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zeitrafferin

Julia Seeliger
  • 10. December 2007 | 34 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Die Bravo kann man ja wirklich auch mal kritisieren. Zum Beispiel erschienen in der Ausgabe 25 der BravoGIRL unter dem Titel “Darüber lachen Jungs” extrem sexistische Witze, ich ruf Euch auch alle auf, da LeserInnenbriefe zu schreiben.

    Zwei der Witze:

    “Sagt ein Mann zu seinem Freund: “Ich habe meiner Frau eine Gasmaske zum Geburtstag geschenkt.” Freund: “Eine Gasmaske?”- “Ja, erstens sieht sie damit besser aus und wenn ich den Stöpsel zuhalte, dann zappelt sie so schön beim Sex.”

    “Wann fährt eine Frau in den Winterurlaub? Nie, denn zwischen Küche und Schlafzimmer fällt kein Schnee!”

    Ich lache ja auch gerne und mache auch häufig und mit Leidenschaft politisch unkorrekte Witze, aber ich finde, das ist doch zu viel für ein Magazin, das von Neun- bis Zwölfjährigen gelesen wird. Astrid Rothe-Beinlich. frauenpolitische Sprecherin des grünen Bundesvorstandes, hat deswegen auch schon einen LeserInnenbrief an die Bravo gesendet.

    Nicht genug, dass Frauen und Mädchen in diesen „Witzen“ einzig als Sexobjekte diskreditiert und erniedrigt werden. Die Mädchen sollen sich auch noch zusätzlich lächerlich machen, indem sie diese weitergeben. Wie passt dies mit dem Anspruch zusammen, Mädchen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit bilden und zu selbstbestimmter Sexualität erziehen zu wollen?

    Ihnen muss bewusst sein, dass ein derart fahrlässiger Umgang mit Sexismen und Frauenverachtung Folgen haben und zur Legitimation derartigen Handelns unter Jungen und Männern dienen kann – schließlich soll darüber sogar gelacht werden, ganz nach dem Motto: Mädel hab Dich nicht so. Ich rede hier von sexueller Gewalt, die durch Sie aufs Unerträgliche verharmlost wird.

    Das kann ich nur unterschreiben – da werden schon kleine Mädchen eingenordet, ihre Bedürfnisse nicht zu artikulieren, da werden kleine Mädchen darauf getrimmt, der passive, unterwürfige, “zappelnde” Part zu sein. Wenn sie dann später Sex haben, haben sie bestimmte Rollenbilder schon verinnerlicht. Ich habe kein Problem mit Sex, aber ich habe ein Problem damit, wenn Rollenbilder in den Medien vorkommen (das können Billig-Pornos auf youporn sein, oder eben diese bescheuerten Witze in der BravoGIRL), die dazu führen, dass gesellschaftliche Klischees verfestigt werden, was dazu führt, dass Vorstellungen von Sex existieren, die dazu führen können, dass die Bedürfnisse von Frauen nicht oder nur unzureichend befriedigt werden.

    Dazu kommen, was man an dieser Stelle auch mal beachten sollte, natürlich die Bedürfnisse aufgeklärter Männer, die ebenfalls keinen Bock auf Sexismus und permanente Erniedrigung von Frauen haben. Ich möchte hier niemand auch bashen, der oder die auf Erniedrigung steht und das betreibt. Letztlich kann man auch noch die Heteronormativität kritisieren, aber eine solch weitgehende Kritik ist bei einem derart chauvinistischen Sexismus wohl eine Ecke zu weit gedacht – man sollte diesen Aspekt aber auch noch anführen, ich hab die BRAVO lange nicht mehr gelesen, gehe aber davon aus, dass die Lebensrealitäten von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgendern and Friends da inzwischen auch vorkommt.

    Wenn aber in so früher Jugend Rollen eingeübt werden, Verhaltens- und Denkweisen eingeschliffen, dann ist es nicht einfach, sich für die eine oder die andere Art, Sex zu haben, zu entscheiden. Dann nimmt Frau Erniedrigung, schlechten Sex und Sexismus einfach so hin. Franz-Josef Wagner würden solche Frauen gefallen, der ist ja offenbar auch mit “langsamem Sex” überfordert

    Wie viele Schwiegermütter soll ein Mensch/Mann noch ertragen? Wie oft soll er hören, dass er nicht auf die Toilettenbrille pinkeln soll und den tropfenden Wasserhahn im Bad reparieren – und langsam beim Sex sein soll?

