Julia Seeliger
  • Karl in der Türkei: Nationalismus und Militarismus

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    29. October 2007 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Karl Bär, Mitglied des Bundesvorstandes der GRÜNEN JUGEND, Student der Islamwissenschaft und gerade auf Gastsemester in Istanbul, hat im Blog der Grünen Jugend den Artikel “Für das Vaterland zu sterben ist uns eine Selbstverständlichkeit” über die Situation in der Türkei geschrieben. Ein paar Auszüge:

    Es ist alles voll mit Flaggen. An jedem Gebäude. Und wenn das Gebäude ein sehr großes Gebäude ist, dann ist die Flagge eben sehr groß. Oder es hängt noch ein Portrait von Atatürk daneben. Das Ding, das an dem Fahnenmast am Reichstag hängt ist wirklich garnichts. Man stelle sich eher mal das Gebäude vom Bayerischen Rundfunk am Münchner Hauptbahnhof vor, wenn es zu zwei Dritteln mit einer Deutschlandflagge geschmückt ist…

    Warum also gehen die Leute hier gerade so ab? Das hat mit den Kurden zu tun. In der Türkei war von Ende der Achtziger bis Ende der Neunziger eine Art Bürgerkrieg, in der die PKK (Partiya Karkerên Kurdistan – Arbeiterpartei Kurdistans) und die türkische Armee gegeneinander mit Waffengewalt kämpften und ca. 30.000 Menschen getötet wurden. Momentan sieht es so aus, als würde der Konflikt wieder aufflammen.

    Die türkische Armee ist mit über 500.000 SoldatInnen die zweitgrößte in der NATO. Davon sind mindestens zwei Drittel Wehrdienstleistende. In der Türkei ist der Wehrdienst sehr hart und es gibt nicht die Möglichkeit, aus Gewissensgründen zu verweigern.

    Ohne Wehrdienst geleistet zu haben und ohne einen negativen Musterungsbescheid vorweisen zu können kann man(n) in der Türkei keinen Paß beantragen, keine legale Arbeit ausüben, darf nicht wählen und nicht heiraten.

    Die beiden Oppositionsparteien CHP und MHP werfen der Regierung vor, den USA gegenüber zu nachgiebig zu sein. Ihnen kann der Krieg nicht schnell genug kommen. Durch die ständigen Demos kommt die Regierung unter Druck. Viele Leute teilen diese Ansicht. Selbst von den StudentInnen an meiner Uni sind viele klar für den Krieg.

    Schuld daran sind meiner Ansicht nach die Medien und der politische Diskurs in diesem Land, der sehr nationalistisch geprägt ist. In den Zeitungen und im Fernsehen hier wird für die Wehrpflichtigen, die dort unten gestorben sind, der Begriff “Märtyrer” (Şehit) verwandt. Die vielen Flaggen, die hier überall herumhängen, sind auch zu anderen Zeiten, ohne Nationalfeiertag und drohendem Krieg, überall präsent.


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5 Responses to “Karl in der Türkei: Nationalismus und Militarismus”

  1. Hm, steht hier deshalb noch kein Kommentar, weil Zeitrafferin selbst nicht Meinung bezogen hat? Wie wär’s, Julia? Du zitierst hier etwas – und mir ist das jüngst auch an einer anderen Stelle aufgefallen -, das man bereits in einem anderen Blog findet, also auch dort kommentieren kann. Hier wäre gerade deine Meinung mal interessant gewesen – oder bedeutet kein Kommentar automatisch, dass du dich den Zitaten anschließt?

  2. Ich habe den Reisebericht von Karl verlinkt. Ich habe andere LeserInnen als das Blog der Grünen Jugend, möchte aber den politisch aktuellen Artikel promoten, einen Artikel, der eine weitere Möglichkeit bietet, sich über die Thematik zu informieren.

    Mich würde jetzt auch interessieren, welche Aussagen in diesem Artikel Du kritisch siehst.

    Drittens finde ich deine Einwände nicht überzeugend. Du hast sehr wohl die Möglichkeit, innerhalb der Kommentarfunktionien nachzufragen, ob ich ein gewisses Zitat mir jetzt zu Eigen mache.

  3. Hrgeue hat allerdings in einem Aspekt nicht ganz unrecht: die globalen Kommentarminima treten genau an den Stellen auf, an denen auf irgendeine Art ein Abgrund durchschimmert, der sich nicht nicht-trivial auf die herrschende Diskurssituation projiziert: dazu gehoeren Themen wie ‘Nationalismus in der Tuerkei’ bzw. ‘wie sehen gruene Erasmus-Studenten das’ oder auch ‘Mobbing tuerkischstaemmiger Gruener’, man hoert selten soviel beredtes Schweigen.

  4. Liebe Menschen

    was ist das Problem?

    Was ist das inhaltliche Problem mit meiner Kritik am wachsenden Nationalismus in der Türkei? Ist doch aus der Zusammenstellung deutlich geworden, oder?

    Was ist euer PROBLEM?

    Warum gibt es die Kommentar-Funktion?

  5. ..gar kein Problem, ich wunderte mich ueber die spaerlichen Kommentare ueber solche und aehnliche Themen. Zudem ist das Thema evtl. ein klein wenig stereotyp ausgeleuchtet, evtl. waeren hier ein paar Gegenerfahrungen interssant. Aber vielleicht hat die niemand.