Julia Seeliger
  • Neue Schule – Von wegen Kuschelpädagogik

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    26. March 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Aktuell wird bei uns Grünen viel über Schulformen diskutiert. In Hamburg geht es gerade um eine eventuelle Schwarz-Grüne Koalition, in Berlin werden wir bald einen Landesparteitag haben, wo wir unsere Positionierung zum Thema (Antrag, PDF) klären werden. Viel wird dabei über die Zeit des gemeinsamen Lernens diskutiert – sollen es vier, sechs oder neun Jahre sein. In Berlin spielt auch der Weg zur Gemeinschaftsschule, also wie man das in der Praxis realisiert, eine große Rolle.

    Schule verblödet
    So geht’s einigen, die nicht dem Durchschnitt entsprechenUrheber/in (Lizenz)

    Nicht vergessen sollte man in der Schulpolitik, worum es eigentlich geht: Um eine Abkehr von Unterrichtsmethoden wie beispielsweise dem Frontalunterricht, der in vielen Schulen offenbar immer noch dominiert. SpOn räumt auf mit dem Glauben, die von uns Grünen propagierte “Neue Schule” wäre “Kuschelpädagogik”.

    “Leistung muss sich wieder lohnen.” Sie (Enja Riegel, ehemalige Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden) meint damit das alte Dilemma des Frontalunterrichts, der die Regelschulen laut Videostudien ja immer noch stark dominiert. Er kann sich immer nur an ein Mittelmaß richten, die besseren Schüler aber langweilen sich, und die schlechteren kommen nicht mehr mit.

    Die neuen Schulen räumen damit auf, indem sie verschiedene Lernformen anwenden. Die Potsdamer Rektorin Kegler sagt über das Prinzip etwas, was man eher in einem Olympiatrainingszentrum erwartet hätte als an einer Schule: “Wir versuchen das Maximum aus jedem unserer Schüler herauszuholen.” Allerdings gibt es dafür im Gegenzug etwas, was der selektiven Regelschule nicht selten fremd ist – Hilfe. Denn das Prinzip der neuen deutschen Schulen heißt fast immer: Kein Kind darf zurückbleiben. “Mein oberstes Paradigma ist: große Herausforderungen – bei guter Unterstützung”, sagt Rektorin Kegler.

    Dafür braucht es aber auch mehr Geld. Der Beschluss der BDK Nürnberg zum Thema Soziales (PDF) hat genau dies im Auge: Für die Infrastruktur des Sozialstaates, auch für gute Schulen, sollen nach den Vorstellungen von Bündnis 90/Die Grünen 60 Milliarden Euro mehr ausgegeben werden als bisher.


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11 Responses to “Neue Schule – Von wegen Kuschelpädagogik”

  1. 60.000.000.000 EU

    und wo kriegt ihr die her?

  2. Steht auch in dem Beschluss. Los geht’s ab Seite 22.

  3. Danke. Der größte Denkfehler der Gegner grüner Schulpolitik ist wirklich immer der Gedanke, wir wollten im Rahmen unserer Konzepte veraltete Lehrmethoden beibehalten.

    Ich war begeistert, als ich mir letzten Herbst von 3 Schülern der Max-Brauer-Schule deren neuartige Lernweisen hab erklären lassen. Mein Artikel dazu, der das ganze anschaulich machen soll.

    Ich wünschte, ich hätte auch so lernen dürfen 🙂

  4. In Tübingen sind wir (dh seit drei Jahren auch ich) dabei, einen Ansatz für zehn Jahre gemeinsames Lernen zu erstreiten: Die Neue Sekundarschule Tübingen

    http://www.sekundarschule-tuebingen.de

    Der Grüne OB Boris Palmer hat seinen Gemeinderat dazu bewegt, die Verwaltung zu beauftragen, einen Antrag für “ein oder mehrere Gemeinschaftsschulen” vorzubereiten.