    … aber wer hört schon auf FJ Wagner? Ich nicht! Deswegen finde ich es sehr richtig, dass Astrid diesen Brief verfasst hat. Solch ein Sexismus darf nicht unkommentiert stehen bleiben!

    Ganz sexfeindlich gibt sich dagegen die konservative Kampagne “Aktion Kinder in Gefahr”. Dort kann ein Appell an Merkel, Köhler und Von der Leyen unterschrieben werden, der die BRAVO “stoppen” soll.

    In was für einer Welt werden unsere Kinder und Enkel aufwachsen, wenn die Flut von Pornographie, Blasphemie und Unmoral in den Medien immer weiter ansteigt?

    Aber der Feind Nr. 1 der Kinder ist die Zeitschrift BRAVO, die jede Woche mit einer Auflagenstärke von 800.000 Exemplaren erscheint und schon von Kindern ab sechs Jahren gelesen wird, wie der Verlag in einer Presseerklärung vom 29. Juni 1999 selbst zugibt. Es darf nicht so weitergehen, daß die Kindheit in Deutschland durch sogenannte “Jugendzeitschriften” wie BRAVO, die in Wahrheit erotische Blätter sind, zerstört wird.

    Das bewerte ich selbstredend ganz anders: Es wurden keine Kindheiten zerstört, sondern gerettet. Millionen Kinder und Jugendliche wurden durch “Dr. Sommer” aufgeklärt, sie haben gelernt, wie sie sich vor Aids oder ungewollten Schwangerschaften schützen können. Das ist ein großer Verdienst der Bravo. Und wenn nicht das Schwesterblatt “BravoGIRL” sexistische, erniedrigende und überhaupt nicht kindgerechte Witze abdrucken würde, würde ich direkt, sofort, jetzt, eine laut klingende Lobeshymne anstimmen.

    Gerade gefunden: Kadda hat bereits gestern einen Artikel bei Neon zum selben Thema verfasst. Darin finden sich drei Thesen

    Welche Botschaft schickt BRAVO Girl?

    1. Nur wer gut aussieht und sich „richtig“ stylt und bewegt, kann ein gutes Selbstbewusstsein haben – ist etwas wert
    2. Diese gut gestylten Girls sollen akzeptieren, dass es normal ist, wenn Jungs über gewaltverherrlichende, frauenfeindliche und diskriminierende Witze lachen und
    3. Zeigen, dass sie sich selbst auch nicht ernst nehmen können, indem sie den Jungs noch solche Witze erzählen.
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  • 9. December 2007 | Comments Off on Scorsese dreht Hitchcock für Freixenet | Trackback | Internet ausdrucken
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    So what happens here … We don’t know … Because the page is missing!

    CNN Money: JWT Produces Scorsese-Directed Short for Freixenet

    Comments Off on Scorsese dreht Hitchcock für Freixenet
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  • 5. December 2007 | 23 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
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    Einen kleinen letzten Überblick zur “Affäre Drohsel” im Bereich des zweinulligen möchte ich euch nicht vorenthalten.

    Zum einen die Wikipedia-Diskussion zu Drohsels Artikel. Das lasse ich mal unkommentiert.

    Nur eines: Man kann ja die Diskussion mal mit der Diskussion zu anderen Politikern vergleichen, zB mit der zu Eckard von Klaeden. Oder, ganz anders, mit der Diskussion zur Bundeswehr. Und dann wiederum mit der Diskussion um meinen Wikipedia-Artikel.

    Einige Jusos – wer hätte das gedacht, dass man dort auch so fix im Netz unterwegs ist! – haben jetzt ein Soli-Blog eingerichtet. Unter dem Titel “Jusos für die Rote Hilfe” findet sich eine Erklärung, wo sich Jusos namentlich solidarisch mit Drohsel und der Roten Hilfe erklären.

