Julia Seeliger



34 Responses to “Die Strategiefrage”

  1. Das Banner ist wirklich sehr schön Julia.

    Derzeit stört mich am meisten dass man von außen den Eindruck bekommt die Grünen wollten um jeden Preis wieder regieren. Dies ist per se nix schlimmes, wenn dabei aber der Eindruck aufkommt wir würden unsere Inhalte dem anpasssen, dann wird es problematisch.

    Wie ich anderswo im Blog schon mit Martin (Metz) diskutiert habe, derzeit gibt es m.E. inhaltlich keine Koalitionspartner mit denen wir unterm Strich im politischen Ergebnis gewinnen könnten ohne an anderer Stelle allzu viel zu verlieren.
    Übrigens teilt diese Meinung auch mein netter JU-Vorsitzender in GE 😉

    Ich bin der Ansicht, gerade nach den zwei Parteitagen 2007, dass wir ganz offen sagen sollten “Wir preschen jetzt vor, wir passen uns nicht an, wir warten bis die Anderen zur Vernunft kommen”. Denn Fakt ist ja auch, dem gegenwärtigen politischen Mainstream gewinnen wir derzeit nichts Gutes ab. Und die Bevölkerung übrigens mehr und mehr auch nicht.

    Sorry, wenn das jetzt noch nicht so passt, das erste Posting ist immer das Schwerste. 🙂

  2. Hallo Julia,

    vielen Dank für dieses Forum zur Diskussion. Ich finde es sehr gut, dass Du gerade die Fragen stellst, die genau den Punkt treffen.

    Hallo Dennis,

    ich schließe mich Deinem Posting an. Es kann und darf nicht zum politischen Alltag werden irgendwelchen Beliebigkeiten hinterher zu rennen. Wir Grüne waren immer politische Avantgarde, gerade in den Zeiten des staubigen Westkonservatismus. Wie richtig wir damit lagen zeigt, dass nun alle Parteien sich bemühen unser Kernthema, den Umweltschutz, auf ihre Agenden zu heben.
    Wir sollten unsere Positionen herausstellen und dann schauen wer zu uns passt und nicht umgekehrt. Die beiden Parteitage 2007 waren hierfür gute Signale.

  3. Richtig. Wir stehen vor einer politischen Zeitenwende. Die Parteien gefährden mit ihrer gegenwärtigen Politik genau jenes System auf welchen sie basieren.
    Die Beliebigkeit, die Unglaubwürdigkeit, das Hinterherrennen dem BILD Agendasetting muß ein Ende haben.

    Die Grünen sind prädestiniert dafür hier einen Anfang zu machen. Wir sind “klein” genug, unsere Klientel denkt auch schonmal weiter als bis fünf vor 12 und um an die Macht zu kommen müssen uns die anderen vier auf Dauer alle liebhaben.

    Ich finde es zum Beispiel furchtbar das von Wörlitz als Erstes das Thema Verbraucherschutz es bis in WDR2 geschafft hat. Das ist natürlich ein Allparteienkompatibles Thema. Aber so etwas von weltfremd. Als ob dies jetzt wirklich das WICHTIGSTE überhaupt ist.

    Nein, wir müssen Wirtschafts, Sozial-, Innen- und Außenpolitisch jetzt ausschließlich propagieren was wir für richtig halten. Das wir damit den anderen KONTRA geben ist klar, aber nicht unsere Macke sondern deren Defizit.

  4. Man sollte vielleicht mal drüber nachdenken, ob die Einteilung “ökologisch – sozial – basisdemokratisch – gewaltfrei” bzw andere Themenaufteilungen (wie die der Fraktion, die enfach nach einer anderen Schwerpunktaufteilung sucht, um Neues zu schaffen) noch trägt.

    ich finde die bisherige Einteilung okay, aber man könnte mal drüber nachdenken, wie man Grüne auf einer anderen Ebene beschrieben kann. Eben fiel mir zB ein, dass man auch Aspekte wie den “das Zivilgesellschaftliche” oder “das Bürgerschaftliche” in den Mittelpunkt stellen könnte.

