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Brief an Winne Hermann
8Mit schwerem Herzen habe ich einen Brief an Winne Hermann unterschrieben. Winne hatte am zweiten August in der “Jungle World” die Legalisierungspolitik infrage gestellt und die Vermutung geäußert, man müsse eventuell doch mal wieder für mehr Repression eintreten.
Umso verwunderlicher, dass gerade die Grünen die neue Law-and-Order-Partei sind …
Das mag insofern irritierend sein, weil die Grünen lange Zeit in Sachen Drogen sehr liberal aufgetreten sind und gesagt haben, da bringt das Strafgesetzbuch nichts. Ich persönlich bin aber schon lange nicht mehr dieser Meinung. Ganz früher habe ich das auch mal gedacht, aber ich bin sowohl im Drogenkampf für eine harte Linie als auch beim Doping. Ich halte aber fest: Doping und Drogen sind nicht das Gleiche. Drogen machen die Menschen krank und abhängig, Drogenabhängige sind eher Opfer.
Mein Problem mit dem Zitat sind zwei Aspekte: Zum einen kann man nicht per se die Aussage treffen, dass Drogen die Menschen krank und abhängig machen, zum anderen sollte man es vermeiden, eine harte Linie in der Drogenpolitik zu fordern.
Deswegen haben wir Winne einen Brief geschrieben, der die Unklarheiten zu beseitigen sucht.
Deine pauschale Behauptung, Drogen würden krank und abhängig machen, ist nicht haltbar. Klar ist: Legale wie illegalisierte Drogen können krank und abhängig machen. Jedoch ist für die Mehrheit der DrogengebraucherInnen ein gesundes Leben mit Drogen möglich – die massive Kriminalisierung von KonsumentInnen aber lässt eine verantwortungsvolle Politik in ihrem Sinne nicht zu. Und wenn es erstmal zu Problemen mit Drogen gekommen ist, stellt das Strafgesetzbuch die denkbar schlechteste Hilfe dar. Die mittelalterlich anmutende Dämonisierung des Drogenkonsums kostet vor allem eins: Viel Geld. Größte Nutznießerin der Prohibitions-Ideologie ist “die Mafia”, das organisierte Verbrechen und unterschiedlichste bewaffnete Gruppen in den Drogenanbauländern. Die Dämonisierung und die Repression tragen auf der anderen Seite überhaupt nichts dazu bei, dass Menschen auf eine gesündere Art und Weise Drogen konsumieren oder gar weniger Drogen konsumieren. Europaweite Studien legen vielmehr die Einschätzung nahe, dass die Härte der Repression und die gesetzliche Lage keinerlei Einfluss darauf haben, welcher Prozentsatz der EinwohnerInnen eines Landes Drogen konsumiert.
Warum es mir schwer fiel, diesen Brief zu unterschreiben? Nicht, weil ich ihn inhaltlich nicht teile. Sondern, weil es besser gewesen wäre, mit Winne direkt in den Dialog zu treten, anstatt ihm “einen vor den Koffer zu knallen”. Letztlich habe ich mich aber dafür entschieden, weil ich mir wünsche, dass sich unsere Partei drogenpolitisch weiterentwickelt – und weil es mich ärgert, dass diejenigen, die fundierte Drogenpolitik machen, oftmals belächelt werden, man unterstellt DrogenpolitikerInnen unterschwellig, sie würden sich hauptsächlich wegen der Freude am Drogenkonsum in diesem Politikfeld engagieren.
Einsortiert: die grünen, drogen, grüne jugend, in der presse
Verschlagwortet: drogen, winne hermann
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8 Responses to “Brief an Winne Hermann”
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Roland Sonnen
Naja, ich verstehe Dich nicht ganz. Wenn es besser gewesen wäre, “mit Winne direkt in einen Dialog zu treten”, warum tut Ihr das nicht einfach? Oder redet man bei den Grünen nicht mehr miteinander, sondern kommuniziert über öffentliche Briefe oder Blog-Einträge?
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Doch, doch.
Ich hab aber in diesem Blogbeitrag schon geschrieben, dass ich mich in der Abwägung letztlich dafür entschieden habe. Die Vorteile eines solchen Briefs liegen auf der Hand: Er wird auch von anderen gelesen. Und auf diesem Weg bringt der Brief ja nicht nur Winne zum Nachdenken, sondern auch Andere.
Das hoffe ich zumindest.
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Christoph
Wer öffentlich so ein Zeug äußert wie Winne, der soll auch öffentlich eine vor den Latz bekommen.
Das darf nicht unwidersprochen so stehen bleiben.Allerdings ist diese Entwicklung kein Wunder. Wenn die Grünen den Pfad einschlagen, dass Alkohol, Tabak und ‘Übergewicht’ stigmatisiert und bekämpft wird, dann wird früher oder später auch die Politik gegenüber illegalen Drogen autoritärer.
Ich habe den Brief nicht unterzeichnet, weil ich einige Vorstellungen aus BND-Reihen nicht teilen kann, u.a. den “Sucht”-Begriff, beim Regulierungsverständnis sowie bei der Erziehung zu ‘besserem’ Drogenkonsum.
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In den Brief kündigen war ja ebenfalls an, dass wir einem persönlichen Austausch zu diesem Thema offen gegenüber stehen – der derzeit nicht möglich ist da Winnie noch bis Ende des Monats im wohlverdienten Urlaub ist.
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jaja, Christoph, Dir war der Brief noch zu bieder, nicht wahr?
Schön! Wir sind die Biederen!
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Wer ist denn bitte “die Mafia” und “das organisierte Verbrechen”. Das ist mir doch reichlich zu diffus; ich wünschte mir die Grüne Jugend würde Ross und Reiter nennen. Es sind ja insbesondere die Geheimdienste, welche die Drogenindustrie betreiben und fördern, um ihrer demokratisch nicht legitimierten Arbeit nachzugehen.
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naja, diese these würde ich aber mal gerne durch belege gestützt sehen. ich dachte beim formulieren eher an gewalttätige kokain-banden in südamerikanischen ländern oder händler”banden”, die ihre märkte verteidigen.
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Und die sogenannten Banden schmuggeln an FBI und CIA das Kokain vorbei nach USA und den Rest der Welt? Es ist allgemein bekannt, dass der pakistanische Dienst ISI nicht nur den Heroin- und Opiumanbau in Pakistan kontrolliert, sondern natürlich daran verdient – und die CIA weiß das mindestens. Das steht zum Beispiel in diesem Artikel bei Zeit-Fragen:http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2006/nr40-vom-5102006/das-pentagon-stuerzt-die-europaeer-ins-afghanische-chaos/
Zur allgemeinen Thematik Geheimdienste, Drogen- und Waffenhandel empfehle ich folgende Lektüre: Im Namen des Staates von Andreas von Bülow, 636 Seiten, Verlag Piper ISBN: 3-492-23050-4. Von Bülow war bundestagsabgeordnete, Bundesminister und Staatssekretät; außerdem war er im Bundestag im Parlamentarischen Kontrollausschuss der Dienste. Er weiß wovon er spricht. Bei Michel Chossudovsky kann man auch sehr fundiert davon lesen.Also, diese “Banden” von denen du sprichst sind in aller Regel instrumentalisiert bzw. werden benutzt. Einer muss ja die Drecksarbeit machen…