    Die “Rote Hilfe e.V.” ist eine Solidaritätsorganisation der gesellschaftlichen Linken, die strömungsübergreifend Rechtsbeistand organisiert, wo Menschen aufgrund ihres politischen Engagements in Konflikt mit der Justiz geraten.

    Für uns Jusos ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir das Anliegen unterstützen, dass Jeder und Jede, die auf einer Demonstration gegen Nazis, Atomtransporte oder bei globalisierungskritischen Aktionen festgenommen wird, ein Rechtsbeistand organisiert wird. Und wir unterstützen den solidarischen Ansatz, dass die oft horrenden Kosten, die solche Verfahren nach sich ziehen, zumindest teilweise durch die “Rote Hilfe e.V.” abgefedert werden.

    Zum Abschluss noch Kontaktinformationen zu den Hamburger Jusos. Vielleicht möchte ja der eine oder die andere dort mal anrufen und ein wenig argumentieren; oder denen etwas schicken, eine Mail, einen Brief, eventuell ja auch eine stinkende Socke. Deren Webpräsenz trägt übrigens den ganz und gar unpassenden Titel “Rot und Scharf”.


    Zahlreiches gibt es schlussendlich noch anzumerken

    1. Die Jusos sollten jetzt endlich mal Wikipedia ein gutes, frei lizensiertes Bild von Drohsel zur Verfügung stellen
    2. Drohsel sollte sich schleunigst eine Webpräzenz zulegen. Ein Blog reicht ja für den Anfang, ich könnte es im Notfall auch einrichten. Im Grunde ist es dafür aber schon zu spät – aber man weiß ja nie, was noch kommt.
    3. In der SPD sind die Druckmittel der Parteispitze offenbar wirksamer als bei den Grünen. Deswegen bin ich bei den Grünen. Bei uns kann man machen, was man möchte – man muss es nur begründen können.
    4. Die bürgerlichen Medien sind wie blöd auf die Meinungsmache der “Jungen Freiheit” eingestiegen, ohne sich zu schämen.
    5. Selbiges gilt für CDU, CSU, RCDS, JU, Guido Westerwelle und die Jusos Hamburg.
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  • 29. November 2007 | 46 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    So etwas macht mich wirklich sauer: Was die da gerade mit der neuen Juso-Vorsitzenden Franziska Drohsel abziehen, das ist unterste Schublade. Eben hab ich es auf SPIEGEL ONLINE gefunden: Rechtskonservative in Union und SPD fordern Franziska Drohsel zum Rücktritt auf. Hintergrund der “Kampagne” ist Drohsels Mitgliedschaft in der Roten Hilfe. Und das, obwohl Drohsel vor ihrer Wahl ganz offen mit ihrer Mitgliedschaft in der – als gemeinnützig anerkannten! – Roten Hilfe umgegangen ist.

    “Dass ich Mitglied in der Roten Hilfe bin, war bekannt, und ich bin mit einem Ergebnis von 76 Prozent zur Vorsitzenden gewählt worden”

    Als erstes thematisiert wurde Drohsels Mitgliedschaft in der Roten Hilfe von der Jungen Freiheit. Telepolis stellt die richtigen Fragen

    In den Mainstream-Medien wurde die Rolle der “JF” in der Kampagne dagegen selten erwähnt. Möglicherweise hat man dort Angst, dass die Tatsache, dass man die Kampagne so reibungslos übernahm, vielleicht darauf hinweisen würde, dass eine Verbundenheit mit einem Spektrum besteht, das bis vor kurzem vom Verfassungsschutz beobachtet wurde?

    Die Konservativen wollen es einfach nicht wahrhaben: Spätestens seit dem G8-Gipfel wissen wir doch alle, wie wichtig Unterstützung für Opfer von Polizei- und Staatsgewalt ist. Die JU und ihre konservativen Gesinnungsfreunde haben offenbar wenig Ahnung, was die Rote Hilfe eigentlich macht. Drohsel kennt sich besser aus

    “In meinem persönlichen Umfeld wurde zum Beispiel ein Freund von der Roten Hilfe unterstützt, der bei Demonstration gegen einen Nazi-Aufmarsch festgenommen wurde.”

