Julia Seeliger
  • Nichts verstanden: “Grüne Religiösität”

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    15. November 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Zwei Texte von alten Männern, die wenig von einer modernen Energie- und Wirtschaftspolitik verstehen, sind mir in den letzten Tagen untergekommen. Zum einen der unsägliche Text von Norbert Boltz in dem von mir eigentlich hochgeschätzen Magazin “chrismon”, der nicht nur die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels ignoriert, sondern auch Umweltaktivismus als sektenhaft bzw. “religiös” abqualifiziert

    Die Angstreligion hat durchaus ihre Priester, ihre Pilgerfahrten und ihren Heiligen Gral. Nur dass die jungen Glaubenshelden heute Ölplattformen besetzen und die Rainbow Warrior gegen finstere Atommächte in See sticht. Greenpeace – das sind die Kreuzritter der heilen Welt. Sie stehen für eine neue Religiosität, die auf den Namen “Umweltbewusstsein” getauft ist. Umwelt heißt der erniedrigte Gott, dem die Sorge und die Heilserwartung gelten. Die Heilssorge unserer Zeit artikuliert sich als Sorge um das ökologische Gleichgewicht. Für die fundamentalistischen Grünen ist Natur selbst die Übernatur. So funktioniert das Umweltbewusstsein als Quelle einer neuen Religiosität. Die Angstreligion ist der neue Glaube für die gebildete Mittelklasse, in dem man Technikfeindlichkeit, Antikapitalismus und Aktionismus unterbringen kann. Nach den revolutionären Sturmliedern erklingt nun weltweit die Pastorale der Grünen, dieser postmodernen Hirten des Seins, die den Umweltschutz predigen.

    Auch Hans-Werner Sinn ließ es sich nicht nehmen, für die “Cicero” den Text “Das grüne Paradoxon” zu formulieren. Sinn arbeitet sich eingangs über mehrere Absätze an von Windrädern erschlagenen Vögeln ab. Positiv anzumerken ist, dass Sinn einen Brückenschlag versucht, anstatt das Problem “Klimawandel” grundlegend zu negieren. Jedoch streift auch Sinn am Rande den Vorwurf der Öko-Religiösität

    Wissen wir eigentlich, was wir tun? Oder ist das alles nur blinder Aktionismus zur Befriedigung einer neuen grünen Religiosität? Der Klimaschutz absorbiert mittlerweile so viel Kraft, und er drückt durch die horrenden Kosten den Lebensstandard der Deutschen in einem solchen Ausmaß, dass eine nüchterne ökonomische Nutzen-Kosten-Rechnung des Geschehens vonnöten ist, die über die gefühlsbetonte Semantik der öffentlichen Debatte hinausgeht. Es stellen sich viele Fragen. Ist das Klimaproblem wirklich so gravierend, dass energische Maßnahmen ergriffen werden müssen, oder sind die Deutschen dem Umweltwahn verfallen, wie der tschechische Präsident Václav Klaus vermutet?

    Der Mensch, ursprünglich ein Tier wie alle anderen, hätte sich letztlich vor allem durch die Kulturtechnik Marktwirtschaft vom “Kampf ums Dasein” emanzipiert.

    Das Bevölkerungsgesetz ist ein brutales Gesetz. Es hat lange Zeit auch für den Menschen gegolten, aber der Mensch hat Wege gefunden, ihm zu entkommen. Zuerst hat er den Markttausch erfunden und dadurch die verfügbaren Subsistenzmittel besser den rivalisierenden Nutzungen zugeteilt. Was der eine im Überfluss hatte, konnte er dem anderen im Austausch für Dinge geben, die bei diesem reichlicher vorhanden waren. Auch die menschliche Arbeitskraft wurde in den Tauschprozess einbezogen, was Spezialisierungsgewinne aus der Arbeitsteilung ermöglichte. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die Erfindung der Marktwirtschaft bis hin zum Geldsystem die größte organisatorische Errungenschaft der Menschheit ist. Ohne sie gäbe es keine Kultur und keinen sozialen Frieden auf der Welt.


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39 Responses to “Nichts verstanden: “Grüne Religiösität””

  1. H.W. Sinn sollte man eigentlich gar nicht mehr zitieren. Ich tu’s trotzdem:

    “Die grüne Politik ist voller Paradoxa. Im Namen der Umweltpolitik werden die schönsten Naturlandschaften Norddeutschlands durch Windräder entstellt. Auf grünen Auen wachsen Wälder weißer Betonpfeiler, und in des echten Waldes Stille dringt das Brummen ihrer Rotoren.”

    Remix A:
    Die Nachkriegs-Politik war voller Paradoxa. Im Namen der Steigerung der Lebensqualität werden die schönsten Naturlandschaften Deutschlands durch Autobahnen entstellt. Durch grüne Auen ergießen sich Ströme schwarzen Teeres, und in des echten Waldes Stille dringt das Brummen der Motoren.

    Remix B:
    Die Industrielle Revolution ist voller Paradoxa. Im Namen der des Fortschritts werden die schönsten Naturlandschaften der Welt durch Eisenbahnlinien entstellt. Durch grüne Auen erstrecken sich Massen von Eisen auf abgeholzten Baumstämmen, und in des echten Waldes Stille dringt das Fauchen der Lokomotiven.

    Darf nach Belieben weitergemixt werden.

  2. Du hast das “weiße” vergessen. Es muss weiße alte Männer heißen.

    Und auch wenn er vielleicht nicht die dir genehme Wirtschaftspolitik formuliert, so wage ich doch zu behaupten, dass Sinn etwas mehr von Ökonomie versteht, als du. Gewagte Behautung, ich weiß.

    Und es gibt sie schon die religiösen Elemente in der Umwelt- und Naturschutzbewegung. Der ganze Ökolandbau hat Wurzlen, die schlecht als etwas anderes als Religion bezeichnet werden können. Ökobauern landauf und landab betreiben weiter Landbau auf der Basis von Steiners Humbug.

