Julia Seeliger
  • Nackt – besser nicht im Netz

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    18. January 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
    scissors

    Auf heise online findet sich ein interessanter Artikel zu den unvorhersehbaren Wegen von Fotos im Netz. Nicht nur um Nacktfotos geht es da, sondern vor allem darum, wie Pädophile in Chats und Foren an die Kontaktdaten von Minderjährigen kommen – leider allzu einfach.

    Einer MPFS-Studie zufolge werden fast zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen mit Chat-Erfahrung von Fremden aufgefordert, derartige (Telefonnummer, Name, Adresse) Auskünfte über sich zu verraten. Bedenklich stimme dabei, dass fast ein Viertel solchen Aufforderungen nachkomme.

    Wieder ein Beispiel, wie wichtig ein breites gesellschaftliches Bewusstsein für Datenschutz ist. Das sollten Eltern ihren Kindern übrigens vorleben: Wenn im Elternhaus ein vernünftiger Umgang mit dem Netz gelebt und gelehrt würde – altes Stichwort: Medienkompetenz – dann hätten die Internet-Fahnder, die nach Kinderpornoringen und in einschlägigen Foren recherchieren, viel weniger zu tun.


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15 Responses to “Nackt – besser nicht im Netz”

  1. Der verlinkte Artikel befasst sich mit zwei Themen: die ungewollte Verbreitung privater Fotos im Internet; und die Kontaktaufnahme von Pädophilen zu ihren Opfern. Ich möchte auf das erste Thema antworten.

    Auf mich wirkt dein Beitrag so: Einerseits plädierst du an anderer Stelle für die Abschaffung der Ehe und die staatliche Anerkennung von Polygamie, hier aber verfällst du der altbackenen Moral, die Nacktheit für privat und Sexualität für peinlich hält.

    In einer Gesellschaft, die entspannt auf Sexualität reagiert, gibt es keine Fotos, mit denen man sich einen zukünftigen Arbeitsplatz verstellen oder den Respekt seiner Mitmenschen verlieren könnte.

    Mir scheint, wir sollten unbeschwert mit den neuen Technologien und Medien spielen dürfen. Und ich wehre mich gegen die konservative Wende in der politischen Diskussion und der Gesetzgebung.

  2. Das sehe ich anders: Was im Schlafzimmer abgeht, geht niemand was an.

    Außer es ist strafrechtlich relevant, der Schutz von Kindern ist wichtig und richtig. Deswegen hab ich was dagegen, wenn alte Säcke Kindern im Chat die Telefonnummer rauslocken und sie dann belästigen. Oder sie auffordern, Nackfotos von sich zu posten / zu senden. Deswegen plädiere ich für Medienkompetenz. Auch Kinder müssen bewusst und vorsichtig im Netz sein, wie Erwachsene auch. Denn viele Leute wissen wirklich nicht, was mit ihren Daten / ins Netz gestellten persönlichen Dingen alles passieren kann.

    Ich habe nie gesagt, dass Nackheit peinlich ist. Aber ich bin der Meinung, dass Nacktheit privat ist.

  3. > Deswegen hab ich was dagegen, wenn alte Säcke
    > Kindern im Chat die Telefonnummer rauslocken
    > und sie dann belästigen.
    > Oder sie auffordern, Nackfotos von sich zu
    > posten / zu senden.

    Sehr geehrte Frau Seeliger,

    ich schätze Sie sehr als Politikern und lese regelmäßig in Ihrem Blog. Doch die Art und Weise, in der Sie sich als eigentlich sehr intelligente und freiheitlich denkende Person und als Bürger- und Menschenrechtlerin zu dem heutzutage sehr kontroversen Thema Pädophilie äußern, missfällt mir und empfinde ich als unangemessen.

    Ich mache Sie hiermit auf zwei Links aufmerksam, die Ihnen vielleicht klarer machen, worauf ich hinaus will:

    http://www.itp-arcados.net/
    http://www.jungsforum.net/

    Mit freundlichen Grüßen,
    Douglas Mondnacht

  4. Artikel und Diskussion bei Bruce Schneier zu diesem Thema sind auch ganz interessant – ist ja nicht das erste Mal, dass die Politik mit irrationalen Ängsten spielt (nein, das ist jetzt nicht gegen die Betreiberin dieses Blogs gerichtet).

  5. Hallo, Herr Mondnacht,

    wie wollen Sie denn in Zeiten des Internet Kinder nachhaltig vor Missbrauch schützen? Ich finde, dass es sehr wichtig ist, Kindern frühzeitig zu erklären, dass sie dem Chatgegenüber jetzt eben kein Foto von sich schicken sollen. Wenn ich mal Kinder habe, dann werde ich das mit denen auch so machen, ihnen frühzeitig Medienkompetenz vermitteln.

    Derartige Maßnahmen halte ich für viel wirksamer als zB die Erhöhung der Strafen.

    Was sind denn Ihre Vorschlage?

  6. > Ich finde, dass es sehr wichtig ist,
    > Kindern frühzeitig zu erklären, dass
    > sie dem Chatgegenüber jetzt eben kein
    > Foto von sich schicken sollen. Wenn
    > ich mal Kinder habe, dann werde ich das
    > mit denen auch so machen, ihnen
    > frühzeitig Medienkompetenz vermitteln.

