Julia Seeliger



14 Responses to “Links: Bei Grüns mehr als drei Viertel”

  1. Was mich am meisten wundert: 23 % der FDP-Anhänger sehen sich als links!?

  2. Ja das fand ich auch etwas verwunderlich.
    Offensichtlich ist bei vielen in der FDP der Traum vom Linksliberalismus doch noch nicht ganz ausgeträumt.

    Wenn man mal davon ausgeht, daß diese Zahlen zumindest annähernd der Realität entsprechen, gibt es nicht nur eine Partei links von der SPD.
    Zumindest was die Position von Basis und Anhängern entspricht.

    Ich würde mir wünschen, daß man das auch an der Spitze etwas deutlicher erkennen würde.
    Mut zum Profil ist angesagt.

  3. Das ist ein Missverständnis. Die FDPler haben das Wort “link” verstanden, wie in “jemanden linken”.

  4. Mut zum Profil, was soll das denn wieder heissen? Natürlich können sich die Grünen links zu profilieren versuchen, aber ob das sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Die sogenannte “Basis” und “Anhänger” sollten sich mal überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Politik zu betreiben, die sich nicht dauernd an diesem veralteten Schema Links-Rechts orientiert.

    Wahlpolitisch halte ich diese Linksprofilierung für sehr unklug. Es gibt genug politisch bürgerlich orientierte Menschen, de es sich durchaus vorstellen könnten, grün zu wählen, wenn sich die Partei nicht zu stark als “linke” Partei profilieren würde. Grün steht für mich für Grün, und nicht unbedingt für Rot, es sei denn, man ist farbenblind.

    Selbst wenn sich 76% Prozent der Grünen als Linke bezeichnen, kommt es immer noch darauf an, was das genau zu bedeuten hat. Die Definition, was links ist, kann sehr persönlich sein, man denke nur an die 23% der FDP-Anhänger, die sich als links einschätzen.

    In der Schweiz hat übrigens die zunehmende “Verlinkung” der Grünen vor allem in der französischsprachigen Westschweiz zur Gründung der Grünliberalen in der deutschsprachigen Schweiz geführt. Zusammen könnten die beiden Parteien mehr als 10% der Stimmen bei den nächsten Parlamentswahlen einfahren.

    Die 5%-Hürde erlaubt eine solche Entwicklung in Deutschland auf keinem Fall. Damit sollten beide Flügel der Parteien es sich gut überlegen, ob sie sich weiter profilieren wollen, oder aber gemeinsam ein Konzept ausarbeiten, das der Partei auch neue Wählerkreise erschliessen könnte. Mit einer stärkeren Linksfokussierung wird dies kaum passieren, genauso wie eine Anbiederung an die CDU wenig bringen wird.

  5. Mit Profil zeigen meinte ich gewiss nicht, daß wir in Sachen Linkspopulismus mit Lafontaines St.Helena konkurieren sollten.

    Mir gings ehrlich gesagt auch nicht um wahlstrategische Fragen.

    Für mich haben die Grünen eine Verantwortung, die wirklich drängenden Probleme unserer Gesellschaft zu bennenen,zu analysieren und zu beantworten.
    Und das mit einem unvoreingenommenen Blick für das “grosse Ganze“.

    Das gilt vor allem für die soziale Frage.
    Die man sicherlich am besten angeht, wenn man von der einfachen Rolle eines Anwaltes des kleinen Mannes absieht und versucht, die GERECHTFERTIGTEN Bedürfnisse aller Gesellschaftsschichten zu berücksichtigen und einen lebbaren Ausgleich zu schaffen.

    Unternehmer wollen letztlich ebenso von ihrer Arbeit leben wie Angestellte, Arbeiter oder Freischaffende.
    Das ist ja auch grundsätzlich ok.

    Zur Zeit sieht es allerdings eher so aus, daß sich ein kleiner mächtiger Teil unserer Wirtschaft an der Ausbeutung von Menschen und auch Natur massiv bereichern.
    Wir leben in Zeiten hoher Konzerngewinne und immer niedrigerer Löhne.

    Man muß davon ausgehen, daß diese Entwicklung auch immer mehr zu Lasten von kleinen und mittelständischen Unternehmen gehen wird.

    Ich denke, daß auch nicht wirklich linke Menschen diese Entwicklung nicht weiter erdulden wollen.

