Julia Seeliger
  • Welche Ehe braucht der Mensch?

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    7. April 2009 | Trackback | Internet ausdrucken
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    “Jede Gesellschaft und jede Gesellschaftsschicht hat in der Vergangenheit die ihr gemäße Form der Familie, ihren sozialen und ökonomischen Möglichkeiten entsprechend, hervorgebracht. Werturteile verbieten sich von daher ebenso wie der nostalgische Wunsch nach der Familie der guten alten Zeit.”

    Zitat von Ingeborg Weber-Kellermann, gefunden in “Familienleben in Deutschland” (PDF)


    Am Mittwoch, den 8.April, werde ich von 21:45 bis 23:00 Uhr im Ersten zum Thema Familienpolitik bei “Hart aber Fair” zu sehen und zu hören sein. Mit dabei sind auch Joachim Fuchsberger, Gabriele Pauli, der Paartherapeut Friedhelm Schwiderski und Michaela Freifrau Heereman.

    Eine Übersicht der Gäste bei Hart aber Fair

    Die Gästefamilie bei Hart aber Fair

    Sehnsucht Ehe, Endstation Scheidung –
    wie viel Treue braucht der Mensch?

    Schutz für die Ehe verspricht der Staat und gibt Verheirateten einen Steuerrabatt. Weg damit, fordern Kritiker. Sie sagen: Die Ehe ist nur eine von vielen Formen der Partnerschaft und lebenslange Treue nur eine Illusion! Brauchen nur noch Kinder die heile Familie? Und was machen die Erwachsenen, wenn das Alter kommt?

    Mein Anliegen ist es, in dieser Runde eine Lanze zu brechen für eine moderne, pragmatische Familienpolitik. Herzstück dieser Familienpolitik ist die Ergänzung der klassischen Ehe durch einen so genannten Familienvertrag.

    Den Staat hat es nichts anzugehen, ob die Eltern einen Trauschein haben: Unser Leitbild ist die gesellschaftliche Akzeptanz und staatliche Neutralität in Bezug auf die verschiedenen gelebten Familienformen. Deswegen muss Schluss sein mit den Privilegien der Ehe, zum Beispiel dem Ehegattensplitting. Unser Ansatz ist es, Kinder direkt zu fördern und nicht die Möglichkeit, Kinder zu bekommen. Die Bevorzugung der Ehe führt auch zu materieller Ungleichheit. Familien jenseits der Ehe, vor allem Alleinerziehende und bildungsferne Familien, überwiegend mit Migrationshintergrund, sind besonders stark von Armut betroffen.

    Wichtiges Ziel beim Familienvertrag ist es, die sozialen Eltern zu stärken, ohne die biologischen zu schwächen: Das geht nur mit Mehrelternschaften. Wir schlagen deswegen den Familienvertrag als neues familienrechtliches Institut vor, denn er ermöglicht mehr Flexibilität.

    Ich hoffe, dass das Ganze nicht ausartet in ein “Jetzt erzählt jeder mal ein bisschen aus seinem persönlichen Leben und von seinen Beziehungen”, auch wenn sich dies im Vorgespräch ein wenig ankündigte. Gleichwohl ist von “Hart aber Fair” grundsätzlich Politik-Niveau zu erwarten – Lassen wir uns einfach überraschen.

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108 Responses to “Welche Ehe braucht der Mensch?”

  1. Wo würdest Du Dich selbst im Nolan-Diagramm positionieren?

    Was soll das? Wieso dieses “Nicht ausweichende-konkrete Antwort”? Das ist ja schon eine Unterstellung. Lies mein Blog. Außerdem echt nochmal: Was soll das? Muss alles gezählt werden? Kann alles gezählt werden? Und wie soll ich denn in dem von dir verlinkten Quadrat überhaupt einen Wert ermitteln – oder soll ich sagen “ca. 10 Prozent in der und der Ecke”.

    P.S. Ich bin bei den Grünen und das nicht ohne Grund. Die sind linksliberal und ökologisch.