    Das macht uns schon jetzt aus. Wir pflegen vielerorts enge Kontakte zu Bürgerinitiativen, auf Bundeseben ist die Grüne Jugend sehr aktiv in derartigen Bündnissen, zB “Bahn für alle”. Die Bundespartei will eine Bürgerbewegung für den Klimaschutz initiieren. Wir sind immer noch eine Partei mit Leuten, die sehr gerne auf Demos gehen. Wir waren beim G8-Gipfel präsent.

    Hier sollten wir auf manchen Ebenen aufpassen, dass “die Linke” uns nicht den Rang abläuft, die haben das zumindest beim G8-Gipfel schon ganz gut versucht. Dieses Heft sollten wir uns nicht aus der Hand nehmen lassen.

    Diese Talente – das Zivilgesellschaftliche, das Bürgerschaftliche – haben wir ja schon und es lassen sich zahlreiche Themen anknüpfen. Die ganzen Demokratie-Themen, Wahlrecht für alle, Transparenz kommunaler Demokratie, mehr Entscheidungsmöglichkeiten für Bürger, (ich schreibe bewusst nicht “Partizipation”, denn Demokratie sollte “mehr Entscheidung” bedeuten, nicht “mehr Teilhabe”).

    Dieses sollten wir auch ganz praktisch in unserer politischen Arbeit leben, also nicht nur den Aspekt “Demokratie” bzw. “Basisdemokratie” inhaltlich nach vorne stellen, sondern auch in der Organisation unserer parteipolitischen Wirklichkeit an sich.

    Wir sollten also offen für neue, nicht in unserer Partei aktive Menschen sein und für sie Möglichkeiten schaffen, sich politisch für grüne Ideen zu engagieren. Wir sollten uns weiterhin klar zur Autonomie der Kreisverbände bekennen und dies auch verinnerlichen. Wir können uns Möglichkeiten überlegen, wie wir politisches Engagement auch mit den Mitteln des Internet erfrischend erneuern können.

    Einige Ideen wurden schon in dem Thread zur Nachwuchskoordination unserer Partei angesprochen, so zb ein unbürokratischer Fördertopf für Initiativen parteiungebundener, aber der grünen Bewegung naher Jugendlicher.

    Also, lasst uns “das Bürgerschaftliche” stärken. Nicht den Bürger zum Verbraucher machen, sondern im Gegenteil sich noch mehr öffnen für die guten Ideen derjenigen, die sich bisher nicht an eine Partei binden wollen.

  5. …schwer daran anzuknüpfen. Du erinnerst dich, am liebsten sähe ich die Partei an der Spitze einer neodemokratischen Bewegung.
    In welcher Denken der bestimmende aber auch Spaßmachende Faktor ist.

    Ich fände es schön wenn man die Grünen als die Partei der Vorwärtsdenkenden betrachten würde.

    Ich finde GRÜN sollte auch die Brücke schlagen hin in Kulturprojekte und ähnliches. Wäre auch schön wenn man in eine Art “Salonkultur” wieder rein käme.

    In GE hatten wir mal versucht so eine Art Lese&Denke&Kulturcafe in der Geschäftsstelle zu betreiben. Das scheiterte ein wenig an GE 🙂
    Aber die Idee an sich ist gut.

  6. …ich betrachte das hier mal mehr als so eine Art Gehirnstürmen…
    Also, eine Urabstimmung bzgl. Kandidatenkür (2009)fände ich ebenfalls sehr wünschenswert. Das würde mal ein Zeichen setzen..

  7. Die “Mach mit” Kampagne beispielsweise zur Bundestagswahl 2005 war in der Sache richtig. In diese Richtung sollte man weiterdenken. In eine solche Richtung geht auch “Partei ergreifen”, in der Sache ebenfalls sehr richtig, aber noch ausbaufähig, wenn gewünscht.

  8. …da war ich noch nicht bei euch. Ging es da um Mitgliederwerbung oder mehr so ein allgemeines Getrommel bzgl. Engagement?

  9. Mitgliederwerbung.

    Aber mir gehts grundsätzlich darum, (partei)politisches Engagement niedrigschwelliger zu gestalten, Initiativen “von unten” zu unterstützen und sich auch zu diesem selbstorganisierten “von unten” nachdrücklich zu bekennen.