    Und so könnten es auch bürgerlichere Zeitgenossen begrüssen, wenn die Grünen mal bereit wären, sich an eine gründliche und ehrliche Analyse des kapitalistischen Systems zu machen.

    Und die Bereitschaft zur Systemanalyse ist nun mal das, was die politische Linke ausmacht.

  6. Was ist links, was ist rechts?
    Da gehen Leute auch in ihrer Selbsteinschätzung sicherlich von unterschiedlichen Definitionsmerkmalen aus.
    Mich interessiert sehr stark die Konfliktdimension autoritär vs. libertär. Und die verläuft durchaus anders.

  7. Links ist, von wo die Gruenen rechts stehen … 😉

  8. Frage mich, warum die netzeitung “die Linke” weggelassen hat (obwohl sie extra ein bild von ihr hat,etc.). wenn ich es richtig erinnere, waren es laut zeit dort 64% “linke”. finde die feststellung, dass also 64% der linken sich als links sehen, äußerst paradox.
    fand das interessantere am zeit artikel die unterscheidung von revolutions- und reform-linke, vielleicht liegt darin auch der schlüssel, was man unter dem begriff jetzt zu verstehen hat, und wo die grenzen jener umfrage sind.

  9. vielleicht zur fdp-diskussion ein zitat von musil, mann ohne eigenschaften §21: “Überhaupt war der Zusatz zu politischen Gesinnungen eine seiner Hilfen, um sich in einer von Gott geschaffenen, aber ihn zu oft verleugnenden Welt zurechtfinden. Er war fest überzeugt, dass sogar der wahre Sozialismus mit seiner Auffassung übereinstimmte; ja es war von Anfang an seine persönlichste Idee die er sogar sich selbst noch teilweise verbarg, eine Brücke zu schlagen, auf der die Sozialisten in sein Lager marschieren sollten.” (Graf Leinsdorf…)
    denke einigen reicheren nehme ich auch ab, dass es irgendwann keinen spaß mehr macht, ständig vor “armen” angst zu haben und ihnen darum zu helfen. ob dass dann schon links ist, ab und zu ein bisschen charity zu betreiben, ist eine andere frage… aber vielleicht ist das auch ein zu klischeehaftes fdp-bild, die fdp hat ja höchstwahrscheinlich ja auch eine basis.

  10. hm,

    die unterscheidung in revolutions- und reformlinke ist ja klassisch. will man das ganze im system (reform) oder systemüberwindend (revolution) umsetzen? obacht: revolution bedeutet nicht automatisch gewalt. dennoch bin ich eher reformistin (hoffe, hier jetzt niemand zu enttäuschen … )

    hab den zeit artikel noch nicht gelesen, die zeit liegt hier aber auf dem schreibtisch herum. ist ja interessant, wenn es da auch um so etwas geht.

  11. Bei “Der Linken“ gibts nur 64% Linke ?

    Wieso tritt man dann in eine Partei ein, die sich “Die LINKE“nennt?
    Offensichtlicht stimmt das wohl mit der Ost-CSU.

  12. Hm, wenn ich mir das alles und auch die Diskussion hier nochmal durch den Kopf gehen lasse, bleibt mir eigentlich nur ein Schluss: Eine viel zu einfache Fragestellung für eine viel zu komplexe Geschichte. Oder es wurde nur viel zu vereinfacht zusammengefasst, wenn anderswo noch zwischen Reform- und Revolutions-Linken unterschieden wird.

    Ich sehe mich z.B. im Gesamtspektrum auf der linken Hälfte, genauer gesagt Mitte-Links. Auch linksliberal trifft es ganz gut. Aber ich bin der Mitte sicher näher als dem linken Rand und insofern eher mittig als links. Mal ganz abgesehen von der Frage, ob Ökologie links, rechts, oben, unten oder sonstwas ist.

  13. > Wieso tritt man dann in eine Partei ein, die sich “Die LINKE“nennt?

    Viele sind in die Partei eingetreten, als sie noch SED, SED/PDS oder PDS hieß. Dann kamen Umbenennungen Nr. 3 und Nr. 4. Gammelfleisch wird durch Umetikettieren nicht besser.

    (Ausgenommen von dieser Kritik sind selbstverständlich alle Linksparteiler, die der überparteilichen Vereinigung angehören, der ich vorsitze 😉

  14. Dabei muss man allerdigns beachten, dass diese Unteraufschlüsselungen in der Zeit-Umfrage nur
    sehr begrenzt aussagefähig
    sind.