    Entschuldige die harsche Antwort. Aber das war wirklich off-topic. Und ich finde die Frage blöd und kaum zu beantworten.

  2. Julia richtig; in eine Schublade gehörst Du nicht ;-)) und es ist Unsinn sich in ein unvalidiertes Diagramm zu stecken das ohne eindeutig abgrenzbare Definitionen dasteht.

    PS: Beschlüsse sind wirklich ätzend zu lesen vielleicht sollte mal ein Germanist mitwirken.

    Have a nice day

  3. Beschlüsse sind wirklich ätzend zu lesen vielleicht sollte mal ein Germanist mitwirken.

    Daran sieht man auch, wie kompliziert und kleinteilig Demokratie bisweilen sein kann. Man kann, um diese ganze Beschluss-Chose etwas ästhetischer zu machen, ja als Sahnehäubchen eine schöne Rede halten.

  4. Danke, Wette gewonnen!

  5. die beschlüsse mußt du nicht rauserklären, hab ich gelesen 😉
    hat sich seither etwas getan im hinblick auf eine konkretisierung oder umsetzung dieser beshlüsse. interessiert mich schlicht deshalb, weil ich mich mir derartigen fragen beruflich häufiger beschäftige.

  6. Hi Martin,

    nein, leider gab es bisher noch keine weiteren “Forschungen” zu dem Thema.

    Ich selbst bin im Dezember aus dem Landesvorstand im Landesverband Berlin ausgeschieden – und somit hatte ich nicht so viel Zeit und Energie, mich für eine eventuelle Investition in eine inhaltliche Veranstaltung (mit Familienrechtler/innen und/oder mit Sozialarbeiter/innen in den Foren) einzusetzen.

    Auf Bundesebene, wo ich auch einige Leute kenne, sind dieses Jahr leider die meisten Ressourcen (finanziell und personell) durch die anstehenden Wahlen auf Bundes- und Europaebene, sowie durch zahlreiche andere Wahlen in den Ländern gebunden.

    Die Bundestagsfraktion habe ich zu dem Thema noch nicht angesprochen. Eventuell wollen die ja mal eine Studie in Auftrag geben. Habe aber keine Ahnung, wie das so in dieser Zeit “zwischen den Legislaturen” so funktionieren kann.

    Ich bin aber guter Dinge, dass nach der Bundestagswahl zumindest bei uns Grünen, und vielleicht ja auch in anderen Kreisen, eine weitere Diskussion in der Familienpolitik stattfinden kann.

    Hoffe, hiermit zumindest einige Fragen beantworten zu können.

  7. Hallo Julia,

    danke für Deinen sehr sachlichen und uneitlen Beitrag in dieser Diskussionsrunde.

    Gerne würde ich Dir meine Sicht der Dinge darstellen, die einerseits aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen entstanden ist und andererseits auf rein biologischen Erkenntnissen beruhen. Natürlich hier nur in Kurzform:

    Biologisch ist dem Menschen und den meisten anderen Säugetieren vorgegeben, dass das höchste biologische Ziel der Erhalt und die Vermehrung der eigenen Gene ist (siehe hierzu z. B. Richard Dawkins, Das egoistische Gen, schon 30 Jahre alt, aber immer noch aktuell). Um diesem biologischen Prinzip gerecht zu werden, muss der Mann sich möglichst oft mit verschiedenen Frauen paaren um die Überlebenswahrscheinlichkeit seiner Gene zu maximieren. Hierzu ist er ja bekannterweise auch rein physisch gesehen ausgestattet, theoretisch kann Mann jeden Tag ein neues Kind zeugen.
    Dieses Prinzip ist in unserer Biologie definitiv verankert, inhärent steckt es in jedem Mann, auch dem der heutigen Zeit.