    Sehr geehrte Frau Seeliger,

    wenn man bedenkt, wie früh sich Kinder inzwischen im Internet bewegen, aber wie sehr es heutzutage in Mode ist, sämtliche Informationen über sich einfach preiszugeben – man denke dabei an Plattformen wie MySpace, Facebook, StudiVZ, SchülerVZ, kann ich Ihnen nur aus vollstem Herzen zustimmen! Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen rechtzeitig Medienkompetenz zu vermitteln, und ohne Frage sind solche Maßnahmen viel wirksamer als eine plumpe Erhöhung von Strafenmaßen. Deshalb finde ich auch Kampagnen wie Think before you post!, die diese Problematik anschaulich verdeutlichen, äußerst begrüßenswert.

    Darum ging es mir hier aber nicht, sondern darum, dass ich mit der Art und Weise, in der Sie über das Thema Pädophilie und über pädophil empfindende Menschen (“alte Säcke”) schreiben, nicht einverstanden bin. Das kann man Ihnen nicht übel nehmen, da es gesellschaftlicher Konsens ist, dass sämtliche Pädophile grausame Monster sind, die kleiner Kinder mit Lutschern locken, hinter Gebüsche ziehen, um sie dort zu vergewaltigen – oder eben lüsternde alte Säcke, die Kindern im Chat die Telefonnummer rauslocken und sie dann belästigen oder sie auffordern, Nackfotos von sich zu posten / zu senden. Ich selbst bin pädophil und fühle mich zu Jungen im Alter von 11 bis 17 Jahren hingezogen und fühle mich von weiten Teilen unserer Gesellschaft konsequent diskriminiert – und zwar ausschließlich aufgrund meiner Neigung, nicht etwa, weil ich Straftaten begehen würde (was ich nicht tue!).

    Wie gesagt, ich kann niemanden dafür einen Vorwurf machen, das Thema eignet sich nun einmal perfekt für Medienhysterie. Aber ich kann Menschen wie Sie, von denen ich glaube, dass sie bereit und fähig dazu sind, hinter die Kulissen zu schauen, sich neutral und intellektuell mit Dingen auseinanderzusetzen, darum bitten dies auch bei diesem Thema zu tun. Deswegen wies ich Sie auf die zwei Links hin.

    Zum Abschluss vielleicht noch ein sehr eindrucksvolles Video: http://www.youtube.com/watch?v=wbbBfHRsMBw

    Mit freundlichen Grüßen,
    Douglas Mondnacht

  7. Da kann ich nur mitgehen: Die öffentliche Gleichsetzung “Pädophilie = Missbrauch” ist äußerst diskriminierend für die Betroffenen; ein solches Bild zu vermitteln ist unverantwortlich.

  8. Hallo, Herr Mondnacht,

    ich werde ihr Posting bei meiner Ausdrucksweise in Zukunft beachten.

    Schöne Grüße

  9. Sehr geehrte Frau Seeliger,

    > ich werde ihr Posting bei meiner Ausdrucksweise in
    > Zukunft beachten.

    vielen Dank!

    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich wollte hier auch nichts überdramatisieren. Nur wenn man zu einer Personengruppe gehört, der in regelmäßigen Abständen von weiten Teilen der Gesellschaft die Menschenrechte abgesprochen wird, dann reagiert man bei der ein oder anderen, möglicherweise ganz anders gemeinten Formulierung vielleicht auch einmal ein bisschen über.

    Schöne Grüße,
    Douglas Mondnacht

  10. ja genau, und den Stalkern ergeht es ganz aehnlich: fuer die Befreiung der ‘allzu-persoenliche-mails-und-blogeintraege-Schreiber’ vom oeffentlichen Stigma!

  11. Stalker pride!

  12. (empfehle zum Thema im uebrigen dringend J.-P.Sartre: La Nausee zur Lektuere, darin insbesondere die Figur des ‘Autodidakten’ Roquentin, das duerfte den humanistischen Spiessern hier die Wut in die Augen treiben)

  13. das duerfte den humanistischen Spiessern hier die Wut in die Augen treiben

    “Humanistische Spießer” – das ist ja eine geile Nazirhetorik. Die “Schulhof-CD”* #2 von der NPD trägt nämlich einen ähnlichen Untertitel: “Der Schrecken aller linken Spießer und Pauker!”. Ey, sorry für den Vergleich, ne aber, was sollen denn bitteschön “Humanistischen Spießer” sein?

    ————————–
    *Hochinteressant, wie geschickt sie die Jugend ködern. Das ist immer mal einen Blick wert!

  14. Ja, die Strategien der neuen Nazis sind einen Blick wert – da hat die Globalisierung auch etwas verändert.

  15. Infwiefern die Globalisierung?

    a) Online: Weil das Internet nun alle Nazis in Deutschland sich besser vernetzen lässt? Oder über Ländergrenzen hinweg?

    b) Oder beziehst du dich eher auf die “Offline-Globalisierung”: Durch die Globalisierung und die Öffnung der deutschen Ostgrenzen können die Nazis viel besser noch die Ressentiments und Angst der Leute vor schüren und gewinnen so an Zulauf?