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Kerstin Andreae für INSM
70Als ich heute morgen die Süddeutsche durchblätterte, fiel mir eine ganzseitige Anzeige der neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auf – die INSM feiert aktuell “60 Jahre Soziale Marktwirtschaft”. Freudig fokussierte ich die Anzeige, in der Hoffnung, einen Blick auf Oswald Metzgers Konterfei zu erhaschen. Jedoch scheint der freche Springinsfeld seit seinem Übertritt zur CDU nicht mehr interessant.
Frisches Grün musste her – und Kerstin Andreae ist als wirtschaftspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion wirklich ein dicker Fisch.
In einem Team mit Kannegiesser und Oettinger: Arbeitgeber-Lobbyistin AndreaeNeben Christine Scheel, die schon länger für die Arbeitgeberlobby ihr Gesicht, ihren Namen und vor allem den guten Namen meiner Partei hergibt, hat die INSM mit Kerstin Andreae offenbar eine weitere Freundin gewonnen.
Mir stellen sich Fragen:
- Passt das zu “Nachhaltig und gerecht – Die Grüne Marktwirtschaft” (PDF)
- Will die Frau provozieren oder ist das pure Dummheit?
- Kann die Bundestagsfraktion nicht endlich reagieren?
Lustige Anekdote nebenbei: Die Leistungsfreunde von der INSM kriegen es nicht mal hin, funktionierende Internetseiten bereitzustellen. Kerstin Andreaes Flash-Seite ist aber auch nicht viel besser.
Ganz zum Schluss, nur für den Hinterkopf, noch ein Link zu einer Presseerklärung von Reinhard Bütikofer
Ich habe die INSM noch nie unterstützt, sondern lehne ihre marktradikale Politik ab.
Dieser Eintrag wurde im Nachhinein korrigiert, ich habe folgende Fragen entfernt:
- Kriegen die dafür Geld?
- Wenn ja, wieviel?
Der Anzeigentext
Kerstin Andreae, MdB
Wirtschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die GrünenLudwig Erhard hat Demokratie, Markt und Staat zusammengedacht. Bei der Rente hat er den Gedanken der Nachhaltigkeit eingefordert, in der Außenwirtschaftspolitik den Protektionismus bekämpft. Seine Vorstellungen sind klarer als die Politik der heutigen, reformfaulen Großen Koalition. Wir Grünen erweitern die Reformpolitik um ökologische Nachhaltigkeit.
Anzeige der INSM in der Süddeutschen Zeitung (Seite 5) vom 20.06.2008
Einsortiert: die fraktion, kapital
Verschlagwortet: insm
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70 Responses to “Kerstin Andreae für INSM”
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Man kann förmlich die Euros in deinen Augen sehen, mit dem Statement bist du wieder ein Stück näher an die Fleischtöpfe gerückt.
Schön wärs – kannst du mir den Weg zu den Fleischtöpfen zeigen, du kennst ihn ja offenbar.
Mjam, lecker!
Info für (militante) Veganer/innen: Ich meine natürlich leckeres Weizenfleisch!
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@ fpk
schau mal hier: http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php?s=insm
Ich will an die Gemüsetöpfe!
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oder hier: http://www.zeit.de/2005/19/insm
oder hier: http://www.boeckler.de/pdf/fof_insm_studie_09_2004.pdf -
J.P. S.
Weizenfleisch, Julia, du weisst gar nicht, was du dir damit antust, der uebliche Veganerkram ist ja schon schlimm genuig, aber dieses ‘Weizenfleisch’, das zu 95% aus langsam degradierbarem, also fuer Menschen voellig ungeeigneetem Protein besteht, ist der Gipfel.
Diese Diskussion hier ist im uebrigen nicht orginell, dein Fehler war es von anfang an, den linken Fluegel der Gruenen, sofern es ihn jemals gab, zu ueberschaetzen. Was Frau Andrae mit ‘Reformmuedigkeit’ der jetzigen Politik meint, weiss im uebrigen offenbar kein Mensch so recht, aber solche Leute wie Torben&sie sind es, die eine Horrorvision von einer Schwarz-Gruenen Regierung erzeugen. Nie wieder Gruene.
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J.P. S.
