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Julia Seeliger
  • 29. January 2008 | 8 Kommentare | Trackback | Internet ausdrucken
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    Jetzt geht’s los: Nach der Zensur von Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schlägt nun der christliche Hammer zu. Das Bundesfamilienministerium will ein religionskritisches Kinderbuch verbieten lassen – hier der Indizierungsantrag (PDF).

    Das Kinder- und Erwachsenenbuch “Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel” von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke war im Oktober 2007 auf den Markt gekommen.

    … als der kleine Igel und das kleine Ferkel durch ein Plakat auf Gott aufmerksam gemacht werden, begeben die beiden sich auf die Suche. Auf ihrer Reise treffen sie einen Rabbi, einen Bischof und einen Imam. Alle drei berichten über die furchtbarsten Vorstellungen von Gott und konfrontieren Ferkel und Igel mit den Dogmen ihrer Religion. Als Ferkel und Igel die Regeln der Männer nicht befolgen wollen, werden sie von den wütenden Predigern verjagt – schließlich treffen sie in einem chaotischen Finale aufeinander …

    Bei Amazon wird es durchschnittlich mit vier von fünf Sternen bewertet, es liegen zehn Kundenrezensionen vor.

    Das Buch übt Kritik an der institutionalisierten Religion, ihren Dogmen und ihrem Prinzip, sich die Angst der Gläubigen zu Nutze zu machen, um sich ihrer Gefügigkeit zu versichern. Die Sehnsucht nach einem supernaturalistischen Überwesen, dass in die Geschicke der Lebenden eingreift wird indes nicht thematisiert. Die anspruchsvollen Zeichnungen bieten viele Details zum Betrachten. Das Buch ist absolut empfehlenswert.

    Der Gottesbegriff ist doch aber viel dehnbarer als das man ihn nur in Verbindung mit diesen dogmatischen Glaubenssätzen bringt. (…) So wirkt das Buch auf mich fast schon ebenso dogmatisch, wie die Religionen die dort als solches beschrieben werden, den es scheint als wüsste der Autor ganz genau über Menschen Bescheid die an einen Gott glauben. Für kleine Kinder würde ich das Buch als Lektüre nicht empfehlen, die Bibel übrigens auch nicht.

    Derartige Kritik kann ich voll verstehen. Niemand muss dieses Buch für seine Kinder kaufen, wenn er um ihre Spiritualität und um ihre Offenheit für “Gott” fürchtet. Die religiösen Fanatiker vom Bundesfamilienministerium hingegen gehen leider den entscheidenden Schritt zu weit: Diese Schrift ist jugendgefährdend und muss verboten werden. Die Begründung liest sich folgendermaßen (dankenswerterweise ausgewertet von HPD Online)

    Im ministerialen Indizierungsantrag wird behauptet, das Buch sei „geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer (sic!) eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden”. Jugendgefährdend seien Medien, „wenn sie unsittlich sind, verrohend wirken, zu Gewalttätigkeit, Verbrechen oder Rassenhass anreizen”. Dass ausgerechnet die niedlich illustrierte Geschichte vom kleinen Ferkel zu solcher „Verrohung” beitragen könne, wird damit begründet, dass in dem Buch „die drei großen Weltreligionen Christentum, Islam und das Judentum verächtlich gemacht” und „die Besonderheiten jeder Religion (…) der Lächerlichkeit preisgegeben” würden. Nach Ansicht des Ministeriums werde dabei insbesondere das Judentum auf diffamierende Weise angegriffen, so dass „Text und Abbildung mithin antisemitische Tendenzen” aufweise.

    Nun ja. Die kehren da aber wirklich mal wieder vor der völlig falschen Tür.

    8 Kommentare
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