    Die Frage ist doch: Wie können wir in Zeiten der Parteienverdrossenheit uns als Grüne so organisieren, dass wir unsere Rolle im Parteiensystem derart definieren, dass wir diejenigen sind, die progressiv sind, die Trends aufnehmen, wo die relevanten Diskurse stattfinden, diejenigen, bei denen man sich schnell organisieren kann, ohne sich im “korrupten Parteiapparat” zu verlieren, bei denen man seine Talente effektiv einbringen kann, die für Offenheit und Spaß am Engagement (“Aktivismus ist cool” hab ich mal im Galore-Interview gesagt) stehen?

    Die von dir genannten Politikcafés sind da schon eine sehr gute Idee!

  10. Die Frage ist DIE Frage überhaupt. Meine Antwort ist (Schockvariante): Die Partei aufgeben.

    Das war jetzt nur für den Effekt 😉
    Aber im Prinzip so ähnlich… die Partei nicht mehr so als Monolithblock (geschlossene Gesellschaft) betrachten. Versuchen dass was wir machen RAUS zu bringen aus den KV-Büros und den Hinterzimmern und zum STANDART gesellschaftlicher Betätigung zu machen (sofern in unserem Einfluß).
    Die Arbeitsteilung “Parteien-machen-Politik-dafür-müssen-wir-uns-nicht-drum-kümmern” (Partei vs. Bürger) muss überwunden werden und das traue ich NUR den GRÜNEN zu.

    Insofern vielleicht noch etwas zum Thema “Bürger”… wir müssen den Bürgern auch wieder nahebringen das es eine Verantwortung gibt welche sie als Bürger wahrnehmen sollten.

  11. …was das Dennis sagen will:
    Ich würde gerne Beschäftigung mit politischen Inhalten wieder als Teil der Gesellschaftskultur sehen… das würde zwangsläufig den Grünen zugute kommen.

  12. erstmal danke julia, da stellt man mal ne frage und 5 minuten später…

    ich habe den eindruck, das was ihr schreibt (was ich prinzipiell alles ok finde), taugt vor allem für großstädte. ich habe selbst die letzten 10 jahre in einer gelebt. da gibt es einfach einen großen fundus an erlebnishungrigen jungen menschen, und der erneuert sich auch noch ständig. da kann man dann schön wechselnde bündnisse schließen. und kultur, klar. hier ein theater, dort ein konzert. ich selbst hab’s eher mit der pop-linken disco gehalten: “wir haben getanzt zur besten musik, wir dachten schon fast, das wär der sieg”.

    jetzt bin ich aus beruflichen gründen aufs land gezogen. und hier klappen diese strategien nicht! oder nur unter sehr erschwerten umständen. es sind einfach die leute, die guten, rar.

    das spiegelt sich auch in unseren wahlergebnissen. in den, gut situierten, bayerischen innenstadtbezirken, kann man schon mal 20% bekommen. grün als lebensgefühl und so (wogegen nichts zu sagen ist, natürlich).

    aber mit welchen themen kann man im ländlichen raum agieren? interessiert euch/uns der überhaupt? und ok, hier ist es speziell, hier gibt es tatsächlich eine kulturelle hegemonie (ich schreib das wort nicht einfach so…es entspricht tatsächlich meinem eindruck) der csu.

  13. ‘neodemokratische Bewegung’- ist das ungefaehr jene Art von am unbedingten Individualismus und an der Opposition zur ‘politischen Klasse’ orientierte alternative Haltung, die auch die Oekologen und ‘Freidenker’ in der voelkischen Bewegung a.D. anstrebten, nicht voellig unaehnlich H.-M.Enzensbergers neuerem Motto ueber die Schwaechlichkeit der Repraesentaten der Weimarer Republik? Ihr solltet euch vielleicht an die Vorstellung gewohnen, dass eure Waehler nach wie vor vor allem aus verbiesterten, streng monogamen und stets leicht xenophoben und angepissten Bio-Muttis mit aechten festen Grundsaetzen sowie den assoziierten maennlichen Pendants bestehen, von ihr fuehrt leider kein Weg zur ‘Coolness’, haben euch die juedischen Redaktuere des vice-Magazins nicht genuegend hierob belehrt? Offenbar nicht.

  14. Peter Pan, den anderen Komentar hab ich gelöscht. Beleidigungen bitte ich zu unterlassen. Ansonsten bitte konstruktiv bleiben! Und keine Volksverhetzung hier, bitte!