Interessant im uebrigen, dass ein seltsam irrationales Ressentiment demokratischen staatlichen Strukturen gegenueber die neuen deutschen Freiheitler (Christoph, Marco, Torben etc.) eint, dieses ‘die-abkassierende-Politiker’-Phantasma hoerte man normalerweise vor allem vom ‘abgehaengten Prekariat’, dem ‘unteren Dittel’ der SPD-Waehler und von Waehlern populistischer Parteien. Hat das marktradikale Element in Deutschland heute also einen demokratiefeindlichen, irrationalen, im Zweifelsfalle (rechts)faschistischen Kern? Marco mag es nur zu gut illustrieren: lauert hinter der proklamierten ‘Freiheit’ dialektisch die Suche nach dem personell, nicht institutionell, agierenden Staat, der von der Freiheit einer brutalisierten ‘Elite’ geleiteten Diktatur?
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fpk
@jk
danke. Mir gings eher um eine leichte Schieflage in Julias Beitrag, zum einen Argumente und Begründung zu fordern, selbst aber nur Schlagworte zu liefern.@J.P.S.
wo waren Ressentimets jemals rational? -
Christoph
weil sie nach der sitzung nach hause wollte. ich bin auch schon mit rucksack und koffer in die uni und habe mich in die anwesenheitsliste eingetragen und die vorlesung mitgehört und bin danach nach hause gefahren mit dem zug. whats the problem?
Das behauptet sie. Dann hätte sie das ruhig auch der laufenden Kamera so erzählen können.
Warum ist sie vor dem Fernsehteam geflohen?” — nach ihrer eigenen Aussage, weil sie die Nase voll davon hatte, jedem dahergelaufenen Sensationsreporter unvorbereitet vors Mikro treten zu müssen.
Für das Geld, was sie da abkassiert, darf sie sich einen solchen Mangel an Souveränität und Professionalität nicht erlauben. Da ist sie dann auch selbst schuld.
Das ist im Übrigen typisch Brüsseler Arroganz.Was heißt denn überhaupt “dahergelaufener Sensationsreporter”?
Hat mich schon mal jemand gefragt, ob ich mir von einer dahergelaufenen Polit-Nanny wie Hiltrud vorschreiben lassen muss, was ich zu essen, rauchen oder trinken habe?
Gegen diese Frau sind selbst die Jugendamts-Tussi aus Pippi Langstrumpf oder die Hexe aus dem Wizard of Oz harmlos.
Sie steht für die “Erziehungsdiktatur”, die der EP-Präsident Pöttering zu Recht im letzten Jahr gebrandmarkt hat.dieses ‘die-abkassierende-Politiker’-Phantasma
Fürs EP stimmt das. Und zunehmend halte ich andere Abgeordnete auch für überbezahlt.
seltsam irrationales Ressentiment demokratischen staatlichen Strukturen
Ich habe seltsam rationale Vorbehalte gegenüber obrigkeitlichen Herrschaftsstrukturen.
Vor einiger Zeit habe ich manches noch anders gesehen, politisch und wissenschaftlich. Mittlerweile bin ich jedoch ziemlich ernüchtert. Desillusionierung schafft Klarheit, und ich beschreite den libertären Weg.P.S.: Habe mich sehr über das irische No zu Lissabon gefreut, ohne damit irgendeine Nähe zu irgendwelchen Extremisten zu haben, die dies aus anderen Gründen auch tun.
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Der Beitrag war unsachlich, das merkte man schon daran, dass die Büropauschale zu dem hinzugerechnet wurde, was die EPs angeblich “abkassieren”.
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Speiche
>Der Beitrag war unsachlich, das merkte man schon daran, dass die Büropauschale zu dem hinzugerechnet wurde, was die EPs angeblich “abkassieren”.
Daniel Hannan ist der meistgehaßte EU-Parlamentarier, weil er immer wieder schonungslos das Brüsseler Kleptokratenkarusell attackiert. In keinem Parlament der Welt kann man so ungeniert korrupt sein und so offen Kohle abzocken wie im EU-Parlament, das zwölfmal je vier Tage pro Jahr in Straßburg herumsitzt – alles legal. Allein die eigene Ehefrau, die der Abgeordnete offiziell anstellen darf, bringt es in einer Legislaturperiode ohne jegliche Arbeit locker auf 300.000 Euro.
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Ich habe mir das jetzt hier seit meinem Kommentar eine Weile angesehen und mitgelesen. Ich fasse mal zusammen, was ich bisher verstanden habe:
Frau Andrae arbeitet mit der INSM zusammen und dass allein ist schon sehr schlimm, denn sie ist doch wirtschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion. Und für die ist vorgeschrieben, wo und wie sie sich über die Parteiarbeit hinaus engagieren dürfen. Dabei ist es dann auch völlig unerheblich, wie sie sich im Rahmen dieser Tätigkeit äußert. Selbst wenn sie sich darum kümmern möchte, Inhalte grüner Politik in die Arbeit der INSM einzubringen, wäre das per se abzulehnen, weil man mit denen absolut niemals nie nicht reden und zusammenarbeiten darf.