    Auch bei der Debatte um Gentechnik hat man nicht das Gefühl, dass hier eine rationale Risikoabwägung stattfindet, sondern unanzweifelbare Glaubensgrundsätze postuliert werden.

    Mit jeder Zerstörung eines Forschungsfeldes ist der Teufel aufs neue ausgetrieben worden und eine weiterer Chance auf eine wissenschaftliche Untersuchung zu Risiken und Chancen der grünen Gentechnik zunichte gemacht.

    Greenpeace ist da ganz vorne mit dabei. Statt Aufklärung zu betreiben wird die Apokalypse verkündet und Angst gemacht.

    Wie wenig seriös da gearbeitet wird konnte man gerade wieder an der Studie aus Östereich zu Gen Mais und Unfruchtbarkeit sehen. Brent Spar ist ein anderes Beispiel.

    Die heilige Kuh Klimaschutz ist auch so ne Sache. Schon allein die Rethorik errinnert des öfteren mehr an Religion, als an Wissenschaft. Apokalypse now. Stimmen die gegen den Mainstream gehen, selbst wenn sie den antropogenen Klimawandel gar nicht bestreite, wie Bjorn Lomborg (http://www.youtube.com/watch?v=figJ1nrjUSk) werden nicht gehört oder als Büttel irgendwelcher Interessengruppen difamiert.

    Besonders traurig ist die ganze Sache beim DDT, gegen dessen Wiedereinsatz zur Malariabekämpfung Umweltschützer immer noch Sturm laufen und damit Millionen Malariakranker mit zu verantorten haben. Dogma geht hier vor rationaler Risikoabwägung.

    Mal ganz zu Schweigen von den Verrückten bei PETA. Wenn das keine Sekte ist, dann weiß ich auch nicht mehr.

    Es gibt sehr gute Gründe sich für Natur- und Umweltschutz ein zu setzten. Teile der Umweltbewegung haben sich aber von der rationalen Debatte längst verabschiedet.

  3. Sicherlich alles etwas polemisch, aber dem Grunde nach stimmt die These der grünen Religiosität schon. Sicherlich mag es nicht für jeden einzelnen Grünen und schon gar nicht für grüne Wähler gelten. Schließlich ist die Grüne Partei schon von ihrer Entstehungsgeschichte her zu heterogen: Liberale, Libertäre, Sozialisten, Kommunisten, Spontis, Radikaldemokraten, Bürgerrechtler, Feministen, Pazifisten – aber eben auch Konservative! Und nicht zuletzt auch religiöse Konservative und dazu ziemliche weltfremde Fanatiker. Wesentlicher Bestandteil grüner Politik ist historisch betrachtet letztlich ein christliches Weltbild: Schöpfung, Bergpredigt usw. Gerade der Hinweis auf die Gentechnik finde ich da ziemlich angebracht. Ich möchte mich an dieser Stelle gar nicht für oder gegen Gentechnologie aussprechen. Aber die Vorbehalte gegenüber der Gentechnik sind anders als religiös nicht zu erklären. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass schließlich die ansonsten ja so progressiven Grünen hier extrem konservativ sind und mit der Union auf einer Linie stehen.
    Ähnlich ist es mit der Atompolitik. Ich persönlich bin zwar grundsätzlich auch gegen Atomenergie, aber die Ablehnung von Kugelbettreaktoren ist rational nicht zu erklären. Ich bin mir dieser Irrationalität durchaus bewußt, stehe auch dazu.
    Biolandwirtschaft ist im Grunde das gleiche. Bio schmeckt besser?! Ist gesünder?! In den aller meisten Fällen stimmt das eben nicht! Letztlich ist also auch dies eine ethische Frage. Man kann es genauso aber auch religiös nennen.

  4. Und auch wenn er vielleicht nicht die dir genehme Wirtschaftspolitik formuliert, so wage ich doch zu behaupten, dass Sinn etwas mehr von Ökonomie versteht, als du. Gewagte Behautung, ich weiß.

    😀

    Und es gibt sie schon die religiösen Elemente in der Umwelt- und Naturschutzbewegung. Der ganze Ökolandbau hat Wurzlen, die schlecht als etwas anderes als Religion bezeichnet werden können. Ökobauern landauf und landab betreiben weiter Landbau auf der Basis von Steiners Humbug.

    Ökolandbau ist nicht anderes als höhere Mindeststandards. Finde ich äußerst rational. Diese Mindeststandards werden durch ein “Bio-Siegel” angezeigt. Im Bio-Siegel ist nicht vorgeschrieben, sein Zeug nach Mondphasen anzubauen.

    Zum Klimawandel: Da sehe ich das eher so, dass die weltweiten sozialen Folgen nicht rational abgeschätzt werden. Und zwar von den so genannten “Klima-Skeptiker/innen”.

  5. Boltz’ Analyse ist durchaus treffend. Es gibt eine gewisse quasi-religiöse Strömung des Gutmenschentums, eine dogmatische ökologische Korrektheit, die wie andere Formen politischer Korrektheit von bestimmten Bevölkerungsgruppen getragen wird und anderen aufoktroyiert werden soll.

    Angstmache, pseudowissenschaftliche Manipulation und die Empörung über Andersdenkende gehören dazu.

  6. Hm, Christoph, kannst du das für die relevanten Akteur/innen der Umweltbewegung belegen?

  7. Ohne jetzt die beiden von Julia diskutierten Texte gelesen zu haben, erinnert’s mich in der Argumentationsstruktur erstens an Luhmanns “Ökologische Kommunikation” (wo ich die Reduktion von Umweltschutz auf Moral/Angst auch bereits seltsam fand) und zweitens an eine Arbeit zu ökologischer Moral, die ich mal gelesen habe. Ganz so außergewöhnlich ist es also nicht, Umweltaktivismus etc. mit Begriffen wir Moral oder Quasi-Religion zu verbinden. Ob die Argumentation hier sinnvoll ist, ist ‘ne andere Frage, die ich ohne Kenntnis der Texte von Boltz und Sinn nicht beantworten kann und will.

