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Brigitte: Claudia und ich im Interview
17Rechtzeitig vor der letzten Bundesdelegiertenkonferenz gab es ein langes Doppelinterview mit Claudia und mir in der BRIGITTE. Ich veröffentliche es auch mal (weiter unten) im Gesamten, denn ich habe es gerade im Wortlaut schon bei Claudi gefunden. Dann nehme ich es einfach auch mal – Gesamttext morgen, ich hab gerade keine Zeit, das zu formatieren.
Auf dem Parteitag vor einem Jahr wurden Sie, Frau Seeliger, überraschend in den 16-köpfigen Parteirat gewählt, eines der wichtigsten Gremien bei den Grünen. Damit haben Sie die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, rausgekickt. Die Rede, mit der Sie überraschend kandidierten, war polemisch und wirkungsvoll.
Julia Seeliger: Nein, ich habe Katrin Göring-Eckardt nicht gestürzt …
… zumindest müssen Sie damit leben, dass Ihre Kandidatur in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wurde. Wie fühlen Sie sich denn im Parteirat?
Julia Seeliger: Anfangs war es schwierig, ich musste mich in verschiedenen Themen zurechtfinden, die anderen Mitglieder kennen lernen. Die mich wiederum nur aus der Presse und aus Erzählungen kannten . . .
Claudia Roth: . . . und sich vielleicht gefragt haben, was du im Parteirat anstellen willst. Da gab es schon gewisse Vorbehalte.
Julia Seeliger: Sicher. Und ich hatte Angst, ich könne vielleicht gute Reden halten, aber in der Diskussion nicht bestehen.
Claudia Roth: Typisch Frau, diese Ängste, nicht gut genug zu sein. Sogar ich habe solche Ängste noch, obwohl ich schon so lange dabei bin.
Das zu hören ist jetzt sicher nicht so tröstlich für dich, Julia.
Julia Seeliger: Stimmt. Mit der Zeit habe ich mich allerdings im Parteirat sehr viel sicherer gefühlt. Ich wollte meine Meinung sagen, auch mal biestig sein können. Wir hatten zum Beispiel eine Debatte über das bedingungslose Grundeinkommen, ich war dafür, die meisten im Parteirat sind dagegen. Auch du, Claudia.
Claudia Roth: Grundeinkommen für jeden, jeder Mensch ist gleich -das hört sich gut an. Meine Priorität liegt aber auf dem Ausbau der Infrastruktur: gute Schulen, Kinderbetreuung für alle Kinder. Das halte ich für entscheidend. Ich finde es aber gut und wichtig, wenn offen über die Zukunft der sozialen Sicherung diskutiert wird. Ich erwarte auch von jungen Leuten wie dir, Julia, dass sie frischen Wind in die Partei bringen. Und dass du im Parteirat so etwas wie ein Stachel bist.Frau Seeliger, macht es auch Druck, ein Stachel sein zu müssen?
Julia Seeliger: Klar, ich weiß, dass diejenigen, die mich gewählt haben, das von mir erwarten. Ich soll eine junge, alternative Sichtweise reinbringen, aber das ist viel schwieriger, als ich dachte.
Claudia Roth: Bestimmte Realitäten wie etwa der alltägliche Umgang mit neuen Technologien – das ist für mich weit weg, da bin ich gnadenlos altmodisch. Ihr Jüngeren wisst, wie sich das anfühlt, zur Generation Praktikum zu gehören. Und wir Älteren bringen die Erfahrung mit.
Ich habe damals auch gleich schon die ersten bösen E-Mails bekommen, weil ich mich in dem Interview für eine Kindergarten-Pflicht ab drei Jahren ausgesprochen hatte.
Hallo Frau Seeliger,
heute habe ich Ihr Interview in der BRIGITTE gelesen und bin stinksauer. Ihr Statement””Deshalb würde ich zum Beispiel dafür eintreten, dass es vor der Grundschule eine Kita-Pflicht für alle Kinder gibt…” ist echt völlig der Gipfel. In der zur Zeit herrschenden Diskussion hat man dann nur wenig Möglichkeiten: 1. Mutter, die ihre Kinder erzieht = völlig reaktionär 2. keine Kinder = gute Wahl oder 3. Kinder und Vollzeitberuf = die Superfrau
So ein Quatsch!
Vielleicht denkt ihr Politikerinnen auch mal an die Frauen, die gerne ihre Kinder erziehen und trotzdem gesellschaftlich akzeptiert arbeiten wollen. Teilzeitjobs auch in Führungspositionen wäre eine geile Forderung. Das ist echte Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung.
