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Widersprüchlich und uninformiert: Bundesregierung zu Salvia
18Update: Am Dienstag hat auch der Deutsche Hanf Verband eine lesenswerte Presseerklärung zum drohenden Verbot von Salvia herausgegeben.
Update 2: Heute erschien auf der Titelseite der von mir eigentlich hochgeschätzten “Süddeutschen Zeitung” ein Salvia-Artikel von Claudia Fromme, der nur noch als dummdreist bezeichnet werden kann. Frau Fromme ist entweder nicht in der Lage zu recherchieren oder sie ist von der CDU gekauft. Deswegen habe ich einen Leserbrief verfasst.
In einer kleinen Anfrage (PDF) hatten Bündnis 90/Die Grünen die Bundesregierung zu Salvia Divinorum befragt. Anlass: Der so genannte “Zaubersalbei” soll verboten werden – sprich, in die Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes aufgenommen werden. Dazu gab es auch kürzlich einen sehr informativen Beitrag bei Polylux.
polylog drogen zaubersalbei @ www.polylog.tv/videothekDie Antworten der Bundesregierung (PDF) auf die “Kleine Anfrage” sind skurril: Gefragt nach den Prävalenzen und KonsumentInnen-Zahlen biogener Drogen beispielsweise kann die Bundesregierung nur mit Zahlen zu Psylocybinpilzen dienen. Zu Salvia Divinorum liegen der Bundesregierung gar keine Zahlen vor. Zur einer möglichen toxischen oder letalen Dosis muss sie einräumen:
Hierzu liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor, weil entsprechende Daten nicht erhoben werden. Studien wären aufgrund der sehr geringen Konsumentenzahl kaum durchführbar.
Meine Interpretation dieser kleinen Anfrage: Die Bundesregierung agiert in der Drogenpolitik offensichtlich nicht auf Basis von Vernunft, denn Zahlen scheinen ja nicht zu interessieren. Wie kommt sie darauf, dass hier ein Verbot notwendig ist? Wäre es nicht sinnvoll, erstmal zu erforschen, um was für einen Stoff es sich handelt, was er für Wirkungen und Risiken hat, bevor man ihn verbietet? Ich finde schon.
Zu Beginn diesen Jahres war der Besitzer des “Elixier”-Head-shops (mehr zu diesem Fall findet sich auch in dem oben verlinkten Polylux-Beitrag) zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden, weil er mit Salvia gehandelt hatte. Es habe sich um einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz gehandelt. Im Juni 2006 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) noch beschlossen, Salvia unter Apothekenpflicht zu stellen, ein Jahr später, am 18.Juni 2007, beschloss das BfArM die Empfehlung, Salvia in Anlage 1 des BtmG aufzunehmen, also zu verbieten.
“Der SV-Ausschuss hat in seiner Sitzung die Beschlussempfehlung ausgesprochen, Pflanzen und Pflanzenteile von Salvia divinorum in Anlage I des BtMG einzustufen.”
(Quelle)Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung, z.Hd. Frau Fromme
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Frau Fromme,mit Interesse und zunehmender Empörung habe ich den heute auf der Titelseite der “Süddeutschen Zeitung” erschienenen Artikel zu Salvia Divinorum (Zaubersalbei) gelesen. Nach meiner Bewertung hat Frau Fromme, die Autorin, in einer allzu tendenziösen Art und Weise berichtet – dargestellt wird nur die Position der Bundesregierung, die schlichtweg als nicht informiert gelten kann, gewürzt mit einem Statement des prominentesten Vertreters der konservativen Drogenforschung, Professor Thomasius. Herr Thomasius pflegt sich stets zu äußern, wenn es daran geht, Drogen in drastischster Form zu dämonisieren. ExpertInnen aus dem Bereich der progressiven Drogenforschung, nicht einmal der Gutachter im Gerichtsverfahren zum Produktstatus von Produkten auf Basis von mexikanischem Zaubersalbei (Salvia divinorum), Tibor Harrach, kommt zu Wort. Herr Harrach gilt lagerübergreifend als Experte in solchen Fragen, warum wurde er nicht befragt?
Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Frau Fromme die Antwort der Bundesregierung zur “Kleinen Anfrage” von Bündnis 90/Die Grünen allzu unkritisch gelesen hat – anders kann ich es mir nicht erklären, warum sie in ihrem Text von Salvia zu psilocybinhaltigen Pilzen springt. Die Bundesregierung hat zu den KonsumentInnen- und Prävelenzzahlen bezüglich Salvia keine Antworten geben können und sich notbehelfartig auf psilocybinhaltige Pilze bezogen. Da hätten es doch spätestens bei Frau Fromme klingeln müssen! Wer sich als ernstzunehmender Journalist versteht, sollte sich immer nach den Interessen fragen, die die einzelnen Akteure haben – diese Kritikfähigkeit hat Frau Fromme, ich betone es bewusst noch einmal, bei der Recherche für den Salvia-Artikel – ob bewusst oder unbewusst – doch sehr vermissen lassen!
Die Süddeutsche Zeitung ist eine hoch angesehene, linksliberale Zeitung. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass ich dort undifferenziert die politische Position der Bundesregierung abgedruckt sehen muss. Eigentlich erwarte ich, dass dem Verfassen von Artikeln, insbesondere von Titelseitenartikeln, eine sorgfältige Recherche voran geht.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Seeliger (die die Süddeutsche Zeitung jeden Morgen am Küchentisch goutiert)
Einsortiert: andere parteien, drogen
Verschlagwortet: salvia divinorum
auch noch zum Thema
18 Responses to “Widersprüchlich und uninformiert: Bundesregierung zu Salvia”
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Ich erlaube mir noch diese beiden Links zu ergänzen:
DHV: Verbot von Zaubersalbei ist ein gefährlicher Irrweg
Planungen der GJ gegen das Verbot, für gute Ideen wie wir gegen das drohende Verbot etwas tun können, sind wir immer zu haben -
Eiermann
Warum erinnert mich das nur an das Zitat von H. L. Mencken?
“Puritanismus ist die quälende Furcht, dass irgendwo irgendwer glücklich sein könnte.”Ich hatte mir schon mal Salvia bestellt (glaub’ sogar aus dem besagten Shop), aber nur gekaut, weil ich kein Raucher bin. Nach einer halben Stunde kam ich mir ziemlich blöd vor 🙂 Weiß jemand, ob das auch als Tee wirkt?
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Die Aussage in der Wikipedia “In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die Schleimhäute aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen.” habe ich auch so noch aus einem Vortrag von Tibor Harrach in Erinnerung. Nichtraucherinnen könnten es auch mal mit der Snus Methode versuchen, also unter die Lippe klemmen, vielleicht auch mit etwas Salz dabei um die Schleimhäute zu reizen.
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TRD
Zitat Claudia Fromme:
“[…] die Blätter werden geraucht oder der aus ihnen gepresste Saft wird getrunken […]”
Zitat Wikipedia:
“[…] In jedem Falle kann Salvinorin ausschließlich über die Schleimhäute aufgenommen werden und zerfällt wirkungslos im Magen. […]”
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Wie geht das dann nur mit dem Saft wenn der Wirkstoff im Magen zerfällt? Entschuldigen Sie, Frau Fromme, aber das war WIRKLICH schlecht recherchiert!
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Earl Mobileh
Mist, ich sollte hier nicht mehr herkommen. Immer muss ich mich über den Schwachsinn aufregen, den die da oben verzapfen. Warum sind Politiker eigentlich alle so dumm? :/
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äh …
ich auch?
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Earl Mobileh
Nein das war eine rhetorische Frage mit stark polemischem Unterton. Die Bezeichnung Politiker ist hier auch stark auf die derzeitige Regierung beschränkt… *rausred* 😀
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Na, dann,
geh auf die Straße! (Beispielsweise bei der Hanfparade)
Schreib Briefe!
Blog es!