    Und dann kann noch überlegt werden, warum jemand so argumentiert.

    Christmann, Gabriela B. (1997): Ökologische Moral. Zur kommunikativen Konstruktion und Rekonstruktion umweltschützerischer Moralvorstellungen. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verlag.

    Luhmann, Niklas (1990): Ökologische Kommunikation. Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?. 3. Aufl., Opladen: Westdeutscher Verlag.

  8. “Im Bio-Siegel ist nicht vorgeschrieben, sein Zeug nach Mondphasen anzubauen.”

    Bei Demeter schon. Den meisten ist nicht bewusst, dass sie mit Demeter auch ne Weltanschauung kaufen. Und ne ziemlich krude dazu.

    Und die Ablehnung von Mineraldünger, die eben aus der Steiner-Ecke kommt, ist reine Glaubenssache. Minaraldünger unterscheidet sich in nichts von “natürlichem” Dünger.

    “Ökolandbau ist nicht anderes als höhere Mindeststandards. Finde ich äußerst rational.”

    Fragt sich, ob die Stadards, die formuliert werden, auf rationalen Überlegungen beruhen, oder auf gefühltem Wissen und Angst. Bei Öko ist’s mittlerweile das gefühlte Wissen und die Verunsicherung und Ansgt der Verbraucher. Der gleiche Mix, wie bei Religionen.

    Ne Öko-Karotte ist nicht gesünder als ne konventionell angebaute, und schmeckt auch nicht besser, außer man glaubt ganz doll dran.

    Richtig absurd wird es wenn dann auch noch gefordert wird, die ganze Welt müsse Öko-Landbau betreiben und gleichzeitig über das verschwinden der letzten Wildnis gejammert wird. Sorry aber Öko-Landbau ist nun mal flächenintensiver als der konventionelle.

    Die Greenpeace Angst-Kampange gegen Genfood (aka Frankenfood) erinnert, wie schon gesagt, auch eher an Angstkampangen irgenwelcher Religionen vor dem Antiwesen, als an seriöse Aufklärung der Verbraucher.
    Da wird von Giftmais gefaselt, wenns um BT-Mais geht, als hätten ein paar verrückte Wissenschaftler ne Monsterpflanze gezüchtet, die nun irgendein unbekanntes Gift produziert, dessen Auswirkunegn auf Mensch und Natur noch vollkommen ungeklärt sind. Zu erwähnen vergessen wird, dass dieses “Gift”, nämlich das des Bacillus thuringiensis, flächendeckend im Öko-Landbau eingesetzt wird.

    Und so weiter und so fort. Rational ist daran nix. Mit Glaube und Dogma hat das sehr viel zu tun.

  9. Bitte beziehe doch die Zeit-Komponente mit ein.

    Die Argumentation, Bio-Landbau sei flächenintensiver, wird wackelig, wenn man die Zerstörung des Bodens (Verdichtung, Dünger) mit einberechnet. Auf lange Sicht ist eine Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit setzt, effizienter.

    Bei Gentechnik kommt noch die Komponente “Vergessen tradierter Anbautechniken” hinzu. Die Leute begeben sich in Abhängigkeit (vom Saatgut + passenden Pestizide) der Gentec-Konzerne, weil nach einiger Zeit nichts anderes mehr auf dem Boden wächst.

    Ich sprach vom Bio-Siegel, nicht von Mondphasen-Landwirtschaft. Man muss allerdings anerkennen, dass Demeter – unabhängig von der Eso-Komponente – die höchsten Standards vorschreibt, was unterstützenswert ist (siehe obige Argumentation).

  10. IMHO ist der Sinn nicht des zitiert werdens würdig.

    Zur Kenntnis nehmen, Kopf schütteln, abhaken.

    So einen kann man doch nicht ernst nehmen.

  11. Bolz ist ein kluger Mann. Und bitte zwischen politischen und theoretischen Texten unterscheiden. Und der Theorie nicht soviele Denkverbote machen, denn dann ist am Ende jeder politische Fortschritt verunmöglicht.

  12. @Fabien

    Kann ja sein, dass er ein kluger Mann ist – aber warum stellt er dann Menschen, die sich für eine nachhaltige Wirtschaft engagieren in ein so schlechtes Licht? Wieso behauptet er, dass es einen menschengemachten Klimawandel nicht gibt (inklusive dessen sozialer Folgen?)

    Ich finde das sehr unchristlich.

  13. Ich meine, man sollte das nicht als Angriff auf Einzelpersonen werten. Das ist ein theoretischer Beitrag.

  14. “Die Argumentation, Bio-Landbau sei flächenintensiver, wird wackelig, wenn man die Zerstörung des Bodens (Verdichtung, Dünger) mit einberechnet. Auf lange Sicht ist eine Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit setzt, effizienter.”

    Sorry Julia, aber das stimmt einfach nicht. Im Bio-Landbau wird ebenso mit Traktoren gearbeitet, wie im konventionellen. Die wackeln da nicht mit nem Ochsenpflug übers Feld. Und wie gesagt es macht keinen Unterschied, ob du Kunstdünger benutzt, oder Gülle. Wenn du zu viel aufs Feld kippst bekommst du Probleme.

    Bio-Landbau ist flächenintensiver. Punbkt aus. Wolltest du die ganze Welt mit Bio ernähren müsstest du jedes Fitzelchen Erde bepflanzen oder begrasen lassen und hättest immer noch nicht genug zu essen für alle. Du müsstest allein die Zahl der Nutztiere vervielfachen, um die ganze Gülle zu erzeugen, die du bräuchtest.

    “Bei Gentechnik kommt noch die Komponente “Vergessen tradierter Anbautechniken” hinzu. Die Leute begeben sich in Abhängigkeit (vom Saatgut + passenden Pestizide) der Gentec-Konzerne, weil nach einiger Zeit nichts anderes mehr auf dem Boden wächst.”

