagelt! Oder schmeißt sie über die Reling – zurück in den politisch-korrekten Schlick, aus dem sie gekrochen kamen! Denn eines dürft Ihr nie vergessen: Die Antifaschisten, das seid Ihr! Ihr kämpft doch gegen die neue Form des Faschismus, gegen den totalen Überwachungsstaat, gegen die Orwell-Diktatur, gegen Schäubles Stasi 2.0 – oder etwa nicht?“
Der Kulturjournalist Torsten Uhrhammer darf ausgerechnet in der „Jungen Freiheit“ mit einiger Berechtigung feststellen: „Die von linken Gesinnungswächtern aufgestellten Ver- und Gebote“ werden plötzlich zunehmend „in Frage gestellt und als das erkannt, was sie sind: Autoritäre Maßnahmen zur Sicherung der Machtfunktion.“ Während nämlich nur wenige Mainstreammedien über Popp und Seipenbusch herfielen, so Uhrhammer, „ist der Rest des Netzes schon weiter und führt die eigentlich interessante Debatte. Wer darf eigentlich mit wem worüber sprechen? Und wichtiger: Wer bestimmt das eigentlich und warum?“ Die Piratenpartei beschreibt Uhrhammer sehr realistisch: „Noch sind die Piraten nicht mehr als eine Ein-Thema-Partei mit lustigem Namen, der auch Spaß-Wähler in der Wahlkabine anzieht, deren parlamentarische Relevanz aber auch zukünfig mehr als ungewiss erscheint. Was die Nerds aber draufhaben ist, dass sie schon auf dem Schulhof gelernt haben, sich nicht um die Bestimmer und deren Denk- und Kleidungsgebote zu kümmern. So geschult, könnten sie sich auch den Bestimmern von links und deren Gedanken- und Sprechverboten entziehen.“
Arme Julia. Da hat sie einiges angerichtet: Die Piratenpartei ist in aller Munde und wird bestärkt, für Meinungsfreiheit einzutreten. Und, schlimmer noch, die linke kulturelle Hegemonie und ihre Ausgrenzungspolitik stehen plötzlich zur Diskussion.
Das hatte sie nicht gewollt! Seither fand man kein Wort mehr von ihr in der „taz“. Denkt sie nach? Geht sie in sich? Oder haben die „taz“-Verantwortlichen ihr ganz antiautoritär eine journalistische Auszeit von der politischen Auszeit verordnet? Ihr letzter Kommentar auf ihrer eigenen Homepage lässt eher zweites vermuten: Ob des Gespräches von Politikern konkurrierender Parteien mit Zeitungen konkurrierender Verlage nämlich „finde ich, dass man aufhören sollte, das offenbar existente Problem weiter zu relativieren.“
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Julia die Seelige
Frau Seeliger,
Sie nich nur Grün hinter den Öhrchen, sondern auch noch ausgesprochen ungezogen und wenig gebildet, wenn ich mir hier so Ihre Stellungnahmen zu Rolf Stolz und der Jungen Freiheit anschaue.
Ja, ja. Die existenten Probleme nicht realtivieren… Keine Sorge, mache ich nicht. Das einzige real-existierende Proboem hier sind Sie und Ihre erbärmliche Wortwahl, und das ist niveaumäßig und inhaltlich nicht mehr zu relativieren. Dann wär es ja völlig bedeutungslos und das wär ja auch schad’. Dann hätt’ unsereins ja nix mehr zu lachen, gelle?
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Schwarzmaler
Sie haben es immerhin geschafft, mich dazu zu bringen, am Wochenende das vielgeschmähte Blatt – dessen Namen nicht genannt werden darf – endlich mal zu lesen. Lustiger als die taz ist es allemal.
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pausbäckchen
Ja, da komm ich doch direkt mal zum Frühstücken rum 🙂
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[…] […]
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Walter Schneider
Ach, Frau Seeliger…nun helfen Sie der Piratenpartei beim Wahlkampf und tragen erst noch die “Gehirnfäule” in Ihrer linken Redaktions-Oberstube offen zur Schau!
Lachender Dritter
Walter Schneider
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Walter Schneider
Im Uebrigen wäre es für Ihresgleichen hilfreich, wenn Sie mal eine allgemeingültige Liste erstellen würden, in der klar wäre:
– Wer, wann mit wem worüber und wo sprechen/reden darf. Das wäre der korrekten Einheitsmeinung (das, was SIE Freiheit nennen) eine unerlässliche Hilfe auf dem Weg ins Paradies, wo “Alle Reichtum” und “Freiheit” geniessen können.
Im Ernst: Bitte – da Sie jetzt eine Pause von der Pause bekommen haben müssen – denken Sie einmal in Ruhe und vorzugsweise alleine darüber nach, was Sie eigentlich hinschmieren.
Und noch was (zum Schluss): Es muss ärgerlich sein, dass Sie mit abgeschlossenem Studium nicht wirklich intelligenter und klüger geworden sind. Schade um das Geld.
Ich erwarte keine Antwort von Ihnen. Ansonsten: walter.schneider@mymail.ch
Freiheitsliebender W. S.
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Grün nein danke
Liebe Frau Seeliger,
ihr ganzes Web 2.0 Getue ist einfach nur peinlich. Besuchen Sie besser mal eine Journalistenschule.
Grüße
A.R. -
Seth
das hat nu aber nix mehr mit dem Eintrag zu tun?
Und man beleidigt Leute nicht nur, weil sie eine andere Meinung haben…bin auch Pirat(-Mitglied) und denke man sollte da etwas lockerer rangehen und die kritik sachlich vorbringen.MfG
Seth -
[…] die gleichgeschalteten Medien auf ihrem eigenen Terrain. Was glauben die eigentlich, wer sie sind? Pseudo-Journalisten. […]