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Verschlagwortet: claudia roth, interview
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17 Responses to “Brigitte: Claudia und ich im Interview”
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Oh, Mann. Diese pseudo-libertären Ideologien, dass Kinder den Eltern weggenommen werden, wenn Sie eine frühkindliche Bildung im Kindergarte erhalten, nerven mich unglaublich.
Das ist leider auch besonders in Grünen Kreisen ganz populär.
Kinder sollten aber – insbesondere durch Trends wie die Ein-Kind-Familien – soziale Kompetenzen erwerben, Sprache anwenden. Mama oder Papa allein reichen nicht.
Es gibt doch schließlich auch eine Schulpflicht. Viele kapieren einfach nicht, dass Lernen nicht erst mit sieben beginnt, sondern z. B. der Sprach-IQ drei, vier Jahre vorher ganz maßgeblich geprägt werden.
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In dem Alter lernt ein Mensch am meisten.
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johannes
das überrascht mich, dass du für eine kindergartenpflicht ab 3 jahren eintrittst, julia (wußte gar nicht, dass du dich mit solchen themen auseinanersetzt…). wenn du zeit findest, kannst du ja vielleicht kurz erklären, warum du dafür bist. ich weiß noch nicht, ob ich mich dieser position anschließen kann. aber es würde meine tägliche arbeit mit müttern, vätern und kindern wohl sehr verändern…
schönes interview übrigens, finde ich.
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morgen!
seit wann bist du denn FÜR das bedingungslose grundeinkommen? wunderte mich ja schon… dachte eher du wärst eine kritikerin des selbigen.
oder haben die dich falsch zitiert?
gruß ario
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Hallo Ario,
ich bin dagegen, die Grundsicherung als realistisch und das bedingungslose Grundeinkommen als “Vision” darzustellen. Ich bin an dieser Stelle für Sachlichkeit. Die war in der Debatte aber – von beiden Seiten – nicht zu spüren.
Das sind zwei verschiedene Konzepte von einer zukünftigen Arbeitsgesellschaft, wo man nicht mit links-rechts-Einteilungen oder Basis-Funktionäre-Einteilungen kommen kann. Man muss beide sachlich diskutieren. Ich hab mich dagegen eingesetzt, dass die Grundeinkommens-Befürworter/innen nicht in die Spinner-Ecke gestellt werden.
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“Ich hab mich dagegen eingesetzt, dass die Grundeinkommens-Befürworter/innen nicht in die Spinner-Ecke gestellt werden.”
Finde ich gut! Frohe Ostern!
Ario (der sich jetzt in die Heimat verdrückt…)
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Ah, doppelte Verneinung … Aber du hast es richtig verstanden. So meinte ich es auch!
Frohes Hasenjagen!
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Hm,
also da geht es um einen Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur. Gleichzeitig ist es ja auch sehr wichtig, Kindern früh eine gute Bildung zu geben. Deswegen fordert die Grüne Jugend eine Kindergartenpflicht ab drei – man kann es auch freundlicher “Ecole Maternelle” nennen, wenn man mag.
Wichtig für dieses Ideal: Gut ausgebildete Lehrer/innen, gut ausgestattete KiTas, schöne Lernorte. Sonst sollte man es lieber lassen.
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johannes
na ok, das sind wir dann doch eher im übereinstimmungsbereich: infrastruktur deutlich verbessern, vermehrt erzieherInnen ausbilden, besser bezahlen etc. das sind dann wohl die ersten schritte.
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johannes
so, hab das jetzt mit den kolleginnen diskutiert. die sind alle für kindergartenpflicht, halten das aber in anbetracht der realität für eher abstrakt. aber als demokrat bin ich jetzt auch dafür 🙂
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Aber in dem LEserInnenbrief hat doch niemand sich gegen “kinder-de-Eltern-wegnehmen” gesprochen. Sondern einen anderen Punkt angemerkt, den ich in der Debatte sehr wichtig finde: WElche Rolle haben wir von einer Frau in unserer Gesellschaft? Beziehungsweise richtig gedacht: Von Menschen mit Kindern in unserer Gesellschaft: Alles outsourcen oder eben Karriere zurückstellen (Mann wie Frau) und mit Kind spielen etc. Teilzeiteltern, teilzeitjob, teilzeitkindergarten. So ein Modell sollte Akzeptanz finden und das ändern wir aber nicht durch eine Kindergartenpflicht ab drei. Dafür braucht es ein Kindergartenrecht, Elterngeld in ein höheres Alter (nicht nur die ersten zwei Jahre) etc. Und vor allem mehr Akzeptanz untereinander was Kinder angeht.