    Zu was kommt die Komponente hinzu? Hab bisher keine Argumente dazu von dir gelesen.

    Tradierte Anbautechniken klingt ja schön romantisch. Satt werden die Leute heutzutage aber, weil sie Kunstdünger verwenden und ertragreichere Pflanzen, die in den siebzigern gezüchtet wurden.

    Es ist ganz normal, dass Bauern ihr Saatgut kaufen und nicht selbst herstellen. Das hat nichts mit Gentech zu tun. Und was soll daran schlimm sein? Sie basteln sich ja auch nicht ihren Traktor selbst.

    In einer spezielisierten arbeitsteiligen Gesellschaft sind alle von allen abhängig und jeder profitiert davon. Was ist das Problem?

    Und wieso auf Böden, auf denen genetisch veränderte Pflanzen angebaut werden nichts anderes mehr wächst musst du mir erst mal erklären.

    “Ich sprach vom Bio-Siegel, nicht von Mondphasen-Landwirtschaft. Man muss allerdings anerkennen, dass Demeter – unabhängig von der Eso-Komponente – die höchsten Standards vorschreibt, was unterstützenswert ist (siehe obige Argumentation).”

    Ist ja ziemlich egal wie hoch die Stadarts sind, solang sie auf Glauben, statt auf Wissen, auf Weltaschauung, statt Wissenschaft beruhen. (siehe obige Argumentation)

  15. @fpk sehr gut! Genau das war ja auch meine Argumentation. Grüne Politik basiert zu einem großen Teil auf Glauben. Ich habe das in meinem Beitrag versucht, historisch zu ergründen. (Leider gabs ja keinerlei Reaktion darauf)
    Nun ja, letztlich ist es auch nicht weiter schlimm, wenn eine Politik auf einer Ideologie, auf Ethik oder schlicht weg auf (christlichem) Glauben beruht. Das Problem, was ich bei den Grünen sehe, ist dass sie es nicht als Ideologie anerkennen, sondern versuchen, diese Ethik ziemlich besserwisserisch als “einzig richtigen Weg” darzustellen. Und das stimmt in Bezug auf Ökolandbau nun mal überhaupt nicht. Es bringt nichts und ist m.E. extrem unökologisch, wenn man im Biolanden auch nur Golden Delicious, Granny Smith usw. kaufen kann; wenn es dort die gleiche Karottensorte gibt wie beim Aldi – nur halt mit Gülle gedüngt. Glaubst Du Julia etwa, dass die Biotomate schön brav und romantisch in den toskanischen Hügeln vor sich hinwächst? Und genau das ist das Problem bei bio. Es wird letztlich nur eine Marke im klassischen Sinne verkauft. Die Biotomate kommt eben auch aus einem riesigen Gewächshaus mit künstlicher Bewässerung und künstlichem Licht. Dieser Hohn wird übrigens bei den “Kresse-Töpfen” aus dem Biosupermarkt deutlich. Kresse wird industriell immer “bio” angebaut, schon seit 50 Jahren. Samen auf Watte, bisschen Wasser drauf und das wars. Trotzdem kann man ohne Aufwand das Biosiegel draufpappen und für deutlich mehr Geld als vorher verkaufen.
    Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn Grüne sagen würden:”Leute, wir haben hier ne Idee. Unserer Ethik nach ist es super Biogemüse zu kaufen, kein Genfood zu nehmen, keine Stammzellenforschung zu betreiben und eben keine hochsicheren Kugenbettreaktoren zu benutzen! Wir halten das für den besseren, weil aus unserer Sicht ursprünglicheren Lebensweg!” Stattdessen wird aber versucht, die Grüne Ethik als wissenschaftliche Notwendigkeit zu verkaufen, mehr als Pseudowissenschaft ist es dabei allerdings selten. Das gleiche gilt übrigens auch für Naturheilkunde, aber das würde jetzt wirklich zu weit führen.

  16. Schon klar, dass die nicht mit Pferden den Acker bestellen.

    Ich verstehe es also richtig, dass du ökologische Standards per se ablehnst?

  17. Ich meine, man sollte das nicht als Angriff auf Einzelpersonen werten. Das ist ein theoretischer Beitrag.

    Das habe ich auch gar nicht, so ein Unsinn, Fabien. Was ist dann der Wert des Boltz-Beitrags ? Bitte hilf mit – ich kann da nur Ignoranz finden.

  18. Liebe Julia, ich glaube Du verstehst den Boltz-Beitrag wirklich kein bisschen. Es geht ihm sicherlich nicht um Ignoranz oder um eine grundsätzliche Leugnung der “Ökologischen Idee”. Er möchte nur -eigentlich unverkennbare- Parallelen zwischen einer Religion und dem Ökologismus aufzeichnen. Man kann diese Parallele wohl durch ein paar Kernsätze verdeutlichen:
    1. Der Mensch trägt Sünde in sich.
    2. Man kann sich von dieser Sünde befreien, wenn man die Regeln der Religion/Ökologismus befolgt.
    3. Es geht um das Glück der gesamten Menschheit.
    4. Alle, die diese Ideen anzweifeln, sind “teuflisch”, ignorant, verdrehen die “Wahrheit”, usw.
    5. Andersdenkende werden nicht toleriert.
    6. Diese Intoleranz ist erst mal per se nicht böse gemeint. Man meint es vielmehr gut mit der Menschheit.
    7. Wissenschaftliche Argumente, die in Teilen gegen diese Idee sprechen, werden unsachlich zurückgewiesen.
    8. Außerdem gibt es einen unverkennbaren Bekehrungswillen.