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Earl Mobileh
Und du meinst das bringt was? Bloggen wär schon ne Idee… Briefe und Hanf sind nich so meine Welt.. *g*
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mach doch n salvia-blog. oder gibts das schon?
zB bei blogsport. oder du installierst dir wordpress auf deinem webspace (wenn du sowas hast, dafür benötigst du aber php und eine mysql-datenbank)
achja, und die hanfparade – da gehts nicht nur um hanf. die demo heißt nur so. die hanfparade ist die größte legalisierungsdemo deutschlands. der wagen von den grünen wird zB zum thema salvia sein. soviel zum thema hanfparade und hanf.
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Earl Mobileh
Salvia hab ich jetz hier das erste Mal gehört, ich hab mich mehr oder weniger aus Prinzip aufgeregt.. 😀 .. auf meinem Webspace wär natürlich schon klasse, aber dann ist man nich mehr anonym was für mich eher kacke ist (ja ich hab was zu verbergen), aber dafür brauch ich dann auch erstma ein Thema oder sowas… man könnte natürlich auch wild in die Luft bloggen, aber dann liests wohl eher keiner wenn alles durcheinander is… hmm
salvia-blog.de gibts noch nicht..
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Wenn Dich Salvia nicht so interessiert, würde ich davon abraten, zu diesem Thema ein Blog zu machen. Anonym anmelden kann man sich glaube ich bei WordPress.com, ob das bei Blogsport auch geht, hab ich noch nicht ausprobiert.
Grundsätzlich empfehle ich dennoch Blogsport, weil das n cooler, politisch korrekter Anbieter ist.
Aber wie gesagt, Du solltest schon über Dinge bloggen, die Dich interessieren.
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Earl Mobileh
Habe nichts anderes vor.. ein Blog über Salvia.. da muss man schon n Freak sein, wenn man das durchziehen wollte… schaun mer ma.. ich guck mir mal Blogsport an.. wieso politisch korrekt? Was ist an den anderen inkorrekt?
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die anderen sind auch korrekt, vielleicht bis auf blogger.com, was zu google gehört.
das postive an blogsport für mich ist, dass man sich da bei der werbung linke werbung aussuchen kann, außerdem kann man zB das vorratenspeicherungs-eselsohr einbauen. dies wird auch in den blogsport-userInnen deutlich: klickt man bei denen mal in die blogs hinein, sind es zum großen teil linke, emanzipatve und alternative blogs.
ich find das gut.
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Earl Mobileh
Ok verstehe. Das Eselsohr is natürlich schon geil. Ob mir das linke, emanzipative etc. gefällt weiß ich eigentlich gar nicht. Links und rechts sind für mich eh nur Kindereien. Aber sei’s drum, alternativ ist auf jeden Fall ein schönes Wort. Angenommen es würde bereits alles gebloggt was ich zu sagen hätte – würde ein Blog dennoch sinnvoll sein?
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[…] Dass Verbotsverfahren von Zaubersalbei verdeutlicht, das die Drogenpolitik der CDU/SPD-Regierung nach wie vor ideologisch bestimmt ist. Bündnis 90 / Die Grünen fordern dagegen eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützte und vor allem auf die Bedürfnisse mündiger KonsumentInnen ausgerichtete Drogenpolitik”. Mehr über das Salvia-Verbotsverfahren […]
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[…] der Salvia-Debatte schrieb sie “Drogen aus dem Kräutergarten” – ich schrieb einen Leserbrief, der natürlich nie beantwortet wurde. In dem Artikel wurde deutlich, dass Claudia Fromme nicht […]
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Über so viel Dreistigkeit kann man nur traurig den Kopf schütteln. Keine wirklichen Gründe und belegbare Zahlen für das Verbot haben, aber trotzdem gleich die ganze Pflanze verbieten (und den Wirkstoff aussen vor lassen).
Wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe, versuche ich das der Bundesregierung auch noch ein wenig unter die Nase zu reiben. Zum Glück gibts ja das IFG. Mal schauen, was da wirklich an “harten Fakten” vorliegt.