Julia Seeliger
  • Auf zu einer grünen Familienpolitik!

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    2. March 2006 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Die Presse-Erklärung “Monogamie ist keine Lösung” zieht inzwischen weite Kreise. Im Blog der GRÜNEN JUGEND tobt gerade eine wilde Debatte über Familienpolitik. Kritisiert wird, dass wir als GRÜNE JUGEND angeblich “die Gesellschaft zersetzen” wollten. Dabei ist es doch einfach nur unser Ziel, die Vorteile der zwischenmenschlichen Solidarität auch denjenigen zu Gute kommen zu lassen, die eben nicht in den “Hafen der Ehe” einschippern wollen.

    Heiratende Enten

    Der Jugendsender Giga schreibt hierzu auf seinem Internetauftritt:

    Mitte Februar forderten sechs junge CSU-Parlamentarier, „das traditionelle Familienbild als unverrückbares politisches Leitbild“ in ihrer Partei aufrechtzuerhalten. Der Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen, die Grüne Jugend, ist das aber viel zu rückständig. Sie fordert in einer Pressemitteilung, auch längere Beziehungen und sogar Polygamie als Lebensgemeinschaften anzuerkennen, die staatlich gefördert werden sollten.

    Auch auf dem katholischen Nachrichtenportal kath.net wird die Presse-Erklärung zitiert.

    Die Öffnung der Ehe – das ist nicht nur eine Forderung der GRÜNEN JUGEND, auch die Bündnisgrünen wollen seit langem das Ehegattensplitting abschaffen und die Rechte von Alleinerziehenden in unserer Gesellschaft stärken. Dazu gehört unter anderen der Ausbau der Kinderbetreuung, der inzwischen auch von einer CDU-Ministerin forciert wird. Dazu gehört auch die Erleichterung der Scheidung, die gerade von Schwarz-Rot angegangen wird (Scheidung beim Notar anstatt vor Gericht). Grüne Forderungen sind also gesellschaftlicher Konsens geworden – und es ist richtig, auf diesem Politikfeld weiterhin für die Rechte von Frauen und alternativ denkenden Menschen zu kämpfen.

    Eine Debatte innerhalb und außerhalb der Grünen zu diesem Thema tut mehr als Not. Deswegen freue ich mich sehr, dass diese Presse-Erklärung schon einige Kreise gezogen hat und dies auch hoffentlich weiterhin tun wird.


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11 Responses to “Auf zu einer grünen Familienpolitik!”

  1. Familie hat viele Gesichter =) . Auf jeden Fall macht sie Sinn.

  2. Volle Zustimmung.
    Familie als niedrigschweiliger Ort von Solidarität zwischen Menschen macht absolut Sinn!

  3. “Niedrigschweiliger” Ort 😉 ?!? Das klingt so negativ. Eine solche Gemeinschaft kann aber recht heimelig sein – negative Assoziationen dieses Mal ausgeschlossen – explizit 😉 .

  4. Julia, lies mal das Buch “Minimum” von Frank Schirrmacher. Dort heist es: „Sozialromantische Hoffnungen auf informelle Netzwerke, in denen kinderlose Ehepaare in eine Art übergeordnete Kita unterstützen, spuken seit Jahren durch die Köpfe von Gesellschaftstherapeuten, sind aber deswegen trotzdem noch nicht wirklichkeitsnäher geworden“ (S. 121)

    Werde nicht zu einer Gesellschafftsterapeutin. Erinnere dich daran, daß du sicherlich ein Vater und eine Mutter hast.

  5. Huhu,

    das Buch “Minimum” hat diese Debatte doch erst richtig “heiss” gemacht! Nicht ohne Grund gab es wegen dieses Buches (und wegen des nicht ganz unumstrittenen Spiegel-Artikels) sehr viele Debattenbeiträge (von Frauen), die zu Recht darauf hinwiesen, dass unsere Gesellschaft nicht gerade kinderfreundlich ist. Und dass die Bedingungen gerade für Akademikerinnen, die Kinder haben möchten, schlecht sind.