  15. @dennis: also mit begriffen wie “zeitenwende” wäre ich tatsächlich vorsichtig. und “neodemokratisch”? hm, wenn die idee der utopie ist, dass wir in einer linken, sich selbstverwaltenden weltbürgergesellschaft leben, in denen emanzipierte individuen ihre dinge selbst regeln, dann macht der begriff vielleicht sinn.

    bis dahin bleibt ja noch ein bisschen weg…so ist doch vorerst wohl noch konsens, dass wir in einer partei mitarbeiten. dazu braucht es inhalte, weil es sonst die grünen tatsächlich nicht braucht. sonst könnten wir auch ein flügel einer anderen partei sein. andererseits wollen wir auch wählbar bleiben.

    aber wer sind unsere wähler?
    welche konzepte wählen die?
    welche konzepte bringen die gesellschaft mittelfristig voran?

    auf umwelt und bildung haben wir sicher keinen alleinvertretungsanspruch mehr. auch wenn sie weiterhin das aushängeschild der partei bleiben (vorerst).

    so wie dinge laufen, sind meiner meinung nach die themen direkte demokratie und bürgerrechte wichtiger denn je. sowohl was die inhaltliche weiterentwicklung angeht als auch die thematisierung in der öffentlichkeit. auch die überlegungen der grünen zu dem thema grundsicherung/grundeinkommen waren richtig und wichtig.

    weil sie unsere (oder meine?) vorstellung nach vorne bringen: eine soziale gesellschaft, die dem individuum die freiheitsmöglichkeiten und die würde gibt, sich überhaupt erst zu emanzipieren.

  16. Bildung und Umwelt sind wichtige Themen, und da wünsche ich mir die Grünen auch weiterhin.

    Was mir aber im Moment fehlt sind mal wieder echte Visionen, wie es mit unserem Land weitergehen soll. Visionen sind dabei klar was anderes als nur Lösungskonzepte für Probleme, und da fände ich es toll, wenn da wieder mehr von den Grünen käme.

    Ein großes Thema, was mich selber aktuell sehr beschäftigt, ist z.B. das Thema “Zukunft der Arbeit”. Der Arbeitsmarkt fragmentiert sich immer stärker, es gibt nur noch wenige klare Karrierewege. Das ist in vielerlei Hinsicht sicher gut, und ich arbeite auch selber in einem Bereich, mit dem sich vor 10 Jahren kaum hätte Geld verdienen können.

    Ich beobachte nur sowohl bei mir selber als auch bei viele Leuten aus meinem Umfeld, dass sie unter Bedingungen arbeiten, die für hippe Großstadtsingles vielleicht noch in Ordnung gehen, die aber niemand bis 67 durchhalten geschweige denn so eine Familie ernähren könnte.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein oder maximal zwei Normalverdiener mit 60-Stunden-Arbeitswochen ihr Leben noch ordentlich auf die Reihe kriegen können. Damit fallen wir entweder zurück in das Alleinverdiener-Modell, treiben die Scheidungsraten noch weiter in die Höhe oder kippen alle mit 60 tot vom Bürostuhl.

    Das ist jetzt natürlich grob vereinfacht, aber vielerorts haben die Gewerkschaften halt nicht mehr viel zu sagen und die Leute müssen nehmen, was sie kriegen können.

    Ich weiss nicht so richtig, was man dagegen tun kann, aber ich habe auch den Eindruck, dass es so nicht weitergehen sollte und mir fehlen die Visionen, wie denn die Zukunft der Arbeit aussehen sollte. Was machen wir denn, wenn wir mal alle 50 sind?

  17. die idee eines arbeitsunabhängigen, individuellen grundeinkommens ist z.b. eine halb realistische, halb utopische antwort auf die erfahrungen, die wir auf dem sog. arbeitsmarkt machen.

    ein thema, das medial kaum noch ne rolle spielt (kommt mir zumindest so vor) ist (anti-)drogenpolitik. das war mal anders. und obwohl sich kaum was geändert hat, ist das thema recht tot.
    das wäre auch ein thema, an dem man grüne ideen konkret darstellen könnte und damit sich abhebt von allen anderen parteien (auch von den linken, da hab ich den eindruck, die haben von sowas gar keine ahnung und schreiben dann alte grüne sachen ab, die links klingen).

  18. Wie wünscht ihr euch die Grünen?

    Hmm, augelöst wäre doch ganz nett, oder?

