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Legalisierung: Warum eigentlich nicht?
8Wie eine kürzlich erschienene Studie von Zogby International herausfand, würden 99 Prozent der Befragten (1028 Teilnehmende) auch nach einer Legalisierung aller Drogen keine harten Drogen konsumieren – lediglich 0,6 Prozent würden dies tun, 0,4 Prozent sind unentschlossen.
Gefragt wurde “If hard drugs such as heroin or cocaine were legalized, would you be likely to use them?” Die Antworten auf diese eine Frage werden dann im weiteren noch nach Geschlecht, politischer Einstellung und zahlreichen anderen Parametern – wie beispielsweise der Affinität zu mySpace – aufgeschlüsselt dargestellt.
Man kann sich angesichts solcher Zahlen mit einiger Berechtigung die Frage nach dem Sinn des Drogenverbots stellen.
Über die Studie gelesen habe ich im aktuellen Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes. Dort werden die Zahlen auch kommentiert.
Wenn man von der statistischen Fehlerquote absieht, entsprechen diese Zahlen der gegenwärtigen Konsumentenverteilung. Sie widersprechen damit der amtlichen Lesart, nach der das Verbot von Drogen dazu führe, dass die Nachfrage sinke. Vielmehr zeigen sich die konsumwilligen Amerikaner vom Legalitätsstatus unbeeindruckt.
Einsortiert: drogen
Verschlagwortet: drogen, legalisierung
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8 Responses to “Legalisierung: Warum eigentlich nicht?”
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Christoph
Wissen wird man es erst, wenn die Prohibition endlich fällt. Zumal es letztlich egal ist: Die Freiheit des Einzelnen ist nicht daran gebunden, wieviele andere sie in welcher Hinsicht wahrnehmen.
Leider haben wir gesamtgesellschaftlich einen Prohibitionstrend, der viele Bereiche erfasst und daher das Kettensprengen schwieriger macht.
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Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Zugänglichkeit von Drogen und deren Gebrauch. Eigentlich könnte Drogenkonsum der Gesellschaft auch völlig egal sein, jedenfalls,…
…wenn harte Drogen keinen Anschlag auf die Willensfreiheit der Konsumenten darstellen würden
(Individualkomponente)
…wenn der Konsum harter Drogen nicht mit erheblichen gesellschaftlichen Folgekosten- und Problemen verbunden wäre.
(Sozialkomponente)
Harte Drogen und ein leichter Zugang zu ihnen stellen also in vielfacher Hinsicht ein erhebliches Problem dar.
Das gilt auch teilweise für vermeintlich “leichte” Drogen. Ich persönnlich konnte jedenfalls nicht darüber lachen, wie ein guter Bekannter auf einem LSD-Trip hängen geblieben ist.
Eine andere Frage ist, wie man diesen Problemen gerecht wird. Das typische CDU-Gebelle dazu stellt jedenfalls keine adäquate Antwort dar. Wer Drogenkranke zu Ungeziefer erklärt, oder – nicht weniger primitiv – das Problem vor allem bei den Dealern sieht, der hat nichts begriffen.
Wobei ich den Eindruck habe, dass das umgekehrt auch für diejenigen zutrifft, welche die Legalisierung von Drogen für die ultimative Maßnahme erklären.
Was den Markt für Marihuana/Haschich usw. betrifft, tendiere ich zu einer maßvollen Legalisierung, auch, um damit eine erhebliche finanzielle Basis des Drogenmarktes auszutrocknen. Dazu kommt, dass der THC-Gehalt bei Produkten auf dem illegalen Drogenmarkt im letzten Jahrzehnt erheblich angestiegen ist, was man durchaus mit Sorge betrachten kann.
Eine maßvolle Legalisierung (z.B. pro Monat bis zu 10 Gramm – zugänglich über Apotheken) wäre eventuell ein Weg, mit dem verschiedene positive Effekte erreicht werden könnten.
Eine Legalisierung harter Drogen wäre eindeutig ein Irrweg, und zugleich ein Wunschtraum aller Hardcore-Neoliberalen. Auf diesem Weg kann man z.B. den rebellischen Teil der Jugend besser von der Politik fernhalten, und – ganz im Ideengewand des Sozialdarwinismus – die unteren gesellschaftlichen Schichten beschädigen.
Legalization is a mistake – regulate it!
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erlehmann
Regulierung im Sinne von Vertrieb über Apotheken o.Ä. wird ja gefordert – das ist ja besonders im Sinne der Konsumenten (Stichwort Blei).
Was Drogen generell angeht: Wer sich kaputt machen will (soll z.B. mit Alkohol ganz gut gehen), kann das meinetwegen gerne tun – dann aber bitte dort, wo er nicht andere gefährdet, d.h. Null-Promille-von-irgendetwas im Straßenverkehr, Beruf etc. Aber sonst ist es mir wirklich echt egal, wer sich wie erleuchtet oder Schäden zufügt.
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johannes
die unterteilung von “harten” und “weichen” drogen ist total, entschuldigung, schwachsinn. nach den meisten kriterien, die mir einfallen würden, ist alkohol eine “harte” droge (und so was von legal, der ehemalige bay. wirtschaftsminister, jetzt bahn-aufsichtsrat wiesheu durfte mich diesem stoff im blut auch leute totfahren). lsd würde ich persönlich niemals! als weiche droge bezeichnen.
ansonsten: arbeit ist der fluch der trinkenden klassen (oscar wilde) -
johannes
ups, ich glaube mein vorheriger kommentar ist in sich widersprüchlich. aber das verstehe ich heute nicht mehr. hab heute zu viel konsumiert. aber politischer aschermittwoch ist echt hart und die csu hat nur so billigen fusel verkauft 🙁
ich werd heut einfach nichts mehr kommentieren. -
erlehmann
die csu hat nur so billigen fusel verkauft
lachwas.
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johannes
ich hab richtig angst vor den kommenden “blutroten” regierung bekommen. da muss man doch alkohol trinken, um diese angst irgendwie zu handlen.
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Vielleicht sind im Zusammenhang mit diesem Beitrag 15 Thesen eines US-Mediziners interessant, mit denen er die Legalisierung sämtlicher Drogen forderte: http://sozialgeschnatter.wordpress.com/2008/06/06/interessante-these-legalisiert-alle-drogen/
Die Thesen sind zwar 16 Jahre alt, aber meiner Meinung nach immer noch aktuell.