zeitrafferin
Julia Seeliger-
10. December 2006 | Ein Kommentar | Trackback | Internet ausdrucken
An die
Chefredaktion von BRAVO Girl
Tom Junkersdorf
Charles-de-Gaulle-Str. 8
81737 MünchenBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Bundesvorstand
Astrid Rothe-Beinlich
Frauenpolitische Sprecherin
Platz vor dem Neuen Tor 1
10115 BerlinBetrifft: BRAVO Girl Ausgabe Nr.25 vom 28. November 2007 – Darüber lachen Jungs
Sehr geehrte Damen und Herren,
die jüngste Ausgabe ihrer Zeitschrift BRAVO Girl veranlasst mich dazu, mich auf diesem Wege an Sie zu wenden.
Unter der Überschrift „Darüber lachen Jungs“ finden sich in dieser Ausgabe insgesamt elf „Witze“, die nur als frauenfeindlich, diskriminierend, gewaltverherrlichend, zum Teil rassistisch und sexistisch bezeichnet werden können und ich gebe zu, ich war und bin erschüttert.
Ich habe es nicht für möglich gehalten, in Ihrer Zeitschrift, die erst neulich für eine Kampagne unter dem Motto „Respect the Girl“geworben hatte, derart beschämende „Witze“ zu finden, die den Mädchen auch noch offeriert werden als solche, die sie den Jungs erzählen sollen.
Nicht genug, dass Frauen und Mädchen in diesen „Witzen“ einzig als Sexobjekte diskreditiert und erniedrigt werden. Die Mädchen sollen sich auch noch zusätzlich lächerlich machen, indem sie diese weitergeben.
Wie passt dies mit dem Anspruch zusammen, Mädchen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit bilden und zu selbstbestimmter Sexualität erziehen zu wollen?
Aus diesen „Witzen“ spricht einzig Menschenverachtung. Zunächst hatte ich gehofft, noch auf eine kritische Auseinandersetzungen mit diesen Entgleisungen zu stoßen – allerdings Fehlanzeige. Ich selbst bin frauenpolitische Sprecherin unserer Partei und zudem Mutter von Mädchen „ihrer Zielgruppe“. Und ich muss ehrlich sagen: ein derart unterirdisches Niveau war und ist mir aus Mädchenzeitungen sonst nicht geläufig.
Ihnen muss bewusst sein, dass ein derart fahrlässiger Umgang mit Sexismen und Frauenverachtung Folgen haben und zur Legitimation derartigen Handelns unter Jungen und Männern dienen kann – schließlich soll darüber sogar gelacht werden, ganz nach dem Motto: Mädel hab Dich nicht so. Ich rede hier von sexueller Gewalt, die durch Sie aufs Unerträgliche verharmlost wird.
Ich hoffe wirklich, dass sich zahlreiche Eltern aber auch Mädchen selbst zahlreich an Sie wenden, um Sie auf diesen Missstand zumindest hinzuweisen. Auch von Jungs und Männern erhoffe ich mir eine Absage an solche „Witze“, die auf dem Rücken von Frauen und Mädchen stattfinden und diese diskreditieren und zutiefst verletzen. Gewalt an Frauen und Mädchen ist kein Kavaliersdelikt und kennt keine Entschuldigung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erwarte von Ihnen dazu eine Stellungnahme und ermutige Sie, sich dazu in Ihrer nächsten Ausgabe selbstkritisch zu verhalten.
Sexuelle Gewalt kann Mädchen und Frauen aber auch Jungs für ihr Leben zerstören.
Dies kann doch nicht in Ihrem Interesse sein.
In der Hoffnung auf eine Klarstellung Ihrerseits verbleibt
Ihre Astrid Rothe-Beinlich
Hier Ihre eigenen „Witze“:
“Sagt ein Mann zu seinem Freund: “Ich habe meiner Frau eine Gasmaske zum Geburtstag geschenkt.” Freund: “Eine Gasmaske?”- “Ja, erstens sieht sie damit besser aus und wenn ich den Stöpsel zuhalte, dann zappelt sie so schön beim Sex.”
“Wann fährt eine Frau in den Winterurlaub? Nie, denn zwischen Kücheund Schlafzimmer fällt kein Schnee!”