  19. Klatscht mal noch ‘n “f” nach dem “au” dran …

  20. Naja, das mit dem Grundeinkommen sehe ich nicht wirklich als Antwort darauf. Dadurch lösen sich vielleicht so die allerfiesesten Ausbeuterjobs auf, aber der Ausbeutungs-Mainstream wird davon nicht getroffen. Dafür müsste das Grundeinkommen schon in einer Höhe liegen, die für einen halbwegs gut ausgebildeten Angestellten keinen allzu großen Fall bedeutet.

  21. Ich möchte ja gerne wieder eine grüne Partei, die sich nciht für das Zentrum der Welt hält und deutlich mehr auf die Wurzeln achtet…bin ich jetzt Gestern-Romantiker? Alles möchte ich ja acuh nciht wieder. Aber das erste Parteiprogramm war schon dufte.

  22. Ich möchte ja gerne wieder eine grüne Partei, die sich nciht für das Zentrum der Welt hält und deutlich mehr auf die Wurzeln achtet

    Meinst du das jetzt außenpolitisch – Stichwort “Bündnissolidarität – oder wie?

    Ich persönlich meine, dass man nicht das Rad der Zeit zurückdrehen soll, und sich an heutigen Themen orientieren sollte, aber du hast schon recht, beim Thema Demokratie und ökologische Konsequenz stimme ich dir zu, da müssten wir noch deutlicher werden.

    Die Kritik an “den Parteien” ist aktuell wie zu Zeiten der Grünen-Gründung, hier sehe ich auch unsere Rolle in Zukunft noch mehr. Da müssen wir aber auch an uns selbst arbeiten, auch bei uns gibt es Menschen, die der Auffassung sind, man könne gewisse Entscheidungen nicht von den Bürgern treffen lassen, sondern solle diese lieber schön von “den Politikern” repräsentieren lassen.

    Dabei sind die Bürger doch ziemlich schlau, wenn es um Entscheidungen geht, die ihr Leben betreffen.

  23. “Neodemokratisch”
    Arbeitstitel für einen (wünschenswerten) Trend während welchem Bürger (mehr als zuvor) aktiv ihre Lebensumstände mitgestalten, in dem politisches Engagement so alltäglich ist wie spülen.
    Bekommt man eine “Bewegung” dazu hin, eine Stein des Antoßes Dynamik, dann wäre “neodemokratisch” der passende Begriff.

    @Peter Peee
    Ich kenne derzeit kein einziges Exemplar deines Grünwählerklischees. Meine Grünwähler sind allesamt Freaks unter 30.

  24. Da müssen wir aber auch an uns selbst arbeiten, auch bei uns gibt es Menschen, die der Auffassung sind, man könne gewisse Entscheidungen nicht von den Bürgern treffen lassen, sondern solle diese lieber schön von “den Politikern” repräsentieren lassen.

    Die Grünen sind (was absehbar war) längst Teil dessen geworden, was sie mal kritisiert haben.

    Dabei sind die Bürger doch ziemlich schlau, wenn es um Entscheidungen geht, die ihr Leben betreffen.

    Hier scheint mir ein Nerv getroffen: Die Gegenpole autoritär vs. libertär. Die Bündnisgrünen stehen heute in vielem stark auf der autoritären Seite, was sicherlich mit dem Phänomen der “Verspießerung” der Partei zu tun.

    Manche unserer PolitikerInnen (vor allem: -innen) erinnern fatal an die Jugendamts-Tante aus Pippi Langstrumpf statt an Pippi Langstrumpf selbst. Das ist ein Irrweg.

    Man sollte sich wieder stärker auf 68 besinnen und darf nicht Klientelpartei für arrogante bourgeoise Öko-SpießerInnen vom Prenzl-Berg werden.

    Etwas bunter, frecher und lauter wäre jedenfalls gut.

  25. Mich stört das folgende Themen: Bürger- und Grundrechte sowie Europa- und Friedenspolitik sowohl nach innen wie außen keine Rolle spielen.
    Schade…

  26. Hier scheint mir ein Nerv getroffen: Die Gegenpole autoritär vs. libertär. Die Bündnisgrünen stehen heute in vielem stark auf der autoritären Seite, was sicherlich mit dem Phänomen der “Verspießerung” der Partei zu tun.