    Ich habe absolut kein Verständnis für die einseitig ideologisch motivierte Politik von CDU, JU und RCDS, von denen bekannt ist, dass sie keine Gelegenheit auslassen, Linksextremismus und Rechtsextremismus gleichzusetzen. Wer sich nur ein wenig mit dem Thema befasst hat, weiß, dass die Extremismustheorie als überholt gilt.

    • “Im Extremen treffen sich Links- und Rechtsextremismus wieder, da schließt sich der Kreis”
    • “Der ist so rot, dass er schon braun anläuft.”

    Derartige Sprüche gelten in der modernen Politikwissenschaft als nicht mehr zeitgemäß. Aber klar, dass muss ja noch nicht bei den Rechtskonservativen aus der Union angekommen sein, die hatten wohl noch an ihrem Bier zu nuckeln. Oder sind gar in 1848 hängengeblieben.

    Auch auch die armseligen Versuche einiger Jusos, die mit Drohsels Wahl – konkret offenbar auch mit ihrer politischen Ausrichtung – nicht zufrieden sind und jetzt “nachtreten” wollen, sind nicht zu billigen.

    Inzwischen gibt es auch ein Statement auf der Webseite der Roten Hilfe zu der Kampgane gegen Drohsel.

    Die gegenwärtige Kampagne (…) hat Vorläufer: Zum ersten Mal zum Thema gemacht wurde Drohsels Mitgliedschaft in der Roten Hilfe, aus der sie nie ein Geheimnis gemacht hatte von der Rechtsaußen-Postille “Junge Freiheit”. Die Junge Freiheit frohlockt derweil auf ihrer Internetseite über die unverhofften Bündnispartner. Rückendeckung erhält sie dabei ausgerechnet vom Inlandsgeheimdienst, der in seinen jährlichen Verfassungsschutz- berichten die Rote Hilfe als mitgliederstärkste linksextremistische Organisation bezeichnet, und nichts unversucht lässt, den Eindruck zu erwecken, die Rote Hilfe unterstütze die (seit mehr als zehn Jahren nicht mehr existierende) RAF.

    Alles mal herunterkochen. Man mag zur Roten Hilfe so oder so stehen und kann da auch seine Kritik haben, aber die aktuell betriebenen Gleichsetzungen mit der NPD sind wirklich unerträglich und zeugen von mangelndem Sachverstand.

    Schon im Vorfeld der Wahl war ich sehr froh, dass Drohsel an die Spitze der Jusos rücken würde. Ich wünsche ihr alles Gute als Juso-Vorsitzende, vor allem auch beim Engagement gegen Nazis. Da gibt es wirklich eine Menge zu tun, und es ist erfrischend, dass es jetzt eine Juso-Vorsitzende gibt, die wirklich weiß, wovon sie spricht, von der wir sicher sein können, dass sie etwas gegen Nazis tut. Solidarität mit Franziska Drohsel, kann ich da nur sagen, und:

    Die einäugigen Krähen aus der rechtskonservativen Ecke sollen endlich mal das Hacken lassen!

    Zur Extremismustheorie

    Die so genannte “Extremismustheorie” ist beim Engagement gegen Nazis nicht sinnvoll, da sie die Nazi-Ideologie – mit Ausprägungen wie Rassismus, Antisemitismus – nicht richtig zu fassen vermag. Der Begriff “Rechtsextremismus” trägt zu einer inhaltlichen Entleerung bei. Nicht zuletzt durch die Heitmeyer-Studien ist belegt, dass eine solche Theorie Ideologieelemente des Nationalsozialismus nicht richtig fassen kann: Menschenverachtendes, rassistisches und antisemitisches Gedankengut findet sich genauso in der so genannten “Mitte der Gesellschaft”. Das bedeutet für die politische Praxis, dass man lieber von “Nazis” als von “Rechtsextremen” sprechen sollte, und zweitens bedeutet dies auch, dass endlich Schluss sein muss mit der unseligen Aufrechnerei zwischen “Rechtsextremismus” und “Linksextremismus”, wie es besonders gerne in der CDU betrieben wird.

    Zu diesem Thema auch ganz interessant: Von mir initiierte Studie der grünen Bundestagsfraktion zu Nazis im ländlichen Raum:

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