“Die Prinzessin geht zum Teich und sagt zum Frosch: “Muss ich dich jetzt küssen, damit du ein Prinz wirst?” Der Frosch: “Nein, das ist mein Bruder. Mir musst du einen blasen..“
Was haben Mädchen und Kreissägen gemeinsam? Wenn man abrutscht, ist der Finger im Arsch!”
“Zwei Vaginas unterhalten sich. “Weißt du, was man von uns behauptet? Wir seinen so unangenehm, so ekelhaft, widerlich, kalt und feucht.” Wer erzählt denn sowas?” “Böse Zunge!”
“Ein Geschäftsmann reißt in einer japanischen Disko eine Einheimische auf. Später in seinem Hotel, sie sind gerade voll dabei, schreit sie immer “Hai to, Hai to!” Er denkt “Die lobt mich bestimmt!” Am nächsten Tag spielt er mit seinem japanischen Geschäftspartner Golf. Dem gelingt ein ausgezeichneter Schlag. Um ihn zu beeindrucken, setzt der Geschäftsmann sein frisch erworbenes Japanisch ein und ruft: “Hai to!” Darauf der Japaner: “Was heißt denn hier “falsches Loch?”
“Melli und ihr Freund Basti machen Urlaub auf dem Bauernhof. Sie sehen sich den Kuhstall an und beobachten, wie ein Bulle eine Kuh besteigt. Melli: “Herr Bauer! Wie oft kann so ein Bulle am Tag?” Bauer: “Im Ernstfall über zwanzig Mal!” Melli: “Siehst du, Basti!” Basti: “Aber nicht immer mit ein und derselben Kuh, oder, Herr Bauer?” Bauer: “Nee, wo denken sie hin?” Basti: “Siehst du, Melli?”
Ein Kommentar
Einsortiert: uncategorized
-
8. December 2006 | 14 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Für alle JournalistInnen hier eine kleine Biografie. Das dürfte doch fürs erste reichen.
14 Kommentare
Einsortiert: uncategorized
-
7. December 2006 | 10 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
Gerade wies mich Hauke darauf hin, dass die taz mir heute verboten gewidmet hat.
Henning Scherf, 68, Exbürgermeister von Bremen: Er sieht so harmlos aus. Doch gestern das Bekenntnis: “Ich lebe mit Frau und Freunden.” Moment mal: mit Frau – und Freunden? Wer dächte dabei nicht sofort an ein radikal realistisches Positionspapier der Grünen Jugend …
Sehr schön! Da werden doch gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
- Der Bild-Artikel wird freundlich durch den Kakao gezogen
- Der Sinn der Presse-Erklärung “Monogamie ist keine Lösung” wurde richtig erkannt. Da geht’s nämlich nicht um Gruppensex, sondern um die Frage, wie Menschen zusammenleben wollen.
- Und, große Freude: Ich bin verboten!
Vielen Dank, liebe taz!
10 Kommentare
Einsortiert: uncategorized
-
6. December 2006 | 27 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
In der WAZ findet sich ein freundlicher Artikel, der die bisherige Presse-Resonanz auf meine Wahl kritisch beleuchtet.
Mit mildem Spott sind die meisten Portraits über die “grüne Pippi Langstrumpf” gewürzt, die Verfasser würdigen ihr Schuhwerk (robust), ihre Strumpfhose (löchrig) und ihren Rock (kurz!). Fast vorwurfsvoll wird vermerkt, dass sie jung und hübsch ist.
Auch der heutige BILD-Artikel wird kritisch hinterfragt:
Umso lustvoller beleuchtet der Boulevard nun ihre vermeintlich abgründigen Forderungen. “Diese Grüne will die Ehe abschaffen”, warnt etwa “Bild” mit Bezug auf ein Papier der Grünen Jugend, das Seeliger mitgetragen habe. “Monogamie ist keine Lösung”, hieß es da, und weiter: “Viel mehr als die bürgerliche Ehe wünschen sich viele Menschen: Beziehungen auf Zeit, Beziehungen mit mehr als einer Person, Freundschaften mit Sex.” Na und? “Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment””, reimte man schon 1968, da war Seeliger noch nicht mal geboren.
Es geht mir ja gar nicht darum, dass alle Menschen meine Wahl frenetisch beklatschen; jedoch tut solcherlei Ausgleich wirklich mal gut.
27 Kommentare
Einsortiert: uncategorized