    Die Frau hat biologisch die gleiche Funktion, nur sie geht ein dramatisch höheres Risiko ein als der Mann. Sie hat eine Schwangerschaft zu überstehen und im ungünstigen Fall alleine für den Nachwuchs zu sorgen. Deshalb muss Sie in der Partnerwahl deutlich vorsichtiger sein. Kriterien sind einerseits natürlich biologische attraktive Partner, d. h. gesunde Männer. Andererseits muss Sie eine gewisse Versorgungsgarantie bekommen, das heißt, sie muss nach Partnern suchen die einerseits versprechen können bei ihr zu bleiben und anderseits stark (bzw. heutzutage vermögend) genug sind, um sie und den Nachwuchs zu versorgen.

    Hieraus lassen sich im Übrigen eine ganze Reihe Verhaltensweisen von Männlein und Weiblein auch noch in unserer modernen und vermeintlich evolutionsunabhängigen Gesellschaft erklären.

    Zum Beispiel:
    Da Mann ja das latente Bestreben hat möglichst viele Weibchen zu begatten, haben die meisten Männer eine wahnsinnige Sehnsucht nach Anerkennung. (da gibt es so ein schönes Zitat von Gabi Köster, wie sie denn mit Männern umgeht. Sie sagt: Ganz einfach, immer schön loben). Diese Annerkennung liefert einen gesellschaftlichen Status, der sie vermeintlich attraktiv für viele Weibchen macht. Das kann sich ausdrücken in der Anschaffung von Statussymbolen (wie z. B. Autos), oder in der Ergatterung von Preisen (Nobelpreis) und auch von Ämtern oder die Erkämpfung beruflicher Karrieren und Positionen. Die besten Weibchen sind natürlich heiß umworben, daher sind Männer prinzipiell stark kompetitiv. Das macht sich im Beruf bemerkbar, es gibt aber auch ganz lustige triviale Beispiele.
    Ich mache ganz gerne Sport und gehe regelmäßig schwimmen. Wenn ich dann so meine Bahnen vor mich hin kraule, dauert es in der Regel keine fünf Minuten, bis ein Mann neben mir ist und versucht mich abzuhängen. Selbst wenn er für diesen Tag sich ein konkretes Trainingsprogramm vorgenommen hat, er wird alles über den Haufen werfen, nur um zu beweisen, dass er hier der Stärkere ist, auch auf das Risiko hin, dass er den Wettkampf verliert. Ist dagegen eine Schwimmerin im Becken, ist ihr es völlig egal, was die anderen um sie herum machen, sie wird das geplante Programm auch genau so zu Ende bringen.

    Ein Grund übrigens warum ich glaube, dass es Frauen im Berufsleben immer schwerer haben werden. Wenn eine Frau in einen neuen Job kommt, werden alle Männer in der ersten Sekunde schon überlegen, ob sie für sie gefährlich werden kann und wie man sich ihr gegenüber am besten positioniert. Frau dagegen denkt, was für ein nettes Team, wie gut werde ich mit ihnen zusammenarbeiten und hat, bis sie die Kompetivität bemerkt, schon ein Jahr verloren, das die Männer jetzt als Vorsprung haben.
    Die biologische Notwendigkeit kompetitiv zu sein ist bei den Frauen nicht gegeben, für sie ist es biologisch sinnvoller sich mit anderen Frauen zu solidarisieren und den Teamgedanke zu pflegen.

    Diese Sehnsucht nach Anerkennung (wenn Du mal darauf achtest, wird es Dir unglaublich oft auffallen, ganz stark z. B. auch bei Herrn Fuchsberger, der sehr eitel ja seinen Lebensweg als den einzig richtigen dargestellt hat, also Eitelkeit ist auch eine Form der Sehnsucht nach Anerkennung) wird im Übrigen auch durch die Erreichung von Macht versucht zu erfüllen, was letztlich dann nur eine andere Form darstellt. Je mächtiger ich bin, desto attraktiver bin ich auch, desto mehr Anerkennung habe ich folglich. Hierzu gibt es Studien, dass Frauen bei ihrer Partnerwahl klar Männer mit offensichtlich besseren beruflichen Positionen bevorzugen. Hier ergänzen sich also beide.

