Julia Seeliger



15 Responses to “Schule: Spaß mit Zensur”

  1. Offenbar wird ja breitflächig Zensursoftware eingesetzt, verfügt vielleicht jemand über ähnliche praktische Erfahrungen?

    An meiner Schule war ich für das schülerverwaltete Internetcafe zuständig, dass im Gegensatz zu den Informatikräumen vollständig zensurfrei war. Dies ging mehrere Jahre mehr oder weniger gut, ich konnte sogar ein kleineres schülerfinanziertes OLSR-Netz (mit der leipziger Freifunk-Firmware) aufbauen.

    Die Zensur in der Schule beschränkte sich nicht nur auf einen Filter, sämtiche Ports außer Port 80 und 443 waren gesperrt – als ob das Internet nur das WWW wäre. Protest nützte nichts, der Admin war da offenbar sehr starrköpfig.

    Die weitgehende Schülerverwaltung in den alternativen Räumlichkeiten funktionierten objektiv besser – der Schul-Administrator war noch nicht einmal in der Lage, auf den Schulrechnern Benutzerkonten für ca. 300 Leute zu erstellen. Sobald allerdings die Schule ein “Medienzentrum” für Tausendmillionenmilliarden aus dem Boden gestampft hatte, das ab der großen Pause geöffnet war, ging es bergab:

    Nicht alle Schüler bevorzugten das Medienzentrum, denn hinzu zur Portsperre und Zensur kam ein Ein-Euro-Jobber, der ihnen beim Surfen über die Schulter schaute. Bestrebungen seitens der Schule waren allerdings, zentrale Kontrollmöglichkeiten zu schaffen. Im Endeffekt hieß das: Keine (dezentralen) Mesh-Netzwerke, temporäre Entwendung der (durch Schüler finanzierten!) Hardware und zuguterletzt die Drohung eines Lehrers, gesichtete Linksys WRTs “als Müll zu entsorgen”.

    Fazit: Gut, dass ich da weg bin.

  2. Nachtrag: Ich kaufe ein Esszett für die URL (haha, heimgezahlt).

  3. Ts ts … Das ist jetzt aber ein Meta-Witz.

    Er sieht die Welt als ein Netzwerk und begrüßt sicherlich, dass es heutzutage mithilfe von Links (1 2) viel direkter möglich ist, derartige Insider-Witze für alle Menschen verständlich zu machen.

    😉

  4. Bei uns in der Schule wird auch gefiltert. Plus jetzt baldig antretender 1.0-Filter, sprich Menschen die aufpassen und den deutschen Spießer rauskehren dürfen….

  5. …ich verstehe nicht ganz, hiess es nicht vor kurzem noch, irgendein Landesverband der Gruenen Jugend haette beschlossen, jegliche Pornographie verbieten zu wollen, was genau kommt vor diesem Verbot, die Freigabe von Gewaltpornographie an 12jaehrige Internetsurfer in der Schule? Das ist diese immerwaehrende Schere zwischen POSE der Revoluzzer und Realitaet der Spiesser. Davon abgesehen: sollen 12jaehrige, oder auch 15jaehige, die gerade die ersten zarten unbeholfenen Liebesbriefe schreiben, sollen diese tatsaechlich durch die Betrachtung von Frauen mit Bohrmaschinendildos oder Pferdepenissen im Arsch, ihr koennt DAS hier ja zensieren, fuer ihre Rendezvous inspiriert werden, oder schreiben diese Schueler heute keine Liebesbriefe mehr, bringen sie zu ihrem ersten Date eine Bohrmaschine oder einen Analplug (‘hier, nur fuer dich’-‘ach, du bist ein Schatz’) mit?

  6. Das ist nunmal die Sache, die Entscheidung ist binär: Ein bisschen Zensur kann es nicht geben. Abgesehen von der technischen Machbarkeit (Blacklists funktionieren nicht, Whitelists schließen dynamische Inhalte aus, Tunneln geht immer) bleibt immer die Frage, wer bestimmen soll, was nun zensiert werden soll und was nicht. Und wenn sich die Schüler irgend etwas anschauen wollen (man kommt ja nicht ganz aus Versehen auf eine Website), mit welchem Recht wollte man es verbieten ?

    OT: Zu meiner Zeit waren Zwölf- bis Fünfzehnjährige schon rege sexuell aktiv; Pferdepenisse sind in dem Zusammenhang eher etwas Harmloses. Lauer mehr.

    P.S.: Habe ich jetzt einen Troll gefüttert ?

  7. hiess es nicht vor kurzem noch, irgendein Landesverband der Gruenen Jugend haette beschlossen, jegliche Pornographie verbieten zu wollen

    Genau, die Grüne Jugend NRW. Und rate mal, wer den Gegenantrag gestellt hatte…

    Insofern bin ich schon in der Position, da andere Meinungen vertreten zu können.

  8. Die Vorstellung 12-15 Jährige würden heute Liebesbriefe schreiben und zarte Gefühle entwickeln kann ja wohl nur von versonnenen Momenten auf Holzbänken kommen.

    Stattdessen hört man heute in der U-Bahn Gespräche und zwar ernstgemeinte Gespräche zwischen diesen…DÖPSEN… bei denen ich mich selber frage… ähm, lassen wir die Frage.

    Übrigens ein Gesamtumstand den ich sehr bedaure.

  9. “Döpse” – das Wort habe ich ja tausend Jahre nicht mehr gehört! Danke Dennis.
    (Ich weiß, das war jetzt sehr off topic, ich bitte um Entschuldigung.)

  10. Auf der Sommerakademie in Weimar hatten die in diesem europaeischen Jugendbildungswerk auf ihren Rechnern vor der Mensa ein Zensurprogramm, das wohl unter anderem verhindern sollte, dass man auf Naziseiten geht. Ich konnte zum Beispiel nicht auf die Homepage der GJ Mecklenburg-Vorpommern, weil dort das Wort “Hackenkreuz” steht. Scheisse sowas.

  11. nun, Dennis, wenn das bei euch so war, bei mir war es nicht so, ist das eigentlich ein wenig deutsch, mir fiel auf, dass vor allem deutsche Pornoseiten eine seltsame Dialektik zwischen gesperrten Inhalten und wirklich abgrundtiefer Brutalitaet herstellen, und ich meine: Brutalitaet. Nebenbei gesagt, ich habe nichts gegen ein paar geuebte Hacker, die zur Belohnung ihre Pferdepenisse in Moesen betrachten, man koennte ja sagen: hier definiert sich eine kulturelle Sphaere selbst [man betrachte Klowaende in Informatikfachbereichen], aber es gibt ein oder zwei Leute, die zumindest mit 12 noch Siegfriend Lenz und Goethe lasen und an das Gute im Menschen geglaubt haben und Frauen denen die Kotze aus der Nase kommt, fuer nicht eigentlich glueckliche Menschen gehalten haben.

  12. Da bin ich ganz deiner Meinung. Und ich freue mich sehr dass Du so schöne Erfahrungen sammeln konntest.
    Übrigens war es nicht so. Es ist so.

  13. Peter Pan, diese Menschen gibt es heute noch. Ich schätze, auch bei den Mathematikern.

  14. Und Physikern.

    Aber Informatikstudenten sind IMHO die Schlimmsten. Es ist zum Kotzen, denen in der U-Bahn zuhören zu müssen.

  15. nun, dann sind ja alle Fragen geklaert und alle Seiten zufrieden.