Julia Seeliger



2 Responses to “Rauchverbot in den Niederlanden”

  1. Ich diskutiere das Problem schon ein gutes Jahr mit meinen niederländischen Legalize-“Kollegen”. Die meisten Coffeeshop-Besitzer haben demnach keine Angst vor Schliessung wegen des Rauchverbots, da die Lösung denkbar einfach ist.
    Der Coffeeshop wird “räumlich” getrennt, also in einen Verkaufs- und einen Konsumbereich unterteilt. Wenn dann die Angestellten im Verkaufsbereich bleiben und dort niemand raucht, ist dem Nichtraucherschutz genüge getan und der niederländische Staat bereits glücklich.

    Es ist aber interessant, dass der Spiegel das jetzt erst aufgreift. Die Regelung gibt es ja schon länger. Vermutlich hat der Redakteur das Kapitel “Niederlande – Sind Coffeeshops die Lösung?” in meinem Buch “Rauschzeichen” gelesen und wollte sich vor Ort überzeugen, solange das noch geht.

    Die wahre Bedrohung für die Shops kommt zur Zeit aus den Nachbarländern (insbesondere Belgien und Deutschland), die bitterlich über Kiffertourismus jammern, ohne über die eigene (falsche) Drogenpolitik nachzudenken.

  2. Hier eine Rangfolge der schädlichsten Drogen. Tabak steht auf Platz 9, Cannabis auf 11. Ist natürlich nur Statistik und erlaubt wenig Aussagen über die individuelle Wirkung der einzelnen Substanzen auf einzelne Menschen.

    Ja, ja, mal wieder eine “Studie”.

    Hatte sie damals durchgearbeitet und kam zu folgenden Resultaten:

    1. Die Bewertung der Drogen wurde nicht direkt auf Grundlage von
    wissenschaftlichen Erkenntnissen vorgenommen, sondern aufgrund von Urteilen von
    “Experten”, deren Auswahlmethode teilweise gänzlich im Dunkeln bleibt.
    Gegenseitige Beeinflussung dieser “Experten” und Beeinflussung durch die
    Autoren gehörten zum Studiendesign. Von der Beeinflussung durch allgemeine
    Trends ist auszugehen.

    2. Die Autoren räumen selbst ein, dass ein Vergleich zwischen den illegalen und
    den legalen Substanzen eigentlich nicht möglich ist(!), eben weil der rechtliche
    Status eine bedeutende Einflussgröße ist. In diesem Zusammenhang werden Folgen
    des Konsums und Folgen der Prohibition wild vermischt.

    3. Bei der Beurteilung einiger Schadensvariablen scheinen Alkohol und Tabak
    deshalb vglw. hoch angesiedelt zu sein, weil sie weiter verbreitet sind als
    andere. Würden Tabak und Alkohol so selten konsumiert wie manche der illegalen
    Substanzen, sähe das Bild sicherlich anders aus. Dies stellt eine massive
    Verzerrung dar.

    4. Es findet auch keine Unterscheidung der Konsumformen statt. “Alkohol” wird
    als solcher bewertet, ohne auf bestimmte Konsummengen o.ä. zu rekurrieren. Das
    impliziert, einmal die Woche ein Glas Wein sei gefährlicher als einmal die
    Woche ein LSD-Trip.

    5. Bei Alkohol und Tabak geht man von dem üblichen falschen epidemiologischen
    Konzept der “Alkohol-” bzw. “Tabaktoten” aus, das Risikofaktoren mit
    Todesursachen verwechselt und dadurch mehr Kausalität suggeriert, als
    nachgewiesen werden kann. Dies dürfte mit zu einer Überschätzung der
    chronischen Schäden durch die Experten geführt haben.

    6. Bei Tabak und Alkohol deutet sich zudem eine Überschätzung von Teilen der
    gesellschaftlichen Kosten durch die Experten an.