    Wie ich bereits dargelegt habe, kann dies meiner Ansicht nach durchaus eine gute Grundlage für Politik sein, weil diese dann auf einer Vision, einer große Idee usw. basiert. Problematisch wird es nur, wenn -wie eben bei grüner Politik UND bei Religion- Blindheit für alternative Ansätze folgt. Diese Intoleranz, der extreme Missionseifer und Absolutheitsanspruch können nämlich ziemlich gefährlich werden und macht es Andersdenkenden sehr schwer im Leben. Wenn ein Politiker nicht erkennt, dass diese Vision eben “nur” eine relative Vision ist, entstehen Diktaturen.
    Der Klimawandel ist vielleicht ein schlechtes Beispiel, um die Parallelen zwischen Ökologismus und Religion aufzuzeichnen. Wo dies aber sehr gut funktioniert, ist Gentechnik, Biolandwirtschaft, “grüne” Ernährungspolitik, (Nicht)Raucherpolitik und in kleinen Teilen auch die Atomenergiepolitik.

  19. Woran man dies übrigens sehr gut erkennt, ist die Bewertung der amerikanischen Bevölkerung durch “Grüne”. Diese ist auf Grund ihres Energieverbrauches einfach mal ignorant, dümmlich, frevlerisch, schicht weg werden sie vom Teufel geritten.
    Warum die USA so einen hohen CO2-Ausstoß haben, wird freilich nicht gefragt, ob dies vielleicht einen guten Grund hat.
    Es wird dann einfach verkannt, dass der extrem höhere CO2-Ausstoß eben nicht alleinig an den dicken Karren liegt, sondern einfach daran, dass man in weiten Teilen der USA sein Häuschen im Winter von – 20 Grad Außentemperatur auf +20 Grad hochheizen muss. Würde es in den USA ab 27 Grad hitzefrei geben wie in Deutschland, dürfte in weiten Teilen der USA das halbe Jahr nicht gearbeitet werden. Daher gibts dort halt einfach Klimaanlagen.
    Gäbe es in Deutschland die Möglichkeit, sich große Grundstücke für kleines Geld zu kaufen, würden die Deutschen auch zwei Stunden Fahrzeit bis zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen. Würde es im Rheinland 360 Sonnentage im Jahr geben, hätte dort auch jeder einen Swimmingpool im Garten stehen.
    Die Europäer als treue Anhänger dieser neuen Religion Ökologismus haben aber die Erleuchtung. Die Amerikaner hatten noch nicht das Glück erleuchtet zu werden, daher handeln sie einfach so doof. Das muss verdammt werden!

  20. Er möchte nur -eigentlich unverkennbare- Parallelen zwischen einer Religion und dem Ökologismus aufzeichnen.

    Ich kenne so etwas wie “Ökologismus” nicht. Außer in der Atom-Frage vermag ich keine dogmatische Argumentation bei Grüns auszumachen. Die Grüne Gentechnikpolitik – übrigens ist man nur gegen Agro-Gentechnik, nicht gegen die so genannte “rote” oder “weiße” Gentechnik – halte ich im Sinne einer Technologiefolgeabschätzung und auch im Sinne einer angebrachten Konzernkritik für richtig. Ernährungspolitisch habe ich Künast schon immer kritisiert, ich leite mir die “Dicke-Kinder-Hetze” aber eher aus einer Art Chauvinismus gegen benachteiligte Schichten – was es eher schlimmer macht! – als aus einem Missionierungswahn her.

    Und in der Atom-Frage würde man aus meiner Sicht auch bei einer undogmatischen Argumentation zum selben Ergebnis kommen.

    Es ist schwierig, hier zu diskutieren, weil, wenn man Begriffe wie “Klima-Skeptiker” etc. verwendet, schnell selbst in die dogmatisch-religiöse Ecke gestellt wird. Jedoch haben wir doch gerade in der Klimapolitik genau das Problem, dass die – wissenschaftlich inzwischen vielfach belegten – Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels in der Politik der “Großen Koalition” nur mit Worten ernst genommen werden.

    Und wenn man kritisiert, dass eine zu sehr auf den Natonalstaat ausgerichtete Politik gemacht wird, kommt man dann auch gleich in die Ecke der “Weltverbesser/innen”? Ich mein, dass heutzutage, durch die Globalisierung (auch durch die globalisierte Kommunikation) die Menschen weltweit näher zusammengerückt sind – und somit eine weltumspannende Politik leichter möglich ist – das kann man doch auch nicht vom Tisch wischen.

    Wie gesagt, kann ja sein, dass Boltz schonmal mit Öko-Dogmatikern zusammengerasselt ist, aber wie kann er das derart verallgemeinern – Schrate gibts überall – und überdies: Wie kann er das so explizit auf die Grünen beziehen?

  21. Nachtrag: Angst-Politik wird derzeit vor allem von Schäuble und Co. (sprich: den Konservativen) gemacht. Wieso nimmt Boltz nicht die von denen geschürte Terror-Angst aufs Korn?

  22. Weil Schäuble und Co. keine, bzw. kaum Gläubiger haben. Al Gore als Prophet und die Natur als Göttin schon! Daher passt der Religionsvergleich wirklich sehr gut. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin weit davon entfernt ein “Klimawandel-Skeptiker” oder anti-grün zu sein. Wirklich ganz im Gegenteil. Ich kann Boltz und Co. nur insoweit zustimmen, dass die Grüne Idee auf jeden Fall religiöse Züge trägt und diese “Religion” einige blinde Gläubiger hat. All diejenigen z.B., die in den Ökosupermarkt laufen und Ökotomaten aus Israel kaufen und damit meinen, der Heilsbringung näher zu kommen. Letztlich basiert deren (pseudo)ökologisches Handeln also auf nichts anderem als auf Glauben und eben nicht auf Wissen.
    Übrigens glaube ich, dass er die Grünen genommen hat, weil es für einen Artikel einfach griffiger ist. Glaubst Du, der typische Chrismon-Leser hätte etwas mit LoHa anfangen können?

  23. Nachtrag: Angst-Politik wird derzeit vor allem von Schäuble und Co. (sprich: den Konservativen) gemacht. Wieso nimmt Boltz nicht die von denen geschürte Terror-Angst aufs Korn?

