Julia Seeliger
  • Dokumentation: Frauen in den Medien

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    25. July 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Barbara Steffens, Landtagsabgeordnete in NRW und frauenpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, hat eine lesenswerte Dokumentation (PDF) zu der Veranstaltung “MACHT.FERNSEHEN.FRAUEN – Einfluss des Fernsehens auf die Berufsorientierung von Mädchen und jungen Frauen” herausgegeben.

    Hintergrund der Veranstaltung ist die Tatsache, dass Frauen mehrheitlich schlechtbezahltere Berufe als Männer wählen, woraus Einkommensunterschiede resultieren, was letztlich zu einem größeren Armutsrisiko führt. Die Veranstaltung versuchte den Gründen für die unterschiedlichen Berufswahlen – die TOP-3 der Ausbildungsberufe bei Mädchen sind Bürokauffrau, Arzthelferin und Einzelhandelskauffrau, während sich Jungs für Berufe wie KFZ-Mechatroniker, Elektroniker und Anlagenmechaniker werden. Im akademischen Bereich sieht es ähnlich aus.

    Welchen Einfluss hat das Fernsehen auf die Berufswahl – Hintergründe lassen sich in der 30-seitigen Dokumentation nachlesen. Ein paar Auszüge:

    Weibliche Vorbilder im Fernsehen

    Wenn Frauen in der Ausübung ihres Berufes gezeigt werden, dann schwerpunktmäßig in Dienstleistungsberufen, selten im Handwerk und kaum im produzierendem Gewerbe. Gezeigt werden Frauen darüber hinaus im Hotelfachgewerbe, als Bäckerin, Putzfrau und Nonne.

    Bei den Darstellungen im akademischen Bereich sehen wir Tierärztinnen, Gerichtsmedizinerinnen, Richterinnen, Lehrerinnen und Staatsanwältinnen. Frauen sind, dem modernen Lifestyle entsprechend, auch Designerinnen, Polizistinnen und Kommissarinnen. Nicht zuletzt durch die häufige Darstellung in Fernsehserien ist der Beruf der Krankenschwester wieder begehrter. Hier setzt das Fernsehen positive Impulse.

    Kaum Frauen in Führungspositionen, viele Single-Frauen

    Nur wenige Frauen werden in Führungspositionen gezeigt, wobei real der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Zweifel noch geringer ist. Bezogen auf die Lebensform ist hervorzuheben, dass die Vielzahl der dargestellten Singlefrauen sich nicht im regelmäßig erhobenen Mikrozensus der bundesdeutschen Realität bestätigt. Dort sind Frauen in Paarbeziehungen mit Kindern viel häufiger als in den fiktionalen Darstellungen des Fernsehens.

    Kritik an den dargestellten Frauenbildern

    Eva Kohlrusch, Journalistin, folgerte in ihrem Eröffnungsreferat bei dieser Tagung im Hinblick auf die mediale Darstellung von Frauen: Frauen im Fernsehen sind blonder, dünner, kinderloser, jünger, gesünder und vor allem seltener als im wirklichen Leben. Weibliche Rollen sind inzwischen zwar vielfältiger, Frauen dürfen auch frech, klug und stark sein. Trotzdem sind Männer – jüngere oder ältere die Helden des Programms. Sie werden über ihr Handeln und Frauen über ihr Aussehen definiert. „In den Realityromanzen und in Liebesfilmen sind die Frauen zwar ziemlich tough, aber sie haben immer noch vorwiegend IHN im Kopf. Sie verdienen ihr eigenes Geld, aber wie vorgestern warten sie auf Mister Right.“ (Kohlrusch, S. 13)

    Fazit: Fernsehen hat Vorbildfunktion

    Welche Rolle sollten nun die Medien bei der Berufsorientierung spielen? Wie kann der Einfluss von Fernsehen, der zwar nicht ganz klar feststellbar, aber auch nicht zu leugnen ist, positiv genutzt werden? Für die Aufklärung junger Menschen ist eine realistischere Darstellung von Berufsbildern wichtig. Fernsehen ist insoweit ein Fenster zur Berufswelt. Diese Kritik ist in die Sender hinein zu tragen. Ob zusätzlich Selbstverpflichtungserklärungen in einem Ethik-Codex anzustreben wären, mag dahin stehen. Sinnvoll wären in jedem Fall spezifische Sendungen zur Berufsorientierung, z.B. im Schulfernsehen, die zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Themenfeld in den Schulen verfügbar sind. Für die kritische Nutzung und Verwertung der Bilderfluten, die uns heute überschwemmen, ist nicht nur im Hinblick auf die Berufswahl, sondern ganz generell die Erziehung zur Medienkompetenz unabdingbar.


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6 Responses to “Dokumentation: Frauen in den Medien”

  1. “Nicht zuletzt durch die häufige Darstellung in Fernsehserien ist der Beruf der Krankenschwester wieder begehrter. Hier setzt das Fernsehen positive Impulse.”

    wie furchtbar, so einen Nonsense habe ich lange nicht gehoert, die ‘Krankenschwester’ ist ungefaehr das Heimchen-Dual zur Kindergaertnerin und der Schrecken jedes aufgeklaerten Patienten. Koennte man nicht eine Petition zur Abschaffung des Berufbildes ‘Krankenschwester’ initialisieren: wir werden wir diese ahnungslosen, Autoritaets-fixierten, RTL2-glotzenden Krankenschwestern los. Die Arzthelferin ist ein typischer Beruf aus der Wilhelminischen Aera, all das koennte man WEGRATIONALISIEREN.