    Unser Antrag liegt jetzt vor und geht konkret im April über den Kultur- und Sport- Ausschuss an den Gemeinderat – und dann ans Kultusministerium, wo ich als Vorsitzender des Landeselternrats jüngst vorgestellt wurde, von dort an die Schulbehörde (bei uns im Regierungspräsidium Tübingen) zur Begutachtung… und dann hoffentlich trotz politischen Unwillens der BaWü-CDU 2009 in den Schulbetrieb.

    Wir haben alles (sogar fürs Erste Räume) soweit in den Startlöchern dass wir schon 2008 anfangen könnten, aber da jetzt in Kürze die Schulanmeldungen für das nächste Schuljahr laufen und die politische Willensbildung noch nicht abgeschlossen ist muss es noch warten.

    Was wir in Tübingen, mit Zustimmung der verschiedenen örtlichen Parteien, konkret machen wollen ist ziemlich genau das, wovon Niedersachsens Grüne in ihrem Schulkonzept träumen. Von Jahrgang 1-4 funktioniert das bei uns in der Französischen Schule schon jahrgangsübergreifend so wie Du es von der MBS schreibst, weshalb wir das bis Klasse 10 fortführen wollen.

  5. > Kein Kind darf zurückbleiben.

    Brrr, wichtiger Punkt aber vorsicht bei der Wortwahl. Erinnert stark an Bush’s “No Child Left Behind”, was nun ganz und gar nicht tut was es sagt.

  6. Aber bitte auch die Schule demokratisieren. Das kommt mir bei den Grünen immer zu kurz. Eine Schule für alle kann nur klappen, wenn diese radikal demokratisiert ist- SchülerInnen an die Macht 🙂

  7. Demokratisiert heisst doch eher: “Keine Macht für Niemand!” oder in modernerer Sprache “Paritätische Mitbestimmung”.

    Also SchülerInnen, LehrerInnen & ErzieherInnen, Eltern gemeinsam an den Entscheidungen beteiligen. Und zwar nicht so präsidial wie nach dem NSG (Niedersachsen) wo 1 Direktor mal eben Alle Anderen aufwiegt.

  8. Nur mal so, weil hier jetzt die Kuschelpädogogik auftauchte: Was ist eigentlich so schrecklich an Kuscheln, und warum ist diese Sadomaso-Leistungs-Nummer eigentlich neuerdings so überaus beliebt? Ich verstehe das immer nicht so ganz. Wenn ich zurückdenke, sind es genau die paar wenigen, menschlichen, klugen, nicht-autoritären Lehrer, “68er”, oder auch jünger, die Idealisten, die einem Freiräume liessen. Denen ich persönlich viel zu verdanken habe, an Einsicht, an Entfaltung, an Bildung und Verständnis. Und nicht diese autoritären “Leistung-bringen”-Arschlöcher, die schon immer in der Mehrzahl waren, und an denen manche meiner Mitschüler damals, für jeden sichtbar, zerbrochen sind. Obwohl wir die “Hippielehrer” damals natürlich auch gepiesackt haben, klar. Aber was soll ich sagen, sie hatten recht! Meine Meinung.

  9. Hm, die Sache ist aber schon – wie können Kinder in der Schule eine ihren Möglichkeiten entsprechende Förderung bekommen? Derzeit ist das vielerorts schwierig. Und da geht es ja nicht nur um diejenigen, die das Pensum “nicht schaffen” – auch diejenigen, die unterfordert sind, brauchen interessante Unterrichtsinhalte.

    Sonst verblödet Schule einfach nur. Dafür lohnt es sich nicht, morgens um sechs aufzustehen und viele Kilometer mit dem Schulbus in eine weit entfernte Schule zu fahren.

  10. […] Gleichschritt würde auch in Zukunft den Schulalltag bestimmen. Moderner Unterricht jedoch ist, wie auch Julia neulich bereits betonte, dadurch gekennzeichnet, dass jedes Kind in seinem individuellen Tempo lernen kann und dabei […]

  11. Die 10^7-Kampagne in NRW hat gezeigt, wo sich Geld sparen lässt.