    Nun Boilz ist ein Konservativer. 🙂 Es gibt ja viele linke und liberale Intellektuelle die dann mit guten Argumentationen gegen konservative politische Ideologien zufelde ziehen. Es gibt meiner Ansicht nach im konservativen Lager zuwenig gut argumentierende Geisteswissenschaftler und Bolz ist einer der wenigen… Insofern sollten wir doch gestatten, dass von der “Gegenseite” das linksliberale Lager mal kritisch untersucht wird und hier kein “Tabu” aufbauen (Tabu – hat auch was mit Religion zutun)…

    Jede politische Ideologie, Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus, auch “Ökologismus” (wenn man es so nennen will) läuft Gefahr quasi-religiös überhöht zu werden. Das ist der Punkt, den man aus Bolz’ Beitrag lernen sollte … und die Konsequenzen beherzigen…

  24. Nachtrag: Bitte auch berücksichtigen, dass Phänomenen wie der Bekämpfung des Klimawandels neben der naturwissenschaftlich-technischen Eigenschaften eben auch Zustände/Abschnitte unseres Geistesleben sind, die mit anderen Methoden diskutiert werden müssen… Hier geht es gar nicht um die Diskussion darum, ob der Klimawandel eine realen, mit naturwissenschaftlichen Methoden erfassbaren Vorgang bedeutet und die Notwendigkeit der technischen Antworten hierauf… sondern die Frage wie der Mensch auf einer geistigen, dann politischen Ebene mit einem solchen Phänomen umgeht.

  25. Hm, Christoph, kannst du das für die relevanten Akteur/innen der Umweltbewegung belegen?

    Nun, es wird schon sehr gerne zur Weltuntergangsprophetie gegriffen (‘Kehret um, denn das Ende ist nah’) und du äußerst dich ja selbst in die Richtung von ‘Wie kann man denn nur bezweifeln, dass der Klimawandel…’
    Man sollte durchaus auch die lange Liste der ‘Ketzer’, die die Manhattan Declaration unterzeichnet haben, und deren Argumente ernst nehmen.

    Das Schüren von Angst, ähnlich wie der Inneren Sicherheit, ist eine beliebte Methode, um den Boden für Einschränkung und Unterdrückung von Individuen zu bereiten.

    Und wenn man dann hört, wie über das ‘unmoralische’ Wasser in Flaschen diskutiert wird, dann merkt man, dass hier Dinge völlig aus dem Ruder laufen.

  26. “Ich verstehe es also richtig, dass du ökologische Standards per se ablehnst?”

    Nein. Ich lehne Standards ab, die nichts bringen, und eventuell sogar schädlich sind.

    Es gibt durchaus positive Entwicklungen auf Grund der Bio-Bewegung. Artgerechte Tierhaltung wäre da zu nennen, oder auch der Druck, der auf die konventionelle Landwirtschaft ausgeübt wurde.

    Es ist aber an der Zeit eine Bestandsaufnahme zu machen, was denn noch sinnvoll an Bio ist. Wenn man das ernsthaft macht, kommt man zu nem ziemlich ernüchternden Ergebnis.

    Und ich sehe gerade bei der grünen Gentechnik schon einen gewissen Dogmatismus. Mit raionaler Folgenabschätzung hat es jedenfalls wenig zu tun.

  27. Wenn ich mir die inzwischen ziemlich interessante Diskussion hier so anschaue, glaube ich, dass ich den Bolz-Text doch mal lesen sollte. Sinn weniger.

  28. Der “Ökologismus” unterscheidet sich von anderen politischen Ideologien dadurch, dass hier sehr stark der Glaube gefragt ist. Dies hängt einfach damit zusammen, dass diese Idee zum großen Teil (wenn auch nicht nur) naturwissenschaftliche Erkenntnisse zur Grundlage hat, von denen die allermeisten Menschen und eben auch die allermeisten Grünen eigentlich keine Ahnung haben. Ich will mich da gerne mit einbeziehen. Letztlich muss man also glauben, was einem die selbstgewählten Autoritäten erzählen. Diese Erklärungen hält man dann auf Grund eigener Vorurteile für plausibel und völlig logisch. Sein wir doch mal ehrlich, wer von uns kann den Klimawandel wissenschaftlich hinreichend erklären? Wer von uns weiß wissenschaftlich korrekt, wie Gentechnik funktioniert und welche Folgen Gentechnik haben kann? Wenn wir jemanden den Klimawandel erklären wollen, erzählen wir das nach, was uns eine Autorität erzählt hat – und wenn es nur Al Gore ist.
    Das ist bei den herkömmlichen politischen Ideologien anders, da sie zwar einen sehr abstrakten philosophischen Hintergrund haben, jedoch ganz konkrete, gefühlte Auswirkungen haben. Jeder kann das Gefühl der Freiheit, der Sicherheit oder der Gleichheit nachempfinden.
    Aber wenn Al Gore morgen erzählen würde, dass europäische Frontloader-Waschmaschinen einen größeren Beitrag zum Klimawandel leisten als Toploader-Waschmaschinen, er dabei “ernstzunehmende” Wissenschafter zitiert – würden wir es nicht auch irgendwie glauben? Und hier ist wirklich die starke Parallele zur Religion. Religion ist zu einem großen Teil auch nichts anderes als die Erklärung für bestimmte naturwissenschaftliche Phänomene. Wir glauben vielleicht nicht an die religiöse Erklärung dieser Phänomene, aber dann glauben wir zumindest an die (scheinbar) wissenschaftliche Erklärung. Wir wissen es aber eben nicht, wir können es uns auch in der Regel kein bisschen selbst erklären. Auch hier wieder ein Vergleich: Kann jemand von uns die Evolution wissenschaftlich erklären?
    Soweit so gut. Problem bei den Grünen und auch hier wieder die Parallele zur Religion: Die grüne Idee IST richtig, lässt keine anderen Gedanken zu, sie ist die Wahrheit!
    Und sowohl bei der Religion als auch bei der grünen Idee ist die größte Autorität die Angst. Bei der Religion die Angst vorm Tod und das ewige Schmoren in der Hölle. Bei der grünen Idee ist es die Angst vor dem kollektiven Tod, vor Mutationskrankheiten, vor der “Entmenschlichung” und vor unserer eigenen Verantwortung für diesen Planeten.
    Dies ist meines Erachtens ein Grundproblem der grünen Idee überhaupt. Nehmen wir nämlich mal die Ideologie “amerikanischer Liberalismus”. Diese Idee hat 200 Jahre für einen unbeschreiblichen permanenten Wachstum gesorgt, weil diese Idee immer den Gedanken der stetigen Verbesserung der Zustände zur Grundlage hatte. Wird aber eine politische Idee 200 Jahre überstehen können, die zur Grundlage eine massive Zukunftsangst hat?