    Schon die Medizinabsolventen kommen ueber einen Durchschnitts-IQ von 115 nicht hinaus, wieviel Raum bleibt denn da fuer die Krankenschwestern? Koennte man als Patient nicht einfach seine Ruhe haben im Krankenhaus, waere das moeglich?

  2. Jener Satz fiel mir auch auf, meine Erklärung: Es scheint in NRW viel zu wenige Menschen (Frauen) zu geben, die Krankenpfleger/in werden möchten.

    Was nichts daran ändert, dass die saumäßig schlechte Bezahlung dieser Berufsgruppe verbessert werden muss.

  3. meiner Meinung nach koennte man das verheerende Image dieser Berufsgruppe nur dadurch steigern, dass man konsequent auf eine Maennerquote achtet, maennliche Krankenpfleger sind zwar i.a. noch schlimmer, d.h. brutaler, noch autoritaetshoeriger etc., das liegt aber nur daran, dass die gesamte Ausbildungskonzeption murks ist. Wuerden da Maenner auftauchen, wuerde man sich innerhalb seiner Stereotypie evtl. darauf besinnen, dass Krankenpfleger all das machen koennten, wozu Aerzten die Zeit fehlt, es koennte eine psychologische Ausbildung her, ein paar profunde Physiologie- und Molekularbiologie-Kurse, Soziologie- und Literatur-Seminare etc., am besten ein Bachelor-Studium fuer jede(n) KrankenpflegerIn, all das wuerde dieses aeh-junger-Mann-jetzt wird-aber-geschlafen und der-Doktor-hat-aber-gesagt-Image der Krankenschwestern endlich tilgen.

  4. Solche und ähnliche Berichte lese ich schon seit Jahren. Ich glaube nicht, dass man eine echte Änderung mit einem an den kulturellen Mainstream apellierenden, quotenabhängigen Fernsehen überhaupt noch hinbekommt.

    Stärken wir lieber die Alternativen! Es gibt gerade im Netzzeitalter mehr als genug Wege, an Unterhaltung in Video-Form zu kommen.

  5. Ich persönlich ärgere mich immer, wenn Arzthelferinnen/bzw. neu Medizinische Fachangestellte in Serien und sonst. Berichten als Sprechstundenhilfen tituliert werden. Das karteikartentragende, kaffekochende, teilweise etwas naiv dargestellte Helferlein in der Arztpraxis. Die Medien haben sich noch nicht mit der Weiterentwicklung unserer Berufe auseinandergesetzt und leider haben die einen großen Einfluß auf die öffentliche Meinung. Unsere Berufe haben sich in den letzten 45 Jahren rasant weiterentwickelt. Viele von uns sind hoch qualifiziert und vielfach fort- und weitergebildet.
    Im Gegensatz zu den Pflegeberufen, in denen jetzt doch häufiger Männer zu finden sind, überwiegen in den Arzt- und Zahnarztpraxen die Frauen.
    Helferin kommt von Frauenarbeit, Ehrenamt umsonst und so wird sie vielfach noch vergütet. Viele Ärzte halten sich nicht mal an den Tarif und was noch besser ist, die Zahnärzte haben es bis auf wenige Kammern überhaupt nicht nötig, Tarifverhandlungen zu führen.
    Viele meiner Kolleginnen müssen von dem bisschen Geld auch noch Ihre Familien über Wasser halten, teilweise trotz Fulltime-Job Unterstützung vom Staat beantragen.
    Armes Deutschland.

  6. […] fernsehener liegt dass eigentliche Problem des Deutschen Schulsystems: > Das > einzigste was von den Schuelern verlangt wird ist stures > Auswendiglernen und das wortwoertliche Widergeben des vom Lehrer > vorgegeben Inhalts. Vom Verstaendniss der Materie, oder gar > kritischen > Umgang mit der Materie dass wird nicht verlangt. Interesse und > eigne > Nachforschungen in einem Fach werden sogar bestraft! Nur als > Beispiel, > habe ich eine schlechtere Note auf ein Referat in Chemie bekommen > weil > ich dem Lehrer unbekannten Inhalt presentierte die er nicht > wahrhaben > wollte (Supraleitfaehigkeit von Nanotubes). Klar das kein Schueler > Interesse entwickelt, und den Unterricht als Nutzlos und oft sogar > as > Schikane ansieht. Schade, dass du diese Erfahrungen machen musstest. Es ist allerdings wenig angebracht, dass du deinE LehrerIn und deren Unterricht nun stellvertretend für *alle* LehrerInnen und den gesamten Unterricht in Deutschland anführst… Wenn deine Erfahungen “nur als Beispiel” gemeint sind, so halte ich dagegen: so weit ich weiß, steht in keinem Lehrplan das Lernziel *Auswendiglernen* als maßgeliches Ziel an oberster Stelle. Im Gegenteil… Hauptziele sind: die Entwicklung von Teamfähigkeit, die Entwicklung von Lernstrategien, der kritische Umgang mit a) Medien b) Quellen, usw. Andreas […]