Möchte ich so nicht kommentieren, weil ich für solch eine Denke kaum zitierfähige Wort finden kann.
Was mich aber schon sehr interessieren würde: Was ist aus grüner Sicht _inhaltlich_ an der Aussage von Frau Andrae in der obigen Abbildung zu kritisieren, außer dass sie in einem No-Go-Area (“Team mit Kannegiesser und Oettinger”) getätigt wurde und wie wird sie durch ihre Aussage zu einer “Arbeitgeber-Lobbyistin”? Könnte es nicht sein, dass sie eine “Grünen-Lobbyistin” bei der INSM ist?
Disclaimer: Mir ist die Person Andrae völlig egal. Ich wundere mich nur über diese Art der Fascho-Denke bei den Grünen…
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Inhaltlich ist die Bemerkung so dünn, dass daran nichts zu kritisieren ist.
Wie du an dem Artikel und der Diskussion gemerkt haben wirst, richtet sich die Kritik gegen das Engagement für die INSM. Mir haben auch einige Leute gemailt, dass “sie sich heute morgen auch schon geärgert hätten”.
Muss ja nicht sein, so ne INSM-Zeitungsanzeige. Ich halte das für dumm und schreibe das deswegen auch so. Was gegen die INSM spricht, haben andere in diesem Thread schon zusammengetragen.
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Kerstins Anzeige scheint innerhalb der Partei hier in BaWü ein ziemlich heftiges Echo ausgelöst zu haben — was insbesondere deswegen ein ziemliches Thema ist, weil Kerstin sich als Spitzenkandidatin bewerben will.
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Au ja, eine weiblich grüne Ludwig Erhard. Fehlt nur noch die Zigarre und “die Schlote qualmen wieder”.
Da weiss man dioch, was man hat.
Viele Grüße aus Dithmarschen!
Arfst Wagner -
Zigarre hätte ja noch was …
😀
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Inzwischen gibt es einen offenen Brief, in dem Kerstin zu dieser Aktion Stellung nimmt.
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Schon wirklich bemerkenswert: Bei den Grünen gilt es als Skandal, sich zur sozialen Marktwirtschaft zu bekennen. Vielleicht wird es für die Grünen – wie für die SPD – Zeit, sich in zentralen Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik endlich mal klar zu positionieren.
So manches Statement aus dem Parteiprogramm (“gerechte Verteilung der gesellschaftlichen Güter”, “Widerstand gegen diese Globalisierung richtig und notwendig”, “wird die bisherige soziale Marktwirtschaft, die zu sehr auf den Unternehmensprofit ausgerichtet ist, ihrem Anspruch nicht gerecht und muss dringend weiter entwickelt werden”, “Verbesserung der materiellen Situation von Hilfebeziehenden” und so weiter und so fort) passt schon heute wirklich besser zur Linkspartei als zur INSM …
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Und das ist auch gut so 😉
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Ohne jetzt alle 67 Kommentare gelesen zu haben: ich bin klar auf Julias Seite. Dieser Lobbyistengruppe namens INSM sollte man es nicht noch einfacher machen, die öffentliche Meinung in ihrem Sinn zu beeinflussen, als es für sie eh schon ist. Jede Zusammenarbeit mit der INSM, ob bezahlt oder unbezahlt, ist meiner Meinung nach abzulehnen.
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zickezacke
@pro-fdp
Die INSM hat bis auf den Namen rein gar nichts mit der sozialen Marktwirtschaft zu tun. Neue Kleptokratische Interessensvertretung = NKI -wäre ein besserer Name für den Verein.
Aussderdem werden die positiven Auswirkungen der Sozialen Marktwirtschaft maßlos überschätzt.
Warum haben alle anderen europäischen Ländern in der gleichen Zeit ähnliche Wachstumsraten gehabt? Mit Polen als Spitzenreiter?
Die Gründe für das deutsche (eigentlich gesamteuropäische) “Wirtschaftwunder” um 1955 sind in der amerikanischen Geldpolitik zu suchen, die in Zeiten von Brenton Woods das deutsche Zinsniveau massgeblich beeinflusste.Ich finde die INSM schrecklich.
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