    Sie ergänzen sich natürlich nicht – und jetzt kommen wir zur Ehe – in ihrem biologischen Grundstreben: Mann will möglichst viele Weibchen begatten, Frau sucht längerfristige Sicherheit. Von daher ist der Mann für eine lebenslange Ehe nicht geeignet, die Frau zumindest für einen Zeitraum von sagen wir ruhig sieben Jahren, bis die Kinder vielleicht nicht mehr ganz soviel Aufmerksamkeit benötigen, wie in den ersten Jahren. Hiermit ist es also in der Tat eine kulturelle Leistung, eine Lebensform wie die Ehe zu erfinden, die in erster Instanz als ein Schutzgebilde für die Frau geplant war (hier hat Fr. Heereman ganz recht). Weiterhin ist die Entwicklung der moralischen Verantwortung für Frau und Familie beim Mann ebenfalls eine kulturelle Leistung, die allerdings schon sehr alt ist.

    Die heutige Freizügigkeit unserer Gesellschaft erlaubt es eben, dass einerseits Ehen wieder leichter gelöst werden können, was das Leben nach der biologischen Berufung erleichtert und daher sicher für viele eine Befreiung darstellt. Andererseits denke ich, dass diese Form des Zusammenlebens eine rationale Anerkennung der unterschiedlichen Befindlichkeiten zwischen Mann und Frau ist und ein Überkommen der rein evolutionär bedingten Bedürfnissen von Mann und Frau darstellt (und damit ein wichtiges kulturelles Gut ist).

    Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht in der Lage sein sollten, andere und vielleicht bessere Lebensformen intellektuell zu entwickeln, was ja eben genau der Punkt von Dir und Fr. Pauli ist. Und das ist dann eben auch genau die Leistung – und dafür auch mein Kompliment an sie beide – den Mut zu haben, solche Veränderungen anzusprechen und intellektuell zu verarbeiten, nur dadurch kann dann auch ein kultureller Fortschritt entstehen.

    Vielen Dank noch mal hierfür und viel Erfolg für die weitere Arbeit.

    Viele Grüsse, Jochen

  8. Mit Sicherheit. Das ist Essentialismus in seiner ursprünglichsten Form. Biologie = Wesen. Langweilig. Deterministisch. Interessant ist aber das Fehlen des Begriffs “Männchen” in deinem Beitrag. Frauen = Weibchen, aber Männer sind Männer.
    Es geht nicht darum, “bessere” Lebensformen zu “entwickeln” (also ob sie nicht schon immer existiert hätten), sondern die Privilegierung einer bestimmten Lebensform abzuschaffen. Die Fixierung auf den Erhalt der Ehe rührt doch neben vielen verschiedenen anderen Gründen auch von der Annahme: ohne Ehe keine Familien keine Kinder keine Rente. Abgesehen davon, dass keine Ehe = keine Familien offensichtlich eine falsche Rechnung ist, nervt mich auch die Diskussion um den demographischen Wandel und die implizite Forderung, dass Frauen sich doch jetzt mal möglichst bald viele Kinder kriegen sollten. Die Forderung mag sich natürlich offiziell an Männer und Frauen richten, Tatsache ist aber, dass sie so nicht wahrgenommen wird.
    Wäre völlig egal, wie viele Kinder deutsche Frauen kriegen (reicht ja nicht, dass die Welt schon überbevölkert ist), wenn der Staat seine Einwanderungspolitik ändern würde. Die “Zukunft unseres Landes” können meinetwegen gerne die Kinder von Einwanderern in die Hand nehmen.

    Hart aber fair: Trennung und Scheidung = Schaden, danke für die Zurückweisung.. Die Identifikation durch andere als geschädigtes Trennungs/Scheidungskind führt viel zu oft dazu, dass Scheidungskinder sich selbst so wahrnehmen. Es wird Zeit, mal über die Chancen zu sprechen, die eine Trennung Kindern bietet.
    Naja, die Sendung war wirklich zum Kotzen bis auf die ca. zwei Minuten. Aber wichtig, dass du da warst.