  29. Ich bin ja spät dran mit kommentieren, ich musste Bolz und Sinn erstmal in Ruhe lesen. Es gibt ja Leute wie fpk, die da schneller sind…
    Ausserdem hab ich mich erstmal gewundert, dass Julia chrismon hochschätzt. Das ist doch ein Werbeblättchen, für das kein vernünftiger Mensch Geld ausgeben würde. Naja, egal.
    Bolz Artikel ist grottenschlecht und zwar schon aus einfachen Gründen der Logik (Für was ist er Professor? Arme Studentinnen und Studenten). Er behauptet was (nennen wir es einfach mal X), gibt keine Belege dafür, dass es X tatsächlich gibt, aber zerlegt es dann und beweist, dass der Inhalt von X falsch ist. Kann man so machen, ein Artikel in chrismon ist ja keine Studie, in einer Erstsemester-Hausarbeit würde er damit nicht durchkommen. Jemand wie Bolz verdient an der “Angstindustrie” (auch ein X) ganz gut, in dem er eine vermeintliche Gegenposition besetzt. Wenn er nicht so eine schöne Professur hätte, dann würde er bestimmt gerne bei Maxeiner/Miersch mitmachen.Lomborg arbeitet übrigens auch so.
    Etwas ähnliches bei Sinn:”Zuerst hat er den Markttausch erfunden und dadurch die verfügbaren Subsistenzmittel besser den rivalisierenden Nutzungen zugeteilt.” ist auch schon logisch Un-Sinn: Zuerst müssen ja mindestens mal die Subsistenzmittel da sein.Ich bin zwar auch kein Wirtschaftswissenschaftler, hab mich aber mal mit Wirtschaftsethnologie beschäftigt und muss sagen, dass seine Behauptung “ohne Marktwirtschaft keine Kultur” völliger Quark ist. Aus Ökonomen-Sicht ist Sinn so oft widerlegt worden, dass ich hier nur auf http://www.nachdenkseiten.de/ verweisen kann.
    Der Artikel in cicero kommt natürlich zum Veröffentlichungstermin seines neuen Buches genau richtig.
    So, damit fpk auch was zu lesen hat: Die Studie, auf die Greenpeace sich bezieht, heisst: “Biological effects of transgenic maize NK603 x MON810 fed in long term reproduction studies in mice”, in Auftrag gegeben von den österreichischen Ministerien für Gesundheit, Familie und Jugend sowie Land-, Fostwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Der download ist bei

    http://bmgfj.cms.apa.at/cms/site/standard.
    html?
    channel=CH0810&doc=CMS1226492832306

    Und die Frage, ob solche Leute wie Sinn und Bolz nicht der Religion “Der Markt macht alles gut”, die gerade durch den Finanzmarktcrash ein bisschen gelitten hat, angehören, diskutieren wir später mal.

  30. Tschuldigung, hier der link nochmal in voller Länge zum direkten Durchklicken:
    http://bmgfj.cms.apa.at/cms/site/standard.html?channel=CH0810&doc=CMS1226492832306

  31. Und die Frage, ob solche Leute wie Sinn und Bolz nicht der Religion “Der Markt macht alles gut”, die gerade durch den Finanzmarktcrash ein bisschen gelitten hat, angehören, diskutieren wir später mal.

    Gerne jetzt, denn die sog. “Finanzkrise” wird dem freien Markt zwar in die Schuhe geschoben, hat aber sehr viel mit US-Regierungspolitik und STAATSbanken wie Fanny Mae und Freddie Mac (Immobilienblase) zu tun.

    Die Roten beschimpfen zwar sonst die amerikanische Regierung für alles (oft zurecht), aber hier wird dessen Rolle auf einmal totgeschwiegen und man beeilt sich, den Kapitalismus anzuschwärzen.

    Staatsintervention hat diese Probleme verursacht, in einer staatsarmen, echten Marktwirtschaft wäre es nie so weit gekommen.

  32. @Christoph

    zu suchst den falschen Schuldigen. Deinem Kommentar entnehme ich das du immer noch trennst zwischen Wirtschaft und Staat. Geld kommt zu Geld und Geld überlässt dies nicht dem Zufall. Sonst könnte man ja einfach jemand anderen wählen und schon würden sich alle Regeln (zum besseren) ändern. Solange sich die halbe Wirtschaftsführung unter dem Vorwand der “Sachkompetenz in Wirtschaftsfragen” quer durch alle Parteien verteilt hat ist es egal wo du dein Kreuzchen machst.

    In Zeiten der Kapitalismuskritik würde ich als halbwegs intelligenter Manager auch um meine Kohle fürchten (Wähler könnten ja die Ungerechtigkeit der Verteilung anprangern und links wählen gehen) und würde mir ein Parteibuch einer linksorientierten Partei zulegen. So erhalte ich Wählerpotential und kann trotzdem meine Pfründe erhalten und an Gesetzen mitwirken die mein Unternehmen besser stellen. So bleibt alles schön wie es ist – Prost mit Champagner!

