Julia Seeliger
  • Schwarz-Gelber Antifaschismus

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    6. March 2010 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Schon stark, wie Schwarz-Gelb in NRW “Antifaschismus” definiert. Aus dem vom Innenministerium des Landes NRW (unter den Fittichen von Ingo Wolf, FDP) herausgegebenen “Andi“-Comic (Band 3 – Extremismus).

    andi comic

    So stellt sich Ingo Wolf den gemeinen Antifaschisten vor.

    Aufklärung über die Hitler-Diktatur und die Bekämpfung des Rechtsextremismus sind in der Bundesrepublik auch eine staatliche Aufgabe und eine wesentliche Grundlage für die politische Arbeit demokratischer Parteien und Organisationen. Klar ist: Alle Demokraten sind gegen Extremismus, von “rechts”, “links” oder sonstwoher.

    Antifaschismus

    Was hat es denn zu bedeuten, wenn Linksextremisten sich als “Antifaschisten” bezeichnen? Linksextremisten verstehen sich nicht einfach als Gegenpol zu den Rechtsextremisten. Mit dem Begriff “Antifaschismus” verfolgen sie weitergehende Ziele. Im Zentrum ihrer Ideologie steht die Bekämpfung des Staates und des Kapitalismus, in dem sie die eigentliche Ursache oder Wurzel des Faschismus sehen. In diesem Sinne beteiligen sie sich oft an Demonstrationen gegen Rechtsextremisten oder veranstalten diese selbst: nicht, um die bestehende demokratische Ordnung zu stärken, sondern um zu beweisen, dass ihre Ideen besser als die jetzige Staats- und Wirtschaftsform sind. Vor allem sprechen Linksextremisten mit dem Slogan “Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen” ihrem politischen Gegner alle demokratischen Rechte ab, zu denen natürlich auch das Recht zu demonstrieren gehört.
    Die autonome Antifa wendet sogar unter der Parole “Antifa heißt Angriff” bei ihren Aktionen häufig Gewalt an. Diese richtet sich dann sowohl gegen tatsächliche oder vermeintliche Rechtsextremisten als auch gegen die Polizei, die das demokratische Recht aller Bürger – also auch von Rechtsextremisten – auf friedliche Demonstrationen schützen muss.


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11 Responses to “Schwarz-Gelber Antifaschismus”

  1. Ein bißchen plakativ und schlecht gezeichnet – aber inhaltlich eigentlich korrekt!

  2. […] vom Innenministerium in NRW herausgegebenen Comic Andi zum Thema Linksextremismus angeschaut und wundert sich doch sehr über die Ansichten, die dort verbreitet […]

  3. Hallo Julia,

    ich halte die Zeichnung auch für miserabel, etwa so schlecht wie die Mohammed-Karikaturen. Aber die Kritik am Gebaren der “Antifaschisten” der Gegenwart ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen. Zumindest sind Antifaschisten im Faschismus und Antifaschisten in einigermaßen stabilen demokratischen Systemen zwei verschiedene Dinge. Gegen erste und auch gegen die Denazifizierungskampagnen nach 45 (die ja auch “antifaschistisch” waren) würde deshalb auch niemand so zynische Zeichnungen veröffentlichen. Aber die heutigen Antifas haben etwas durchaus Zwiespältiges, das wohl mit diesem Comic zum Ausdruck gebracht werden sollte. Leider ist auch das Niveau der schwarz-gelben Kritik in der Tat und wie so oft: unterirdisch.

  4. Diese Comics sind jetzt schon etwas älter. Viel mehr hätte mich jetzt eigentlich dein Kommentar interessiert als nur der Hinweis, dass es sie gibt…

  5. Jetzt willst du die paar Antifaschisten die sich in Teilen (und im Gegensatz zu den Grünen Fans von Staat und [ökomoderner-]Nation) noch ein letztes bisschen vernünftige Demokratie- und Staatskritik erhalten haben in Schutz nehmen in dem du denen das absprichst? Ich glaube darauf können die gut und gerne verzichten…

  6. Selbst wenn man sich mal in einen Konservativen hineinzusetzen versucht, ist die Vermischung und Gleichsetzung vom allgemeinen Kampf gegen den Rechtsextremismus, der Antifa, “Linksextremisten” und Gewalttätigkeiten äußerst unseriös. Aber um Seriösität oder tatsächliche politische Aufklärung geht es dabei ja auch nicht. Es geht darum, den Kindern zu indoktrinieren, dass alles, was jenseits der selbsternannten Mitte ist, extremistisch, anti-demokratisch und gewalttätig und im Prinzip alles genauso schlimm ist, Rechtsextremismus wie auch nur der Kampf gegen diesen.
    Besonders schlimm scheint mir aber in diesem Ausschnitt, dass man es so darzustellt, als seien die Nazis stets einfach einer anderen – und legitimen – politischen Meinung, als würden sie nicht explizit gegen Freiheit und Demokratie kämpfen und als gäbe es weder Volksverhetzungen noch Gewalttaten noch Morde durch die Rechtsextremen.

  7. @Markus: *sign*
    Genau das ist das Problem an diesem Ausschnitt. Die armen Polizisten müssen die armen Nazis gegen die bösen autonomen Steinewerfer schützen. Ist aber insofern konsequent, weil es exakt der Tigerentenpolitik entspricht. Wirklich gegen Nazis helfen nämlich mal nur händchenhaltende Menschenketten am anderen Flußufer.
    Und alle, die das anders sehen, sind eben radikale Steinewerfer, die das faschistoide Schweinesystem mit Gewalt bekämpfen. In der Interpretation der schwarz-gelben Symbolpolitiker ist “Antifaschist” nämlich ganz klar ein Schimpfwort – was auch einiges aussagt.

  8. Danke für die erklärenden Kommentare (war selbst in NRW).

    Dass die Comics älter sind, weiß ich auch. Aber ich konnte sie eben erst jetzt in den Händen halten. Die Presse-Artikel zum Thema hatte ich durchaus rezipiert.

    Ich denke, meine Kritik wird doch in der Fettung deutlich. Insgesamt wird pauschal das Engagement gegen Nazis mit “Steine werfen” in einen Topf geworfen, und das ist auf jeden Fall kritikwürdig.

    Leider kennen wir das ja inzwischen zu Genüge, wie viele Konservative da argumentieren (in Einzelfällen ja sogar auch Grüne).

  9. „Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ Ignazio Silone

  10. Ruhig_Brauner

    Naja, knapp daneben ist auch vorbei, Herr “inkorrupt”.

    Einmal kurz googlen und gleich zwei Treffer weisen nach, dass mit dem Zitat was faul ist:

    eins: http://namidh.blogspot.com/2010/06/ignazio-silone.html
    zwei: http://stromsau.blogsport.de/2010/07/

    Pech gehabt.

  11. […] Das (damals noch schwarz-gelbe) Innenministerium NRW gab im letzten Jahr drei Folgen des “Andi-Comics” heraus. Gegen rechts, links, oben, unten wurde in drei Ausgaben die Extremismustheorie kindertauglich übersetzt. Dabei wird auch mal eben die “Antifa” als platte Kapitalismuskritik diffarmiert. […]