Naja. Das nur am Rande
Frohe Ostern! -
Hallo Niels,
danke für diesen Kommentar! – Mir geht es allmählich ziemlich auf die Nerven, dass gerade Frauen dafür plädieren, ihre Kinder doch lieber ‘zu Hause’ zu erziehen. Die Kinder bleiben ja ‘zu Hause’, auch wenn sie tagsüber ein paar Stunden mit anderen spielen. Wer hat denn heutzutage noch mehr als ein oder zwei Kinder??? Die Superreichen vielleicht, die leisten sich soviele Kinder, wie ihre Frauen bei guter Gesundheit bekommen können.
Ja, Kinder sind was herrliches, hätt’ ich auch gern mehr davon gehabt, aber die Umstände, die sind eben nicht immer danach. Ich habe nur ein Kind, ein Einzelkind also. Mit meiner Tochter war ich schon in einer Krabbelgruppe, als sie gerade ein halbes Jahr alt war. Ein Kind will unter Kinder!!! Das ist das grösste, was es gibt und so ist es bei meiner Tochter heute noch. Und das Ehrenamt für Frauen? Mensch, ich und meine berufstätigen Brüder beneiden meine gutsituierte Schwester heiss, die nicht arbeiten muss, ihre drei Kinder grossgezogen hat(mit Kindergarten, freiwillig allerdings) und sich nun all ihren Hobbies und Ehrenämtern nach Herzenslust widmen kann!
Sie hat jede Menge Freundinnen dadurch gewonnen, während andere Mütter im Alter alleine zu Hause sitzen, sich die Finger wundputzen und ihre Kinder unerbittlich in die Pflicht nehmen, sich um ‘sie zu kümmern’ – da sie ja sonst niemanden haben und auch niemanden wollen.
Wozu ist die Familie, die sie so fürsorglich(Kontrollzwang) aufgezogen haben, denn schliesslich da!?! – Dass aber sämtliche ‘Kinder’ inzwischen wer-weiss-wo wohnen, halt da wo sie studiert haben und nicht ‘mal eben so’ vorbeikommen können, das haben diese Mütter überhaupt nicht auf ihrer Rechnung. Der Kontrollzwang, das Aneinanderklammern und das krampfhafte Aufrecherhalten eines Familienbildes, das seine Berechtigung hatte, als noch drei Generationen unter einem Dach lebten, geht weiter… Für mich ist das der blanke Horror.
Bärbel
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fabien
wenn die staatliche kinderbetreuung so toll ist, soll man sie einfach bedarfsgerecht ausweiten und dann die dinge laufen lassen. wenn sie so toll ist, werden ja schon freiwillig 99,9 % aller kinder dort hin gebracht werden und man braucht keine pflicht.
wenn ich jemanden verpflichte etwas wahrzunehmen, dann ist es offenbar kein gutes angebot.
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Es ist einfach eine Vorverlegung der Schulpflicht um drei Jahre.
Vermute aber, dass du auch gegen die Schulpflicht bist.
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“Ich weiß natürlich, dass es schwierig ist, als Parteivorsitzende kürzerzutreten. Aber es wäre vielleicht gut für dich, Claudia, wenn du etwas weniger arbeiten würdest. Ich meine sogar, man kann nur dann gute Politik machen, wenn man auch ein Privatleben hat.”
Ich meine sogar, die GRÜNEN können nur dann gute Politik machen, wenn Claudia Roth nur noch ihr Privatleben hat.
Ceterum Censeo Claudia Roth esse delendam! 🙂
Frohe Ostern!
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J.P. S.
“schoene Zaehne-und zwar in jedem Alter”, koestlich diese Regression
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erlehmann
Wer hat denn heutzutage noch mehr als ein oder zwei Kinder??? Die Superreichen vielleicht, die leisten sich soviele Kinder, wie ihre Frauen bei guter Gesundheit bekommen können.
Klingt komisch, ich kenne einige Familien mit 4+ Kindern und keine davon ist “superreich”. Vllt. kenne ich aber auch einfach die falschen Leute – ist es wirklich so, dass die Anzahl der Kinder dermaßen vom Einkommen abhängt ?