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Elterngeld: Frauen an Herd und Wickeltisch.
2Von der Regierung wird das Elterngeld als “großer Wurf” gelobt – doch mehr als ein Feigenblatt ist das nicht, was Ursula von der Leyen als “Großen Wurf” vorgestellt hat. Zwei Monate Windeln wechseln und Fläschchen machen für Papa – das Elterngeld wird geschlechterpolitisch kaum etwas bewegen. Wenn unbedingt Elterngeld, dann aber bitte 7 + 7 – alles andere ist geschlechterpolitische Augenwischerei! Von der Leyens angeblich ach so moderne Familienpolitk ist entzaubert. Mit dem Elterngeld zementiert die Ministerin überkommene Geschlechterrollen und das “traditionelle Familienbild” – und darüber hinaus auch soziale Differenzen!
Ich finde es nicht richtig – wie Ursula von der Leyen – Frauen weiter im Haus zu halten oder denjenigen Steuervergünstigungen geben, die sich ein Kindermädchen leisten können. Anstatt das “Heimchen am Herd” zu finanzieren, ist es sinnvoller, die Institutionen stärken: Die Kinderbetreuung und die frühkindliche Bildung müssen dringendst ausgebaut werden!
Ich wünsche mir zudem eine zum Kind hingewandte Familienpolitik, mit Förderung und Bildung von Klein auf! Eben nicht die Eltern müssen in Deutschland gefördert werden, sondern die Kinder – und zwar jedes einzelne Kind mit seinen ganz speziellen Begabungen und Problemen. Demografie ist mehr als die Förderung des Gebärens.
Denn noch immer gilt, was die PISA-Studie zutage brachte: In kaum einem anderen Land hängen die Bildungs- und Lebenschancen so stark von der sozialen Herkunft ab wie in Deutschland. Unser Ansatz einer flächendeckenden Betreuung auch für die Kleinsten bedeutet mehr Selbstbestimmung für beide Eltern – aber vor allem auch eine ganze Menge mehr Gerechtigkeit für Kinder aller sozialen Schichten, von Anfang an!
Unsozial auch die durch das Elterngeld verschärfte Mittelverteilung “von unten nach oben”. Das Elterngeld ersetzt das Erziehungsgeld, auf das bisher nur Bedürftige Anspruch hatten – damit gibt die Große Koalition denjenigen mehr, die ohnehin schon finanziell beser gestellt sind – und zwar viel mehr, Besserverdienende erhalten mehr Elterngeld als Hartz-IV-EmpfängerInnen. Nur mit Mühe konnten die SozialdemokratInnen der CDU abringen, dass das Elterngeld nicht auf das ALG-II angerechnet wird.
Zufall kann dies nicht sein – wohl hängt auch von der Leyen der sozialdarwinistischen Auffassung an, dass “in Deutschland die Falschen die Kinder bekommen”. Anstatt nach dem Gießkannenprinzip Elterngeld auszuschütten, sollten vielmehr die Betreuungs-Institutionen und die wirklich Bedürftigen gestärkt werden.
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2 Responses to “Elterngeld: Frauen an Herd und Wickeltisch.”
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Ingo
Mit großem Interesse verfolge ich die Berichterstattung in den Medien über das geplante Elterngeld ab 2007 und begrüßte die Entscheidung
aufrichtig, als ich hörte, dass das Elterngeld nun tatsächlich kommen soll.Um so entsetzter war ich, als Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen die Stichtagregelung bekanntgab.
Als Stichtag gilt der Geburtstermin des Kindes ab dem 01. Januar 2007!Eine derartige Regelung bedeutet in letzter Konsequenz, dass alle Familien, die sich Anfang nächsten Jahres bereits im Erziehungsurlaub
befinden, vom Elterngeld komplett ausgeschlossen werden, was meiner Meinung nach eine ungeheure Ungleichbehandlung darstellt,
die moralisch nicht vertretbar ist.Auch mir ist selbstverständlich klar, dass es einen Stichtag geben muss.
Aber um soziale Gerechtigkeit walten zu lassen, sollte hier eine Übergangsregelung geschaffen werden, so dass auch Familien, die
bereits im Erziehungsurlaub sind, zumindest anteilig ab dem 01. Januar 2007 berücksichtigt werden.Zur Veranschaulichung meiner Vorstellung einer Übergangsregelung hier zwei Beispiele (bei Erfüllung aller sonstigen Voraussetzungen):
Beispiel 1: Erziehungsurlaub beginnt zum 01.07.2006: Elterngeld wird angerechnet ab 01.01.2007 = 6 Monate + 2 Partnermonate
Beispiel 2: Erziehungsurlaub beginnt zum 01.12.2006: Elterngeld wird angerechnet ab 01.01.2007 = 11 Monate + 2 PartnermonateWer mir in meiner Meinung zustimmt kann auf der Webseite des Deutschen Bundestages eine Pedition mitzeichnen (http://itc.napier.ac.uk/e-Petition/bundestag/view_petition.asp?PetitionID=158)- das dauert keine 2 Minuten, könnte aber vielen Familien in Deutschland helfen!
Und immerhin sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen: “Heute ist ein guter Tag für Familien in Deutschland”
und nicht: “Heute ist ein guter Tag für Familien in Deutschland, deren Kind nach dem 01. Januar 2007 geboren wurde”.