  6. die öffnung der ehe hin zu lebensgemeinschaften haben wir ja nun schon, homosexuelle werden auch anerkannt – auch von cdu und spd. da liegt die weitere öffnung hin zu jedweder form des geordneten zusammenlebens in einem haushalt – auch zur polygamie- ja eigentlich auf der hand.
    ich stimme der grünen jugend da jedenfalls mit euren ideen voll zu !

  7. @ julia

    lust auf ne großangelegte fickbeziehung?

  8. Äh, @arrghhhh, warum?

    Ich suche mir meine Partner schon mit etwas mehr Augenmaß aus.

  9. […] Diskussion in meinem Blog zu jener Presseerklärung […]

  10. Hallo Julia,

    ich bin durch das Zeitungsgespräch in Chrismon hierauf aufmerksam geworden.
    “dass es Formen der Solidarität abseits der Familie geben muss” – Hier stimme ich mit Dir absolut überein. Das ist was Gesellschaft seit Menschengedenken ausmacht. Aber andererseits verstehe ich Dich auch so, dass das Mutter-Vater-Kind-Modell ausgedient hat. Hier muss ich nach meiner Erfahrung ganz klar dagegenhalten. Ich kenne keine Kinder, aus Patchworkfamilien, die nicht unter dieser Situation gelitten haben, leiden oder gar nen Knacks weghaben. Bis hin zu nem Mädchen, dass von dem Freund ihrer Mutter vergewaltigt wurde. (Gut, annahmsweise Randerscheinungen) Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen von klein auf bis zum Erwachsenenalter ein männliches und ein weibliches Vorbild b r a u c h e n. Nicht, dass solche die das nicht haben nicht trotzdem gute Menschen werden könnten. Aber schwerer wirds vielleicht dadurch. Es gibt heute kaum noch äußere Gesellschaftliche Zwänge, die Menschen in einer Ehe halten müssen. (Sie müssen sie ja gar nicht erst eingehen.) Wir haben gehen viel weniger Pflicht ein, haben mehr Freiheit.
    ich behaupte dieses Übermaß an Selbstbestimmung über uns, geht zu Lasten unserer Kinder. Ich behaupte, es ist Egoismus. Und ich behaupte Ehe ist die Idealform für selbstlose Liebe. (Wenn auch keine Lösung in sich, sondern nur ein Rahmen.)

  11. Irgendwie scheint es in gewissen Kreisen ja auch eine Gleichsetzung von “verheiratet” und “kindererziehend” zu geben (oder gegeben zu haben) in dem Sinne, dass nur Verheiratete Kinder großziehen sollten bzw. die natürlichen Kandidaten für diese Aufgabe wären. Anders kann ich mir z.B. das Ehegattensplitting nicht erklären bzw. dessen Rechtfertigung durch den Schutz der Familie, wie er in der Verfassung vorgegeben ist. Nur: Was macht zwei Menschen, die einen Vertrag (und nichts anderes ist die Ehe) schließen, zu einer Familie? Und was macht Eltern, die nicht verheiratet sind – bzw. deren Kind(er) – , zu etwas weniger Schützenswertem?
    Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass es ja jedem/r freisteht, sich qua Heirat dieses Schutzes zu versichern (zumindest heterosexuellen Paaren), und dass es ein Zeichen von Bindungsungfähigkeit sei, wenn von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch gemacht wird etc. Und bis zu einem gewissen Grad teile ich diese Ansicht auch. Aber “life is what happens when you´re busy making other plans”, wie Lennon (glaube ich) so schön sagte. Jedenfalls darf diese Debatte nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Und gerade eine Partei, die sich in programmatischer Gegnerschaft zum Schwangerschaftsabbruch befindet (und mich wenigstens in dem Punkt auf ihrer Seite hat), sollte froh genug über jedes Kind sein, das geboren wird, um dieses nicht am Familienmodell zu messen, in das es hineingeboren wurde. Von der steuerlichen Schlechterstellung der (unverheirateten) Eltern ist es aber offensichtlich mitbetroffen.