    Realistische Analyse. Nur dass ich einen “Spießer” nicht automatisch mit “autoritär” gleichsetzen kann. Auch ein Mensch in zefetzten Jeans, absichtlich ‘n bisschen vergammelt, dummes, linkes Zeug labernd, kann (und wird in der Regel) autoritär sein. Es geht dabei um die Frage nach dem Zwang. Hat der Spießer den evolutionären Denkfortschritt getan, dass er keine höheren Rechte besitzt als jemand anderes, dass er niemanden in dessen natürlichen Rechten (Leben, Freiheit, Eigentum) beschneiden darf, dann kann der so “spießig” sein, wie er will, aber im Prinzip isser doch dann aus libertärer Sicht angenehmer als ein pseudononkonformer (tatsächlich mainstreamgerechter) Linker, der überhaupt die Wahrheit für sich gepachtet hat und nun meint, seine Sicht der Dinge den Leuten aufzwingen zu müssen.

  27. Finde ich immer toll wie man von Freiheit immer wieder auf Knatte kommen kann….

  28. Don’t feed the troll.

  29. Liebe Julia,

    ich bin ein Vertreter der Gründergeneration der Grünen. Davon ausgehend sehe ich eigentlich keinen Grund, die Ausrichtung der Grünen maßgeblich zu verändern, wenn man davon ausgeht, was wir Gründer damals als Ziel ins Auge gefaßt haben. Wir wollten ökologische Politik verfolgen (heute sagt man dazu häufiger Nachhaltigkeit), wir wollten soziale Politik betreiben und wir waren pazifistisch. auch nach mehr als 25 Jahren sehe ich keine Notwendigkeit diese Grundsätze zu ändern. Historisch gesehen, waren wir unseren politischen Konkurrenten damals weit voraus. Manche unserer Mitläufer sind unterwegs vom Weg abgekommen. Aus meiner Sicht nicht schlimm.
    Ein Vierteljahrhundert ist eine lange Zeit, und die äußeren Bedingungen haben sich sicherlich deutlich verändert. Aber gerade weil wir damals schon sehr auf die Zukunft ausgerichtet waren, haben uns diese Veränderungen weniger heftig getroffen als unsere politischen Konkurrenten. Die betreiben jetzt weitgehend die Politik, die wir vor 25 Jahren entworfen haben Diesen Vorteil sollten die Grünen sich bewahren.
    Ich sehe bei den Grünen vor allem das Potential, Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu befördern und auch global zu unterstützen. Die Grünen wurzeln in, wie man heute sagt, NGO- Organisationen, und sollten ihre Kraft auch weiter aus diesen Organisationen ziehen.
    Ein Grüner zu sein, heißt zugleich ein Optimist zu sein. Wir wissen, wenn unsere politischen Konkurrenten so weiter machen und ihre Politik durchsetzen, gibts bald keine Grünen mehr, weil es keine Menschen mehr geben wird. Schon seit vielen Jahren sind die Menschen in der Lage, sich selbst (mit großen Kollateralschäden) auszulöschen. Die Erde würde schon irgendwie weiterbestehen. Aber als Optimist glaube ich immernoch daran, daß Menschen in der Lage sind, Lösungen zu finden, auch für die Probleme, die sie selbst verursacht haben.
    Solche Lösungen zu finden, sehe ich als Hauptaufgabe der Grünen

    Lg

    Karlheinz Lutz

  30. einfache fragen zum nachdenken:
    1. in was für einer gesellschaft willst du der das liest (sich also schon mal irgendwie gedanken macht, wohl) leben?
    2. wie kann das erreicht werden?

    außerdem: was ist denn nun schon wieder “knatte”?

  31. Mehr Strategie für die Grünen ?
    In der Politik bilden Strategie und Ziele eine Einheit und Wechselbeziehung. Was ist denn “unser Ziel” ? Wollen wir noch die Gesellschaft (nachhaltig ?) verändern ? Wollen wir noch eine besondere Partei sein, wenn schon keine Antiparteienpartei ? Wollen wir denn immer noch konsequenter, ehrlicher, TRANSPARENTER sein, als unsere KonkurentInnen ? Ich sage ja, aber sicher !

