Julia Seeliger
  • Der gute Tagesspiegel!

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    8. April 2008 | Trackback | Internet ausdrucken
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    Im Tagesspiegel findet sich ein guter Text über die Plakatkampagnen zur Tempelhof-Schließung. “Argumente im Tiefflug” heißt der Kommentar von Katrin Zeug – kritisch wird mit den Plakaten der ICAT umgegangen

    Inhaltlich dagegen sind sie völlig nichtssagend. „Alle Macht geht vom Volke aus!“ Das hat nichts mit dem Flughafen zu tun. Soll das ein Grund dafür sein, ihn zu erhalten? Oder soll mich überzeugen, dass 74 Prozent der Berliner dafür sind? Wer wird denn hier als Berliner gezählt, mich haben sie bisher noch nicht gefragt. Ich glaube, die haben einfach etwas geschrieben, was keiner anfechten kann – mit dem Ergebnis, dass jetzt keiner weiß, was gemeint ist.

    Auch die große Gegenkampagne, die mit Sprüchen wie “Ick flieg uff Berlin, aba nich von Tempelhof” wirbt, kriegt ihr Fett weg

    Aufgeschriebener Akzent geht nicht. Das ist anbiedernd. Was besonders authentisch rüberkommen soll, wirkt aufgesetzt und gemacht. Hier soll eine Volksnähe suggeriert werden, die absolut peinlich ist. Die Leute erscheinen dumm. Das zieht die ganze Initiative auf das niedrigste Niveau. Irgendwie bekommt man das Gefühl: Wenn ich gegen den Flughafen bin, bin ich leichenblass und blöd.

    Noch positiv bewertet wird das CDU-Plakat

    Der Spruch des CDU-Plakates „Ich bin ein Berliner“ dagegen ist nicht schlecht. Kurz und knackig. Prägnant – vielleicht ein bisschen zu bekannt – aber in diesem Zusammenhang neu. Der Satz schafft womöglich alles, was die Kampagne will: ein bisschen Rosinenbomber-Erinnerungen und Emotionen wecken. Besser als diese emotionale Schiene anzuspielen wäre es aber, sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

    Und am beliebtesten bei der Kommentatorin? Unser Plakat

    Da stürmen Kinder das Flugfeld, wir sehen einen Park mit Menschen, so wie es im neuen Tempelhof einmal werden könnte. Dem Betrachter wird nicht nur geraten „Nein“ zu sagen, sondern ein fröhliches „Ja“ angeboten: „Für Berlin!“. Hier zeigen die Grünen, wie heute Kommunikation gemacht wird: Unaufgeregt, sachlich kompetent, positiv und optisch ansprechend. Das ist eine Wohltat.

    Finde ich auch – ist wohl doch nicht nur eine Frage der “Gewöhnung an typisch grüne Bildsprache”. Als wir als Landesvorstand der Gesamt-Kampagne – jene mit den blassen Menschen – zustimmen mussten, haben wir das zähneknirschend gemacht, weil wir Teil eines großen Bündnisses sind. Jetzt wird deutlich, dass auch andere die populistische Kampagne mit den “einfachen Berlinern” nicht ansprechend finden.

    Peinlich ist das für die SPD – und für die Agentur, die dafür verantwortlich ist. Ein neuer Tiefpunkt aus dem Hause “Zum Goldenen Hirschen”.


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5 Responses to “Der gute Tagesspiegel!”

  1. Vielleicht peile ich es wirklich nicht, aber warum verwendet die CDU den Satz “Ich bin ein Berliner” (von JFK) um Tempelhof zu retten?

    Anhalter

  2. habe den tagesspiegel artikel auch soeben gelesen und fand ihn super. dieses “klassenkampf” ding fand ich bei der anti- tempelhof aktion von anfang an daneben. dass seyfried und die grünen so super weg kommen finde ich toll! ich hätte nie gedacht dass diese plumpe “blasse” aktion mit dem wirklich lächerlich wirkenden berlin- akzenten drin vom goldenen hirschen ist…tiefpunkt, du sagst es!

  3. […] Ich verwies dann noch darauf, dass die CDU garantiert ein genauso polemisches Volksbegehren wie bei Tempelhof starten würde, wenn es im Berliner Abgeordnetenhaus eine Mehrheit für die flächendeckende […]

  4. Wer übrigens am Wahltag nicht anwesend ist: Man muss sich die Briefwahlunterlagen nicht schicken lassen, sondern kann diese persönlich im Wahlamt “abholen” und bei dieser Gelegenheit gleich wählen und spart sich somit den Gang zum Briefkasten. Die Bürgerämter haben eigene Büros für die Wahl bereitgestellt, man muss also NICHT an der normalen Bürgeramtschlange anstehen, sondern kann direkt reingehen. Wahlbenachrichtigung mitnehmen, Ausweis, Kreuz bei nein machen und wieder gehen, ist eine Sache von 5 Minuten.

  5. Da sind Sie vielleicht nicht alt genug dazu 🙂 Der Spruch des amerikanischen Präsidenten “Ich bin ein Berliner” und seine Rosinenbomber, die über den Flughafen Tempelhof während der Blockade durch die Russen Berlin am Leben erhielten, sind bei älteren Berlinern sicher unvergessen und sehr emotional besetzt. JFK, dieser Satz und Berlin Tempelhof gehören untrennbar zusammen. Kalter Krieg in seiner reinsten Form. Aber wie man sieht, können viele Menschen nichts (mehr) damit anfangen … warum auch, lang vorbei. Keine gute Idee, eine Kampagne so rückwärtsgerichtet und rein emotional aufzuziehen.