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Memo aus dem Zukunftsprozess
3Aktuell probieren wir bei der taz ja aus, wie man Journalismus auch noch machen kann. Das ist sehr interessant, insbesondere auch, die unterschiedlichen Ansätze der einzelnen Ressorts zu beobachten. Ich selbst bin ja jetzt für eine Woche Leiterin des Ressorts Wirtschaft und Umwelt.
Vor dieser Woche hatte hatte ich als Ziel gesetzt, netzökonomische Themen mehr in diesen Bereich einzubringen und ansonsten die normale Berichterstattung, geprägt durch die Woche vor der Anti-Atom-Demo, aufrecht zu erhalten. Reingegangen bin ich mit “Am Layout müssen wir nichts ändern, dafür gibt es Menschen, die Layoutkonzepte machen”. Ich glaube, hat mindestens einen im Ressort auch etwas enttäuscht.
Andere Ressorts gestalten ihren Bereich “magaziniger”. Mir wurde erzählt, dass eine junge U31-Ressortleiterin sagte:
“Nachrichten bekomme ich bei Facebook und auf Spiegel Online, die brauche ich nicht. Ich will auch in einer Tageszeitung Längeres lesen.”
Das finde ich sehr aufschlussreich. Ich bin jetzt auch etwas traurig, im Wirtschaftsteil nicht mehr gewagt zu haben. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, und der ganze Prozess hier ist sehr lehrreich. Und man muss ja immer auch sehen: Die Zeit ist knapp, und zu viel vorzubereiten finde ich auch nicht sonderlich sinnvoll.
Einen optimistischen Blick in die Zukunft des Journalismus ermöglichte mir Jeff Jarvis, den ich bei der re:publica interviewte.
Frage: Das Berufsbild des Journalisten würde sich dann ändern …
Ja, er wird vom Artikelproduzenten zum Community-Manager. Aber Journalismus bleibt wichtig, und wir brauchen auch weiterhin Journalisten. Journalisten werden zu Lehrern für Medienkompetenz. Medienkompetenz bedeutet nicht, Medien zu konsumieren, sondern sie selbst zu produzieren. Die neue Rolle des Journalisten ist: Erschaffen, managen, rekrutieren.
Und auch die Form von Journalismus ändert sich. Das Produkt wird zum Prozess. Beispiel Wikipedia: Sie setzt sich schon aus Artikeln zusammen, diese werden aber laufend geändert. Ein Wikipedia-Artikel ist eine Momentaufnahme. Twitter hingegen ist ein Update-Fluss. Und man denke auch Google Wave, im Prinzip ein wunderbares Real-Time-Kollaborations-Tool.
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Verschlagwortet: journalismus, taz
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3 Responses to “Memo aus dem Zukunftsprozess”
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Alice
OT:
Hält sich die angeschlagene taz mit staatlichen Subventionen über Wasser?
http://bit.ly/aobP52 -
Nein, tut sie nicht. Die taz “hält sich” in erster Linie durch ihr Genossenschaftsmodell “über Wasser”.
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MutterMuttersen
Kind, was bist du auf dem Foto so dünn? Bekommst du nichts Anständiges zu Essen? Iß doch mal was Vernünftiges!