    Mit Staat (aber ohne Wirtschaftsmarionetten in der Regierung) wäre es nie soweit gekommen.
    Es war der Ausverkauf (Privatisierung) und die damit verbundene Geldgeilheit (ist das nicht eigentlich eine Sucht wie z.B. “Internetsucht” die “dringend” therapiert werden muss anstatt ihr Vorschub zu leisten?) die den momentanen Zustand am Finanzmarkt ausgelöst hat – nichts anderes

  33. @Karsten

    Du willst also an Stelle unseren heutigen Lobbykapitalismus einen Staatsmonopolismus setzten? Versth ich dich da richtig?

    Und was wurde da denn genau ausverkauft/privatisiert, das die Finanzkrise und die GIER auslöste? Freddie Mae und Fannie Mac warens nicht, oder?

  34. Nunja, ein ganz kleines bisschen haben die Autoren schon Recht. Das Problem sind die Dogmen. In der grünen Bewegung tauchen sie häufig auf und verursachen nicht umsonst oftmals unökologisches Handeln.
    Mein Lieblingsbeispiel: Die Glasflaschen. Irgendwie herrscht bei den Grünen das Dogma, Glas-Pfandflaschen seien super öko. Dabei hat eine Studie des Umweltbundesamtes (unter Trittin!) festgestellt, dass durch den Transport, die Reinigung, Herstellung etc. riesige Mengen Energie benötigt werden. Viel ökologischer hingegen sind PET-Pfandflaschen. Aber ich habe von den Grünen noch keine Initiative zur Änderung der Verpackungsquote in Richtung PET bemerkt. Lieber süppeln sie auf grünen Veranstaltungen weiter ihren Öko-Saft aus umweltschädlichen Glasflaschen und fordern in einem das Dosenpfand. Typisches Grünes falsches Dogma: Plastik ist blöd, alles andere ist gut. Da fallen mir noch weitere Beispiele ein.

    Zudem haben Grüne ein Problem, was die Auswahl und Bewertung der Mittel für ihre Politik angeht. Denn meist wird das Mittel zur Erreichung des Ziels gleichgesetzt mit dem Ziel selbst.
    Beispiel: Ich bin gegen eine Frauenquote für Unternehmensvorstände. Der Grüne Vorwurf: Ich bin gegen die Gleichberechtigung von Frauen in Unternehmen. Das ist natürlich Quatsch.

  35. @fpk

    Du stellst da glaube ich einen Schwarz-Weiss-Vergleich an. Staatsmonopolismus wäre nämlich exakt dasselbe wenn die Führung des Staates mit den in meinem ersten Post beschriebenen Wirtschaftsmarionetten besetzt wäre!

    Was privatisiert wurde? Stell dir mal die Frage wieso ein privates Unternehmen “Telekom”, hervorgegangen aus der staatlichen (Steuerfinanzierten) Ex-“Post” sich in aller Rotzigkeit hinstellen kann mit dem Vorwand “Wir haben das Leitungsnetz ja aufgebaut” und sich einen Anspruch auf die sog. letzte Meile zum Endkunden damit gesichert hat. Das Leitungsnetz hätte nach Auflösung der “staatl.” Post dem Bund übergeben werden müssen das dann dem “privaten” Unternehmen Telekom (und selbstverständlich auch anderen Anbietern) das Netz gegen Gebühren zur Verfügung hätte stellen können.

    Hier könnte ich Dir zig Beispiele aufzeigen. Im Übrigen bin ich was die Versorgung mit Lebensmitteln,Trinkwasser,Strom + Gas,Nahverkehr etc. absolut der Meinung das diese in staatliche Hände gehören und einer echten ernstgemeinten Kontrolle unterliegen müssen.

    Ebenso gehört die Herausgabe von Geld in die Hände oder Kontrolle einer Regierung eines Staats und nicht in die von privaten(!) Zentralbanken die ausserhalb jeglichen Zugriffs und weit über den Regierungen der Länder stehen.

  36. OK. Stattsmonopolismus ists also nicht. Was dann?

    Und welche Privatisierung hat noch mal die Finanzkrise ausgelöst?

  37. @ Karsten: Natürlich ist der Staat in Händen der Mächtigen. Das ist er immer. Deshalb muss er selbst so klein und machtlos gehalten werden, wie nur irgend möglich bei gleichzeitigem Schutz der Rechte und Freiheiten der Staatsangehörigen. Dann wird er übrigens auch für die herrschenden Lobbies uninteressanter.

    P.S.: Weder Interesse am Gelderwerb noch Internetkonsum sind Krankheiten.

  38. @ Christoph
    Die FNMA (= Fannie Mae) wurde 1938 (Roosevelts “New Deal”) gegründet und 1968 privatisiert: “chartered by Congress as a private shareholder-owned company”.
    Die FHLMC (= Freddie Mac) wurde extra als Konkurrenz dazu vom Kongress zeitgleich gegründet, ist aber “a stockholder – owned corporation”. Also: Beides keine Staatsbanken, beides von dir so hochgeschätzte PRIVATunternehmen (AGs), die sich auf dem von dir auch so hochgeschätzen “freiem Markt” bewähren müssen. Interveniert wurde erst jetzt, als es fast zu spät war.

  39. urmel aus dem eis

    mal was generelles:

    http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M5bb2fab5b28.0.html

    wenn das so stimmt wie es hier steht sind die Grünen für mich als demokratische Partei unwählbar, dass hat nichts mit aufklärung zu tun sondern mit indoktrination. wie kann man kindergartenkindern so etwas beibringen?

    und allein schon der anspruch, den bürgern an sich pauschal rechtsextremismus zu unterstellen? das klingt nach volksumerziehung, eine kleine selbsternannte elite gibt den ton vor und weiß was gut für uns alle ist.
    Nee nee, Leute so nicht.

    Anscheinend hatte der Publizist Johannes Gross recht: “je weiter die Nazizeit zurück liegt, desto größer wird die Zahl der Widerstandskämpfer”.