Julia Seeliger
  • “Mehdorn muss weg”

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    16. January 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Christian Böttger, Verkehrsökonom und Professor an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, fordert, dass der Bund endlich einen Nachfolger für Mehdorn suchen sollte. Außerdem rechnet er mal ein bisschen nach:

    Im übrigen: Die Bahn plant in den nächsten Jahren, ihren Gewinn fast zu verdoppeln, um börsenfähig zu werden. Der Vorsteuergewinn wird für 2007 auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Diese Zahl muss man auch in Bezug zu den Lohnsteigerungen setzen. Und man muss auch berücksichtigen, dass der Bahnvorstand in den vergangenen vier Jahren jährlich eine Gehaltserhöhung von im Schnitt über 30 Prozent erhalten hat. Allein die Steigerung der Gehälter der 20.000 Lokführer wird für dieses Jahr mit 64 Millionen Euro angegeben. Die Steigerung der Gehälter der acht Vorstände hat von 2005 auf 2006 acht Millionen Euro ausgemacht. Das heißt: Acht Vorstände haben ein Achtel der gesamten Lohnsteigerung von 20.000 Lokführern erhalten.

    Auch die GRÜNE JUGEND in Person von Sprecher Jan Albrecht forderte heute (“Jetzt reicht’s – Mehdorn muss weg!”) Mehdorns Ablösung

    “Der Klimaschutz und der soziale Auftrag eines öffentlich getragenen Verkehrsunternehmens werden konsequent ignoriert. Dabei liegen seit Jahren etliche Vorschläge für eine Reform der Deutschen Bahn auf der Hand. Statt unsinnige und absurde Börsengänge auf Kosten der Bevölkerung zu forcieren, muss sich die Bahn endlich wieder auf ihren öffentlichen Auftrag
    konzentrieren.”


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5 Responses to ““Mehdorn muss weg””

  1. man könnte sagen, wenn die bahn tatsächlich ein börsennotiertes unternehmen wäre, wäre herr mehdorn schon lange nicht mehr tragbar. jetzt hätte er sich in broker kreisen wohl endgültig diskreditiert. ansonsten, wenn’s der bevölkerung nützt, soll’s ein andrer machen. fraglich nur, ob der eine ausrichtung hin zu mehr bürgernähe, bahn auch auf dem land etc angehen würde. der nachfolger würde vielleicht einfach cleverer, ruhiger verhandeln und die bahn trotzdem über die börse verkaufen.

  2. Da wäre ich nicht ganz so pessimistisch … immerhin ist die Bevölkerung inzwischen sensibilisiert, auch die mitregierende SPD, und nicht zuletzt gibt es auch ein breites NGO-Bündnis (“Bahn für alle”), das da dran ist.

  3. ich mag das “bahn für alle” bündnis. bei der spd muss man vorsichtig sein, ist die basis nicht auch für ein tempolimit? und tiefensee ist, soweit ich weiß, noch in keinster form von den privatisierungsplänen abgerückt. aber stimmt schon, in der spd-fraktion gibt’s inzwischen ein paar kritische geister. ich hab sicherheitshalber dem spd abgeordneten meines wahlkreises des film “bahn unterm hammer” geschickt. ob er ihn geschaut hat, weiß ich nicht. wahrscheinlich hat er sich geärgert, weil oskar lafontaine das schlusswort in dem film hat. aber diese wähler will die spd ja wieder haben. anyway, den film kann ich empfehlen, kann man sich schon mal anschauen.

  4. man könnte sagen, wenn die bahn tatsächlich ein börsennotiertes unternehmen wäre, wäre herr mehdorn schon lange nicht mehr tragbar.

    Und wäre es ein richtiges Staatsunternehmen, wäre ein bürgerferner Dienstleistungswüstling wie Mehdorn auch nicht tragbar.
    So wurde er in eine Position hereingemogelt, wo er von Anfang so fehl am Platze war wie Arnold Schwarzenegger als Philosophieprofessor.

    Dass er weg muss, ist schon seit Jahren so offensichtlich, dass Ray Charles es nachts im Tunnel gesehen hätte.

    Man denke an die kurzzeitige BahnCard50-Abschaffung, an diverse Statments und folgendes Vorgehen, welches auch Julia kritisiert hat:
    http://www.netzwerk-rauchen.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=65

  5. ich wollte nicht den eindruck erwecken, mehdorn im amt behalten zu wollen. ein derart cholerisches rumpelstilzchen wäre aber in einem börsennotierten unternehmen unvorstellbar (man stelle sich mal einen verantwortlichen irgendeiner bank vor, der seinen kunden droht und den mitarbeitern gleich mit). das er mit seiner art auch den verkehrsminister desauviert, steht auf einem anderen blatt. umso unverständlicher, dass dieser sich so vorführen läßt. mehdorn hat wenig richtig gemacht in seiner amtszeit. zumindest wenn man sich die bahn als kundenfreundlichen dienstleistungsbertrieb vorstellen möchte, der für flächendeckende und umweltschonende mobilität zu sorgen hat. die abschaffung der bahncard 50 durch aus dem flugverkehr eingekauften managern war sicher sein “höhepunkt”. aber es war ja bisher erklärtes ziel der politik die bahn weitestgehend zu privatisieren und dafür hat er sich stets eingesetzt, die prügel eingesteckt. im sinne seines arbeitgebers also auch irgendwie gut gearbeitet. was es nicht besser macht! ja, bleibt zu hoffen, dass sein nachfolger wirklich auch einen richtungswechsel in petto hat. aber das wäre unvorstellbar, so lange es eben noch plan ist, die bahn an die börse zu bringen. was wieder ein eigenes thema ist. denn wer soll, so wie die sache ist, geld in dieses projekt investieren?