    Ganz im Sinne einer Wechselbeziehung hängen alle diese Vorstellungen von der Arbeitsweise dieser besonderen Partei mit der konsequenten Formulierung und aufrechten Propagierung der Inhalte zusammen. Es wird viel davon geredet, dass wir wieder das zukunftsweisende Element in dieser Gesellschaft sein wollen. Dann müssen wir aber auch wieder den Mut haben, zukunftszuweisen.

    Und dann darf uns auch nicht in erster Linie die konkrete Regierungsbeteiligung interessieren. Wenn sichs ergibt, wie vielleicht jetzt in Hessen, bitte.
    Aber dann ohne die Farbenspiele zu fressen, zu verinnerlichen und ach noch zu predigen.

    Die Strategie, die ich vorschlage, ist, zwei Ebenen von Gesamtkonzepten aus und mit unseren Grundsätzen zu entwickeln. Die eine Ebene bezieht sich auf das Hier und Jetzt und auf Programme, die wir in Regierungen und Parlamente einbringen können. Ein Beispiel ist ‘100 % Erneuerbare’. Ein anderes ist das 420er (oder so) Grundeinkommen für ALLE. Die zweite Ebene bezieht sich auf die bessere Gesellschaft. Welche Vorstellungen haben wir davon, wie sich die Menschheit weiterentwickeln soll ? Was tun wir, wenn das weltweite Finanzsystem zusammenbricht ? Was tun wir, wenn Siemens und/oder VW pleite geht ? Um einige ‘kleine’ Randprobleme einzubringen, die uns in den nächsten 30 Jahren durchaus beschäftigen könnten …
    Kurzum 😉 , unsere Strategie sollte darin bestehen, diese zwei Ebenen der EHRLICHEN politischen Gesamtkonzeptionen zur Lösung der Probleme der Welt für die verschiedenen Politkbereiche zu entwickeln. DARÜBER gewinnen wir auch die Menschen als UnterstützerInnen, die uns wichtig sind. Diejenigen, die mit dem Herzen und dem Verstand eine emanzipatorische, eine freie und gerechtere Gesellschaft wollen.

    Matthias Schneider, KV Duisburg

  32. emanzipatorisch und frei! jawohl!
    ein spezialthema, was mir persönlich noch am herzen liegt, ist in diesem zusammenhang die trennung von kirche und staat. ob ich gott, allah oder das fliegende spaghettimonster anbete, geht den staat (und auch sonst) niemanden etwas an. das heißt, der staat sollte aufhören für die kirche steuern einzuzuiehen. die soll ihre mitgliedsbeiträge selbst organisieren. warum bekommt die kirche sonderrechte im bereich der (anti-) diskriminierung. bei der bayerischen caritas muss selbst die putzfrau katholisch sein, bezahlt wird sie aber aus öffentlichen geldern. der konfessionelle religionsunterricht in den muss ersetzt werden durch einen religionsunabhängigen ethik/philospohie-unterricht usw.

    gleiches gilt natürlich auch für andere bereiche meines privaten daseins: ob ich verliebt, verlobt oder verheiratet bin, geht den staat auch nichts an!

    perspektivisch: nachdem sich die fdp zur steuersenkungspartei degradiert hat, würde ich gerne dieses erbe für die grünen übernehmen wollen: im bereich rechtsstaat, staatsrecht die liberale partei zu sein!

  33. Knatte = Geld 😉

    Die Frage ist übrigens richtig:
    In welchem Staat wollen wir leben?

  34. Ach ja, wir sollten ja noch Ralf Fücks bezüglich seiner Aussage, die grüne Partei verspüre einen “Hunger nach Substanz” kommentieren.

    Nun, ja, äh, “Hunger nach SUBSTANZ” hört sich gut analysiert an. Aber was meint Ralf damit ?
    Meint er, wir sollten uns auf unsere Grundsätze besinnen, sie substanziell fundierter propagieren und umsetzen (siehe mein Kommentar zur Strategie oben) oder wollen wir irgendwie koalieren um wenigstens irgendwie weiter zu kommen. Geht es also um Substanz im Engagement, in der ganzen Richtung, im Sinne einer Glaubwürdigkeit unserer Politik oder um ein bischen sofortiger Substanz beim Klimaschutz, z.B. Ich jedenfalls habe Ralf Fücks nun des öfteren beim vermeintlichen Strohhalm greifen erlebt. Das ist mir nicht genug SUBSTANZ.